Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Geißlertwiete

Winterhude (1929): Hermann Geißler (25.10.1859 Olbersdorf -7.1.1939 Hamburg), Architekt


Siehe auch: Martin-Haller-Ring
Siehe auch: Warburgstraße
Siehe auch: Meerweinstraße

Die Verkehrsfläche wurde bereits zu Lebzeiten von Hermann Geißler benannt.

Robert Hermann Geißler war der Sohn von Juliane Wilhelmine Geißler, geborene Ziegner und Karl Gustav Geißler. Nach dem Besuch der Realschule absolvierte Geißler eine Lehre als Maurer, Zimmermann und Steinmetz und studierte an der Bauschule.

Im Alter von 19 Jahren ging er 1878 nach Hamburg, „wo er am Durchbruch und der Bebauung der von den Gebrüdern Wex [siehe: Wexstraße] geplanten Straße Colonnaden mitwirkte. In der Folgezeit war er für das Postbaubüro sowie die Zittau-Reichenauer Eisenbahn tätig. Auch an der Projektierung des neuen Bremer Hauptbahnhofs war Geissler beteiligt, bevor er im November 1885 als Bauleiter des Rathausneubaus nach Hamburg zurückkehrte“, 1) schreibt Jan Lubitz in seiner Biographie über Geißler. Dabei gehörte Geißler nicht zu der Gruppe der Architekten, die den Rathausbaumeisterbund ausmachte und der von dem Architekten Martin Haller (siehe: Martin-Haller-Ring) geleitet wurde.

Nachdem der Rathausbau vollendet war, nahm Martin Haller Geißler 1898 als Partner in seinem Büro auf. „Haller, der ein Hochschulstudium absolviert hatte, blieb kreativ führend, Geißler, der den Beruf praktisch erlernt hatte, übernahm meist die Bauausführungen und organisatorische Aufgaben.“ 2)

In dieser Zeit wurde Geißler Vater. Verheiratet war er mit Linda Wäntig (5.4.1871 – 21.12.1940). Das Paar bekam in den Jahren 1895, 1897 und 1898 zwei Töchter und einen Sohn. Der Sohn Hermann wurde Dipl. Ingenieur und im Zweiten Weltkrieg als Soldat vermisst gemeldet.

Geißler und Haller: „bauten bis zum Ersten Weltkrieg in einer Epoche der florierenden Baukonjunktur zahlreiche Privathäuser, Bankgebäude und Bürobauten. Aufträge erhielt die Sozietät zumeist aufgrund Hallers gutem Ruf. Während dieser Zeit entstanden unter anderem das Afrikahaus, das Haus Belvedere (1903/04) und das Slomanhaus. Diese Bauwerke sind moderne Skelettkonstruktionen, die nur wenig schmückendes Dekor aufweisen. Die Bankgebäude gestalteten die Architekten hingegen nach den Repräsentationswünschen ihrer Auftraggeber deutlich anders: die Gebäude der Dresdner Bank am Jungfernstieg (1898/99), der Hamburger Vereinsbank (1900–1902) oder des Bankhaus Warburg (siehe: Warburgstraße) sind traditionell und im Stil der Neorenaissance gehalten.“ 3)

Als Haller 1914 aus Altersgründen aus der Bürogemeinschaft ausschied, führte Geißler das Geschäft allein weiter. Er übernahm die Stammkunden und erweiterte oder baute deren Gebäude um.

Er hatte aber auch etwas Eigenes. „Bereits seit 1905 war er als beratender Architekt für den Kirchenrat der Evangelischen Kirche tätig und hatte zusammen mit Julius Faulwasser und Emil Meerwein [siehe: Meerweinstraße] den Wiederaufbau der 1906 abgebrannten St. Michaeliskirche betreut.“ 4) Von dieser Seite bekam Geißler immer wieder neue Aufträge, so dass er 1926 mit Otto Wilkening in eine gemeinsame Sozietät trat, um u. a. solche Aufträge auszuführen, wie z. B. die 1929/30 erbaute Ansgarkirche in Hamburg-Langenhorn.

Anfang der 1930er Jahre zog sich Geißler aus dem Geschäft zurück. Als die Nationalsozialisten die Macht übernahmen, war Geißler 73 Jahre alt. Weder in der NSDAP-Zentralkartei noch in der NSDAP-Gaukartei des Berlin Document Center im Bundesarchiv findet sich eine auf Hermann Geißler ausgestellte Mitgliederkarte, so dass sich eine Parteimitgliedschaft darüber nicht nachweisen lässt.