Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Godenwind

Billstedt (vor 1938), nach der Erzählung „Hein Godenwind“ von Gorch Fock


Siehe auch: Gorch-Fock-Wall
Siehe auch: Gorch-Fock-Straße
Siehe auch: Werthweg

Die Verkehrsfläche wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. Siehe zum Schriftsteller Gorch Fock und die Vereinnahmung seiner Werke durch die Nationalsozialisten unter: Gorch-Fock-Straße.

Auch Johann Kinaus (Gorch Fock) Werk „Hein Godenwind“ wurde von den Nationalsozialisten in ihrem Sinne missbraucht. 1934 wurde sogar eine Hamburger Jugendherberge, die sich auf einem Schiff befand, „Hein Godenwind“ genannt. „Die Indienststellung dieser ersten schwimmenden ‚Groß-Jugendherberge‘ wurde im Rahmen einer spektakulären Kundgebung der Hitler-Jugend gefeiert, an der auch ‚Reichsjugendführer‘ Baldur von Schirach teilnahm.“ 1)

Johann Kinau verfasste das Werk „Hein Godenwind de Admirol von Moskitonien. Eine deftige Hamborger Geschichte“ ausschließlich in niederdeutscher Sprache.

Robert Langhanke beschreibt die Handlung u. a. wie folgt: „“Die Handlung des Kurzromans konzentriert sich auf vier Personen [Hein Godenwind, Anna Susanna Butendiek, der Steuermann Jan Dübel und der Seilmacher Eggert Sietas, R. B.], die von Hein Godenwind und seiner Besatzung gestellt werden. Sie gewinnt im Verlaufe des Textes überraschend an Dynamik. Denn während zu Beginn die Lebensumstände der vier Figuren in Hamburg und im Umfeld des Hamburger Hafens humoristisch mit kleinen Seitenblicken auf ihre sozialen Schwierigkeiten geschildert werden, müssen sich diese am Ende des Textes in einer dramatischen, allerdings recht knapp geschilderten Seenot-Situation auf der Nordsee bewähren, etwa den Tod zweier Protagonisten, aber auch dauerhaftes Lebensglück der verbliebenen zur Folge hat.“ 2)

Hein Godenwind, ein pensionierter Admiral aus Moskitonien, muss etwas unternehmen, weil er seit drei Jahren seine ihm zustehende Pension nicht mehr bekommt, die er schließlich zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes benötigt. Hein, so Robert Langhanke: „ist die gesamte Handlung über von der Vorstellung bewegt, mit einem kleinen Schiff, das er auf Grund einer alten Schuld überschrieben bekommt und mit seinen Leuten als Ersatz für die wegen Mietschulden gekündigten Wohnung bezieht, über den Atlantik zu fahren. Dort will er das anscheinend amerikanische Moskitonien erreichen, und sein Geld eintreiben. (…) Die phantastische Moskitonien-Handlung erhält ihren Abschluss durch die Aufdeckung einer einfachen Betrugsgeschichte im letzten Kapitel, in der Hein die vom Konsulatsmitarbeiter Lopez seit Jahren unterschlagene Pension (…) in seiner Kajüte ausbezahlt bekommt (…).“ 3).

In „Hein Godenwind“ kommt auch die Figur des realen Werftbesitzers Julius Caesar Stülcken vor (siehe: Werthweg), der ebenfalls wie Johann Kinau plattdeutsche Erzählungen verfasste und veröffentlichte und ein Förderer Kinaus war.

Zur Frauenrolle in diesem Stück
Die Zimmerwirtin Anna Susanna hat, so Robert Langhanke: „kaum eine eigene Stimme; entwickelt sich aber von der sorgenvollen Hausfrau in der Admirolsstroot zu Beginn des Textes zur brauchbaren Kameradin Heins auf hoher See. Kontur gewinnt die Figur höchstens durch die anfänglichen Besuche bei einer Wahrsagerin, die eine spätere Verbindung mit Hein vorausdeutet, welche am Ende auch eingelöst wird. (…) ‚Deern wat is? Wöllt wi uns Plünnen tohop smieten? Old genug sünd wi jo eegentlich!‘ ‚Smiet jem gern tohop, Hein, dicht genog tosom liggt se all sowieso.‘“. 4)