Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Conzestraße

Nienstedten (1947): Prof. Alexander Conze (10.12.1831 Hannover – 19.7.1914 Berlin), Archäologe


Siehe auch: Humannstraße
Siehe auch: Schliemannstraße
Siehe auch: Lepsiusweg
Siehe auch: Dörpfeldstieg

Zwischen 1933 und 1937 hieß die Straße Admiral-Scheer-Straße (Motivgruppe: Namen aus dem Ersten Weltkrieg: Marine). „Reinhard Karl Friedrich S. (1863-1928), Chef des Stabes der Hochseeflotte 1909. 1911, Chef des Admiralitätsstabes 1918.“ (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

Im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes 1938 sollte die Straße in Graf-Dohna-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war. Bedingt durch den Krieg kam es aber nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1947 bei Admiral-Scheer-Straße.

Die Umbenennung - wie auch andere Umbenennungen - erfolgte auf Anweisung der britischen Militärregierung, denn „vor dem Hintergrund der veränderten politischen Landschaft gerieten die sogenannten ‚militärischen‘ Namen erstmals ins Blickfeld. Die Umbenennung dieser Namensgruppe wurde durch eine ausdrückliche Anweisung der Militärregierung veranlaßt und stellte die zweite Welle von politisch motivierten Umbenennungen der Nachkriegszeit dar. Im Jahre 1946 gab es nach einer Aufstellung des Bauamtes 145 Straßen, die nach ‚Militärpersonen, militärischen Ereignissen und militärischen Einrichtungen‘ benannt worden waren. Etwa 18 davon waren in der Zeit zwischen 1933 bis 1945 entstanden. (…). Der Senat erörterte dieses Thema in seiner Sitzung am 22. Januar 1946. Man betrachtete lediglich 37 Namen als nicht akzeptabel, darunter 28 Namen von Generälen und Admirälen und einigen militärischen Einrichtungen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Sie wurden im Laufe der nächsten zwei Jahre umbenannt.“ (Siehe auch unter Kriegerdankweg und Paul-Bäumer-Brücke). (Bericht über Umbenennungen von Straßennamen in Hamburg seit 1918, März 1987, Staatsarchiv Hamburg, S. 16.)

Alexander Conze war der Vater der Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Elsbeth Krukenberg-Conze (5. 2. 1867 Halle -16.8. 1954 Calw). Verheiratet war sie mit dem Gynäkologen Georg Krukenberg. Das Paar hatte drei Söhne.

Elsbeth Krukenberg-Conze leitete die Privatklinik ihres Mannes. Nach dessen Tod lebte sie mit ihrer Lebensgefährtin Lina Hilger (1874-1942), einer Schulleiterin, zusammen. „Krukenberg hatte bereits 1911 in der Diskussion um den § 175 die emotionale Nähe beim Zusammenleben zweier Frauen positiv hervorgehoben.“ 1) Elsbeth Krukenberg-Conze war lange Zeit Sozialdemokratin und in der bürgerlichen Frauenbewegung aktiv. So war sie einige Zeit Herausgeberin der 1886 von Louise Otto-Peters und Auguste Schmidt gegründeten Zeitschrift Der Frauenanwalt, „die sich verstärkt für die Änderung der Arbeitsbedingungen für Frauen einsetzte. Bei ihrem Engagement für die Frauenbewegung betonte sie schon recht früh im Gegensatz zu männlichen Kritikern, (…) ihrer Meinung nach ausgesprochen nationale Ausprägung des deutschen Feminismus: so war es das oberste Ziel der Frauenbewegung, dem deutschen Volk mit all ihren Kräften ‚zu dienen‘. (…)

1926 trat sie den Quäkern bei. Aufgrund ihrer inzwischen nationalkonservativen politischen Einstellung geriet sie dort allerdings in politische Isolation und trat nach 1930 kaum noch aktiv als Quäkerin in Erscheinung, obwohl sie formell bis zu ihrem Lebensende Mitglied blieb. Als sie 1932 Adolf Hitler im Sportpalast reden hörte, wurde sie überzeugte Anhängerin des Nationalsozialismus und wählte fortan stets die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei.“ 2)

Ihre Lebensgefährtin Lina Hilger hingegen stellte gleich nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten den Antrag auf Pensionierung, „nachdem (…) auf dem Schulhof eine Bücherverbrennung durch die Hitlerjugend stattgefunden hatte.“ 3) Damit kam sie „ihrer Entlassung zuvor“, denn die „Kreisleitung der NSDAP“ hatte bereits ihren „vorzeitiger Ruhestand wegen antinationalsozialistischer Gesinnung beantragt“. 4)

Der Vater und Straßennamensträger: Alexander Conze
Alexander Conzes Vater war ein Rittmeister, seine Mutter Sophie Conze, geb. Hedwig war die Tochter eines Hofbuchhändlers.;
In der Neuen Deutschen Biografie heißt es über Conzes Werdegang: „C. bezog die Universität Göttingen, um Jura zu studieren, wandte sich aber bald ganz den altertumskundlichen Fächern zu. 1853 nach Berlin übergesiedelt, promovierte er 1855 dort als Schüler Ed. Gerhards. Innerhalb der Altertumswissenschaft zog ihn die künstlerische Seite besonders an. 1857 besuchte er die Museen in Paris und London, wo der Eindruck der Parthenonskulpturen richtungbestimmend wurde für seine Lebensarbeit. Mit einer Reise nach Griechenland begann 1858 seine Forschertätigkeit. 1860 bereiste er als einer der ersten Stipendiaten des Römischen Instituts Italien und Griechenland. Hier erkannte er die Notwendigkeit von umfassenden Publikationen ganzer Denkmälergruppen; beispielhaft sind die Melischen Tongefäße und später die Attischen Grabreliefs.“ 5)

1861 heiratete er im Alter von 29 Jahren die damals 21-jährige Elise Erdmann (1839-1920), Tochter eines Apothekers, der ein Schulfreund von Conzes Vater gewesen war. Elise hatte nach der Schule ein Pensionsjahr bei einer Baronin verbracht und dann 1859, nach einer gemeinsamen Fahrt mit Alexander Conze auf der Weser sich mit ihm verlobt. Zwei Jahre später erfolgte die Hochzeit.

Zuvor, in der Verlobungszeit, hatte Conze eine längere Studienreise unternommen. Dadurch lernte Elise sich auf häufige Abwesenheiten ihres Liebsten einzustellen, denn als Gatte und Vater sollte Conze noch viele Forschungsreisen unternehmen, immer allein, niemals mit seiner Ehefrau, die zu Hause das Haus hütete und die Kinder großzog.

Das Paar bekam sechs Kinder, was für Conze aber keinen Einschnitt in seiner beruflichen Laufbahn bedeutete, da die Rollenzuweisungen zwischen ihm als Ehemann und Vater und ihr als Ehefrau und Mutter geklärt waren und dem damaligen Rollenverständnis der Geschlechter entsprachen.

1862, ein Jahr nach der Hochzeit, „habilitierte er sich in Göttingen, wurde 1863 außerordentlicher Professor in Halle und 1869 Ordinarius in Wien und Mitglied der Wiener Akademie. In der Lehrtätigkeit entfaltete sich seine besonders organisatorische Begabung. Die Erweiterung der Abgußsammlung in Halle, die Schaffung benötigter Unterrichtsmittel, die Begründung des Archäologisch-epigraphischen Seminars in Wien legen Zeugnis davon ab.“ 6)

Über eine außerordentliche organisatorische Begabung muss sicherlich auch seine Ehefrau verfügt haben, angesichts ihrer vielfältigen Aufgaben als Mutter von sechs Kindern, die großgezogen werden mussten.

Conze „förderte die Provinzialforschung und den Aufbau der Lokalmuseen und leitete 1873-75 die Ausgrabungen in Samothrake. 1877 folgte er Karl Bötticher als Direktor der Berliner Antikensammlung, wurde Mitglied der Berliner Akademie und der Zentraldirektion des Deutschen Archäologischen Instituts. Für die Museen begann unter seiner Leitung eine bedeutungsvolle Entwicklung. Der Neuordnung und Erweiterung der Sammlungen folgte sein vorbildlicher Skulpturenkatalog,“ 7) schreibt Friedrich Goethert in der Neuen Deutschen Biographie.

Conze soll „umfassend wissenschaftlich gebildet [gewesen sein], dabei völlig uneitel und mehr an Forschungsergebnissen als an seiner Karriere interessiert. (…) In die Jahre als Antikendirektor der Berliner Museen fiel das Abenteuer der Ausgrabungen in Pergamon, das sowohl für ihn wie für Carl Humann zu dem wichtigsten Ereignis ihres Lebens wurde,“ (siehe dazu unter Humannstraße) 8), so Jürgen Gottschlich und Dilek Zaptcioglu-Gottschlich in ihrem Buch „Die Schatzgräber des Kaisers“.

Nach dem Tod von Carl Humann 1896 initiierte Alexander Conze noch weitere Grabungen in Pergamon, die 1901 begannen und bis 1911/12 anhielten. Diese Grabungen erfolgten unter der Leitung von Wilhelm Dörpfeld (siehe: Dörpfeldstieg).

„C. schied 1887 aus dem Museumsdienst aus und übernahm, schon seit 1881 Vorsitzender der Zentraldirektion, bis 1905 die Leitung und Neuorganisation des Deutschen Archäologischen Instituts als dessen erster Generalsekretär.“ 9)