Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gerntkebogen

Bergedorf (1979): Max Gerntke (17.7.1895 Hamburg – 4.5.1964 Hamburg) [1], Architekt.


Max Gerntke wurde in einer Wohnung im Bäckerbreitergang 60 geboren. Seine Mutter war Bertha Ida Gerntke, geb. Brettschneider, sein Vater Louis August Wilhelm Gerntke. [2]
Max Gerntke wohnte später in der Papenhuder Straße 32.

Nach einer Lehre als Maurer und dem Besuch der Baugewerkschule studierte er an der Hamburger Kunstgewerbeschule und war dann ab 1922 als freier Architekt tätig. Manfred Fischer schreibt in seinem Kurzprofil über Gerntke: „1925 gründete er gemeinsam mit dem Hamburger Heinrich Esselmann eine Büro-Sozietät, die bis 1932 Bestand hatte.

In diesen besonders kreativen Jahren entstanden die wichtigsten auf seine künstlerischen Ideen zurückgehenden Bauten in Hamburg und vor allem in Altona. Stark beeinflusst von seinem Lehrer, dem expressionistischen Bildhauer Johann Bossard [siehe: Bossardstraße] (…), ließ Gerntke bei privaten Aufträgen seiner Phantasie freien Lauf und arbeitete mit erregten, kristallinen Gestaltungen, übersteigerten Proportionen und gestreckten Baugliedern, blieb aber stets auf der Grundlage tradierter niederdeutscher, ländlicher Baugewohnheiten in der Art von Bernhard Hoetger (Bremen) und zum Teil auch Fritz Höger (Hamburg) [siehe zu ihm unter: Recha-Lübke-Damm]. In dieser Zeit entstanden in den westlichen Vororten mittelgroße Villenbauten. (…) Beachtenswert ist (..) Gerntkes 1925 gemeinsam mit dem Bildhauer August Henneberger gestaltetes Gefallenen-Ehrenmal des Infanterie-Regiments 31 in Altona, eine hohe Stele mit Keramik und Klinker in spitz gebündelten, schlanken Bauformen. Erhalten ist zudem als Denkmal der 1927/28 umgestaltete Bau der traditionellen Elbschloßbrauerei in Nienstedten an der Elbchaussee (…).“ [3]

Zum Gefallenen-Ehrenmal bei der St. Johanniskirche in Altona an der Max-Brauer-Allee ist anzumerken: 1996 schuf Rainer Tiedje ein Gegendenkmal dazu, das vor dem Denkmal von Gerntke aufgestellt wurde. Dazu heißt es in „Gedenkstätten in Hamburg. Ein Wegweiser zu Stätten der Erinnerung an die Jahre 1933 bis 1945“: „Die überlebenden Mitglieder des Infanterie-Regiments Nr. 31 hatten es nach dem Ersten Weltkrieg bei den Architekten Heinrich Esselmann und Max Gerntke in Auftrag gegeben. An jeder der drei Seiten des säulenartigen Klinkermonuments stehen überlebensgroße, nackte Kriegerfiguren, die jeweils verschiedene antike Waffen tragen. Sie sollen kämpferisches Heldentum als zeitlose Form propagieren, in der sich der Einzelne im Kampf Mann gegen Mann zu bewähren hat. Diese Darstellung blendet die Realität der Kriegsführung insbesondere des Ersten Weltkriegs aus, die mit sich stetig steigernden Materialschlachten ein bis dahin noch nicht gekanntes Massensterben zur Folge hatte. Noch bis in die 1970er Jahre fanden anlässlich des Volkstrauertages regelmäßig Feierstunden der ehemaligen Regimentsangehörigen am Denkmal statt.

1994 beschloss die Kirchengemeinde Sankt Johannis, auf deren Grundstück die Säule steht, das von ihr so genannte ‚Kriegerkultmal‘ umzugestalten. Mit Hilfe eines studentischen Projekts des Fachbereichs Gestaltung der damaligen Fachhochschule Hamburg wurde dieses Vorhaben verwirklicht. Nach Ausstellung mehrerer unterschiedlicher Entwürfe wurde 1996 schließlich der in Altona lebende Künstler Rainer Tiedje mit der Realisierung des Gegendenkmals beauftragt. Tiedje umstellte das Kriegerdenkmal mit drei Tafeln aus Acryl, auf denen sich im Kontrast zu den antiken Helden leidende Männer vor Schmerzen winden. Dies auf Augenhöhe mit den alten Kriegern.

Gedenkveranstaltungen, auf denen die Tafeln nicht beachtet werden, sind auf Grund der Positionierung unmittelbar um das alte Kriegerdenkmal herum nun nicht mehr möglich.“ [4]

In der NS-Zeit trat Gerntke nicht der NSDAP bei. Er war in dieser Zeit Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste.[5] Diese war Teil der Reichskulturkammer, die „ein Instrument nationalsozialistischer Kulturpolitik [war]. (…) Aufgabe (…) war eine einheitliche Kulturförderung und die Regelung der sozialen und wirtschaftlichen Belange der Kulturschaffenden, die zur Mitgliedschaft verpflichtet waren. Zudem erhielt die Reichskulturkammer [Oberbegriff für die verschiedenen Kammern wie Reichsschrifttumskammer, Reichspressekammer, Reichstheaterkammer, Reichsfilmkammer, Reichsmusikkammer, Reichskammer der bildenden Künste] die Möglichkeit, Mitglieder abzulehnen und damit Berufsverbote auszusprechen. Der Propagandaminister hatte gleichzeitig den Vorsitz der Reichskulturkammer inne, der auch inhaltliche Vorgaben für die kulturelle Gestaltung erlaubt waren. Ideologisch bedeutete die Einrichtung der Reichskulturkammer die Abkehr vom demokratisch-individualistischen Kulturaufbau him zum völkisch-einheitlichen Kulturleben unter staatlicher Lenkung. (…) Mit Hilfe der Kammern konnten Goebbels und sein Ministerium eine weitgehende Kontrolle über die Zwangsmitglieder ausüben.“ [6]

Zum Militärdienst war Gerntke im Zweiten Weltkrieg nur vom 26.8.1939 bis 12.9.1939 eingezogen. Dann wurde er wegen „Bautätigkeit“ zurückgestellt. Manfred Fischer schreibt: „Es ist später stiller geworden um den einst so Erfolgreichen. Er konzentrierte sich mehr auf Geschäftsbauten und Innenausbau. Nach Kriegsende gestaltete er als Erster auf der Ruine des Altbaues den neuen Alsterpavillon am Jungfernstieg, den Ferdinand Streb 1952/53 zur heutigen Form umgestaltet hat.“ [7]