Gersonweg
Bergedorf (1979): Hans Gerson (19.3.1881 Magdeburg - 14.10.1931 Hamburg), Oscar Gerson (11.7.1886 Magdeburg - 25.12.1966 Berkeley (USA)), Architekten
Das ehemalige Wohnhaus Gerson befindet sich an der Jürgensallee 134.
Ina Lorenz schreibt über die Herkunft und die Ausbildung der Brüder Gerson: „Die Eltern der beiden Brüder, Ernst und Bertha Gerson, geb. Reichmann, übersiedelten 1887 von Magdeburg nach Hamburg, wo der Vater als Kaffee- und Zuckermakler tätig war. Die Söhne studierten in München Architektur, um dann 1907 in Altona ein gemeinsames Atelier zu eröffnen, das von Anfang an erfolgreich war“. 1)
Die Brüder Hans und Oscar heirateten die Schwestern Elisabeth (5.11.1887 Hamburg – 15.7.1965 Berkeley USA) und Martha Senta Rosenfeld (18.8.1892 Hamburg – 11.9.1967 Berkeley). 2) Dadurch ergaben sich Beziehungen zur „tonangebenden“ Hamburger Gesellschaft. So war der damalige Finanzsenator Carl Cohn (Carl-Cohn-Straße) ein Bruder der Schwiegermutter der Gerson-Brüder. Carl Cohn unterstützte z. B. durch seine Mitgliedschaft den Verein Soziale Hilfsgruppen, ein Zweigverein der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.
Die Ehepaare Gerson bekamen jeweils drei Kinder.
Im Wikipedia Eintrag zu den Brüdern Gerson heißt es über den beruflichen Weg der beiden Architekten: „Bis zum Ersten Weltkrieg errichteten sie zwanzig Privat- und Landhäuser für wohlhabende Hamburger Kaufleute (z. B. Nicolaus Darboven, Paul Böger, Max Warburg) und gewannen damit Kontakte zur lokalen Hamburger Elite. (…). Durch Bau und Verkauf von Wohnhäusern auf eigene Rechnung erwarben die Brüder einen gewissen Wohlstand, der es ihnen erlaubte, als Kunstmäzene aufzutreten. (…).“ 3)
Später trat noch der Bruder Ernst in das Geschäft ein. Die Brüder Gerson wurden bedeutende Architekten, die auch international besonders durch ihre Kontorhäuser bekannt wurden. Viele dieser Bauten befinden sich im Kontorhausviertel in Hamburg. Dazu schreibt Karl H. Hoffmann: „Über Hamburg hinaus bekannt wurden die Gebrüder Gerson in den zwanziger Jahren durch den Bau von Kontorhäusern: Thaliahof, Meßberghof, Sprinkenhof (mit Fritz Höger). Das Erstaunlichste dabei ist, das die drei Gebäude in ihrer äußerlichen Gestaltung völlig verschieden sind. Der Sprinkenhof fasziniert durch das Rautenmuster aus Backstein, mit dem die gesamte Außenfassade überzogen ist, der Thaliahof mit seinen dreieckigen Erkern wirkt überraschend leicht, der Meßberghof ist streng und monumental. Eine böse Ironie des Schicksals wollte es, dass sich ausgerechnet im Meßberghof während des Dritten Reiches eine Firma niederließ, die Zyklon B vertrieb - jenes Gift, mit dem hunderttausende Juden getötet wurden. Hans und Oskar Gerson waren auch jüdisch“. 4)
In Hamburg-Eppendorf z. B. ließen die Brüder Gerson Wohnblocks für das „gehobene“ Bürgertum erbauen, so u. a. 1923 den Wohnblock Haynstraße 2–4.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden Ernst und Oskar Gerson – Hans Gerson war 1931 gestorben - wegen ihrer jüdischen Herkunft aus dem Bund Deutscher Architekten ausgeschlossen und beide erhielten Berufsverbot. „Das Architekturbüro durfte nur noch die wenigen Aufträge jüdischer Bauherren übernehmen. Eines der letzten Bauvorhaben war 1937 der Umbau der Hartungstraße 9-11 (92) für den Jüdischen Kulturbund (heute Hamburger Kammerspiele).“ 5)
Ernst Gerson emigrierte mit seiner Familie 1933 über Bulgarien nach Neuseeland. Oskar Gerson blieb mit seiner Familie noch eine Zeitlang in Hamburg, arbeitete für jüdische Bauherren, emigrierte dann aber 1939 nach London und später in die USA. „Erst 1944 konnte G. seinen früheren Beruf als Architekt wieder ausüben; viele seiner neuen Bauherren waren aus Deutschland geflüchtete Juden.“ 6)
Hans Gersons Witwe Elisabeth emigrierte ebenfalls in die USA.