Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Schliemannstraße

Nienstedten (1947): Heinrich Schliemann (6.1.1822 Neubukow -26.12.1890 Neapel), Altertumsforscher, entdeckte die vorhomerische Welt.


Siehe auch: Lepsiusweg
Siehe auch: Virchowstraße
Siehe auch: Humannstraße
Siehe auch: Dörpfeldstieg

Die Straße hieß früher Graf Spee Straße. Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Marine. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße umbenannt in Schliemannstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

In der Neuen Deutschen Biografie heißt es über den Werdegang von Heinrich Schliemann u. a.: „Frühe autobiographische Zeugnisse geben keine Hinweise auf einen Kindheitstraum von Troia. S.s Vater hatte 1829 durch das Verhältnis mit einer Magd die Familie in eine traumatische Situation gebracht. [diese bekam ein uneheliches Kind, und Vater Schliemann wurde suspendiert, was dazu führte, dass er verarmte und auch das Schulgeld für seinen Sohn, der aufs Gymnasium ging, nicht mehr bezahlen konnte]. ‚Wie alle Pfarrer hatte mein Vater 9 Kinder und kein Geld, und da seine Zeit sehr stark von seiner Pflicht in Anspruch genommen wurde, war er nicht in der Lage, mir irgendeine Erziehung zuteil werden zu lassen‘ (Amerikatageb., 1852). Nach dem Tod der Mutter [sie starb bei der Geburt des neunten Kindes] kam S. 1832 zu seinem Onkel Friedrich nach Kalkhorst. Er schloß 1836 die Realschule in Neustrelitz ab und wurde Lehrling und Gehilfe in einem Laden in Fürstenberg.“ 1) (Dazu steht Näheres in der Allgemeinen Deutschen Biografie).

In der Allgemeinen Deutschen Biografie erfahren wir über Schliemanns weiteren Lebensweg: „In Fürstenberg blieb er 5½ Jahre, bis ihm beim Heben eines Fasses ein Blutgefäß in der Brust sprang und er für die schwere Arbeit in dem Geschäfte untauglich wurde. Sein Vater war um dieselbe Zeit aus seinem Amte verabschiedet und in Armuth gegangen; der Sohn raffte seine ersparten 30 Thaler zusammen, ging in 10 Tagen zu Fuß nach Hamburg, aber wenig in Buchführung und Correspondenz geübt und infolge der Verletzung noch geschwächt, behielt man ihn nirgends lange. In seiner Verzweiflung wollte er Schiffsjunge werden und verschaffte sich durch die Vermittlung eines Freundes seiner Eltern einen Platz auf einer Brigg, die nach Venezuela bestimmt war. Aber das Schiff scheiterte an der holländischen Küste.

Mit dem nackten Leben davongekommen, schlägt er sich nach Amsterdam durch. Eine Sammlung, die der Hamburger Freund für ihn veranstaltet, öffnet ihm die Thür einer großen Firma des Platzes, und unter den Anregungen eines großen und vielsprachigen Geschäftslebens bethätigt sich die Zähigkeit seines Charakters. Er lernt in zwei Jahren kaufmännische Handschrift und Correspondenz, dazu Holländisch, Französisch, Englisch, Spanisch, Italienisch und Portugiesisch, und gewinnt damit in dem Maße das Vertrauen seiner Principale B. H. Schröder & Co., daß sie den 22jährigen als ersten Buchhalter über ihre 15 Angestellten setzen. Das wird ihm zum Ansporn, – ohne Lehrer – es mit dem Russischen zu versuchen, und der Erfolg, den die Firma davon hatte, ließ ihn alsbald als ihren Vertreter in St. Petersburg geeignet erscheinen.“ 2)

Dazu heißt es in der Neuen Deutschen Biografie: „Dank seiner Russischkenntnisse konnte er für die Fa. Schröder 1846 eine Niederlassung in St. Petersburg gründen; 1847 errichtete er daneben eine eigene Firma, die insbes. mit Indigo handelte.3) Dadurch profitierte er vom Kolonialismus, denn "ein Hauptanbaugebiet von Indigo war neben Mittelamerika und den nordamerikanischen Südstaaten insbesondere das britisch kolonisierte Indien (...). Die Besitzer der Plantagen kamen in aller Regel aus Europa. Die Plantagenwirtschaft führte zu einer zunehmenden Verschlechterung der Lebensumstände der dort arbeitenden Bauernschaft," 4) schreibt Anna Prochotta.

Schliemanns Firma warf großen Profit ab. „Sein rasch erworbenes Vermögen verdoppelte er 1851/52 als Bankier während des kaliforn. Goldrauschs. Nach St. Petersburg zurückgekehrt, gründete er Ende 1852 eine Familie.“5) Dies war ihm nun finanziell möglich. Seine Jugendlieben Minna Heincke oder auch Sophie Hecker hatte er nicht heiraten können, da ihm damals noch die materiellen Möglichkeiten gefehlt hatten, eine „Familie zu ernähren“. So warf also das patriarchale Gesellschaftssystem nicht nur Frauen „Knüppel zwischen die Beine“, sondern in einigen Fällen auch Männern, weil dieses Gesellschaftssystem von Männern erwartete, die Rolle des Familienernährers zu erfüllen.

Schliemann heiratete die Russin Jekaterina Petrowna (1826–1896) Lyshin, Tochter eines Juristen am Zarenhof in St. Petersburg. Das Paar bekam drei Kinder. 1855 kam ein Sohn zur Welt, später eine Tochter, die sehr früh verstarb und 1861 eine weitere Tochter. Frau Schliemann soll schon nach der ersten Schwangerschaft nicht mehr an Sex mit ihrem Mann interessiert gewesen sein. Das soll ein Grund gewesen sein, warum sich Schliemann später von seiner Frau scheiden ließ. Doch gibt es auch eine andere Version, warum sich Jekaterina Petrowna ihren „ehelichen Pflichten“ entzog. So soll sie ihren Mann bei der Heirat für reicher gehalten haben, als er in Wirklichkeit war. Als sie über sein finanzielles Vermögen Bescheid wusste, verweigerte sie ihrem Mann das Ehebett. „Das hatte den gewünschten Effekt. Prompt kaufte Schliemann den Indigomarkt auf und wurde zum Marktführer, woraufhin ihm Jekaterina bereitwillig drei Kinder schenkte.“6)

Schliemann wurde immer reicher. Justus Cobet schreibt: „Er verstand es, die Beschleunigung der Kommunikation durch Eisenbahn und Telegraph zu nutzen; als großer Gewinner aus dem Krimkrieg versechsfachte er bis 1855 sein Vermögen.

Die Stagnation der Geschäfte nach dem Krieg führte S. 1856 in eine Krise; er erwog, eine Plantage in Amerika zu gründen oder sich auf ein Gut in Mecklenburg oder in eine Universitätsstadt zurückzuziehen oder ‚das Vaterland meines Lieblings Homer zu besuchen‘ (Brief an den Vater 1856). (…). 1858/59 unternahm er [ohne seine Familie] Reisen in Europa und dem Vorderen Orient. Sein wieder erfolgreiches Geschäft liquidierte er 1864, bereiste Asien sowie Amerika und ließ sich 1866 als Rentier in Paris nieder. An der Universität lernte er Persisch und Sanskrit und studierte Philosophie und Literatur. Im Sommer 1868 reiste S. über Rom und Pompeii nach Griechenland und Konstantinopel. Mit Murrays ‚Handbook for Travellers in Greece‘ (1854) verfolgte er auf Ithaka, der Heimat des Odysseus, erstmals die Debatten um die homerische Topographie und griff hier und dann am vermeintlichen Ort Troias für ein paar Stunden zum Spaten. Die Wende zu einem Leben als Archäologe leitete die Begegnung mit dem an den Dardanellen als Landbesitzer, brit., später amerik. Konsul und Archäologe ansässigen Frank Calvert (1828–1908) ein, der ihn in den aktuellen Stand der Debatte um die Lage des homerischen Troia einführte, ihn auf den Hügel Hissarlik als den richtigen Ort verwies und über die neuen Techniken des Ausgrabens unterrichtete.

S. ordnete daraufhin sein Leben gänzlich neu. Mit dem am Schreibtisch in Paris aufbereiteten Tagebuch seiner Reise von Ithaka über Mykene in die Troas wurde er 1869 in absentia in Rostock promoviert. Er erwirkte mit gefälschten Dokumenten als Bürger der USA die Scheidung [als USA-Bürger benötigte er nicht die Einwilligung seiner Frau in die Scheidung] und fand mit Hilfe des Bischofs von Athen im Herbst 1869 seine ‚homerische Frau‘“ 7) Über seine „Brautschau“ schrieb Schliemann seinem Vater: „Ich kann nur mit einer Griechin glücklich werden - wenn sie Sinn für Wissenschaft hat, nur in dem Falle kann sie einen alten Mann lieben.“ Und in einem zweiten Brief äußert Schliemann: „In Griechenland habe ich den Vorteil, dass die Mädchen arm wie Ratzen sind. Sollte ich eine finden, die Hoffnung auf Nachkommenschaft lässt, nehme ich sie.“

Die, die er nahm, hieß Sophia Engastromenos, war 30 Jahre jünger (12.1.1852 Athen – 27.10.1932 Athen) als Schliemann und Tochter eines Kaufmanns in Athen. Das Paar heiratete 1869 und bekam zwei Kinder (geboren 1871 und 1878).

Zu Sophia Engastromenos gibt es einen Wikipedia Eintrag, denn sie wurde weltberühmt durch eine Fotographie, die sie mit dem Gehänge aus dem Schatz des Priamos zeigt. Über sie heißt es im Wikipedia-Eintrag: „Sofia Engastromenou war die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns sowie die Nichte des Bischofs Theokletos Vimpos. Ihr Onkel war der damalige Griechischlehrer des deutschstämmigen Kaufmanns und Hobbyarchäologen Heinrich Schliemann (…); dieser beauftragte Vimpos, ihm eine ‚homerbegeisterte, schwarzhaarige Griechin‘ als Ehefrau zu suchen. Aus den Fotos von drei Frauen wählte er die damals erst siebzehnjährige Sofia Engastromenou aus. (…).“ 8)

Über Schliemanns weiteres Wirken heißt es bei Justus Cobet: „1880 bezog die Familie das von Ernst Ziller (1837–1923) im Stil der Renaissance entworfene und als Ilíou Mélathron, Palast von Ilion, homerisch dekorierte Stadthaus (heute Numismat. Nat.mus.), alsbald ein Mittelpunkt der Athener Gesellschaft. Von 1870 bis an sein Lebensende grub er immer wieder in Troia, seit 1876 auch in Tiryns und Mykene und an vielen anderen Orten der antiken Welt. Unbekümmert um jüngere Kulturschichten stieß S. 1871-73 auf der Suche nach Priamos' Burg bis auf den Grund von Troias Ruinenhügel vor, wie wir heute wissen, das 3. Jahrtausend v. Chr. Seine Grundannahme, die Gleichung zwischen Sage und Ruine, stellte er nie in Frage, wenngleich er im Detail unendlich diskussionsbereit war. Mit der Zeit verbesserte er seine Methodik, wozu als getreulicher Helfer der Architekt Wilhelm Dörpfeld (1853–1940) [siehe: Dörpfeldstraße] beitrug und als verläßlicher Freund der Anthropologe Rudolf Virchow (1821–1902) [siehe Virchowstraße], der als einziger S.s Exzentrik standhielt und dem er viel für seine gesellschaftliche Akzeptanz in Deutschland verdankte. Der von S. so genannte ‚Schatz des Priamos‘, (…) machte S. mit seiner Veröffentlichung am 5.8.1873 in der Augsburger Allgemeinen Zeitung mit einem Schlag zur öffentlichen Person.“ 9)

Schliemann hatte den Goldschatz ohne Erlaubnis und Wissen der türkischen Regierung außer Landes gebracht. Als er damals seinen Fund per Schiff nach Athen gebracht und ihn dort publik gemacht hatte, war „die türkische Regierung (…) brüskiert und gedemütigt, und Anton Dethier, der deutsche Direktor der kaiserlichen Altertümer-Sammlung [in Konstantinopel], sah sich herausgefordert. Dethier hatte vor, sein Museum auf einen europäischen Standard nach Londoner Vorbild zu bringen, und versuchte deshalb, wo immer möglich zu verhindern, dass antike Artefakte aus dem Osmanischen Reich herausgebracht wurden. (…). Daher bewegte er die Regierung des Sultans dazu, den Schatz zurückzufordern,“ 10) berichten Jürgen Gottschlich und Dilek Zapticioglu-Gottschlich.

Es kam zu Hausdurchsuchungen bei Schliemann und Schliemann wurde verklagt. Das „Gericht in Athen stellte fest, dass die trojanischen Altertümer zu Unrecht aus der Türkei entwendet worden waren. Allerdings kam Schliemann mit dem Schrecken davon. Er wurde nicht zur Rückgabe, sondern nur zum Schadensersatz verurteilt. Dazu war die Summe – 10 000 Francs – für Schliemann problemlos zu bestreiten. Taktisch geschickt überwies er nicht nur die geforderten 10 000, sondern 50 000 Francs – zur Verwendung für Dethiers Kaiserliches Museum in Konstantinopel.“ 11)

Schliemann war ebenso wie Carl Humann (siehe: Humannstraße) bei Ernst Curtius, Professor für Archäologie und Leiter des Antiquariums im Alten Museum in Berlin, auf taube Ohren gestoßen, als er, der Amateur, dem Akademiker Curtius seine Funde anbot. So brachte Schliemann seine Troja-Funde für eine Ausstellung nach London, wo man von Schliemanns Grabungen begeistert war. In Deutschland hatte Schliemann in dem Arzt und Politiker Rudolf Virchow (siehe: Virchowstraße) einen großen Befürworter. „Virchow war es denn auch, der seinem Freund den Weg zurück nach Deutschland bahnte. Er ließ ihn zum Ehrenmitglied seiner Anthropologischen Gesellschaft wählen, und er beschaffte Schliemann Orden und Auszeichnungen (…). Dies bewog den eitlen Ausgräber letztendlich dann doch dazu, seine Troja-Funde Deutschland zu vermachen. (…) Schlagartig wurde Schliemann zum deutschen Patrioten, der sogar seinen liberalen Freund Virchow kritisierte, weil dieser mit der Kolonialpolitik Kanzler Bismarcks nicht einverstanden war,“12) schreiben Jürgen Gottschlich und Dilek Zaptcioglu-Gottschlich in ihrem Buch „Die Schatzjäger des Kaisers“.

Nach dem Troja-Fund hatte Schliemann die Schachtgräber in Mykene ausgegraben und Goldmasken gefunden, die die Gesichtszüge von Atreus oder Agamemnon trugen. Auch dies ein spektakulärer Fund, der für Furore sorgte.

Schliemann starb 1890 in Neapel, als er sich auf der Rückreise von einer nicht auskurierten Ohrenoperation in Halle befand. Weitere Grabungen in Troja übernahm Wilhelm Dörpfeld.

„Während seiner Grabungen wurde Heinrich Schliemann immer von seiner Ehefrau Sophia begleitet. Nach dem Tod Heinrichs 1890 hielt Sophia Schliemann weiterhin Vorträge über seine Arbeiten und veranstaltete Gesellschaftsfeste im Athener Domizil Iöiou Melanthron. Sie vervollständigte Schliemanns Autobiografie und gab sie 1892 in erster Auflage heraus. Sophia Schliemann lebte von der Gesellschaft geachtet in Athen, verstarb dort 1932 und wurde mit einem Staatsbegräbnis beigesetzt.“ 13)

Simon Lindner von der Technischen Universität Berlin blickt hingegen kritisch auf das Verhältnis Schliemanns zu dessen Ehefrau. So schreibt er: „Besonders bespielhaft für die paternalistische und in diesem Sinne gewaltsame Stilisierung, die Heinrich Schliemann seiner Frau in der Öffentlichkeit verpasste, ist seine Schilderung der Bergung des ‚Priamosschatzes‘ (…). Dort dichtet er die tatkräftige Mitarbeit seiner Frau hinzu, wenngleich sie zu jener Zeit nachweislich nicht in Troia war (…). Auch das in der Presse von Sophia Schliemann gezeichnete Bild wurde ausschließlich durch ihren Gatten vermittelt (…). In der britischen und deutschen Presse erschien sie als strahlende, kongeniale und homerbegeisterte Archäologin (…). Dagegen wird ihr Anteil und Interesse an der Archäologie von der kritischen Schliemannforschung weit geringer eingeschätzt (…). Entsprechend streifte offenbar der graecophile Schliemann seiner jungen Griechin für das Porträtfoto [mit dem Gehänge] den Glanz der schönen Helena über. (…) Die überfrachtende Stilisierung von Sophia Schliemann zur Helena kann demnach als Ausdruck und Sinnbild der durchgreifenden und rücksichtslosen Homerfixierung und -projektion auf die eigene Lebenswelt Heinrich Schliemanns begriffen werden.“ 14)

Justus Cobet bewertet 2007 Schliemanns Forschungen und Ausgrabungen wie folgt: „S.s Wirkungsgeschichte bleibt nachhaltig ambivalent. Sein Lebenswerk eröffnete die materielle Kenntnis der ägäischen Bronzezeit, doch die unkritischen homerischen Gleichungen des Dilettanten bleiben eine Last für den nüchternen Umgang mit den Leistungen der Archäologie. Er hatte den Eindruck zu erwecken vermocht, durch seine ‚Kritik des Spatens‘, die ‚ein altes Rätsel‘ einfach zu lösen schien, eine verstaubte Altertumswissenschaft exemplarisch zu beschämen. Gelehrte wie Ulrich v. Wilamowitz-Moellendorff (1848–1931) hatten sich aber mit deutlichen Worten gegen seine Mißachtung der gerade erst aufblühenden Quellenkritik gewandt. Auch verdeckt der Mythos des Gründerheros die verzweigte Wissenskultur, die S. vorausging. Doch durch ihn gewann die Archäologie v. a. in Deutschland große Popularität, sein Name wurde geradezu zu ihrem Synonym. Das Schema der neun Schichten Troias, die Ikone der stratigraphischen Methode, stellte erst Dörpfeld auf,“ 15)

1945 transportierte die Rote Armee den Schatz des Priamos ins Puschkin Museum nach Moskau. Dort wurde er verwahrt und fortan galt er als verschollen. 1987 wurde die Existenz des Schatzes durch Archivforschung wieder bekannt. Und 1996 wurde der Schatz im Puschkin Museum der Öffentlichkeit gezeigt. Eine Rückgabe an Deutschland verweigerte die Sowjetunion. Auch die Türkei bemüht sich, den Schatz nach Troja zurückzubekommen. Hier wäre er dann wieder an seinem ursprünglichen Ort zurückgebracht.