Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

August-Kirch-Straße

Bahrenfeld (1974): August Kirch (25.11.1879 Ottensen – 16.11.1959 Hamburg), Senator, Ortsamtsleiter, Bezirksamtsleiter


Siehe auch: Max-Brauer-Allee
Siehe auch: Adolf-von-Elm-Hof

August Kirch entstammte einer Zigarrenarbeiterfamilie, gehörte der Arbeiterbewegung an, war SPD Mitglied.
Nachdem er die Volksschule abgeschlossen hatte, erlernte er ab 1894 den Beruf des Schriftsetzers. Bereits in jungen Jahren wurde er Gewerkschafter. „Durch v. Elm [siehe: Adolf-von-Elm-Hof], mit dem er befreundet war, wurde er auf die Gründung der ‚Produktion‘ hingewiesen. Als 19jähriger nahm er an der Gründungsversammlung teil und ließ sich sofort in die Mitgliederliste eintragen. (…) Es folgten dann Jahre der Wanderschaft. Nach Hamburg zurückgekehrt wurde er Mitglied der Pressekommission des ‚Hamburger Echo‘. 1907 trat er als Sekretär in die Geschäftsleitung der Firma Auer & Co. ein.“ 1) 1913 wurde er Stadtverordneter in Altona, 1918 Senator von Altona, zuständig für Kultur und Soziales, befreundet mit Max Brauer (siehe: Max-Brauer-Allee). Die Ehepaare Kirch und Brauer verkehrten privat eng miteinander.

In der Weimarer Zeit waren Kirch und Max Brauer: „schon länger die Zielscheibe einer Kampagne, in der die NSDAP-Parteizeitung Hamburger Tageblatt ihm vorwarf, von dem Intendanten Max Ellen ab 1927 Geld – laut Ellen 8.000 RM, die Kirch 1931 aber zurückgegeben habe – und Geschenke angenommen und dafür das Altonaer Schillertheater mit hohen Zahlungen aus dem städtischen Haushalt subventioniert zu haben. Kirch war deswegen am 28. Februar 1933 bereits staatsanwaltlich vernommen worden und hatte zugegeben, er habe 4.000 RM davon an notleidende Künstler verteilt, konnte dies aber nicht vollständig nachweisen. Gegen ihn wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet, und der erst nach dem ‚Preußenschlag‘ eingesetzte schleswig-holsteinische Regierungspräsident Wallroth (DNVP) enthob ihn am 1. März seines Amtes. Eine vom neuen Oberbürgermeister Emil Brix (NSDAP) eingerichtete Untersuchungskommission kam in einem Bericht vom 27. März zu dem Ergebnis, Kirch sei neben Brauer, Oelsner [siehe: Oelsnerring] und Friedrich Schöning [siehe: Friedrich-Schöning-Weg] einer der Hauptverantwortlichen für das behauptete finanzielle Desaster der Altonaer Kommunalpolitik.“ 1)

Kurz darauf wurde Kirch zu anderthalb Jahren Zuchthaus verurteilt. „Im August 1934 kam Kirch, vermutlich aufgrund der Amnestie nach Hindenburgs Tod, vorzeitig wieder frei. Anschließend hat August Kirch, (...) anscheinend zurückgezogen in Altona gelebt.

1935 arbeitete Kirch dort in der Kohlenhandlung Willy Hilse und unterstützte einen Sozialdemokraten mit Geld (…) und Tipps (darunter eine Brüsseler Adresse Brauers), der in die Schweiz reisen wollte, um Kontakte zu dortigen Sozialisten aufzunehmen. Die von diesem wiederholt nach Deutschland eingeschmuggelten Schriften kamen ‚über Kirch zur Verteilung‘. Bei einem Hochverratsprozess gegen 16 Mitglieder der Altonaer SPD im November 1935, (…) stand Kirch nicht unter Anklage. Im August 1944 – vermutlich im Zusammenhang mit den massenhaften Festnahmen nach dem Attentat auf Hitler vom 20. Juli – wurde er noch einmal für 14 Tage inhaftiert; (...)“ 2)

Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Kirch 1945 Ortsamtsleiter, dann Bezirksamtsleiter von Altona (1949-1954). 3)

1954 erhielt die Stadt Hamburg eine Zuwendung von 26.312.33 DM. Diese Summe hatte die in die USA emigrierte Altonaerin Amanda Doering testamentarisch für „bedürftige Kinder und alte Leute in Altona“ bestimmt. Die Stiftung, die zu diesem Zweck eingerichtet wurde, wurde Senator-Kirch-Stiftung genannt. Sie besteht heute noch. 4)