Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Herbstsweg

Barmbek-Nord (1927): Thomas Herbst (27.7.1848 Hamburg – 19.1.1915 Hamburg), Maler.


Siehe auch: Liebermannstraße
Siehe auch: Lichtwarkstraße
Siehe auch: Genslerstraße
Siehe auch: Leiblstieg

Als „Kuhherbst“ wurde der Maler zu Lebzeiten bekannt, denn er malte vielfach Kühe. Die Gesellschaft der Freunde Thomas Herbst kümmern sich darum, dass der Künstler nicht in Vergessenheit gerät.

Herbsts Hauptmotiv war die Landschaft Norddeutschlands mit ihren Dörfern, Menschen und Tieren. Er war der Sohn von Ida Herbst, geborene Kunhardt und des Altphilologen und Professors am Johanneum Dr. Louis Ferdinand Herbst und „entwickelte sehr früh eine Leidenschaft für das Zeichnen und hatte während seiner Schulzeit auf dem Johanneum Zeichenstunden bei Günter Gensler [siehe: Genslerstraße].“ 1)

Über Herbsts weiteren künstlerischen Werdegang heißt es in Wikipedia: „1865 nahm Herbst Unterricht bei Jacob Becker am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main. Ein Jahr später begann er ein Studium an der Akademie der Künste in Berlin bei Carl Steffeck. Im Jahr 1868 studierte er mit seinem Freund Max Liebermann [siehe: Liebermannstraße] an der Weimarer Akademie bei Charles Verla.“ 2) Liebermann hatte Herbst an der Berliner Akademie kennengelernt. Die beiden studierten dann fünf Jahre an der Kunstschule in Weimar.

„Von 1873 bis 1876 lebte er in Düsseldorf und unternahm von dort aus Reisen nach Holland. 1876/1877 lebte er in Paris zusammen mit Max Liebermann und hielt sich 1878 zu Studienzwecken in München auf. Dort bekam er Kontakt zur Münchner Sezession und zu Wilhelm, Leibl [siehe: Leiblstieg].

Ab 1884 lebte Herbst wieder in Hamburg und hatte sein Atelier in St. Georg; [Koppel 12] (…). 1890 unternahm er Malstudien mit Carl Rodeck. Im Jahr 1897 war er Gründungsmitglied des Hamburgischen Künstlerklubs, aus dem er 1903 wegen der Aufnahme von Schülern Arthur Siebelists austrat, deren ‚kulturelles Niveau‘ er nicht schätzte. Er war zudem Mitglied im Hamburger Künstlerverein von 1832. 1906 unternahm er eine Studienreise mit Friedrich Ahlers-Hestermann durch Holstein.“ 3)

Auch zu Alfred Lichtwark (siehe: Lichtwarkstraße), dem damaligen Direktor der Hamburger Kunsthalle, hatte Herbst Kontakt. Lichtwark vergab Aufträge an Künstler, die norddeutsche Landschaft zu malen. Nachdem Herbst von Lichtwark den Auftrag erhalten hatte, eine „Straße in Altenbruch“ (1893) zu malen und Lichtwark das Bild aber nicht bezahlen konnte, schaltete Herbst einen Rechtsanwalt ein. Dies führte zum Bruch der Beziehung zwischen Lichtwark und Herbst.

Als Herbst 1915 starb, hatte er schon seit einiger Zeit nicht mehr ausgestellt, so dass er bereits bei Vielen in Vergessenheit geraten war. Carsten Meyer-Tönnesmann schreibt: „Er hat zeitlebens das Licht der Öffentlichkeit gescheut und alles dafür getan, um in der Kunstwelt unerkannt zu bleiben. In puncto Selbstvermarktung und Nachlasspflege war der Hamburger Maler ein komischer Kauz, eine Mischung aus Stolz und Bescheidenheit, ergeizlos und an Bekanntheit in der Kunstszene des deutschen Kaiserreichs und an Nachruhm nicht interessiert. Er wollte sich nicht dem Urteil Anderer aussetzen, deshalb beteiligte er sich die letzten fünfzehn Jahren bis zu seinem Tod am 19., Januar 1915 nicht mehr an Ausstellungen und verbot zu Lebzeiten sogar dem Biografen seines Malerfreundes Max Liebermann (…), Erich Hancke, über ihn zu schreiben.“ 4)

Über Herbsts privates Leben gibt es nur wenige Berichte. Wir erfahren, dass er „Junggeselle“ war, bei seinen Schwestern Meta und Gertrud in der Burgstraße 48 im Hamburger Stadtteil Borgfelde lebte und viele Damen-Bekanntschaften hatte. Carsten Meyer Tönnesmann schreibt: Lichtwark und Herbst: „vertraten den jüngeren Hamburger Malern gegenüber vehement die Meinung, Künstler dürften nicht heiraten wegen der zeitlichen Belastung durch Familienpflichten. Herbst verkehrte lieber in Hamburger feinsten Häusern, bei Bürgermeistern und Konsuln, die er beim Ausbau ihrer Kunstsammlungen beriet.“ 5) Und weiter heißt es dazu bei Carsten Meyer- Tönnesmann: „Thomas Herbst hatte das Bedürfnis, in Patrizierfamilien zu verkehren, wo er als scharfzüngiger Charmeur bevorzugt auf französisch brillierte, ein weltmännischer Herr im Gehrock mit Zylinder. Er war beliebt und geschätzt als Plauderer wegen seines fein geschliffenen Humors, gefürchtet, weil er als Kunstkenner gerne in sarkastischem Ton gegen andere ‚moderne‘ Maler und Kritiker vom Leder zog.“6)

Thomas Herbst verdiente regelmäßig Geld als Zeichenlehrer an der Hamburger „Gewerbeschule für Mädchen und Frauen“, die von höheren Töchtern besucht wurde. Doch Geld interessierte ihn nicht: „Hauptsache das Einkommen reichte für Farben, Zigarren, Café-Besuche und ‚teure Blumen‘ für schöne Blondinen und gelegentlich eine Dampfzugfahrt zu seinem Freund Max Liebermann nach Berlin (…).“7) Auf die „Blondinen“ geht Carsten Meyer-Tönnesmann an anderer Stelle nochmals besonders ein: Herbst bewunderte „vor allem die schönen großgewachsenen Blondinen, wie er diskret auf französisch in seinem einzigen erhaltenen Tagebuch (18798-1912) notierte. (…) In Thomas Herbsts Tagebuch gibt es mehr Eintragungen über Damen als über seine Bilder.“8)