Carl-Cohn-Straße
Alsterdorf (1929 und 1949): Carl Cohn (19.11.1857 Neustrelitz -7.5.1931Hamburg), Senator
Vor 1929 hieß die Straße Lohkoppelweg.
Die 1929 nach Carl Cohn benannte Straße wurde von den Nationalsozialisten 1935/36 umbenannt in Mackensenstraße (Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Heer). (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).
Die Umbenennung geschah, weil die Nationalsozialisten alle Straßen, die sie als „jüdisch“ einstuften, beseitigt sehen wollten.
August von Mackensen (1849-1945) war preußischer Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg gewesen und später Anhänger Hitlers. 1949 wurde die Straße wieder in Carl-Cohn-Straße rückbenannt.
Diese Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgten auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlasst und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)
In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es über Carl Cohn: „Er wurde (…) als Sohn einer jüdischen Familie in Neustrelitz geboren, wo er das Gymnasium Carolinum besuchte. 1877 begann er eine Lehre in der Hamburger Firma David Lippert & Co., die Wollhandel mit Südafrika betrieb. Cohn war beruflich in England, Schottland und Südafrika tätig. Als Lippert & Co 1882 Konkurs ging, gründete er ein Jahr später die Firma Arndt & Cohn mit Niederlassungen in Durban, Port Elizabeth, Johannesburg und Kapstadt und erhielt bald großes Ansehen im Hamburgischen Im- und Exportgeschäft. Neben seiner Tätigkeit als Kaufmann wirkte Cohn außerdem als ehrenamtlicher Handelsrichter und saß im Aufsichtsrat der Hamburger Wasserwerke sowie der Hamburgischen Elektrizitätswerke. Er war von 1913 bis 1929 Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft in der von ihm mitbegründeten Deutschen Demokratischen Partei. In den Jahren 1921 bis 1929 war er Hamburger Senator. Ab 1924 amtierte er als Finanzsenator (…). Cohn gehörte zu den wenigen jüdischen Politikern, die seinerzeit in herausragender Position tätig waren. Anlässlich eines Disputs um die Senatsverkleinerung legte er jedoch 1929 sein Amt nieder. Ihm wurde die Bürgermeister-Stolten-Medaille der Hansestadt Hamburg verliehen, eine der höchsten Auszeichnungen für besondere und bleibende Verdienste um Hamburg. Mit ihm und Max Mendel [siehe: Mendelstraße] schieden bereits vier Jahre vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten die beiden letzten jüdischen Politiker aus dem Hamburger Senat aus.“ 1)
Carl Cohn heiratete 1884 die Kaufmannstochter Aline Cohen (17.3.1859-11.11.1931). Er unterstützte auch die bürgerliche Frauenbewegung durch seine Mitgliedschaft im Verein „Soziale Hilfsgruppen“, ein Zweigverein der Ortsgruppe Hamburg des Allgemeinen Deutschen Frauenvereins.2)