Klaus-Groth-Straße
Borgfelde (1899): Klaus Groth (24.4.1819 Heide – 1.6.1899 Kiel), niederdeutscher Dichter.
Siehe auch: Dethlefstwiete
Siehe auch: Wuthenowstraße
Siehe auch: Boßdorfweg
Siehe auch: Fritz-Reuter-Straße
Siehe auch: Langbehnstraße
Siehe auch: Ohnsorgweg
Siehe auch: Jensenknick
Siehe auch: Müllenhoffweg
Klaus Groth wurde in Heide in der Straße Lüttenheid 48 geboren. Der Vater war ein Grützmüller mit kleiner Landwirtschaft. Über die Mutter Anna Christina heißt es bei Groth, sie sei eine hübsche, rasche Frau gewesen. Das Ehepaar Groth hatte fünf Kinder. Nach dem Tod der Mutter im Jahre 1835 heiratete der Vater Anna Magdalena Repen. Klaus Groth bekam noch zwei Halbgeschwister.
Nach der Konfirmation wurde Klaus Groth Schreiber beim Kirchspielvogt. In dieser Zeit hörte er von einem weiteren Schreiber, der Gedichte veröffentlichte, die Groth faszinierten. Gemeint ist der Dichter Friedrich Hebbel (siehe: Hebbelstraße). Klaus Groths Verehrung für diesen Dichter hielt an. Nach Hebbels Tod 1863 führte Groth mit Hebbels Witwe Christine 23 Jahre lang einen Briefwechsel.
Klaus Groths weitere berufliche Laufbahn: Nach drei Jahren Schreiberdienst Besuch des Lehrerseminars in Tondern, Hilfslehrer an der Heider Mädchenschule. Er wollte stets mehr, widmete sich einem breit angelegten Selbststudium mit der Absicht, ein Studium in Berlin zu beginnen, um Gymnasiallehrer zu werden. Groth vertrat die Auffassung, die Schulbehörde müsse ihm Wirkungsmöglichkeiten verschaffen, die seinem Wissen und Können entsprachen. Die Schulbehörde sah das anders. Groth wurde der Schulalltag immer lästiger. Hinzu kam um 1847 eine unerwiderte Liebe zu der Heider Honoratiorentochter Mathilde Ottens, denn Groth war unter ihrem „Stand“. Er geriet in eine große seelische Krise und ging zur Genesung nach Fehmarn, verfasste Gedichte und verfolgte seinen Weg in die Öffentlichkeit mit großer Zielstrebigkeit. So schickte er seine Gedichte gezielt an eine Reihe von Persönlichkeiten, so an den Kieler Professor Karl Müllenhoff (siehe: Müllenhoffweg), und bat sie um Rezensionen. Groth hatte Erfolg mit seinem „Quickborn“. 1854 erschien bereits die 3., erweiterte Auflage. 1856 erhielt Groth in Bonn, wo er sich einige Zeit im Kreis berühmter Professoren aufhielt, die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn verliehen.
Groths Gesundheitszustand war nicht der beste. In Folge verschiedener ärztlicher Atteste kam es zur Einigung mit der Schulbehörde; sie entließ Groth aus dem Schuldienst und zahlte ihm vier Jahre lang eine Abfindung.
Privat wünschte sich Groth Weib und Kind, Haus und Hof. 1859 vermählte er sich mit Doris Finke (22.5.1830 Bremen – 19.1.1878 Kiel), die einem wohlhabenden Bremer Kaufmannshaus (Weinhandel) entstammte. Das Paar bekam vier Kinder; der älteste Sohn verstarb im Alter von nur fünf Jahren. Der Schwiegervater unterstützte das Paar finanziell, forderte aber auch, dass Groth selbst eine erhebliche finanzielle Eigenleistung erbringe. Klaus und Doris Groth nahmen Schulden auf, um sich den Wunsch nach einem Haus in Kiel zu erfüllen. Im Haus am Schwanenweg kam dem Klavierzimmer der repräsentativste Platz zu. Hier saß Doris Groth, die sehr musikalisch war, am Flügel. Hier spielten auch Johannes Brahms (siehe: Johannes-Brahms-Platz und Brahmsallee), Hans von Bülow und Clara Schumann (siehe: Schumannstraße). Groth war auch mit dem wohlhabenden Hamburger Unternehmer Heinrich Adolf Meyer (siehe: Stockmeyerstraße und Meyerstraße) befreundet, der ein Sommerhaus an der Kieler Förde besaß. Meyer und andere initiierten eine Spendenaktion für den Dichter. Um 1870 geriet die Firma des Schwiegervaters in finanzielle Schwierigkeiten; die geldliche Unterstützung für Klaus und Doris Groth versiegte. Doris Groth nahm deshalb Pensionärinnen auf, denen sie Unterricht gab. Groth versuchte, mehr Gedichte zu veröffentlichen, aber seine Werke wurden keine Verkaufsschlager. Auch seine Ehrendoktorwürde brachte finanziell nichts ein. Groth fühlte sich ob dieser Ehre zu einer Universitätslaufbahn berufen und wollte Nachfolger von Karl Müllenhoff werden. Doch dem stand die universitäre Realität entgegen, denn hierfür war ein Universitätslehrer erforderlich, der den Lehrstuhl für „germanische Sprache und Altertümer, deutsche Literatur und Literarische Kritik“ inhaltlich ausfüllte. „Für einen Lehrstuhl nach Groths Vorstellungen hätte höchstens zusätzlich Raum sein können. So musste die Fakultät andere Persönlichkeiten vorschlagen. Groth konnte in dieser Haltung (…) nur ‚Gelehrtenhochmut‘ erkennen. (…) So blieb Groth (…) auf sehr niederer Rangstufe, nicht weit vor dem Pedell und dem Universitäts-Barbier.“ 1)
„Im Hinblick auf Verbreitung und Wirkung von Groths Werk entwickelte seine Frau im Jahre 1872 eine Aktivität, die der Dichter selbst dann auch unterstützte. Sie betraf den am wenigsten anerkannten Teil seines Werkes, nämlich seine hochdeutschen Gedichte. Allerdings lässt sich nicht ohne weiteres sagen, daß dies gezielt in werbender Absicht unternommen worden wäre. Vielmehr scheinen hier ganz persönliche Wünsche zur Geltung zu kommen. Es geht um Kompositionen von Johannes Brahms nach hochdeutschen Texten von Groth. Das Ergebnis sind Werke, die überall in der Welt als hochrangig anerkannt sind. Sie tragen Groths Worte in manche Bereiche, in die sie sonst nie gelangt wären.“ 2).
Inge Bichel, Uli Bichel und Joachim Hartig berichten in ihrer Klaus Groth Biographie, dass Doris Groth schon seit längerer Zeit körperlich und seelisch schwer angeschlagen war. Die Geburten ihrer Kinder, deren Aufzucht und Erziehung, darüber hinaus die Betreuung der Pensionärinnen hatten sie an den Rand ihrer Kräfte gebracht, „aber als sorgende Ehefrau berichtete sie vor allem von den Arbeiten und Krankheiten ihres Mannes. (…); die Befürchtung, daß sie an Lungentuberkulose litt, bestätigte sich. (…) Sie starb am 19. Januar 1878. Klaus Groth verlor damit nicht nur den ihm liebsten Menschen, sondern er musste sich auf ein völlig verändertes Leben einstellen. Solange seine Frau es hatte leisten können, hatte sie nicht nur die Kindererziehung geleitet, den Haushalt geführt, kultivierte Gesellschaft gepflegt, freundschaftliche Beziehungen erhalten oder neue geknüpft, ihn unterstützend auf Reisen begleitet, mit ihm und Gästen Musik betrieben, sondern seine schriftstellerische Arbeit so weit wie möglich erleichtert.“ 2)
Nach dem Tod seiner Frau lebte der damals 58-jährige Groth allein mit seinen damals 14, 12 und 11 Jahre alten Kindern im Haus und übernahm deren pädagogische Erziehung. Deshalb konnte er auch des Öfteren Einladungen nicht wahrnehmen, was ihn sehr schmerzte, da er die Geselligkeit liebte. Eine Haushälterin, Margarethe Staby, versorgte den Haushalt. Charlotte Finke, geb. Schmidt, eine verwitwete Tante seiner Frau und zwanzig Jahre jünger als Groth, half ihm von Bremen aus bei ihren seltenen Besuchen in Kiel mit Rat und Tat hinsichtlich der Bewältigung des Alltags in wirtschaftlichen und haushälterischen Angelegenheiten. Groth schrieb ihr in den folgenden zwanzig Jahren jeden Sonnabend einen Brief. Er kümmerte sich besonders um die Schulbildung seiner heranwachsenden Söhne. Als der älteste das Haus verließ, um in Hamburg eine Lehre zu beginnen, fiel dem Vater der Abschied sehr schwer, „wie man es sonst fast nur von Müttern kennt“. 3) 1889 musste Groth erleben, dass sein jüngster Sohn, der noch im Hause lebte, an einer Blinddarmentzündung starb. Groth starb an einer Rippenfellentzündung im Alter von 80 Jahren im selben Zimmer wie seine Frau 21 Jahre zuvor.