Maetzelweg
Volksdorf, seit 1960. Emil Maetzel (5.5.1877 Cuxhaven – 23.6. 1955 Hamburg) Maler und Baudirektor und seine Ehefrau Dorothea Maetzel, geb. Johannsen (6.2.1886 Lensahn/ Holstein – 8.2.1930 Hamburg), Malerin
Ergänzt 2017 um die ebenso bedeutende Tochter des Ehepaares Maetzel: Monika Maetzel (12.2.1917 Hamburg - 18.10.2010 Hamburg)
Neuer Erläuterungstext: benannt nach Emil M. (1877 – 1955) Baudirektor und Maler, dessen Ehefrau Dorothea M. (1886 – 1930), Malerin und der gemeinsamen Tochter Monika M. (1917-2010) Keramikmeisterin, langjährige Obermeisterin der Hamburger Töpferinnung
Siehe auch: Rosa-Schapire-Weg
Siehe auch: Corinthstraße, Othmarschen (1950): Lovis Corinth (1858-1925), Maler, Graphiker.
Ohlsdorfer Friedhof: Grab Nr.: S 12, 139-140.
„Wie man immer wieder inwendig gezwungen wird, sich von allem loszumachen, weil man doch wieder ein Stückchen schaffen möchte, ehe man ganz fortgeht.“1 Auf eine prägnantere Formel als diese von ihr selbst in einem Brief gewählte kann man das Leben der Malerin, Ehefrau und vierfachen Mutter Dorothea Maetzel-Johannsen kaum bringen. Spricht aus ihr doch nicht nur der immer neu zu bewältigende Interessenskonflikt zwischen Leben und Kunst, sondern auch die ungeheure Energie und Spannkraft, die diese Malerin auszeichnete, die ihr umfangreiches Werk im Wesentlichen in einem einzigen Jahrzehnt, zwischen 1919 und 1929, schuf.
Dorothea Maetzel-Johannsen wurde am 6. Februar 1886 als fünftes von sechs Kindern in Lensahn in Holstein geboren. Die Eltern, der Amtmann Christian August Johannsen und seine Ehefrau Friederike Auguste, geb. Körner, nannten die Tochter Dora. Den Namen Dorothea legte sich das Mädchen selbst zu, als es entdeckte, dass sein Geburtstag, der 6. Februar, Dorothea, der Schutzheiligen der Gärtner, geweiht ist. „Die Natur ist mir eine holde Freundin, die mich versenkt in einen schönen Traum. Mehr, sie gibt mir zuzeiten das Gefühl einer grenzenlosen Wollust, in dem ich vollkommen versinken kann. Ich spüre, daß es heute noch so stark ist wie in der Kindheit und daß es wohl stets so bleiben wird. Und daß es einfach für mich lebensnotwendig ist, zuzeiten mich dem Gefühl hinzugeben. Was natürlich die Gefahr in sich schließt, daß es das eingeborene Hinneigen zur Inaktivität (sagen wir ruhig Faulheit) unterstützt“,1) wird Dorothea Maetzel-Johannsen später schreiben. Und die Natur ist es auch, die sie in ihren Bildern zu fassen sucht: „Man sieht die Unmöglichkeit, das Vibrierende, das fortwährend sich Wandelnde zu geben, daß die Natur eigentlich unfaßlich ist. Man möchte ein Gleichnis dafür finden, und das ist so schwer. Und doch muß mans können oder man soll die Finger davon lassen.“1)
Dora war schon als Kind von zarter Gesundheit. Die damals übliche Behandlung ihres Gelenkrheumatismus mit Arsen führte zu einem lebenslänglichen Herzleiden, an dem sie im Alter von nur 44 Jahren starb. Dora besuchte keine öffentliche Schule, sondern wurde von einer Hauslehrerin unterrichtet. Sehr früh begann sie zu malen und zu zeichnen. Von 1906 bis 1909 besuchte sie die Gewerbeschule für Mädchen in Hamburg in der Brennerstraße, um Zeichenlehrerin zu werden. Mehr konnte sie sich zunächst offenbar nicht vorstellen. Als aber der Maler Kuchel ihre Arbeiten ansah, berichtete sie stolz und voller Sehnsucht nach einer Ausbildung als Malerin an die Schwester: „Der Maler K. war hier und sah sich auch meine Arbeiten an. Er sagte, ich solle doch sehen, eine Zeitlang in Berlin bei einem Maler, den er mir nannte, zu arbeiten. Ja, er hat gut reden! Papa werde ich aber nichts davon sagen. Er kann es doch nicht, und es würde ihn nur traurig machen. Ich freue mich aber doch, daß K. meine Sachen mal richtig kritisiert hat. Nun weiß ich jedenfalls, daß ich etwas kann. Oh, wenn ich doch mal so ordentlich lernen könnte, wie ich möchte, wie wäre das herrlich.“2)
Dass sie „etwas kann“, bemerkte auch jemand anderes, der spätere Oberbaurat und Leiter der Städtebauabteilung der Hansestadt unter Fritz Schumacher Emil Maetzel, der selbst gern Malerei studiert hätte, auf Wunsch des Vaters aber einen bürgerlichen Beruf ergriff, Architekt wurde und – malte. Er sah bei Freunden eine aquarellierte Zeichnung der 19-jährigen Dorothea Johannsen, die ihn so beeindruckte, dass er wusste: Die muss ich kennenlernen! Er klemmte sich hinter seine Schwester. Sie riet ihm ab. Eine Frau, die Malerin werden wolle, könne bestimmt nicht kochen. Das war ihm, der sich vier Kinder wünschte, ganz egal. Hauptsache, sie war begabt!
Als die beiden sich kennenlernten, muss es wie ein Blitz- und Donnerschlag bei beiden gewesen sein, erzählt Monika Maetzel, die jüngere Tochter des späteren Ehepaares. Doch während er zur Ehe drängte, wollte sie nicht nur ihr Examen machen, sondern zumindest noch eine zeitlang als Zeichenlehrerin arbeiten. Dieses Bedürfnis nach Freiheit, das sie schon in dem eingangs zitierten Brief als Grundbedingung ihres Schaffens nennt, formulierte sie immer wieder: „Ich könnt mir denken, daß es Dir zuweilen geht wie mir, wenn man der Menschen überdrüssig ist und mal ganz alleine sein möchte. Von rechtswegen darf keiner wissen, wo man ist. So hab ich mir immer schon als Kind eine heimliche Laube gebaut ins grüne Gebüsch. Der Mensch ist wohl ein Tier, das gern Verstecken spielt.“1 Und an anderer Stelle: „Ich glaube, die schönsten Stunden kann man nur alleine erleben. Ist es bitter oder süß?“1 Nicht ohne eine gewisse Traurigkeit erzählt auch Tochter Monika Maetzel: „Im Grunde wollte sie frei sein. Sie liebte ihre Kinder, aber im Grunde wollte sie ungebunden sein.“
Nach kurzer Lehrerinnentätigkeit in Schleswig begann mit der Heirat im Frühjahr 1910 für das Paar jedoch zunächst eine Zeit intensivsten gemeinsamen Lebens und Arbeitens: „Vom Künstlerischen gebildet hat mein Vater sie.“ Immer wieder betont die Tochter Monika im Gespräch, dass der Vater anerkannt habe, dass die Mutter die Begabtere von beiden gewesen sei, sie aber dennoch enorm gefördert habe, da sie sehr wenig von moderner Kunst gewusst, er ihr den Expressionismus erst nahe gebracht habe. „Sie war natürlich emanzipiert in ihrer Art. Aber sie wäre es ohne die anfängliche Unterstützung meines Vaters nicht so geworden. Sie wäre sicher auch eine sehr gute Malerin geworden, aber wer weiß, ob sie diesen Durchbruch geschafft hätte... das fragen wir uns oft.“ An dieser innigen Verbindung des Ehepaares änderten weder der Ausbruch des Ersten Weltkrieges noch die Geburt der vier Kinder (Ruth 1911, Bogumil 1913, Peter 1915, Monika 1917) etwas. Dorothea Maetzel-Johannsen war oft bei ihrem Mann in Berlin, wo er als Offizier in einem Eisenbahner-Ersatz-Bataillon stationiert war. Gemeinsam besuchten sie Abendaktkurse und zogen durch die Kneipen, um zu zeichnen. „Aus den Berliner Jahren gibt es phantastische Skizzenbücher. Da haben sie in Kneipen gesessen und Typen gezeichnet, einfach doll!“ erzählt Monika Maetzel. Sie selbst und ihre Geschwister waren bald in Berlin unter der Obhut einer Tante, bald wurden sie mit einem Schild um den Hals auf die Bahn gesetzt – Richtung Lensahn zu den Großeltern und Tanten: „Das nahm man nicht so kompliziert, wir Kinder wuchsen so nebenher auf. Also an sich ein bißchen schlimm.“ In dieser Berliner Zeit hatte Dorothea Maetzel-Johannsen auch eine Weile Unterricht bei Lovis Corinth (siehe: Corinthstraße).
Nach Kriegsende bezog die Familie eine geräumige Wohnung am Erlenkamp 20. Das Ehepaar arbeitete zusammen und war sich dabei so nahe, dass man oft nicht unterscheiden kann, ob ein Bild von ihr oder von ihm stammt. In dieser Zeit zwischen 1919 und 1921 entstanden Dorothea Maetzel-Johannsens großformatige expressionistische Kompositionen, die sie, ebenso wie ihr Mann Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession, auf den ersten Sezessionsausstellungen zeigte. Doch dann kam wieder der Freiheitsdrang. Beide mieteten sich jeweils ein eigenes Atelier, einige Minuten von der Wohnung entfernt.
1923 erhielt Dorothea Maetzel-Johannsen von Gustav Pauli, dem damaligen Direktor der Kunsthalle, den Auftrag, vier große, gerahmte Supraporten in Öl für den Vorraum zum großen Vortragssaal der Kunsthalle zu malen. Sie entstanden in den Jahren 1923 und 1924 und sind nur dank der mutigen Tat eines Museumstischlers erhalten, der sie in einer Zwischenwand versteckte, als sie als entartete Kunst entfernt werden sollten. 1925 dann eine Zäsur.
Der Expressionismus neigte sich zum Ende. Emil Maetzel wendete sich der Neuen Sachlichkeit zu, malte Bilder, die seine Frau nicht sehr schätzte, sie suchte eigene Wege ... er redete ihr zu, nach Paris zu gehen. Wie feinfühlig Emil Maetzel damit die Existenz seiner Frau begriff, verrät ihre „Reise nach Paris“, vom biographischen Standpunkt ein Schlüsselbild. Kleinformatig, nur 27 x 23 cm groß, zeigt das Bild eine nackte Frau, die ihren Kopf an den rückwärtsgewandten des Rehes schmiegt, auf dem sie einem offenen Tor entgegenreitet. Die Sonne begleitet sie auf ihrem Weg.
Dorothea Maetzel-Johannsen blieb ein halbes Jahr in Paris, malte den Pont Neuf, Häuser an der Seine, den Pont Michel und Notre Dame. Die Farben und Konturen ihrer Bilder wurden weicher.
Nach ihrer Rückkehr bezog die Familie 1926 das von Emil Maetzel entworfene Haus in Volksdorf. Sie behielt ihr Atelier in der Stadt. Ende 1926 malt sie überlebensgroße figürliche Kompositionen an zwei Wände eines Kinderheimes in Lüneburg, im Winter 1927/28 drei große Bilder für die Ausstellung „Raumgestaltung“ des Architekten Karl Schneider.
Mit der künstlerischen Trennung von ihrem Mann lockerte sich auch die menschliche Beziehung. Für die Kinder machte das freilich keinen Unterschied. Sie hatten eigentlich nie mit den Eltern zusammengelebt: „Wir hatten eine Henny, die alles machte, und die wir alle sehr liebten, aber sie war eben ganz einfach. Wir aßen nie mit unseren Eltern. Wir aßen mit Henny. Mein Vater behauptete immer, Kinder müßten aufwachsen wie das Unkraut“, erzählt Monika Maetzel, nicht ohne hinzuzufügen, dass sie das rückblickend für falsch hält, dass sie vieles später hätten mühsam nachholen müssen, was andere Kinder spielerisch erlernten.
Im September 1929 brach Dorothea Maetzel-Johannsen zu einer letzten Reise nach Visby auf Gotland auf. Trotz ihrer angeschlagenen Gesundheit stellte sie sich dem rauen, stürmischen Klima und malte. „Es donnert und blitzt den ganzen Tag (...) das erstemal in den Wochen, und ich finde das Gewitter herrlich. Als es von neuem begonnen, bin ich in die Kathedrale, die geliebte, gegangen und hab vor dem schönen Fenster gesessen. Dem Fenster, das manchmal wie weiche blaue Seide ist, manchmal jauchzend wie Gesang der Engel, und heute, in der düsteren Kirche, mit den Blitzen dahinter, geheimnisvoll, ich weiß nicht wie. Ich glaube, wenn ich sterbe, dann sehe ich diese Fenster vor mir. Man ist hier den Dingen so nahe, und doch behalten sie ihre Größe und Würde und ihr Geheimnis – ich werde Sehnsucht nach der Kathedrale haben, sie ist mir fast wie eine Heimat.“1
Dorothea Maetzel-Johannsen starb am 8. Februar 1930, wenige Monate nach ihrer Rückkehr von Gotland. Das für die Wandelhalle des Planetariums entworfene Deckengemälde konnte sie nicht mehr selbst ausführen. „Und ich bin doch nun mal so vergnügungssüchtig, daß ich am liebsten einen langen Spaziergang mit Dir machte. Also auf Wiedersehen in einer etwas rosigeren Welt (...)“,1 schreibt sie an den Bildhauer Friedrich Wield, der ebenfalls Gründungsmitglied der Hamburgischen Sezession war und der 1931 für Dorothea Maetzel-Johannsen eine Gedächtnisausstellung im Kunstverein organisierte, in der 120 ihrer Werke zusammen mit seinen gezeigt wurden.
Text: Brita Reimers
Monika Maetzel (12.2.1917 Hamburg – 18.10.2010 Hamburg) , Tochter des Ehepaares Maetzel, war Keramikmeisterin, -malerin, -bildhauerin und -lehrerin und langjährige Obermeisterin der Hamburger Innung für das Töpfereihandwerk. Sie wohnte lange im elterlichen Haus am Langenwiesen 15, wo sie auch ihre Werkstatt betrieb, später am Bornkampsweg 39 in Ahrensburg auf Gut Wulfsdorf (heutige Adresse der Werkstatt, die 2009 von Birgit Best übernommen wurde).
Geboren wurde Monika Maetzel als viertes und jüngstes Kind des Hamburger Künstler-Ehepaares Emil Maetzel und Dorothea Maetzel-Johannsen. Seit den 1940er- Jahren setzte Monika Maetzel ihren eigenen Weg durch: Als Töpfermeisterin erwarb sie Beachtung und Anerkennung und entwickelte einen bis heute gültigen Stil.
Von 1947 bis 2003 leitete sie ihre Keramikwerkstatt im Volksdorfer Elternhaus.
Die Geschichte des Künstlerhauses Volksdort liest sich kurios: „Das ‚Paradies’ war ein feuchtes Waldgrundstück, das Monikas Vater Emil Maetzel (1877-1955) vor 100 Jahren von einem kleinen Erbe erworben hatte - was dessen Mutter nach der Erstbesichtigung schockierte: ‚Ach mein Junge, jetzt hast du das schöne Geld in den Sumpf geschmissen’, soll sie geklagt haben. Doch der Architekt Emil Maetzel (…) hatte eine Vision. Für seine Familie (…) baute er im Eichenwald 1924 ein Sommerhaus und verband dieses 1926 mit einem Wohnhaus. Auf einer Lichtung dahinter war schon vorher zur Entwässerung ein kreisförmiger Teich entstanden, den Maetzel wegen der Himmelsspiegelungen auf der Oberfläche ‚das Auge Gottes’ nannte.“ 1)
So wurde der Garten in den 1920er- Jahren zum Ausflugsziel der Hamburger Sezession, die sich als „vitale expressionistische Künstlergruppe“ – nicht unähnlich der späteren Hippiekultur – in Hamburg organisiert hatte. Emil Maetzel war zeitweise ihr Vorsitzender.
Mit sechzehn Jahren begann „Monja“, wie die Jüngste gerufen wurde, eine pädagogische Ausbildung. Auf ein anschließendes Praktikum bei dem Bauplastiker Richard Küöhl folgten drei Jahre Studium von 1936 bis 1938 bei dem Keramiklehrer Max Wünsche an der Hamburger Landeskunstschule am Lerchenfeld. Nach dem frühen Tod der Mutter Dorothea 1930 und den Sanktionen der Nationalsozialisten an ihrem Vater (er erhielt Malverbot und wurde als Oberbaurat von seinem Posten suspendiert) wurde es still um das Künstlerhaus Maetzel.
Die erste Kunstreise mit ihrem Bruder Peter zur Ausstellung »Entartete Kunst« 1937 nach München ließ in Monika Maetzel einen Entschluss reifen: Gegen den Willen ihres Vater setzte sie ihr Studium der Keramik und Bildhauerei an der Akademie der Angewandten Künste in München fort. 1940 bestand sie die Gesellenprüfung als Töpferin; auf drei Werkstattjahre bei Helma Klett in Fredelsloh im Solling folgte vier Jahre später ihre Meisterprüfung vor der Handwerkskammer in Hildesheim.
Im März 1947 eröffnete die junge Meisterin in dem von ihrem Vater umgebauten Elternhaus im Stadtteil Volksdorf ihre Töpferwerkstatt. Die Aufbaujahre nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs, die regelmäßige Teilnahme an den Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmessen und an der Hamburger Jahresmesse des Norddeutschen Kunsthandwerks im Museum für Kunst und Gewerbe sowie eigene Atelierausstellungen machten sie bekannt und sicherten den Absatz von formschönen, charmanten Geschirren, Gebrauchsgeräten, Vasen, Schalen, Fliesen, Deckeldosen oder erzählender Kleinplastik mit Motiven aus ihrem paradiesischen Garten wie Gräser, Blätter, Früchte, Vögel.
Dass die von ihr entwickelten Rezepturen alle Trends bis zum aktuellen „Landhaus-Stil“ überstanden, war auch einem „Kniff“ zu verdanken. Nicht exklusive Unikate waren Monika Metzels Ziel: Die Formen sollten so gebildet sein, dass sie Abweichungen vertrugen. Das ermöglichte Auszubildenden und Mitarbeitenden die Möglichkeit eigener Erfahrungen und der Werkstatt eine höhere Auslastung. In ihrer besten Zeit belieferte sie mehr als 150 Fachgeschäfte.
Monika Maetzel war auch eine der wenigen Keramikmalerinnen ihrer Zeit. Im Laufe ihres rund 5o-jährigen Schaffens bildete Hamburgs „dienstälteste Keramikerin“ 45 Lehrlinge aus. Als Obermeisterin der Hamburger Töpferinnung nahm sie 35 Jahre lang Prüfungen ab und wurde 1955, im Todesjahr ihres namhaften Vaters, auf der internationalen Keramikausstellung im italienischen Faenza mit der Silbermedaille ausgezeichnet. 1982 erhielt sie den Justus-Brinckmann-Preis. Zwischen 1955 und 1992 nahm sie an 21 Ausstellungen von Hamburg bis Birmingham, von Darmstadt bis Hyogo (Japan) teil.
Exponate von ihrer Hand und aus ihrer Werkstatt befinden sich in öffentlichen Sammlungen.
Zu den Hinterlassenschaften der Töpferin, die am liebsten Bildhauerin geworden wäre, gehört auch das einzige erhaltene Künstlerhaus der 1920er-Jahre in Hamburg, das von ihr gepflegt und bewahrt wurde. Der 2003 gegründete „Freundeskreis Künstlerhaus Maetzel“ bemüht sich um Erhalt und Nutzung des unter Natur- und Denkmalschutz stehenden Künstlerhauses.
Die Keramikmeisterin Birgit Best betreibt mit ihrer Werkstatt die Tradition der Werkstatt von Monika Maetzel weiter.
Zusammengestellt von Cornelia Göksu
Emil Maetzel
Emil Maetzel, Sohn des Tischlers Carl Hermann Maetzel und dessen Frau Doris Maetzel, geborene Biljes, studierte nach dem Abitur ab 1900 Architektur. Nachdem er sein Studium beendet hatte, wurde er 1907 Leiter der Städtebauabteilung in der Hamburger Baudeputation.
Der seit 1910 verheiratete Maetzel wurde bis 1917 Vater von vier Kindern. 1919 avancierte er zum Bauinspektor. Er arbeitete mit Fritz Schumacher (siehe: Fritz-Schumacher-Allee) zusammen und war als Leiter der Städtebauabteilung auch für den Bau des Hamburger Hauptbahnhofes zuständig.
Selbst war Maetzel auch künstlerisch tätig. Er hatte ein eigenes Atelier, so zum Beispiel am Hofweg 7. Daneben war er in mehrere Künstlervereinigungen Mitglied, so zum Beispiel von 1919-1933 Mitglied – von 1928-1932 Vorsitzender – der Hamburgischen Sezession. Ebenso war er ab 1920 Mitglied der Hamburgischen Künstlerschaft und von 1928 bis 1933 Vorsitzender der Künstlervereinigung.
Maetzel war sehr engagiert im Verein „Künstlerfest Hamburg“ und auch bei den Zinnoberfesten der Hamburgischen Sezession.
1926 zog die Familie Maetzel in ein von Emil Maetzel selbst entworfenes Haus in Volksdorf.
Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die 12. Jahresausstellung der Hamburgischen Sezession im März 1933 abgebrochen. Maetzel wurde im selben Jahr zwangspensioniert. Es folgten Hausdurchsuchungen, und 1937 wurden fünf Holzschnitte von ihm, als „entartet“ in der Hamburger Kunsthalle beschlagnahmt.
Maetzel zog sich fortan ganz zurück, malte nur noch Landschaftsbilder oder Bilder mit Blumenmotiven.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Maetzel 1945 rückwirkend zum Baudirektor befördert, allerdings ohne finanziellen Ausgleich.1)
Im „der neue Rump“ heißt es zu Maetzels Kunstschaffen: „M. war einer der Hauptakteure des Hamburger Expressionismus, beeinflusst vom ‚Sturm‘-Kreis. Ab 1916 breites graphisches Oeuvre, inspiriert von Schmitt-Rottluff (…) (siehe: Schmidt-Rottluff-Weg). Vorbild wurden die Ursprünglichkeit exotischer Kunst und afrikanischer Plastik, expressive Formgestaltung mit spitzen Winkeln und Diagonallinien.“ 2)