Lepsiusweg
Nienstedten (1956): Prof. Dr. Richard Lepsius (23.12.1810 Naumburg/Saale – 10.7.1884 Berlin), Ägyptologe, Direktor des ägyptischen Museums in Berlin.
Siehe auch: Humannstraße
Siehe auch: Schliemannstraße
Siehe auch: Conzestraße
Siehe auch: Dörpfeldstieg
Carl Richard Lepsius war der Sohn von Friederike Lepsius, geborene Glaeser und des Stadtrichters, sächs. Finanzprokurators, Landrats, geh. Regierungsrats und Begründers des sächs.-thür. Altertumsvereins sowie Lokalhistorikers Carl Peter Lepsius.
Friederike Lepsius starb, als Carl Richard neun Jahre alt war.
Lepsius studierte von 1829 bis 1832 Klassische Philologie, Archäologie, Geschichte und Linguistik. In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Lepsius’ Werdegang u. a.: “E. Gerhard und C. J. Bunsen riefen L. nach Rom an das Archäologische Institut, wo er sich neben der Sammlung altitalischer Inschriften der altägyptischen Sprache nach der Entzifferung der Hieroglyphen durch Champollion widmen sollte. L., der seit Juli 1833 in Paris weilte, blieb dort allerdings noch bis Ende 1835, um die dort vorhandenen ägypt. Schriftquellen zu untersuchen.“1)
1836 wurde er Sekretär am Instituto di Corrispondenza Archeologica in Rom, beschäftigte sich mit der umbrischen und oskischen Sprache und „publizierte 1837 seine mit Ergänzungen und Korrekturen versehene Bestätigung der korrekten Hieroglyphen-Entzifferung Champollions (…).“ 2) 1842 wurde Lepsius zum außerordentlichen Professor an die Friedrich-Wilhelms-Universität berufen und übernahm sogleich „die Leitung der von König Friedrich Wilhelm IV: ausgesandten preußischen Expedition nach Ägypten (1842–1845). Deren Ziel war, Gipsabgüsse von wichtigen Skulpturen und, wenn möglich, originale Kunstgegenstände sowie Papyri nach Berlin zu bringen, neben einer Suche nach dem sogenannten unbekannten, mythologischen fünften Element im Land der Pharaonen,“ 3) heißt es in Wikipedia.
Lepsius durchforschte das Niltal, bestieg die Cheops-Pyramide und oben angekommen setzte er dort eine Fahnenstange, an der er die Flagge Preußens hisste. 4) Jürgen Gottschlich und Dilek Zaptcioglu-Gottschlicht schreiben dazu: „(…) neben allem wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse war die Expedition im Kern nichts anderes als der erste große staatlich organisierte deutsche Beutezug im Auftrag des damaligen Königs Friedrich Wilhelm IV. Das Ziel: möglichst repräsentative Antiken nach Berlin zu bringen. (…) Selbst zur damaligen Zeit wurde nicht nur von der französischen und britischen Konkurrenz kritisiert, mit welcher Skrupellosigkeit die Lepsius-Expedition bei der Aneignung von Fresken, Statuen und Bildwerken vorging (…). So ließ Lepsius große Wandreliefs aus den Königsgräbern bei Theben einfach abschlagen, und ganze Wände einreißen, um die Reliefs an die Oberfläche transportieren zu können. (…) Eine Reliefwand im Ramesseum, die er abschlagen lassen wollte, blieb nur deshalb vor Ort, weil ihn der preußische Generalkonsul von Wagner gerade noch davon überzeugen konnte, dass dieser Akt des Vandalismus dann doch zu weit ginge und zu diplomatischen Verwickelungen führen könnte.“ 5)
Da Lepsius die Erlaubnis des Vizekönigs Mohamed Ali hatte, alle Objekte, die er fand, nach Deutschland mitzunehmen, schöpfte er aus dem Vollen und verbrachte über tausend Objekte nach Berlin. „Die altägyptischen Denkmäler, die Lepsius mitbrachte, sind heute in der ägyptischen Abteilung des Neuen Museums in Berlin zu sehen. Die Resultate stellte Lepsius in seinem Hauptwerk Denkmäler aus Ägypten und Äthiopien (1849–1859, 12 Tafelbände) zusammen (…),“6) ist in Wikipedia nachzulesen.
2009 schrieb Frank Müller-Römer anlässlich des 125. Todestages von Richard Lepsius in seinem Aufsatz „Richard Lepsius – Begründer der modernen Ägyptologie“ über Lepsius‘ Expedition: „Mit seiner gut vorbereiteten und wohldurchdachten Expedition leistete Richard Lepsius einen der wichtigsten deutschen Beiträge zur Erforschung des Alten Ägypten. Die Genauigkeit der archäologischen Aufnahme und die Exaktheit sowie Präzision der zeichnerischen Widergabe führten dazu, dass die deutsche Ägyptologie jeden Vergleich mit anderen Ländern standhielt. Die Herangehensweise an die Gegenstände und das systematische Erfassen der archäologischen Befunde – (…) – sind noch heute Maßstab für die Arbeiten moderner Ägyptologen“ 7)
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten wurde Lepsius 1846 stellvertretender Leiter der ägyptischen Sammlungen in Berlin und ordentlicher Professor für Ägyptologie an der Universität Berlin. Außerdem heiratete er im selben Jahr Elisabeth Klein (1828 Berlin – 11.12.1899 Goslar). Auch die Familienplanung schritt voran. Richard und Elisabeth Lepsius wurden im Laufe der folgenden Jahre Eltern von fünf Kindern, geboren: 1847, 1851, 1854, 1867, 1858. 8)
Ebenfalls wurde Lepsius‘ Wunsch nach einem eigenständigen Ägyptischen Museum in Berlin realisiert. Das 1850 eröffnete „Neue Museum“ auf der Museumsinsel in Berlin übernahm die von Lepsius aus Ägypten nach Berlin verbrachten 1500 Objekte. Lepsius konnte zwar noch nicht gleich Museumschef werden, weil zunächst planmäßig J. Passalacqua den Posten erhielt. Doch nach dessen Tod wurde Lepsius 1865 zum Direktor des Ägypt. Museums ernannt. 9)
Der vielfache Vater unternahm von März bis Mai 1866 eine zweite Ägyptenreise. „Sie führte zur Entdeckung des zweisprachigen ‚Dekrets von Kanopus‘ in Tanis. Mit seiner dritten und letzten Reise 1869 folgte er einer Einladung des Khediven Ismail Pascha aus Anlaß der Eröffnung des Suezkanals. Seit 1867 war L. als Nachfolger von E. Gerhard Präsident des röm. Archäologischen Instituts. 1873 übernahm er auch noch die Leitung der Königl. Bibliothek in Berlin,“ 10) so Jürgen Settgast in der Neuen Deutschen Biographie.