Auf dem Königslande
Wandsbek (1951): nach dem König von Dänemark, der von dem Grafen Schimmelmann dieses Stück Land erwarb: Im Volksmund „Königsland“ genannt
Siehe auch: Scheelring
Siehe auch: Schimmelmannstieg, Schimmelmannstraße, Schimmelmannallee
Siehe auch: Struenseestraße
Siehe auch: Noerstraße
Im Alter von siebzehn Jahren wurde Christian VII. (29.1.1749 Kopenhagen – 13.3.1808 Rendsburg) mit der damals fünfzehnjährigen Caroline Mathilde (11.7./22.7.1751 Leicester House, London – 10.5.1775 Celle), Tochter des vor ihrer Geburt verstorbenen Prinzen of Wales, Friedrich Ludwig von Hannover, verheiratet, um das Verhältnis zwischen England und Dänemark zu festigen. „Niemand hatte ihr gesagt, daß Christian VII. unter einer Geisteskrankheit litt, die sich in Schüben von Jähzorn, Brutalität, exzessiven Ausschweifungen oder schweren Depressionen manifestierte. (…) Niemand konnte ihrer Anmut widerstehen, nur der Ehemann verkündete, er werde eine Ehe ‚a la mode‘ führen, das heißt von seiner Frau kaum Notiz nehmen.
Von einer monatelangen Reise brachte der König den berühmten deutschen Arzt Friedrich Struensee mit [siehe: Struenseestraße]. „Der neue Leibarzt behandelte auch Mathilde, die einen schweren lebensbedrohlichen Zusammenbruch erlitten hatte. (…) Mathilde genas nicht nur schnell – sie wurde auch selbstbewußter und konnte ihre Position dem König gegenüber stärken. (…). Ob [Struensee] der Vater der 1771 geborenen Tochter Luise Augusta war, ist umstritten.“ 1)
Struensee verwirklichte im Namen des Königs viele Reformen, so u. a. die Pressefreiheit, die Gleichstellung unehelicher Kinder, die Abschaffung der Leibeigenschaft.
Neider und Gegner traten auf den Plan, Verschwörer bekamen König Christian in ihre Gewalt und Caroline Mathilde sowie Struensee kamen ins Gefängnis. Königin Mathilde wurde wegen ihrer Liebesaffäre mit Struensee von ihrem Gatten geschieden und sollte lebenslang auf die Festung Aaalborg verbannt werden. Doch ihr Bruder Georg III. von England schritt ein und drohte, wenn seine Schwester nicht freigelassen werde, würde er Kopenhagen beschießen lassen. Mathilde kam frei; doch ihr Bruder verbannte sie auf das Schloß in Celle. Ihre beiden Kinder Luise Augusta und Fredrik (geb. 1768) mussten in Dänemark bleiben. Den Verlust ihrer Kinder verschmerzte Caroline Mathilde nie. Sie nahm in Celle zwei Pflegekinder auf, um sich so ein wenig zu trösten. Caroline Mathilde, deren Liebesbeziehung zu Struensee posthum Stoff für eine Vielzahl von Romanen bot, starb im Alter von 24 Jahren, wahrscheinlich an Scharlach.
Christian VII. begeisterte sich für sado-masochistische Praktiken und verehrte deshalb die dänische Prostituierte und Domina Anna Cathrine Benthagen (1745 Kopenhagen - 1805 Plön), uneheliche Tochter des Prinzen Georg Ludwig Friedrich von Braunschweig-Bevern (1721-1747) und Anna Marie Schröder (gest. 1771). Anna Cathrine erhielt schon bald den Spitznamen „Stiefeletten-Cathrine“, denn ihr Stiefvater, den ihre Mutter nach dem Tod von Cathrines Vaters, geheiratet hatte, stellte mit seiner Familie Stiefeletten für das Militär her. Cathrine musste als Kind die fertigen Stiefeletten an die Soldaten ausliefern. Später arbeitete sie, um Geld zum Leben zu verdienen, zeitweise als Komparsin beim Theater und als Prostituierte. König Christian VII. wurde ihr bester Kunde.
Christian VII., dessen Mutter starb, als er noch ein Kleinkind war, hatte von seiner Stiefmutter Juliane Marie von Braunschweig-Wolfenbüttel keine Zuneigung empfangen. „Der ungeliebte Stiefsohn wurde dem sadistischen Erzieher Graf Reventlow überantwortet. Dessen Umgang mit dem Jungen trug entschieden dazu bei, dass der schüchterne, an Epilepsie leidende Prinz, geisteskrank wurde. (…) Während seine Gemahlin auf die Geburt des nachmaligen Königs Frederik VI. wartete (…), überlegte [Christian VII.], wie er Stiefeletten-Cathrine zu seiner offiziellen Mätresse machen und bei Hof einführen könne. Diese hatte bereits munter in politischen Intrigen mitgemischt (…).
Um den Jahreswechsel 1767/68 griffen Christians Minister ein. Heinrich Schimmelmann [siehe: Schimmelmannstraße. Graf Heinrich Carl von Schimmelmann (13.7.1724 Demmin – 16.2.1782 Kopenhagen wurde 1768 von Christian VII. zum königlichen Schatzmeister ernannt.] ließ am 5.1.1768 Anna Cathrine Benthagen in eine Kutsche verfrachten und aus Kopenhagen entfernen. Im Arbeitshaus zu Hamburg wurde sie eingesperrt.“ 2) Sie konnte sich befreien, versuchte als Mann verkleidet wieder an den Hof zu kommen, doch dieses Unterfangen flog auf und sie kam nach Neumünster ins Gefängnis. Dort musste sie bleiben, bis das Königspaar sie 1770 begnadigte. Cathrine erhielt nun von der dänischen Regierung eine Rente und heiratete daraufhin einen Rechtsanwalt. Doch die Ehe hielt nur drei Jahre; 1773 kam es zur Scheidung. Cathrine siedelte nach Wandsbek über, wo Schimmelmann sie aber ein Jahr später, 1774, auswies. Cathrine zog wieder nach Hamburg, dann nach Bahrenfeld, schließlich nach Kiel. Aber überall war sie nicht gern gesehen. Schimmelmann war ihr größter Verfolger. Als sie in Kiel wohnen wollte, verhinderte er dies mit seiner Befürchtung, dass dies für die dortigen Studenten nicht gut sei. Man bot Cathrine nun eine Wohnstatt in Plön an. Dort heiratete die nun 40-Jährige einen 25-jährigen Musiker – auch diese Ehe hielt nicht. 1792 zog Cathrine zurück in ihre Heimat Kopenhagen und später wieder nach Plön, wo sie 60-jährig verstarb.