Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Molkenbuhrstraße

Stellingen (1928 und 1945): Hermann Molkenbuhr (11.9.1851 Wedel – 22.12.1927 Berlin), Echo-Redakteur, Reichstagsabgeordneter.


Siehe auch: Auersreihe

Früher hieß die Straße Legienstraße. Umbenannt 1928 in Molkenbuhrstraße,

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 wurde die Molkenbuhrstraße umbenannt in Trommerstraße 1) und nach der Befreiung vom Nationalsozialismus rückbenannt in Molkenbuhrstraße.

Emil Trommer war SA-Mann, der am 17. März 1933 am Altonaer Blutsonntag beteiligt gewesen und dabei in der Nähe der Paul-Roosen-Straße durch Schüsse zu Tode gekommen war.

Hermann Molkenbuhr war der Sohn von Anna Margaretha Molkenbuhr, geborene Biesterfeld und des Schneiders, Detailwarenhändlers und späteren Tagelöhners und Hilfsarbeiters Hinrich Molkenbuhr.

Er war das vierte von fünf Kindern „und evangelisch getauft.“ 2)

Molkenbuhrs Mutter war die Tochter des Abschiedsmanns in Wedel, ihre Mutter war Anna Margaretha, geborene Wulf. 3)

Bernd Braun schreibt über Molkenbuhrs Werdegang: „1861 ging das Geschäft des Vaters bankrott, was den Umzug der Familie nach Ottensen bei Hamburg und die Proletarisierung der bisher kleinbürgerlich lebenden Familie zur Folge hatte. Der zehnjährige Hermann wurde Kinderarbeiter in einer Kaffee-Ersatzfabrik, später Zurichter bei einem Zigarrenarbeiter und schließlich selbst Zigarrenmacher. Der Besuch einer Abendschule für Fabrikarbeiterkinder war eigentlich überflüssig, denn im Zentrum stand fast ausschließlich Religionsunterricht. Über Kollegen in den Zigarrenarbeiterstuben und den Besuch des Arbeiterbildungsvereins kam Molkenbuhr in Berührung mit aktiven Sozialdemokraten, aber erst die Lektüre der Schriften Ferdinand Lassalles [siehe: Lassallestraße] motivierte ihn 1872, sich dem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein anzuschließen und sich sofort als Agitator zu engagieren. Im Sommer 1874 wurde er zum Bevollmächtigten des ADAV [Allgemeiner Deutscher Arbeiterverein] in Ottensen gewählt.“ 4) Und in Wikipedia heißt es über den politischen Werdegang Molkenbuhrs: „Nach Erlass des ‚Sozialistengesetzes 1878 organisierte Molkenbuhr die Sozialdemokratie im Untergrund. 1881 wurde Molkenbuhr ausgewiesen, wanderte in die USA aus und arbeitete dort von 1881 bis 1884 als Zigarrenmacher. Auch in den USA blieb er politisch aktiv und engagierte sich in der Socialist Labor Party of America.“ 5)

Nachdem Molkenbuhr 1884 nach Deutschland zurückgekehrt war, lebte er eine Zeit lang u. a. in Bremen, später dann in Kellinghusen.

Molkenbuhr kandidierte ab 1884 mehrmals für den Reichstag. 1890 klappte es schließlich. „Molkenbuhr war von 1890 bis 1924 ununterbrochen Mitglied des Reichstages (1890–1918 MdR, 1919/20 Mitglied der Nationalversammlung und 1920–1924 MdR) und verfügte damit über eine der längsten Abgeordnetenkarrieren der deutschen Parlamentsgeschichte. Innerhalb der SPD war Molkenbuhr einer der Wegbereiter konstruktiver parlamentarischer Mitarbeit und galt zu dieser Zeit als der einflussreichste Sozialpolitiker seiner Fraktion und des Reichstages insgesamt“,6) ist in Wikipedia nachzulesen.

Molkenbuhr, der von 1904 bis zu seinem Tod dem SPD-Parteivorstand angehörte, beschäftigte sich intensiv mit dem Thema Arbeitsrecht und entwickelte einen Entwurf (1902) einer „staatlichen Arbeitslosenversicherung“. 7)

In Wikipedia erfährt man über noch weitere Aktivitäten Molkenbuhrs, so zum Beispiel, dass er: „1914 (…) für die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten ein [trat] und (…) während des Ersten Weltkriegs die Politik der Parteimehrheit (‚Politik des Burgfriedens‘) [stützte]. 1917 bemühte sich Molkenbuhr als Mitglied der deutschen SPD-Delegation in Stockholm um eine Friedensinitiative der ‚Sozialistischen Internationale‘.

Während der Revolution 1918/19 trat Molkenbuhr konsequent für eine Republik und Demokratie in Deutschland ein: (…).“8)

Am Schluss des Wikipedia Eintrages erfahren, wir, dass Molkenbuhr einen Sohn gehabt hat. Daraus können wir erst entnehmen, dass in Molkenbuhrs Leben auch Frauen eine Rolle gespielt haben müssen. Aus der Neuen Deutschen Biographie geht hervor, dass Molkenbuhr Vater eines sogenannten illegitimen Kindes und zweimal verheiratet gewesen ist. 9)

In LEMO (lebendiges Museum) erfahren wir mehr dazu: Im Oktober 1877, damals war Molkenbuhr 26 Jahre alt, wurde er Vater des Sohnes Max. „Nachdem das Kind das kritische erste Vierteljahr überlebt hat, heiratete Molkenbuhr seine Freundin Friederike Köster“ 10) Hätte er, wenn das Kind „nicht gekommen wäre“ bzw. die ersten drei Lebensmonate nicht überlebt hätte, seine Freundin, die Tabakarbeiterin Friederike Köster (17.10.1852 Goldberg - 12.5.1918 Ottensen) nicht geheiratet?

Acht Monate nach der Hochzeit wurde der zweite Sohn geboren. Der erste Sohn Max starb im Dezember 1878 an Diphtherie. 11) Im März 1881 wurde der dritte Sohn geboren. Im selben Jahr wanderte Molkenbuhr mit seinem Bruder wegen des „Sozialistengesetzes“ nach Amerika aus. Seine Frau und seine Kinder musste er wohl aus finanziellen Gründen zurücklassen.12)

1886 kam es zur Scheidung. Als Molkenbuhr in Amerika weilte, hatte seine Frau Friederike: „das erste Kind ihres späteren zweiten Mannes zur Welt gebracht,“ schreibt Bernd Braun. 13) Da dieses Kind auch ihr Kind war und nicht nur das ihres späteren zweiten Ehemannes, welches sie als Leihmutter für ihren zweiten Ehemann ausgetragen hatte, kam es zum Scheitern der Ehe und Molkenbuhr kehrte 1884 deshalb nach drei Jahren Abwesenheit nach Deutschland zurück.

1909 heiratete der damals 58-Jährige die damals 44-jährige Schneiderin Sabine, geschiedene Plumm, geborene Nicola (1.7.1865 Gerbrunn - nach 1942). 1$)