Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Beethovenallee

Lokstedt (vor 1934): Ludwig von Beethoven (getauft 17.12.1770 Bonn – 26.3.1827 Wien), Komponist


Siehe auch: Bettinastieg
Siehe auch: Beethovenstraße

Die Beethovenallee wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. „Kaum ein Komponist wurde in seiner Rezeptionsgeschichte so stark für politische Zwecke instrumentalisiert wie Ludwig van Beethoven. Seine Musik diente weltweit Diktatoren wie Freiheitskämpfern als Bestätigung ihrer jeweiligen politischen Anschauung“, schreibt Gaby Reucher für die Deutsche Welle am 4.5.2020. Und weiter heißt es bei ihr: „Die Nationalsozialisten instrumentalisierten Beethoven für ihre Propagandazwecke. Dabei interessierte sie nicht nur seine Musik, sondern auch die Attribute, die dem Komponisten und Menschen Beethoven zugeschrieben wurden. Beethoven galt als Titan, als Held, der das Schicksal seiner Taubheit überwunden hatte und nicht zuletzt als deutsches Musikgenie. Dass Beethoven auch für Werte der französischen Revolution wie Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit stand, störte das Hitler-Regime nicht. ‚Diktaturen haben nie ein großes Problem damit gehabt, das historische Narrativ zu vereinnahmen und es im Zweifelsfalle einfach umzuschreiben‘, sagt Michael Custodis. ‚Hinzu kommt, dass sich der Nationalsozialismus immer auch als revolutionäre Bewegung inszeniert.‘ Eine revolutionäre Bewegung, die - zumindest musikalisch - an alte Traditionen anknüpfen wollte: mit Zugpferden wie Beethoven und Wagner [siehe: Wagnerstraßenbrücke]. Zur Organisation des musikalischen Geschehens gründete ‚Propagandaminister‘ Joseph Goebbels die ‚'Reichskulturkammer' mit der Unterabteilung 'Reichsmusikkammer'. Ihr erster Präsident war der bekannte Komponist Richard Strauss [siehe Straußstraße]. Er diente als kulturelles Aushängeschild der Diktatur. Werke von jüdischen Komponisten oder politischen Gegnern wurden als ‚entartete Musik‘ verboten.“ Gaby Reucher: Wie Beethoven für die Nazi-Propaganda vereinnahmt wurden, in Deutsche Welle vom 4.5.2020, unter: www.dw.com/de/wie-beethoven-f%C3%BCr-die-nazi-propaganda-vereinnahmt-wurde/a-53210603

Ludwig van Beethoven ist als mehrfach verliebter Junggeselle in die Musikgeschichte eingegangen. Es soll für ihn dennoch eine „unsterbliche Geliebte“ gegeben haben, über deren Identität lange gerätselt wurde.

Heute scheint festzustehen, dass es sich um die Gräfin Josephine Brunsvik de Korompa, ab 1799 Josephine Gräfin Deym von Stritetz (28.3.1779 in Preßburg-31.3.1821 in Wien) handelte. Beethoven hatte ihr 1804 Klavierunterricht erteilt, aus dem sich eine intensive Beziehung entwickelte. So widmete er ihr das Andante favori in F-Dur (WoO 57), das ursprünglich den Mittelsatz der Waldstein-Sonate bildete. „Beethoven schickte es ihr mit den Worten: ‚ Hier-Ihr-Ihr- Andante.’“ 1)

Beethoven soll ihr in den Jahren 1804 bis 1810/11 mindestens vierzehn Liebesbriefe geschrieben haben, in denen er sie unter anderem als „Engel“, „mein Alles“ und als seine „einzig Geliebte“ bezeichnete und ihr „ewige Treue“ schwor. Josephine könnte deshalb auch die Adressatin des berühmten dreiteiligen Briefes an die „Unsterbliche Geliebte“ vom 6./7. Juli 1812 gewesen sein.

Bis heute wird das Bild des einsamen, ruhelosen und launischen Genies, das seine göttliche Schaffenskraft nicht in einer Ehe, „Familie und Gedöns“ vergeudete, beschworen. Dabei blieben die vielen Frauen, die sein Werk förderten und ihn unterstützten, vielfach im Dunkeln, als hübsches Beiwerk. Oder sie wurden milde belächelt, wie etwa Bettina von Arnim (siehe: Bettinastieg). „Beide Lieder von Beethoven sind hier beigelegt, die beiden andern sind von mir, Beethoven hat sie gesehen und mir viel Schönes darüber gesagt, daß wenn ich mich dieser Kunst gewidmet hätte, ich große Hoffnungen darauf bauen könnte; ich aber streife sie nur im Flug; denn meine Kunst ist Lachen und Seufzen in einem Säckelchen, und über die ist mir keine.“ 2)

Die Musik spielte in ihrem Leben schon früh eine große Rolle. Ihre erste musikalische Ausbildung erhielt sie in Fritzlar, wo sie im Chor des Klosters mitwirkte. In Offenbach wurde sie von Philipp Carl Hoffmann (1789–1842) in Klavier und Musiktheorie unterrichtet und besuchte häufig das Theater im nahen Frankfurt am Main.

Ihr eigenständiger, schöpferischer Umgang mit Musik hat keinen Geringeren als Beethoven zutiefst beeindruckt. Zu der Begegnung kam es im Frühjahr 1810, als Savigny eine Berufung an die neu gegründete Berliner Universität erhielt und mit seiner Familie in die preußische Metropole übersiedelte. Die Gelegenheit wurde zu einem Besuch in Wien genutzt, wo Bettina Brentano mit den Savignys vom 8. Mai bis zum 3. Juni bei ihrer Schwägerin Antonie Brentano (28.5.1780 Wien – 12.5.1869 Frankfurt a. M.)in deren Villa in der Erdberggasse wohnte. Antonie war es auch, die sie zu Beethovens damaliger Wohnung ins Pasqualati-Haus auf der Mölkerbastei begleitete. Unter den zahlreichen Berichten, die Bettina Brentano über diese denkwürdige Begegnung verfasste, ist der früheste ein Brief, den sie am 8. Juni 1810 an ihren zurückgebliebenen Freund Max Prokop von Freyberg (1789–1851) in Landshut richtete. Darin schreibt sie: „ (…) da ich bei ihm eintrat ging er auf mich loß sah mich starr an, drückte mir die Hand, spielte auf mein Verlangen was er seit Jahren nicht gethan hatte ging mit, und blieb bis Abends 10 Uhr bei dem Abschied drückte er mich wie jemand den man lange lieb hat ans Herz, noch 2 Abende kam er, es waren die lezten die ich in Wien war“. 3) Beethoven schenkte Bettina Brentano zum Abschied eine Abschrift seiner Goethe-Vertonung „Neue Liebe, neues Leben“ op. 75 Nr. 2.

In Folge dieser Begegnung entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen Beethoven und Antonie Brentano, die am 11. März 1811 an Bettina schreibt: „Er besucht mich oft, beinahe täglich, und spielt dann aus eignem Antrieb, weil es ihm Bedürfniß ist Leiden zu mildern, und er fühlt daß er es mit seinen himmlischen Tönen vermag, in solchen Augenbliken muß ich dich oft lebhaft herbey wünschen liebe Bettine, das solche Macht in den Tönen liegt habe ich noch nicht gewußt wie es mir Beethoven sagt.“ 4)

Ende Juli 1812 kam es im böhmischen Badeort Teplitz zu einer zweiten Begegnung Bettina von Arnims mit Beethoven, die anscheinend etwas nüchterner ausfiel – möglicherweise, weil sie im Vorjahr geheiratet hatte und bereits Mutter eines Kindes war. Zudem hatte sie sich mit Goethe (siehe: Goethestraße) überworfen, der sich in diesen Tagen ebenfalls in Teplitz aufhielt. Achim von Arnim (siehe: Arnimstraße) schreibt um den 26. Juli 1812 an Savigny: „Denk Dir Göthe und Beethoven hier und meine Frau doch nicht sonderlich amusirt, der erste will aber gar nichts von ihr wissen und der letzte kann gar nichts von ihr hören, der arme Teufel wird immer tauber und sein freundliches Lächeln dazu ist wirklich schmerzlich.“ 5) In einem späteren Brief an den befreundeten Fürsten Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871) verfasste Bettina von Arnim über diese Teplitzer Begegnung eine Schilderung, die wohl nur teilweise authentisch ist. Sie kulminiert in der Beschreibung einer Szene, in der Beethoven grußlos durch eine Gruppe um Goethe und Kaiserin Maria Ludovica von Österreich schreitet. 6)

Bettina von Arnim scheint zeitlebens eine gewisse Eifersucht auf Antonie Brentanoempfunden zu haben, denn in ihren zahlreichen Äußerungen über Beethoven wird diese nie erwähnt. Dass das keine „Vergesslichkeit“ war, lässt sich daran ablesen, dass sie zwei Briefe Beethovens an sich selbst „erfunden“ hat, die suggerieren, Beethoven sei von 1810 bis 1812 ihr Freund gewesen. 7) Darüber hinaus hat sie eine Stelle in dem einzigen authentischen Brief Beethovens an sich „geändert“. Beethoven schreibt darin am 10. Februar 1811: „Liebe, liebe Bettine! Ich habe schon zwei Briefe von ihnen und sehe aus ihrem Briefe an die Tonie, daß sie sich immer meiner und zwar viel zu Vortheilhaft erinnern“. 8) Im Erstdruck des Briefes ersetzt Bettina Beethovens Worte „an die Tonie“ [Antonie] durch „an Ihren Bruder“ [Clemens]. 9)

Insgesamt wird man Bettina von Arnims Beethoven-Begeisterung und deren Einfluss auf die Zeitgenossen kaum überschätzen können. Speziell das Beethoven-Bild, das sie in ihrem Briefroman „Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde“ (1835) entwarf, hat die Beethoven-Rezeption des 19. Jahrhunderts nachhaltig geprägt.“ 10)

Text: Birgit Kiupel