Loewenbergstraße
Iserbrook (1952): Jacob Loewenberg (9.3.1856 Niederntudorf/Westfalen – 7.2.1929 Hamburg), Schuldirektor, Schriftsteller.

Jacob Loewenberg war das Kind jüdischer Eltern, seine Mutter hieß Friederike Loewenberg, geborene Rose, sein Vater Levi Loewenberg. Dieser soll als Hausierer/Händler tätig gewesen sein.
Jacob Loewenberg absolvierte eine Lehrerausbildung, wurde einige Jahre als Lehrer tätig und studierte dann Germanistik, Anglistik und Romanismus. 1886 beendete er sein Studium mit der Promotion.
Im Lexikon westfälischer Autorinnen und Autoren steht über Loewenbergs Werdegang u. a.: „1886 Umzug nach Hamburg. Von 1886 bis 1892 war er dort Lehrer an der Realschule der Evangelisch-Reformierten Gemeinde. Er durfte jedoch nur Englisch und Französisch unterrichten, die ‚Gesinnungsfächer‘ Deutsch und Geschichte blieben ihm verwehrt. 1891 gehörte er zu den Gründern der Literarischen Gesellschaft Hamburg. Mitglieder waren u.a. Detlev von Liliencorn, [siehe: Liliencronstraße] Otto Ernst [siehe: Otto-Ernst-Straße] und Gustav Falke [siehe: Gustav-Falke-Straße]. Ab 1892 Leitung einer privaten jüdischen höheren Töchterschule, die 1912 die staatliche Anerkennung als höhere Mädchenschule-Lyzeum (Dr. J. Loewenberg-Lyzeum) erhielt.“ 1)
Drei Jahre nachdem Loewenberg die Leitung der jüdischen Mädchenschule übernommen hatte, heiratete der damals 40-Jährige 1895 die damals 20-jährige Jenny Stern (9.11.1875 Siegen – 1.6.1930 Hamburg), mit der er drei Kinder bekam.
Die Leitung der Schule, auf die Mädchen aller Konfessionen gehen durften, hatte Loewenberg bis zu seinem Tode inne. Er richtete sie „nach den Vorstellungen der Kunsterziehungsbewegung aus (…). Dazu gehörten eine Betonung der ästhetischen Fächer, die Weckung der kreativen Kräfte der Schülerinnen unter anderem im Literaturunterricht, Aufführungen und freie Schülervorträge sowie die künstlerische Ausgestaltung der Klassenräume ebenso wie eine enge Verbindung von Schule und Elternhaus und die freie Entwicklung der Lehrerpersönlichkeit. Mit Alfred Lichtwark [siehe: Lichtwarkstraße], dem Direktor der Hamburger Kunsthalle, arbeitete die Schule eng zusammen.“ 2)
Loewenberg betätigte sich auch auf literarischem Gebiet. Dazu Reiner Lehberger: „Zu seinen bekanntesten literarischen Arbeiten gehören der autobiografische Roman ‚Aus zwei Quellen‘ (1914), dessen Titel auf den jüdischen und deutschen Hintergrund des Autors anspielt, sowie die Gedichtanthologie ‚Vom goldenen Ueberfluß‘ (…).“ 3).
In Wikipedia heißt es über Loewenberg als Schriftsteller: „In den 1890er Jahren entstanden Jakob Loewenbergs erste literarische Werke, in denen er sich trotz aller antisemitischen Anfeindungen zur Einheit von Deutschsein und Judesein bekannte. 1891 trat Loewenberg der jungen Literarischen Gesellschaft bei. Bereits nach wenigen Jahren als aktives Mitglied verließ er die Gesellschaft jedoch wegen antisemitischer Vorfälle. (…).“ 4)
Loewenbergs Veröffentlichungen sind, so Siegfried Kessemeier, in drei Gruppen zu gliedern: „1. eigene poetisch-literarische Werke; 2. Veröffentlichungen im Zusammenhang literarischer Bildung; 3. Veröffentlichungen in Verbindung mit der pädagogischen Tätigkeit.“ 5)
Einige seiner literarischen Texte sind plattdeutsch durchsetzt. 6)
Neben der Schulleitung, dem Vatersein und seiner schriftstellerischen Arbeit hielt Loewenberg Vorträge und Lesungen. So auch an Volkshochschulen. Außerdem war Loewenberg „als Pazifist in der deutschen Friedensgesellschaft aktiv. Berufspolitisch engagierte er sich in Organisationen und Vertretungen der Hamburger Lehrerschaft, so etwas in der Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesen, im Lehrerrat und in der Lehrerkammer.“ 7)
Die private Mädchenschule wurde von Loewenbergs Sohn Ernst übernommen; dieser musste die Schule aber aus wirtschaftlichen Gründen 1931 schließen.
Nach der Machübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurden Loewenbergs Bücher verbrannt. Seine Familie wanderte in die USA aus.
Das Gebäude, in der die Loewenberg-Schule zuletzt residierte, steht heute noch: Johnsallee 33.