Adolf-von-Elm-Hof
Eißendorf (1925) (eine andere Quelle sagt aus, dass der Hof 1928 benannt wurde) 0): Adolf von Elm (24.9.1857 Wandsbek – 18.9.1916 Hamburg), Sozialpolitiker und Mitbegründer der „Volksfürsorge“ und der „Produktion“ (Pro)
Siehe auch: Helma-Steinbach-Weg
Siehe auch: Von-Elm-Stieg
Siehe auch: Von-Elm-Weg
Siehe auch: Elmtwiete
Diese Straße und noch weitere Straßen in anderen Stadtgebieten wurden in der Zeit der Weimarer Republik nach Politikern der Sozialdemokratie benannt.
Zum Beispiel wurden 1922 in Altona nach den drei Politikern der Sozialdemokratie: Karl Legien, August Bebel und Adolf von Elm Straßen benannt. Dafür wurde in Altona der damals schon bestehende Hohenzollernring umbenannt – und zwar ein Teil nach Legien, ein anderer Straßenteil nach Bebel und ein weiterer Straßenteil nach Adolf von Elm.
Die damalige Umbenennung erfolgte aus politischen Gründen: Namen von Monarchen sollten durch Namen von demokratischen Politikern ersetzt werden. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten erfolgte sofort die Rückbenennung in Hohenzollernring. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus blieb der Straßenname Hohenzollernring bestehen (siehe dazu auch unter August-Bebel-Park)
Siehe auch: Helma-Steinbach-Weg
Adolf von Elm wurde als Kind von Dorothea Friederica, geborene Wenth (geb. 1823 in Gettorf) und des Zigarrenheimarbeiters Claus Andreas von Elm (geb. 1828 in Stapelfeld) geboren und musste schon als Kind seinen Eltern beim Zurichten des Tabaks zur Hand gehen.
„In der Tabaksteuerdebatte im Reichstag beschrieb von Elm seine Kindheit: ‚Ich bin der Sohn eines Heimarbeiters, und es ist vielleicht keiner im Reichstage, der es so sehr am eigenen Leibe gespürt hat, was Heimarbeit bedeutet. Ich weiß, wie schwer es mir geworden ist, die geringen Kenntnisse, die ich besitze, mir anzueignen. Ich habe mit den Händen als Kind arbeiten müssen vom frühen Morgen bis spät in die Nacht, mit den Augen habe ich gelernt, zwischen dem Tabak lagen die Bücher, und wenn ich nicht Eifer besessen hätte, zu lernen, wäre es ausgeschlossen gewesen, dass ich überhaupt etwas gelernt hätte. Aber was mich das an der Gesundheit geschädigt hat, das ist eine andere Frage, und wenn ich später nicht in andere Verhältnisse gekommen wäre, dann wäre ich vielleicht den Weg gegangen, den so viele meiner Kollegen gegangen sind: Ich würde an der Schwindsucht frühzeitig ins Grab gesunken sein. Im Andenken an die vielen Kollegen, die ich gekannt habe, die alle infolge der schädlichen Wirkung der Heimindustrie zugrunde gegangen sind, trete ich mit so großer Entschiedenheit und Wärme für das vollständige Verbot der Heimarbeit ein. Wer die Dinge kennen gelernt hat, wird mit mir sagen müssen: Eine Wendung zum Besseren in der Tabakindustrie wird nur eintreten, wenn die Heimarbeit vollständig verboten wird‘ (Bravo! bei den Sozialdemokraten),“ 1) heißt es bei Burchard Bösche.
Auch Adolf von Elm erlernte das Zigarrenmacherhandwerk. Politisch engagierte er ab 1875 beim Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein, dem Vorläufer der SPD und wurde Gewerkschafter.
Als wegen des Sozialistengesetzes die Sozialdemokraten verfolgt wurden, ging er 1878 nach Amerika, kehrte aber 1882 nach Hamburg zurück, weil seine Mutter schwer erkrankt war. Damals lernte er die zehn Jahre ältere Helma Steinbach kennen, als sie als Vorleserin in einer Zigarrenmacherbude tätig war. Über 30 Jahre war Adolf von Elm mit Helma Steinbach verbunden. Die beiden lebten in einer Lebenspartnerschaft und arbeiteten auch politisch eng miteinander. Siehe ihre Vita unter: Helma-Steinbach-Weg. „Sie beide waren an der Gründung der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands beteiligt, der Vorläuferin des heutigen DGB. Zwischen 1890 und 1896 war von Elm Mitglied der Generalkommission.“ 2)

In Wikipedia wird im Eintrag zu Adolf von Elm der Biograph Paul Frölich zitiert, der die Beziehung von Elm/Steinbach charakterisiert: „Großen Respekt flößte Adolph von Elm ein. (...) Wohl war er Reformist, aber er hatte einen kämpferischen Geist und war vollkommen mit der Arbeiterklasse verwachsen, eine starke, geschlossene Persönlichkeit. Jedes Wort, das er sagte, war durchdacht, frei von jeder Phrase, und ließ doch die Leidenschaft dahinter spüren. Er war ein großer Organisator. Die Hamburger Konsumgenossenschaft 'Produktion' ist vor allem sein Werk. Ein sonderbares Widerspiel zu ihm war seine Frau, Helma Steinbach. Sie machte einen verschrobenen Eindruck, war exaltiert und aggressiv wie eine Suffragette. Das Genossenschaftswesen verfocht sie nicht mit dem nüchternen Utilitarismus des gewöhnlichen Propagandisten, sondern leidenschaftlich als das Ideal einer Menschheitserneuerung. Gustav Stengele [siehe: Stengelestraße] verfolgte sie mit giftigem Hass und schüttete in seinen Wochenplaudereien (in der SPD-Zeitung 'Hamburger Echo') oft seine ganze Galle über sie aus. Das bewirkte zunächst, dass sie für mich 'erledigt' war. Doch bei verschiedenen Gelegenheiten merkte ich dann, dass die verschrobene Alte, die so oft das Lachen herausforderte, eine echte, der Sache und ihren eigenen Utopien tief ergebene Kämpferin war, dass sie eine hohe geistige Kultur und künstlerisches Empfinden besaß. Ich habe sehr bedauert, dass Alter und politische Anschauungen enger persönliche Beziehungen zu diesem prächtigen Paar verhinderten." 3)
Burchard Bösche geht in seiner 2015 verfassten Biographie über Adolf von Elm ebenfalls auf die Beziehung von Adolf von Elm und Helma Steinbach ein und weist dabei auf den Altersunterschied zwischen der beiden hin, da sie doch zehn Jahre älter war als er. Ob solch ein Hinweis auch gemacht worden wäre, wenn Adolf von Elm zehn Jähre älter gewesen wäre? Wohl kaum.
„Über das Verhältnis von Helma Steinbach und Adolph von Elm finden sich wenige Hinweise. Da ist zunächst der erhebliche Altersunterschied von 10 Jahren, die Steinbach älter war als von Elm. Sie haben etliche Jahre in der Eimsbütteler Schäferstraße 19 in unmittelbarer Nähe der Tabakarbeitergenossenschaft zusammen gewohnt. Verheiratet waren sie nicht. Karl Frohme [siehe: Frohmestraße], der eng mit von Elm befreundet war, spricht Helma Steinbach in seiner Trauerrede an als jene Frau, die mit von Elm 'in idealer Freundschaft eng verbunden war. (...) Frau Helma Steinbach war ihm nicht nur eine treue Pflegerin und eine Kameradin im besten Sinne des Wortes: sie ging auf in seinem Denken, Empfinden und Streben in schöngeistiger und seelischer Verwandtschaft und teilte seine verantwortungsreiche Arbeit und alle damit verknüpften Sorgen und Kümmernisse. Sie war ihm eine Stütze und Helferin in Drangsalen aller Art. Nimmermüde, wie er, war sie ihm eine wahrhaft treue Kampfgefährtin. Wo er kämpfend stand, da stand auch Frau Steinbach neben ihm und mit ihm für die große Sache, die uns alle verbindet.‘ Von Elm und Steinbach haben an vielen Kongressen und anderen Veranstaltungen gemeinsam teilgenommen und dort auch beide gesprochen, ohne sich dabei ins Gehege zu kommen, d.h. mit gleicher politischer Zielrichtung. Und gleichgerichtet lief auch ihre langfristige persönlich-politische Entwicklung, die man in der Tendenz beschreiben kann mit der Verschiebung des Schwerpunkts von der gewerkschaftlich-politischen zur genossenschaftlichen Arbeit. Ferdinand Vieth, Weggefährte bei den Konsumgenossenschaften, berichtet in seinen als Manuskript überlieferten Erinnerungen über Adolph von Elm und seine ‚Freundin und Kampfgenossin Helma Steinbach‘: ‚Adolph von Elm, der aus Gewerkschaftskreisen hervorgegangen war, war der Genossenschaftsführer in Hamburg und als Aufsichtsratsvorsitzender der eigentliche Repräsentant der ‚Produktion‘. Von Elm und Frau Steinbach führten insofern ein eigenartiges Leben, als sie ihre gesamte freie Zeit im Café Schwegler am Gänsemarkt zubrachten, aber nicht, um sich dort zu amüsieren, sondern um zu arbeiten. Sie lasen dort alle großen Weltblätter, schrieben ihre Aufsätze für die Presse, arbeiteten ihre Vorträge aus usw. Das Café Schwegler, (…) war ein Café nach Altwiener Art. Musik gab es dort nicht, dafür lagen dort sämtliche großen Zeitungen der Welt und viele andere Literatur aus. Die Stammgäste bestanden aus Künstlern, Literaten usw. Von Elm und Frau Steinbach hatten im Café Schwegler ebenfalls einen Stammtisch, dem die Kellner den Namen ‚Helmas Ruh‘ gegeben hatten. Die beiden waren für das Café keine einträglichen Gäste, denn ihre Zeche stand im umgekehrten Verhältnis zu ihrer Inanspruchnahme der Zeitungen. Wollte zum Beispiel ein Gast eine große englische Zeitung lesen, dann musste der betreffende Kellner sie aus ‚Helmas Ruh‘ holen. Helma Steinbach war eine Genossenschafterin von besonderem Typ. Sie war insofern von der Natur vernachlässigt als sie von weiblicher Schönheit und Charme auch nicht ein Prozent von dem abbekommen hatte, was eine Frau normalerweise besitzen muss; dafür war sie aber mit glänzenden Geistesgaben und einer wirkungsvollen Rhetorik ausgestattet. Für die ‚Produktion‘ hat sie sich, wie man so sagt, Hacken und Zehen abgelaufen und hat in unzähligen Versammlungen rednerisch und in vielen Zeitungsaufsätzen schriftlich für sie geworben. Geschadet hat sie der ‚Produktion‘ allerdings manchmal durch eine ihr angeborene Taktlosigkeit. In Genossenschafterkreisen kursierte deshalb das Sprichwort: Wat se mit’n Kopp opbot, datt stött se mit’n Mors wedder um!‘“ 4)
„Nach der großen Hamburger Tabakarbeiteraussperrung 1890/91 gründete [von Elm] die Tabakarbeitergenossenschaft (TAG), um Arbeitsplätze für gemaßregelte Arbeiter zu schaffen, und wurde deren Geschäftsführer. (…) 18 Jahre lang stellte dies seine einzige bezahlte Stelle neben seinen zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten dar. (…) 1893 wurde von Elm als Abgeordneter des Wahlkreises Holstein 6 (Pinneberg, Elmshorn) für die SPD-Fraktion in den Reichstag gewählt, dem er 14 Jahre lang angehörte. Maßgeblich war er an der Führung des Hamburger Hafenarbeiterstreik beteiligt, der 1896/97 elf Wochen dauerte (…). 1899 gründete er den ‚Konsum-, Bau- und Sparverein, Produktion‘ in Hamburg und blieb dessen Aufsichtsratsvorsitzender bis zu seinem Tode.“ 5) „Für die Gründung des Konsum-, Bau- und Sparvereins ‚Produktion‘ wurde zur Formulierung des Satzungsentwurfs ein Ausschuss eingesetzt, dem als einzige Frau Helma Steinbach angehörte, die nach der Gründung in den Aufsichtsrat gewählt wurde, in dem sie mit kurzen Unterbrechungen bis zu ihrem Tode Mitglied war.“ 6)
„1905 war er an der Gründung der Pensionskasse des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine beteiligt, der heutigen Hamburger Pensionskasse von 1905 (…). 1913 übernahm er die Geschäftsführung der neugegründeten ‚Gewerkschaftlich genossenschaftlichen Lebensversicherungsgesellschaft Volksfürsorge‘ (…).“ 7)