Hübbesweg
Hamm (1909), nach der Familie Hübbe, insbesondere im Hinblick auf den Ersten Beamten der Landherrenschaft Dr. Wilhelm Hübbe (10.4.1804 Allermöhe – 22.10.1886 Hamburg), der sich mit der Geschichte der Gegend zuerst grundlegend beschäftigt hat.
Siehe auch: Schleidenbrücke
Siehe auch: Lindleystraße
Hans-Dieter Loose schreibt in der Neuen Deutschen Biographie über die Familie Hübbe, wobei allerdings die Frauen dieser Männer nicht Erwähnung finden, obwohl zu einer Familie in der Regel auch Frauen gehören. Aber bei Straßenbenennungen nach Familien wird meist nur an die Männer und deren Leistung erinnert und nicht an die der Frauen, da solche Leistungen in der Regel als nicht erwähnenswert erscheinen.
Bei der Familie Hübe handelt es sich um eine seit 1763 in Hamburg ansässige Familie. „Zu ihr gehören unter anderem: Karl (1764–1830), Pastor und Schulinspektor des Waisenhauses (…), Wilhelm (1804–86), Dr. iur., 1. Beamter der Landherrenschaft des Hamburger Geestgebiets, Vorsitzender des Vereins für Hamburgische Geschichte, Hugo (1813–96), Schiffsregistrator, Wilhelm H.-Schleiden (1847–1916), Anwalt, seit 1884 Privatgelehrter, Kolonialschriftsteller, Theosoph (…), Thomas (1867–1942), staatspolitischer Schriftleiter der Hamburger Nachrichten (…), Anton (1872–1942), Direktor der Dresdner Bank in Hamburg, 1927-31 Präses der Handelskammer (…), und Hermann Victor (* 1901), Bankier, 1933-37 Präses der Handelskammer.“1)
Karl Hübbe (12.12.1764 Hamburg – 26.2.1830 Allermöhe)
Er war der Sohn von Eva Margaretha Friederike Hübbe, geborene Sandhagen und von Johann Michael Hübbe.
Nach dem Studium der Theologie arbeitete Karl Hübbe als Hauslehrer in Mecklenburg. 1791 wurde er Katechet am Waisenhaus in Hamburg und 1801 Pastor in Allermöhe. 1815 wurde er wieder nach Hamburg berufen, und zwar als Pastor und Schulinspektor am Waisenhaus in Hamburg. 2)
1802 heiratete er Wilhelmine Sabine Dorothea Wasmann (13.4.1772 Döhren – 10.3.1855 Hamburg). Das Paar bekam drei Kinder, darunter Wilhelm Hübbe.
Karl Hübbe war auch als Schriftsteller tätig. „Seine Schriften bezeugen des Verfassers ungewöhnliche Vielseitigkeit. Neben Predigten und Abhandlungen theologischen, pädagogischen oder moralischen Inhalts, schrieb er auch über handelspolitische, technische und gemeinnützige Zeitfragen. (…). Als Beobachter und gründlicher Kenner der Volksthümlichkeit bewährte er sich durch seine Beiträge zum niedersächsischen und hamburgischen Idiotikon, sowie vorzüglich durch seinen mit Geist und Humor geschriebenen erklärenden Text zu dem Suhr’schen Bilderwerk ‚Der Ausruf in Hamburg‘ (1808), (…).“ 3)
Wilhelm Hübbe (10.4.1804 Allermöhe – 22.10.1886 Hamburg)
Er war der Sohn von Wilhelmine Sabine Dorothea Hübbe, geborene Wasmann und von Karl Johann Heinrich Hübbe.
Wilhelm Hübbe wurde Jurist und Historiker, arbeitete als Erster Beamter der Hamburger Landherrenschaft des Hamburger Geestgebietes und fungierte als Vorsitzender des Vereins für Hamburgische Geschichte.
Verheiratet war er seit 1833 mit Wilhelmine Marie Sophie Eleonore Schleiden (22.6.1806 Hamburg – 21.2.1855 Hamburg). Das Paar bekam innerhalb von 15 Jahren neun Kinder, geboren: 1834, 1835, 1837, 1838, 1839, 1842, 1843, 1846, 1850. 4)
Wilhelm Hübbe-Schleiden (20.10.1846 Hamburg – 17.5.1916 Göttingen)
Wilhelm Hübbe-Schleiden war der Sohn von Wilhelmine Maria Sophie Eleonore Hübbe, geborene Schleiden und des Staatsbeamten Wilhelm Hübbe.
Als er neun Jahre alt war, starb seine Mutter. Nach dem Studium der Volkswirtschaft und der Rechtswissenschaften mit anschließender Promotion wurde er in Hamburg als Rechtsanwalt tätig. „Während des Deutsch-Französischen Krieges war er Attaché am deutschen Generalkonsulat in London.
Hübbe-Schleiden unternahm ausgedehnte Reisen durch Westeuropa und lebte zwischen 1875 und 1877 in Gabun, wo er mit Augustus S. Bolton das Handelshaus Bolton & Schleiden gründete. 1877 wurde er in Gabun wegen Beteiligung an einem Doppelmord angeklagt und verurteilt. Er konnte das Urteil aber erfolgreich anfechten und kehrte daraufhin nach Deutschland zurück.
Danach war er als Steuersekretär in Hamburg tätig und trat als Vorkämpfer für die deutschen Kolonialbestrebungen in Afrika und Asien auf, wobei er Friedrich Fabri unterstützte und selber eine gewisse Bekanntheit erlangte.“ 5)
Über Hübbe-Schleidens Einstellung zum Kolonialismus schreibt Elfi Bendikat in ihrem Buch „Organisierte Kolonialbewegung in der Bismarck-Ära“: „Der Hamburger Jurist war neben Fabri der bedeutendste und nur durch seine größeren Schriften bekannte Expansionspublizist der Frühphase. In den Jahren 1875 bis 1877 hatte er sich viel als Kaufmann in Westäquatorialafrika betätigt. Als Kolonialschriftsteller begann er 1873 zu wirken und war seit 1884 zusätzlich als Privatgelehrter tätig. Mit der Schrift ‚Aethiopen‘ (1878) erregte er erstmals beträchtliches Aufsehen. In dieser Schrift motivierte er die überseeische Expansion noch nicht unmittelbar aus akuten gesellschaftlichen Problemen. Zwar fürchtete er ebenfalls die Sozialrevolution; er warnte jedoch vor ‚einer Kolonialpolitik um jeden Preis‘. Sein Ausgangspunkt war die Interdependenz von Industrieproduktion und Außenhandel, deren Ausgleich in der Ausdehnung des Wirtschaftsgebietes gesehen wurde. Wesentliche Initiativfunktion hatte hierbei das hanseatische Handelskapital. Die Auswanderung spielte eine untergeordnete Rolle; den sozialen Problemen setzte er das Konzept des spezifisch ‚Deutsch-Nationalen‘ entgegen. Auch er orientierte sich (…) am britischen Kolonialmodell, dem er mit einer Mischung aus Anglophilie und Anglophobie begegnete (…). Bereits in seiner Frühschrift vertrat er aggressive nationalideologische Vorstellungen von Deutschlands Aufstieg zur ‚Weltmacht‘. (…).“ 6)
Und weiter schreibt Elfi Bendikat über Hübbe-Schleiden: „1881 erschien Hübbe-Schleidens Buch über ‚Deutsche Colonisation‘. In seiner metaphorischen, mystifizierenden und somit stark emotionalisierenden Diktion trat er jetzt für Kolonialerwerb als nationale Frage ein. (…) Die koloniale Expansion wurde bei ihm als Zivilisationsfrage, als kulturpolitische Notwendigkeit dargestellt. (…) die Kolonialexpansion überhöhte er zu einer Schimäre psychologischer, wirtschaftlicher und sozialer Befreiung. Undifferenziert müssen die Kolonien Englands und Frankreichs als Modell für riesige Handelsgewinne, Absatzmärkte, hohe Rentabilität und Entwicklungsfähigkeit herhalten.
Seine ‚Motive zu einer überseeischen Politik Deutschlands‘, die 1881 im ‚Export‘ und in der ‚Kölnischen Zeitung‘ veröffentlicht wurden, waren eine Zusammenfassung jener Gedanken. Sie erlangten programmatische Bedeutung und wurden 1881 in der Reichstagswahlagitation eingesetzt.“ 7)
In Wikipedia wird ausführlich über Hübbe-Schleidens Faible für die Theosophie berichtet: „1883 lernte er über seine Bekanntschaft mit der Fabrikantenfamilie Gebhard in Elberfeld die Lehren der von Helena Petrovna Blavatsky vertretenen Theosophie kennen, mit der er sich von nun an bis an sein Lebensende beschäftigte. Auf Mary Gebhards Betreiben wurde am 27. Juli 1884 die theosophische Sozietät germania in Elberfeld im Haus der Familie Gebhard gegründet, zu deren Präsident Hübbe-Schleiden gewählt wurde. (…).“ 8)
Hübbe-Schleiden war auch Herausgeber und Gründer der Monatszeitschrift „Sphinx“, die sich metaphysischen Themen widmete.
„Ende 1894 reiste Hübbe-Schleiden nach Indien, um sich durch eigene Erfahrung über die spirituelle Kraft des Yoga zu informieren. 1896 kam er ohne greifbares Ergebnis zurück und beschäftigte sich trotz dieses Misserfolges weiterhin mit der Theosophie. (…).“ 9)
Hübbe-Schleiden war 1902 an der Gründung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft beteiligt. Er war auch Mitglied des völkisch-nationalistischen Alldeutschen Verbandes.
Thomas Hübbe (15.9.1867 Dalchau – 7.6.1942 Hamburg)
Er war der Sohn von Louise Thusnelda Hübbe, geborene Wagner und von Friedrich Johannes Hübbe und arbeitete als staatspolitischer Schriftleiter der Hamburger Nachrichten.
Verheiratet war er seit 1906 mit Marie Therese Emilie Bürgener (30.8.1873 – 1950). 10)
Anton Hübbe (30.4.1872 – 22.3.1942)
Anton Hübbe war der Sohn von Marie Henriette Elisabeth Hübbe, geborene Kob und von Hugo Hübbe, Wasserbaudirektor und Schiffsregistrator.
Nach einer kaufmännischen Lehre zog er 1892 nach Mexiko. Dort arbeitete er in einem Bankhaus. 1899 heiratete er Anna de Chapeaurouge (1.10.1880 Distritto Federal/ Mexiko – 13.5.1946 Hamburg) (siehe: Chapeaurougeweg). 1901 wurde das erste Kind geboren.
Zwei Jahre später wurde der junge Familienvater 1903 Teilhaber des Bankhauses. Im selben Jahr wurde Kind Nr. 2 geboren, 1905 Kind Nr. 3.
1910 schied Anton Hübbe aus der Firma aus und kehrte mit seiner Frau und den kleinen Kindern zurück nach Deutschland. Im selben Jahr wurde das vierte Kind (1910) geboren. 1911 wurde Anton Hübbe „Vorstandsmitglied der Deutsch-Südamerikanischen Bank in Berlin und Direktor ihrer Hamburger Niederlassung. (…) Bereits im November 1911 wurde Hübbe zeitgleich Direktor im Mutterkonzern der Deutsch-Südamerikanischen Bank, der Dresdner Bank und Leiter von deren Hamburger Filiale. 1911 und 1912 wirkte er daneben ehrenamtlich als Handelsrichter.“ 11) 1916 kam das fünfte Kind auf die Welt.
Anton Hübbe fungierte von 1927 bis 1931 Präses der Handelskammer. 1937 wurde er für zwei Jahre Vizepräsident.
„1931 rückte Hübbe schließlich in den Vorstand der Dresdner Bank auf (…). Er gehörte in diesen Jahren den Aufsichtsräten folgender Unternehmen an: Hamburger Bank von 1923 AG, HAPAG, Vereinigte Jutespinnereien und Webereien AG (Vorsitzender), Deutsche Maizena-Werke AG (stellvertretender Vorsitzender), Deutsche Werft AG (stellvertretender Vorsitzender), Assecuranz-Union von 1865, Woermann-Linie AG, Deutsche Ost-Afrika Linie AG, Kühltransit AG (Leipzig-Hamburg) und der Hamburger Hochbahn AG. Zudem war er Mitglied des Kuratoriums der Neuen Sparkasse von 1864. (…)
Anton Lübbe galt im aufkommenden Nationalsozialismus als einer der letzten liberal-konservativen Kaufleute in der organisierten Wirtschaft Hamburgs, dem Antisemitismus fremd war und der versuchte, sich einem ideologisch-politischen Gestaltungsanspruch der Regierung entgegenzustellen. Als enger Freund von Max Warburg [siehe: Warburgstraße] finanzierte er noch 1931 eine Schrift (Haltet das Tor offen) mit, in der demokratische Politiker in Hamburg vor Hitler warnten.“ 12)
Der von Hans-Dieter Loose angeführte Hermann Victor Hugo Hübbe (11.6.1901 Mexiko-Stadt – 7.10.1972 Hamburg), Sohn von Anton Hübbe, war ein deutsch-mexikanischer Bankier und von 1933 bis 1937 Präses der Handelskammer Hamburg. Bereits 1931 trat er der NSDAP bei.
Da die Verkehrsfläche schon 1909 benannt wurde, wird Hermann Victor Hugo Hübbe in dieser Datenbank nicht näher erwähnt, da die Verkehrsflächenbenennung zu einem Zeitpunkt vorgenommen wurde, als Victor Hugo Hübbe noch ein kleines Kind war.