Langobardenweg
Niendorf (1948): benannt nach dem Volksstamm der Langobarden.
Siehe auch: Ggepidenweg
Bereits in der NS-Zeit im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes wurde 1938 der Vorschlag gemacht, die Verkehrsfläche nach den Langobarden umzubenennen. Die Straße hieß damals Maienweg. Zu einer Benennung kam es dann 1948. (Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet, 1938).
Im historischen Lexikon der Schweiz heißt es zu den Langobarden: „Am Beginn der Geschichte der Langobarden steht der Topos der Überbevölkerung, der das ursprünglich Winniler (‚Kämpfer‘) genannte Volk zum Wegzug von der ‚Insel Skandinavien‘ (Schonen?) gezwungen habe. (…). 167 wurde eine langobardische Schar an der Donau von Marc Aurel im Markomannenkrieg zurückgeschlagen. Vom 2. bis ins 4. Jahrhundert verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt der Langobarden allmählich in die Altmark (Sachsen-Anhalt) und im 5. Jahrhundert von der Elbe in den Donauraum. Um 488 folgte ein Vorstoss ins Rugiland (Niederösterreich), was zu ersten intensiveren Kontakten mit der römischen Kultur führte. Um 510 dehnten die Langobarden ihr Herrschaftsgebiet auf Kosten der Heruler [Herulerweg] nach Pannonien (Mähren bis Westungarn) aus, wo wohl viele Stammesangehörige zum arianischen Christentum konvertierten (…). Die Integration diverser ethnischer Gruppen, eine gezielte Heiratspolitik der Königsfamilien mit anderen germanischen Dynastien (Merowinger, Gepiden [Gepidenweg] usw.) und militärische Bündnisse unter anderem mit Byzanz machten das Königreich schliesslich zum wichtigen Machtfaktor im Donauraum.
568 räumten die Langobarden Pannonien und drangen zusammen mit anderen ethnischen Gruppen (z.B. Sachsen [Sachsenweg], Gepiden, auch Romanen) in Norditalien ein. (…). Der Vorstoss nach Italien führte dort in kultureller oder wirtschaftlicher Hinsicht zu keinem Kontinuitätsbruch. (…). Die zahlenmässig weit unterlegenen Neuankömmlinge passten sich schnell an. Schon die zweite Generation wohlhabender Langobardinnen legte die germanische Vierfibeltracht ab und übernahm die romanische Tunika, deren Mantel oder Umhang mit einer einzelnen Scheibenfibel verschlossen wurde. Auch die langobardischen Männer unterschieden sich bald weniger durch ihre Ausrüstung – Gürtel, Wehrgehänge und Waffen letztlich italisch-byzantinischer Art – von ihren romanischen Zeitgenossen als durch die reichhaltige Grabausstattung. (…). Bis ins mittlere 7. Jahrhundert gaben nach romanischem Vorbild zuerst die Frauen, später auch die Männer die Grabbeigabensitte auf. (…)
Die Organisation in eng definierten Personenverbänden (farae) und mehr oder weniger unabhängigen Herzogtümern sowie die immer wieder auf Konfrontation mit den Einheimischen und dem Papsttum ausgerichtete Politik verzögerte die Konsolidierung des langobardischen Königtums. Hinzu kamen häufige äussere Bedrohungen durch die über die Alpenpässe expandierenden Franken [Frankenstraße] und Rückeroberungsversuche der oströmischen Kaiser. 591 wurde nach einem Friedensschluss im Prinzip eine fränkische Oberhoheit akzeptiert. König Agilulf (591-616) und seine katholische Gemahlin Theodelinde förderten die römische Kirche, suchten die Aussöhnung mit den Romanen und die Integration der langobardischen Oberschicht in der Schicht der Grundherren. Immer mehr Langobarden wandten sich dem Katholizismus zu. Das unter Rothari (636-652) revidierte langobardische Recht stärkte den sozialen Frieden und machte den König zu seinem höchsten Garanten; schrittweise formte sich aus einem räuberischen Kriegerverband ein frühmittelalterliches Staatsvolk. Unter Liutprand (712-744) und Aistulf (749-756) erreichte das Langobardenreich seine grösste Ausdehnung. Während Byzanz praktisch ausgeschaltet werden konnte, scheiterte die langobardische Eroberungspolitik schliesslich am Eingreifen der Franken (ab 754) zu Gunsten des Papsttums. 774 eroberte Karl der Grosse Pavia und unterwarf König Desiderius, die langobardische Königswürde ging an die Karolinger. Die süditalienischen Herzogtümer hingegen blieben bis ins 10. Jahrhundert selbstständig.“ 1)
Berthold Seewald, leitender Redakteur der Welt für das Ressort Geschichte, schreibt am 24.4.2020 unter dem Titel „Die Königin musste aus dem Schädel ihres Vaters trinken“ über die Langobarden u.a.: „Die Langobardenkönige versuchten: „ihr Profil ‚als Anführer einer großen Migrationsgemeinschaft zu schärfen‘. Dazu gehörten zum Beispiel die Ehe mit der Tochter des getöteten Gepiden-Herrschers Kunimund, [siehe dazu unter Gepidenweg] die häufigen Feldzüge und demonstrative Erweise militärischer Tapferkeit im Kampf. Zu diesen ‚symbolischen Handlungen‘ zählt (..) auch die berüchtigte Umarbeitung der Hirnschale des letzten Gepiden-Königs zu einem Trinkbecher.“ 2) Siehe dazu unter Gepidenweg.
Im Haus der Bayerischen Geschichte wird an die langobardische Königin Theodelinde (um 570 -22.1.627) erinnert. Zu ihr heißt es:
„Theodelinde ging in die Geschichte ein als die Gründerin des Domes von Monza. Ihr Name ist auch mit der konfessionellen Einigung des Langobardenreiches verknüpft. Mit ihrer klugen, auf Ausgleich bedachten Politik schuf sie die politischen und wirtschaftlichen Grundlagen der langobardischen Herrschaft in Italien.
Theodelinde war eine Tochter des bayerischen Herzogs Garibald I. und seiner Frau Walderada. Mütterlicherseits stammte die bayerische Prinzessin aus altem langobardischen Königsgeschlecht.
Im Mai 589 heiratete sie den Langobardenkönig Authari. Bereits im darauffolgenden Jahr aber wurde ihr Mann vergiftet. Der jungen Königin wurde die Wahl des neuen Königs überlassen. Ihre Hochzeit mit Herzog Agilulf von Turin fand noch 590 statt. Die folgenden Jahre brachten das Ende der kriegerischen Auseinandersetzungen mit dem Frankenreich und mit Ostrom. Danach konnte der Aufbau des Landes und die Missionierung der Langobarden beginnen. Diese fand die Unterstützung Papst Gregors des Großen. Nach dem Tod ihres Gemahls um 615/16 übernahm Theodelinde die Regentschaft für ihren Sohn Adaloald. Sie führte die Geschicke des Langobardenreiches bis zu ihrem Tod um 625/28. Beigesetzt wurde Theodelinde im Dom zu Monza an der Seite ihres Mannes.“ 3)
Und aus Wikipedia kommt ergänzend hinzu: „Zunächst hätte sie als etwa Fünfzehnjährige der Heiratspolitik ihres Vaters zufolge den Frankenkönig Chjldebert II. heiraten sollen. Nach dem Scheitern des Projekts wurde sie mit Authari verlobt, der einer Überlieferung zufolge verkleidet um ihre Hand angehalten haben soll. (…).
Durch die Heirat wurde die Legitimität Agilulfs gestärkt. Theudelinde selbst nahm aber ebenfalls Einfluss auf die Regierungsgeschäfte, vor allem im Bereich der Religionspolitik. Die Nizänin, die im Briefwechsel mit Papst Gregor dem Großen († 604) stand, hatte wohl großen Einfluss auf ihren arianischen Mann, so dass er sich der römischen Kirche annäherte, ihr geraubte Besitzungen zurückgab und einigen vor den Langobarden geflüchteten Bischöfen die Rückkehr in ihre Diözese gestattete. (…).“ 4)