Hebbelstraße
Uhlenhorst (1899): Friedrich Hebbel (18.3.1813 Wesselburen -13.12.1863 Wien), Dichter.
Siehe auch: Amalie-Schoppe-Weg
Siehe auch: Elise-Lensing-Weg
Siehe auch: Brunhildstraße
Friedrich Hebbel war der Sohn von Antje Margarethe Hebbel, geborene Schubart und des Maurers Claus Friedrich Hebbel. Nach dem Besuch der Volksschule arbeitete er: „als 13-Jähriger kurz als Maurerlehrling. Als die Familie Hebbel wegen einer nicht eingelösten Bürgschaft des Vaters ihr Haus verlassen musste, verschlechterte sich ihre soziale Lage deutlich. Nach dem Tod des Vaters 1827 trat Hebbel in die Dienste des Kirchspielvogts Mohr (…) bei dem er vom Laufburschen zum Schreiber avancierte, allerdings in bescheidenen Verhältnissen lebte. (…).“1) Doch der Vogt besaß eine umfangreiche Bibliothek, und so lernte Hebbel die Literatur kennen und lieben und begann selbst zu schreiben. Seine ersten literarischen Ergüsse erschienen in lokalen Zeitungen.
Friedrich Hebbel hatte nun das Glück, von Frauen gefördert und unterstützt zu werden. Da war zunächst einmal Amalie Schoppe (siehe: Amalie-Schoppe-Weg), die auf den Dichter Hebbel aufmerksam wurde, als er in ihren „Pariser Modeblättern“ Gedichte veröffentlichte. Amalie Schoppe unterstützte Hebbel finanziell und holte ihn 1835 nach Hamburg, wo er im Wissenschaftlichen Verein von 1827 tätig wurde. In Hamburg verliebte sich Hebbel in Elise Lensing (siehe: Elise-Lensing-Weg). Auch sie unterstützte ihn. 1836 bekam Hebbel ein Stipendium und zog völlig mittellos nach Heidelberg. Im Herbst desselben Jahres legte er einen Fußmarsch von Straßburg nach München zurück. In München angekommen, kam er bei einem Tischler unter, in dessen Tochter Josepha Beppi Schwarz er sich kurzzeitig verliebte. 1839 kehrte Hebbel nach Hamburg zurück, wo ihn Elise Lensing wieder aufnahm und umsorgte. Siehe alles weitere zu Hebels Verhältnis zu Frauen, unter: Elise-Lensing-Weg.
In Wikipedia heißt es über Hebbels politische Einstellung und seine Werke: Er: „war stets sozial und politisch engagiert. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung, obwohl er radikalen demokratischen Forderungen immer skeptisch gegenüberstand.
In seinen Werken schildert er oft tragische, schicksalhafte Verkettungen von Ereignissen und macht die sozialen Probleme seiner Zeit zum Thema. Mit scharfen Worten wandte er sich gegen die Dichtung seines Zeitgenossen Adalbert Stifter [siehe: Adalbert-Stifter-Weg], die er als leere Idylle empfand. Kontroversen ging der als aufbrausend geltende Hebbel selten aus dem Weg. Als der von ihm oftmals kritisierte Heinrich Laube Direktor des Wiener Burgtheaters wurde, hatte seine Frau Christine darunter zu leiden; sie bekam, wenn überhaupt, nur noch kleine Rollen. (…)
Als Publizist schrieb er unter anderem für die Wiener Zeitung, die Augsburger Allgemeine Zeitung und die Illustrierte Zeitung aus Leipzig.
In den letzten Lebensjahren litt er zunehmend an Rheuma, wahrscheinlich eine Spätfolge der entbehrungsreichen Jahre, bevor er nach Wien gezogen war. (…) Er starb am 13. Dezember 1863, im Alter von 50 Jahren, in seiner Wohnung in der Liechtensteinstraße 13, Wien-Alsergrund. (…).“ 2).
Über sein literarisches Schaffen schreibt die Internationale Hebbel-Gesellschaft u. a.: „Hebbels Tagebücher zählen - nach Golo Mann - zu den bedeutendsten 100 Büchern der Weltliteratur. Nach Anfangserfolgen mit JUDITH und GENOVEVA gelang ihm der Durchbruch als Dichter erst in Wien, wo er sein persönliches Glück in Christine Enghaus(en), k.k. Hofschauspielerin am Wiener Burgtheater gefunden hat, in Wien, das seine Wahlheimat bis zum Tode geblieben ist. (…)
In Paris vollendete er sein Drama ‚Maria Magdalena‘, das erste Trauerspiel im kleinbürgerlichen Milieu- in die Zukunft weisend! bis heute das am meisten gespielte Werk Hebbels. (…)
Auf der Reise nach Rom schrieb er sein originelles ‚Diarium‘. (…). Wunderbare Gedichte und Epigramme entstanden, doch sein begonnenes Drama ‚Moloch‘ wollte nicht fortschreiten. Seine Vision war ein Melodram, Text und Musik gleichrangig in der Vertonung von Robert Schumann. Von Schumann stammt die Oper ‚Genoveva‘ und weitere Vertonungen nach Hebbel. Es gibt über 200 Hebbel-Vertonungen, die bekanntesten von Johannes Brahms, Peter Cornelius, Max Reger u.A.
Neapel und der Vesuv machten auf Hebbel einen besonderen Eindruck. Sie inspirierten ihn zu tief empfundenen Naturschilderungen, die bis heute jeden Leser fesseln.“ 3)
In Neapel beeindruckten Hebbel insbesondere die Frauen. Er widmete ihnen das Gedicht „Venerabile in der Nacht" und äußerte. „...im Ganzen bestätigte sich mir die allgemeine Erfahrung, dass man in Italien etwas zurücklässt, was man nur dort loswird, und aus Italien etwas mit fortnimmt, was man nur dort erlangt. Auch ich datiere seit meinem römischen Aufenthalt eine neue Epoche."
Eva Pfister schreibt über Hebbels Werke u. a. : „Nach seinem Tod am 13. Dezember 1863 hinterließ er ein umfangreiches lyrisches Werk und ein Dutzend Dramen; auf ihnen beruht sein Nachruhm, vor allem auf ‚Maria Magdalena‘, der ersten deutschen Tragödie, die im Kleinbürgertum spielt.
‚Mein Vater schneidet sich die Kehle ab, wenn ich … heirate mich! – Dein Vater… – Er hat‘s geschworen! Heirate mich, nachher bring mich um! – Liebst du mich? Kommst Du, weil dich dein Herz treibt? Bin ich der Mensch, ohne den du nicht leben und sterben kannst?‘
Das realistische Trauerspiel wurde mit der 1848er Revolution zum Stück der Stunde. Friedrich Hebbel begrüßte zunächst den Aufbruch, wandte sich aber bald wieder vom liberalen Zeitgeist ab. Drei Jahre später schilderte er in seinem Drama ‚Agnes Bernauer‘, wie eine Frau für die Staatsraison geopfert wird. Er wollte damit zeigen, ‚dass das Individuum, wie herrlich und groß, wie edel und schön es immer sei, sich der Gesellschaft unter allen Umständen beugen muss … Das ist eine ernste, bittere Lehre, für die ich von dem hohlen Demokratismus unserer Zeit keinen Dank erwarte …‘
Es ist diese Haltung, die Hebbel später für die Nationalsozialisten so anziehend machte. Allerdings konnten sie den widersprüchlichen Dichter nicht ganz vereinnahmen. So stießen sie sich am christlichen Schlusswort der Trilogie ‚Die Nibelungen‘, und verboten die beiden Dramen ‚Judith‘ und ‚Herodes und Marianne‘ wegen ihres jüdischen Stoffes. ‚Judith‘ wird heute noch gerne gespielt, weil Hebbel die Protagonistin mit einem besonders interessanten, ambivalenten Charakter ausstattete. Um ihr Volk zu retten, will die selbstbewusste Jüdin sich dem Feldherrn Holofernes als Frau anbieten und ihn dann ermorden. Aber sie weiß auch um die Gefahr, dass sie sich in diesen starken Mann verlieben könnte.
‚Holofernes, dieses alles ist dein; ich habe keinen Teil mehr daran … – Gott, lass ihn Gräuel begehen unter meinen Augen, blutige Gräuel, aber schütze mich, dass ich nichts Gutes von ihm sehe!‘“4)