Lindleystraße
Rothenburgsort (1869): William Lindley (7.9.1808 London-22.5.1900 Blackheath), Ingenieur. Pionier auf dem Gebiet der Ver- und Entsorgungstechnik
Siehe auch: Straßweg
Siehe auch: Chateauneufstraße
Siehe auch: Hübbesweg
Siehe auch: Rupertistraße

William Lindley war der Sohn von Catharine Lindley, geborene Searles und des Astronomen und Kartografen Joseph Lindley, der im Jahr der Geburt seines Sohnes verstarb. „Über Joseph Lindleys Geschäftspartner waren die Lindleys mit der Hamburger Familie Ruperti [siehe: Rupertistraße] befreundet, die William Lindley den Zugang zum Hamburger Bürgertum verschaffte.,“ 1) schreibt Ortwin Pelc in seinem Porträt über Lindley. Und so verbrachte William Lindley 1824 einige Monate in Wandsbek, um die deutsche Sprache zu erlenen. 2) Nach einer Ausbildung und einer langen Assistenzzeit bei dem Ingenieur Francis Giles in London machte sich Lindley 1827 als Ingenieur selbstständig. Er war in Großbritannien an zahlreichen Eisenbahnprojekten beteiligt. 1834 ging er mit Giles nach Hamburg und erhielt 1837 den Auftrag, die Hamburg-Bergedorfer-Eisenbahnlinie zu verwirklichen.
Auch beim Großen Hamburger Brand stellte Lindley seine Fachkenntnisse zur Verfügung und versuchte mit gezielten Sprengungen den Brand aufzuhalten.
„1848 entwickelte der Brite gemeinsam mit dem Architekten Alexis de Chateauneuf [Chateauneufstraße] die Pläne für ein Wasserwerk in Rothenburgsort. So war die Bevölkerung nicht mehr auf das Wasser der Fleete angewiesen, in die sie ihre Abwässer entsorgte. Eine weitere Leistung Lindleys war die Planung eines Sielsystems, das heute als Herzstück der Kanalisation gilt und erst nach rund 175 Jahren erneuert wurde. Zudem plante Lindley die erste Gasanstalt Hamburgs, die ein neues System der Straßenbeleuchtung mit Gas- anstelle von Öllampen speiste.“ 3)
Und er erbaute auch Volksbadeanstalten für die ärmere Bevölkerung. 1855, drei Jahre nach der Hochzeit mit der Hamburger Kaufmannstochter Julie Heerlein (1828-1862) und damals Vater von zwei ganz jungen Kindern (geboren 1853 und 1854), ließ Lindley am damaligen Schweinemarkt, der sich auf der heutigen Höhe Wallringtunnel, dort wo heute das Parkhaus eines großen Elektrokaufhauses steht, eine Volksbadeanstalt erbauen. Diese Badeanstalt stand dort bis zu ihrem Abriss im Jahre 1963. Nur noch Keramikbilder in der U-Bahn-Station Steinstraße erinnern daran. Während draußen noch bis 1867 mit Schweinen gehandelt wurde, wuschen drinnen Hausfrauen ihre Wäsche und Frauen und Männer sich selbst. Allerdings gab es für Frauen weniger Badegelegenheiten als für Männer. Die Badeanstalt verfügte über 39 Bäder für Männer und sechzehn für Frauen. Bei der Planung der Badeanstalt war man davon ausgegangen, dass hauptsächlich Lehmarbeiter, Maurer und Zimmerer, die zusätzlich zum Lohn ein „Badegeld“ erhielten, zu den Badegästen gehören würden. Aber im Laufe der Jahre zeigte sich, dass immer mehr Frauen die Anstalt benutzten.
Die Zugänge zu den Bädern waren nach Geschlechtern getrennt. Zu den Männerbädern gelangte man vom Steintor, zu denen der Frauen von der Steinstraße. In den einzelnen Cabinetten standen eine Badewanne und ein Schemel. Es gab warmes und kaltes Wasser, ein Handtuch, Bürste und Kamm. 1963 wurde die Waschanstalt abgerissen, damit das Parkhaus erbaut werden konnte.
1856 und 1859 wurde Lindley erneut Vater von zwei Kinder. Der vierfache Vater prägte nachhaltig mit seinen Bauvorhaben Verkehr, Wasserversorgung und Kanalisation das Stadtbild Hamburgs.
„William Lindley hatte in Hamburg jedoch gegen zahlreiche Widerstände zu kämpfen, darunter die Kritik von Baubeamten wie dem Wasserbaudirektor Heinrich Hübbe [siehe: Hübbesweg] So wurden dem Briten neben mangelnder Fachkenntnis eine zu große Nähe zum Senat und den Unternehmern der Stadt unterstellt. Nachdem sich durch eine Verfassungsänderung 1860 die Machtverhältnisse in der Stadt geändert hatten, versagte ihm die Bürgerschaft schließlich die beabsichtigte Anstellung als Oberbaurat und damit die endgültige Regelung seines Dienstverhältnisses. Er verlor die Aufsicht über die Hamburger Stadtwasserkunst und kehrte mit seiner Familie, (…) nach London zurück.“ 4) Damals war Lindley bereits Witwer. 1863 plante er für die Stadt Frankfurt am Main und für andere Städte wie zum Beispiel Budapest die Kanalisation. Unterstützt wurde er dabei von seinen Söhnen William Heerlein, Robert Searles und Joseph. 1879, im Alter 71 Jahren überließ er das Geschäft, das sich auf die Planungen von Wasserversorgungsanlagen spezialisiert hatte, seinen Söhnen.5)