Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Wienbargstraße

Bahrenfeld (1929): Ludolf Wienbarg (25.12.1802 Altona – 2.1.1872 Schleswig), Schriftsteller.


Dirk Brietzke schreibt in seinem Porträt über Wienbarg: „Der Schriftsteller Ludolf Wienbarg gehörte vor allem durch seine programmatischen Beiträge zu den neuen literarischen Strömungen seiner Zeit zu den bedeutendsten Repräsentanten des Jungen Deutschland. Seit Mitte der 1830er Jahre in Altona und Hamburg lebend, prägte er vornehmlich als Journalist und Publizist die großen literarischen und politischen Debatten des Vormärz.“ 1)

Ludolf Wienbarg wurde als Sohn von Maria Margaretha Wienbarg, geborene Giese und des Hufschmieds Wilken Wienbarg geboren. In der Allgemeinen Deutschen Biografie steht über den Werdegang von Ludolf Wienbarg u. a.: „Vorbereitet auf dem Gymnasium der Vaterstadt, studirte er von 1822 an auf den Universitäten in Kiel und Bonn Philologie und Philosophie, (…).“ 2) Wegen Geldmangels musste er das Studium 1826 unterbrechen und wurde für „2½ Jahre Hauslehrer bei dem Grafen v. Bernstorff in Lauenburg und setzte hierauf seine Studien in Marburg fort, wo er 1829 zum Dr. philos. promovirte (…). Er ging dann auf Reisen und habilitirte sich darnach 1833 als Privatdocent an der Kieler Universität. Er zog hier die akademische Jugend an sich, ungeachtet seiner Originalität. Seine hier gehaltenen Vorlesungen sind unter dem Titel: ‚Aesthetische Feldzüge, dem jungen Deutschland gewidmet‘, 1834 im Druck erschienen.“ 3) Damit prägte er den Begriff „Junges Deutschland“.

„Im gleichen Jahr erschien die Schrift ‚Soll die plattdeutsche Sprache gepflegt oder ausgerottet werden? Gegen Ersteres und für Letzteres beantwortet‘. Darin zieht Wienbarg als Aufklärer, der die romantische Idealisierung des Dialekts als ‚alte Volkssprache‘ kritisiert, ‚gegen die sprachliche Armut des Plattdeutschen zu Felde‘.“ 4), heißt es in Wikipedia. Dirk Brietzke schreibt dazu: „Ein über Jahrzehnte verfolgtes Anliegen Wienbargs war die Bekämpfung des niederdeutschen Dialektes, den er als Ausdruck von Sprach- und Bildungsarmut sowie vor allem als eine Ursache für Unmündigkeit, Unterdrückung und soziale Diskriminierung der unteren Schichten betrachtete. In Hamburg, wo das Plattdeutsche allgemeine Anerkennung genoss, machte er sich mit seinen Vorstößen nicht viele Freunde und wurde zum publizistischen Widersacher Klaus Groths.“ 5) (siehe auch: Klaus-Groth-Straße)

1830 lernte Wienbarg in Hamburg Heinrich Heine kennen (siehe auch: Heinrich-Heine-Straße). Er wurde, so Dirk Brietzke „zu einem engen Freund und Vorbild für seine nun einsetzende publizistische Tätigkeit (…).“ 6)
Auch war Wienbarg mit Julius Campe (siehe Julius-Campe-Weg) bekannt, in dessen Verlag Wienbargs Schriften erschienen.

Von Kiel ging Wienbarg 1835 nach Frankfurt a. M.. Mit dem Schriftsteller Gutzkow (siehe Gutzkowstraße) wollte er die Zeitschrift ‚Deutsche Revue‘ herausbringen. Doch sie wurde schon „vor Auslieferung des ersten Heftes verboten und beschlagnahmt (…)

Im November 1835 wurden Wienbargs Schriften – zusammen mit denen der anderen sogenannten ‚Jungdeutschen‘ – erst in Preußen und im Dezember im gesamten Bereich des Deutschen Bundes verboten. Er wurde aus Frankfurt am Main ausgewiesen, floh nach Helgoland, kehrte aber im Herbst 1836 nach Hamburg zurück, wo er seine Tätigkeiten als Journalist und Herausgeber verschiedener Zeitschriften erneut aufnahm. Durch seine journalistische Arbeit für ein liberales, demokratisches – ein junges Deutschland – war er weiter Verfolgung und Verboten durch die staatlichen Zensurbehörden ausgesetzt. Seit Ende der dreißiger Jahre wurde er finanziell von seinen Geschwistern unterstützt.“ 7)

1839, im Alter von 37 Jahren heiratete Wienbarg Elisabeth Wilhelmine Dorothea Marwedel. Dies - und auch die drei Kinder, die er mit seiner Frau bekam - hinderten ihn nicht daran, sich weiterhin in Hamburgs Kneipen dem Trinken hinzugeben.

„Von 1840 bis 1842 redigierte Wienbarg die Beilage Börsenhalle. Deutsches Literaturblatt, von 1842 bis Juni 1846 die Hamburger literarischen und kritischen Blätter. Gelegentlich arbeitete er an den Hamburger Neuen Nachrichten und am Altonaer Mercur mit.“ 8)

Wienbarg setzte sich politisch für die schleswig-holsteinische Bewegung ein. Er unterstützte den Kampf um die Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins von dänischem Ansprüchen mit zwei Broschüren, in denen er sich 1846 diesem Thema widmete und dadurch, dass er sich 1848 als Freiwilliger am schleswig-holsteinischen Krieg beteiligte.

„Nach 1850 lebte der mittlerweile schwer alkoholkranke, verarmte und von der literarischen Öffentlichkeit vergessene Wienbarg in Hamburg und in Altona. 1869 wurde er mit Verfolgungswahn in eine Heilanstalt in Schleswig eingewiesen, wo er 1872 starb.“ 9)