Schulenburgring
Bergedorf/Lohbrügge (1964): Graf Fritz Dietlof von der Schulenburg (5.9.1902 London – 10.8.1944 Berlin-Plötzensee), Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Im April 2024 mitbenannt nach seiner Schwester Tisa von der Schulenburg (7.12.1903 Tressow – 8.2.2001 Dorsten), Künstlerin, Ordensschwester und Gegnerin des NS-Regimes, ausgezeichnet für ihr soziales Engagement.
Siehe auch: Yorkstraße
Siehe auch: Stauffenbergstraße
Fritz Dietlof von der Schulenburg war der Sohn des preußischen Generals der Kavallerie und späteren NSDAP-Reichstagsabgeordneten Friedrich Bernhard Graf von der Schulenburg (1865–1939) und seiner Ehefrau Freda-Marie geborene Gräfin von Arnim (1873–1939).
Der Verwaltungsjurist Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg trat 1932 in die NSDAP ein. Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers bekleidete er in Ostpreußen verschiedene Parteiämter. So arbeitete er zum Beispiel in Königsberg einige Monate als persönlicher Referent des Gauleiters und Oberpräsidenten Erich Koch. Doch die von ihm unmittelbar erlebte Art der Machtausübung der Nationalsozialisten stieß ihn immer mehr ab. Im November 1934 übernahm er das Amt eines Landrats in Fischhausen, 1937 wurde er stellvertretender Polizeipräsident von Berlin, zwei Jahre darauf sogar Regierungspräsident und Vertreter des Oberpräsidenten in Breslau. Ab 1938 unterhielt er Verbindungen zur militärischen Opposition, ab September desselben Jahres unterstützte er gemeinsam mit seinem Freund und Verwandten Ulrich-Wilhelm Graf von Schwerin von Schwanenfeld einen Staatsstreichversuch im Zusammenhang mit der „Sudetenkrise“. Nach dem Pogrom vom 9. November 1938 nahm er an einem von seinem Freund Peter Graf Yorck von Wartenburg (siehe: Yorckstraße) gegründeten Gesprächskreis über eine neue Reichsverfassung teil. In der Folgezeit zählte er zum Umfeld des Kreisauer Kreises. Im Jahre 1940 wurde er als Reserveoffizier des Potsdamer Infanterieregiments 9 zum Kriegsdienst eingezogen. Dank seiner umfassenden Verwaltungserfahrung bereitete er in oppositionellen Zirkeln den personellen Neuanfang nach dem angestrebten Sturz der NS-Regierung vor. Er selbst sollte als Staatssekretär des designierten Innenministers Leber dienen. Als Mitglied des engsten Kreises der Verschwörer wurde er nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch am 20. Juli 1944 im Berliner Bendlerblock festgenommen. Am 10. August 1944 verurteilte ihn der Volksgerichtshof zum Tode; noch am selben Tag wurde er in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Fritz Dietlof Graf von der Schulenburg war seit März 1933 verheiratet mit seiner Jugendfreundin Charlotte Katelmann (20.7.1909 Kyritz – 18.10.1991). Die Kaufmannstochter studierte damals Anglistik und Germanistik. Das Paar bekam innerhalb von zehn Jahren sechs Kinder.
Charlotte von der Schulenburg war in die Pläne ihres Mannes eingeweiht. Ihr Geburtstag, der am 20. Juli war, wurde, so schreibt Ariane Barth: „um zwei Tage vorverlegt, und sie wußte sehr wohl, warum. Sie kannte die vorbereitete Rundfunkrede, die mit dem Satz anfing: ‚Der Führer Adolf Hitler ist tot.‘ Ihr war ‚sonnenklar‘, daß ihr Mann, ein enger Freund Stauffenbergs [siehe: Stauffenbergstraße], das Attentat forcierte, ‚coute que coute, koste, was es wolle‘. Als der Graf, genannt Fritzi, überraschend aus Berlin erschien, wurden die sechs Kinder aus den Betten geholt, der Geburtstagstisch aufgebaut und ‚wegen der Stromsperre‘ Kerzen angesteckt. ‚Die Kinder sprangen in ihren Nachthemden fröhlich umher, es war ja immer ein Freudenfest, wenn er da war.‘ Am anderen Morgen, als sie ihren Mann im Pferdewagen zur Bahnstation brachte, sagte er ihr: ‚Du weißt, es steht fifty-fifty.‘ Sie aber ‚dachte nur an die guten fifty: Vielleicht war das für meinen Mann ganz wichtig‘. Lange winkte sie ihm noch nach: ‚Und dann habe ich eben nie wieder was von ihm gehört.‘ (…) Charlotte von der Schulenburg, die in Trebbow unter Hausarrest stand, bekam das Todesurteil über ihren Mann zugestellt. Da aber kein Vollstreckungshinweis vorhanden war, fuhr sie mit Sondergenehmigung und einem Funken Hoffnung nach Berlin zum Volksgerichtshof. ‚Verzeihen Sie, Frau Gräfin‘, sagte ihr ein Oberstaatsanwalt. ‚Wird sofort erledigt. Nehmen Sie Platz.‘ 26 Anschläge: ‚Das Urteil ist vollstreckt.‘ Völlig aufgelöst, laut schluchzend, begab sie sich nach Plötzensee und begehrte den Platz zu sehen, wo ihr Mann gestorben war. Sie wurde auch eingelassen, kam aber nur bis in einen Hof, wo alle Häftlinge sie ansahen, und erlebte eine ‚wichtige Episode in dieser ganzen riesigen Leere nach dem 20. Juli, die ich nie vergesse. Man hörte, der ist tot, der ist tot, und zwei Monate später war auch der tot.‘“ 1)
Graf Fritz Dietlof von der Schulenburgs Schwester Tisa von der Schulenburg (7.12.1903 Tressow – 8.2.2001 Dorsten) war bildende Künstlerin und Ordensfrau. Über sie heißt es u. a.in Wikipedia: „1914 bzw. in den folgenden Jahren zogen Tisas Vater und die drei ältesten Brüder in den Krieg. Während dieser Zeit war sie zunächst im Kloster Stift zum Heiligengrabe untergebracht. Danach kam sie zur Haushaltslehre nach Lemgo, nahm privaten Zeichenunterricht und lernte bei einem Möbeltischler, Holz mit dem Stechbeitel zu bearbeiten. Der Zusammenbruch des Kaiserreiches traf die Familie hart – als der Vater und die Brüder 1919 aus dem Krieg zurückkehrten, war der einstige Reichtum der Familie fast aufgezehrt.
Tisa von der Schulenburg stellte sich schon als 16-Jährige dem Künstler Max Liebermann [siehe Liebermannstraße] von der Berliner Akademie mit Scherenschnitten vor, mit denen sie seit 1917 experimentierte. Er bestätigte ihr Talent, doch ihr Vater stimmte erst 1925 dem Besuch der Akademie zu. Sie studierte bei Fritz Klimsch, Edwin Scharff [siehe: Edwin-Scharff-Ring] und Otto Hitzberger Bildhauerei. (…). In Berlin und Paris führte sie ein Leben ganz im Sinne der Goldenen Zwanziger – hemmungslos und berauschend. Im Haus des jüdischen Bankiers Hugo Simon, der 1914 zusammen mit Albert Einstein [siehe: Albert-Einstein-Ring] den Bund Neues Vaterland initiiert hatte, (…) traf sie als 25-Jährige auch auf den jüdischen Unternehmer Fritz Hess (gest. 1976), den sie – zum Unwillen ihres Vaters – 1928 heiratete. (…)
Nachdem Tisa von der Schulenburg kurz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten Hitlers Mein Kampf gelesen hatte, emigrierte das Ehepaar 1933 wegen der Verfolgung der Juden und ‚aktiven Linken‘ nach London. Ihre Eltern und Brüder standen Hitler jedoch wohlgesinnt gegenüber und begrüßten die Machtergreifung der Nazis.
Anfang 1935 lernte Tisa von der Schulenburg in England den Bildhauer und Maler Henry Moore kennen und versuchte sich an Bronzeskulpturen; die Plastiken gefielen ihr jedoch nicht, und sie entdeckte für sich so das Relief. (…).
Nach ihrer – gegen die nationalsozialistische Kunstpolitik gerichteten – Ausstellung ‚Entartete Kunst‘ 1936 wurde sie in den Vorstand der antifaschistischen Künstlergruppe ‚Artists International Association‘ (AIA) gewählt, die versuchte, die Kluft zwischen Arbeitern und Künstlern abzubauen. Um Vorträge über Kunst zu halten und Schnitzkurse zu geben, besuchte Schulenburg die Grafschaft Durham im Norden Englands. In diesem Kohlerevier begegnete sie dem Elend der Arbeiter. (…). Sie reiste bis 1939 jedes Jahr mehrmals in die Gegend, um Vorträge zu halten und Kurse zu geben. Jedes Mal entstanden unter den Eindrücken neue Zeichnungen und Schnitzereien. Nach einer psychologischen Behandlung ließ sie sich 1938 nach 10-jähriger Ehe von Fritz Hess scheiden.
Sechs Monate später reiste sie nach Deutschland, um den im Sterben liegenden Vater zu besuchen. Der Vater, von Heinrich Himmler mittlerweile zum SS-Obergruppenführer befördert, starb kurz nach einer Aussprache mit seiner Tochter an Alterstuberkulose. Auch mit ihrem Bruder Fritz-Dietlof, gerade zum stellvertretenden Oberpräsidenten Schlesiens ernannt, konnte sie sich unterhalten; hier erfuhr sie, dass seine Arbeit nur Tarnung war und er schon im Widerstand wirkte. Als sie zurück nach England wollte, wurde ihr die Einreise verweigert, weil man sie für eine Spionin hielt. Sie hatte einen Zeitungsbericht von der Beerdigung ihres Vaters aus Deutschland mitgenommen, und die britischen Beamten entdeckten darin ein Foto, das Hitler als Trauergast bei dieser Beerdigung zeigte. Sie litt darunter, im Machtbereich der Hitler-Diktatur bleiben zu müssen, wohnte zunächst bei ihrem Bruder Adolf-Heinrich in Köln und fuhr dann zu ihrer Mutter nach Travemünde. Ihre Mutter hatte mehrere Schlaganfälle erlitten und starb wenige Wochen später.
In Travemünde traf sie ihren Jugendfreund Carl Ulrich von Barner und begann eine Beziehung mit ihm. Am Tag des Kriegsausbruchs wurde von Barner eingezogen, am Abend desselben Tages ließen sie sich standesamtlich trauen. Tisa von der Schulenburg zog auf das Gut Klein Trebbow, etwa 15 km südlich von Tressow, das den von Barners gehörte, und übernahm die Leitung des Gutes. Seit Ende 1942 war sie von Fritz-Dietlof und seiner Frau Charlotte, die zeitweise auf dem Gut wohnte, genauer über die Pläne des Widerstands informiert. Sie engagierte sich ‚im Kleinen‘ und nahm beispielsweise Kriegsgefangene auf. Während des Krieges kam ihre Kunst, bis auf einzelne Skizzen, fast ganz zum Stillstand; zu vieles lenkte sie ab und belastete sie.
(…)Sie schuf nach der Hinrichtung ihres Bruders im Herbst 1944 eine Gedenkplatte mit der Inschrift ‚Ich habs getan mit Sinnen und trag des nun kein Reu‘ (ein Leitsatz von Ulrich von Hutten) für den Park des Gutes Klein Trebbow. Wegen dieser offen mit dem Attentat der Widerstandskämpfer sympathisierenden Inschrift wurde sie Anfang 1945 bei der örtlichen NSDAP denunziert, kam aber nicht in Haft. (…)
Nach dem Ende des Krieges floh sie vor der Roten Armee in den Westen zu Verwandten nach Travemünde. Sie nahm eine Stelle als Sekretärin beim Offizier für Industrie der britischen Militärverwaltung an. 1946 wurde die Ehe mit Carl Ulrich von Barner (1899–1978) geschieden. Sie zog nach Glinde bei Hamburg und arbeitete als Wohlfahrtspflegerin in dem dortigen Militärdepot. Sie gründete eine Art Betriebsrat und stellte für die Arbeiter die Grundversorgung mit Lebensmitteln her.
Tisa von der Schulenburg verkaufte Zigaretten, die ihr von Freunden aus England geschickt wurden und sparte das Geld, um wieder als freie Künstlerin arbeiten zu können. Vorerst arbeitete sie ab 1947 als freie Mitarbeiterin bei der Hamburger Zeitung ‚Die Welt‘. Sie reiste für einen Bericht für ein halbes Jahr in das Ruhrgebiet. (…) Mit Erinnerungen an den englischen Bergbau begann sie wieder viel zu zeichnen und zu schnitzen. Bei Nachbarn entdeckte sie ein Buch über den Bischof von Münster Clemens August Graf von Galen und den katholischen Widerstand gegen das Nazi-Regime. Als sie zurück nach Hamburg fuhr, entschloss sie sich, zum Katholizismus zu konvertieren. Über Recklinghäuser Bekannte gelangte sie Ende 1948 nach Dorsten und stellte Marienfiguren, Kreuze, Kreuzwege und andere Plastiken für im Krieg zerstörte Dorstener Kirchen und das Ursulinen-Kloster her. Als 46-Jährige trat Tisa von der Schulenburg 1950 als Schwester Paula in das Dorstener Kloster St. Ursula ein.
Schwester Paula wurde Kunstgeschichts- und Zeichenlehrerin an den von den Dorstener Ursulinen geleiteten Schulen (…) Nach 13 Jahren Unterricht widmete sie sich ab 1962 ganz ihrer Kunst. Sie hatte nun Zeit und Kraft, um die Skizzen und Szenen aus ihrem Gedächtnis in Holzskulptur und mit Tusche umzusetzen – neben religiösen Themen vor allem Bilder über die Not des Krieges, Flüchtlinge, Judenverfolgung und Vernichtung. Sie entdeckt den Bronze- und Aluminiumguss für ihre Reliefarbeiten. Nach der Aufhebung der strengen Klausur nahm sie auch Aufträge von außerhalb des Klosters an – Brunnenanlagen, Säulen, Ehrenmale, Fenster- und Wandgestaltungen. Ab 1962 stellte die Künstlerin unter ihrem bürgerlichen Namen wieder regelmäßig aus. (…)
1968 bis 1969 arbeitete sie für eine Lepra-Station in Äthiopien. Ihre Solidarität mit den Arbeitern und Arbeitslosen weitete sich zu einem sozialen Engagement für alle Leidenden. Immer, wenn sie von Leid und Elend anderer Menschen erfuhr, verarbeitete sie die Eindrücke in Bildern oder Plastiken – so entstanden Bilder über den Vietnamkrieg, den Hunger in Biafra und die in Chile politisch Verfolgten. Von der Stadt Dorsten wurde Schwester Paula 1972 das Ehrenbürgerrecht verliehen.
1979 reiste sie nach Israel und begegnete Überlebenden des Holocaust in der Dorstener Partnerstadt Hod haScharon und in Jerusalem. (…)
1994 wurde ihr von der damaligen Bundesministerin für Frauen und Jugend Angela Merkel in der Lohnhalle der Zeche „Fürst Leopold“ das Bundesverdienstkreuz am Bande für ihr Lebenswerk und für ihr ausgeprägtes soziales Engagement verliehen. Die geplante Schließung der Dorstener Zeche Fürst Leopold führte 1997 zu Mahnwachen, an denen auch Schwester Paula – schon in den siebziger Jahren als „Heilige Barbara des Ruhrgebiets“ bezeichnet – teilnahm. Sie demonstrierte mit den Bergleuten und schuf dazu eine Bronze-Stein-Plastik.“ 2)
Der Brunnen, den Tisa von der Schulenburg 1962 für den Dorstener Marktplatz geschaffen hatte und auf dem Reliefplatten angebracht sind, die die Geschichte Dorstens zeigen, wurde auch zu einem Mahn- und Denkmal, „weil er zu den ersten Kunstwerken gehörte, die im frühen Nachkriegsdeutschland an die Toten und der Verfolgten der Nazi-Diktatur im öffentlichen Raum erinnert hat“, 3) schreibt Johannes Bernard in seinem Artikel „Tisa von der Schulenburgs Brunnen erhitzt die Gemüter“. Der Brunnen wurde 2020 anlässlich der Neugestaltung des Platzes abgetragen. Politik und Verwaltung waren der Meinung: „(…) den Brunnen nicht als Gesamtkunstwerk zu betrachten und ihn daher auseinander zu nehmen. Der Abbau des Brunnens schließlich hatte zu vielen Diskussionen geführt, ob und in welcher Form Tisas Brunnen als Replik wieder aufgebaut werden sollte und wie hoch der finanzielle Aufwand der Stadt für einen Wiederaufbau des Kunstwerks sein dürfe.
Die Wucht der Diskussionen im Stadtleben führte schließlich am 24. Juni 2020 zu einem einstimmigen Beschluss des Rates der Stadt Dorsten, in dem es heißt: ‚Die von Tisa von der Schulenburg für den Brunnen am Markt geschaffenen Originalkunstwerke (Reliefplatten) werden aufgrund der massiven Schädigungen der vergangenen sechs Jahrzehnte, zum Beispiel durch Witterungseinflüsse, dauerhaft gesichert und in angemessener Weise der Öffentlichkeit als lesbare und mahnende Stadtgeschichte, zum Beispiel in Form eines Wandfries, zugänglich gemacht. Der Prozess der Sicherung der Reliefplatten soll in würdiger Form durch die Bürgerschaft begleitet und thematisiert werden.‘ In diesem Sinn kündigte Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) eine öffentliche Bürgerbeteiligung und Befragung an, um die Wogen weiter zu glätten. Einen Vorschlag machte bereits der Vorstand des Vereins für Bergbau-, Industrie- und Sozialgeschichte Dorsten. In einem Schreiben an die Stadtverwaltung und den Bürgermeister rät der Bergbauverein: ‚Natürlich muss ein Nachfolgebrunnen installiert werden, aber sicher kein Brunnen, der als eine Art Collage verschiedene Arbeiten von Schwester Paula spiegeln würde, sondern ein Nachfolge- Brunnen als Replik dessen, was von Schwester Paula vor knapp 60 Jahren auf den Markt gesetzt wurde. Replik muss nicht 1:1 Nachbau mit Beton oder Zement bedeuten, Replik kann auch bedeuten, von den gesicherten Reliefplatten Bronzen machen zu lassen.‘
In einem persönlichen Fazit zur Kontroverse sagte Stockhoff: ‚Bei der Zukunft des Tisa-Brunnens auf dem Marktplatz würde uns als Stadt eine gewisse sachliche Nüchternheit beim aktuellen katastrophalen baulichen Zustand des Kunstwerks, mehr Selbstkritik bei unserer bisherigen Wahrnehmung des Brunnens, ein gewisser Pragmatismus in der künstlerischen Bewertung von einem Replikat und etwas mehr inneres Brennen für unsere Stadtgeschichte und unsere Ehrenbürgerin weiterhelfen.‘
Über die Diskussion sagt die Ursulinenschwester Barbara Austermann, die den Nachlass von Tisa von der Schulenburg verwaltet: ‚Der Brunnen war ein Geschenk Tisas an die Stadt Dorsten. Deshalb können und möchten wir vom Konvent nichts zu den Diskussionen sagen. Wer Tisa beziehungsweise Schwester Paula gekannt hat, weiß aber, wie sehr sie gelitten hätte, wenn ein Kunstwerk von ihr zerstört worden wäre.‘
Dass die Kunst der Ordensfrau in Dorsten sehr geschätzt wird, weiß Lambert Lütkenhorst, der Vorsitzende der Tisa-von-der-Schulenburg-Stiftung: ‚Tisa hat mit ihrem Leben und mit ihrer Kunst Steine weggeräumt: in den Köpfen der Menschen Steine der Ignoranz, des Nichtverstehens, der Intoleranz, der Mutlosigkeit. Damit sie nicht zu Wurfgeschossen werden. Und so ist Schönes entstanden.‘“3)