Heinrich-Heine-Straße
Wilstorf (1945): Heinrich Heine (13.12.1797 Düsseldorf -17.2.1856 Paris), Dichter, Schriftsteller. Freimaurer.
Siehe auch: Heinrich-Heine-Weg, Bergedorf (1945)
Siehe auch: Fanny-Lewald-Ring
Siehe auch: Rahel-Varnhagen-Weg
Siehe auch zu Heine: Salomon-Heine-Weg
Siehe auch: Julius-Campe-Weg
Siehe auch: Lyserstraße
Siehe auch: Betty-Heine-Stieg
Siehe auch: Karlstraße
Vor 1933 hieß die Verkehrsfläche schon einmal Heinrich-Heine-Straße, benannt 1924. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurde die Straße 1933 in Dietrich Eckart-Weg umbenannt (Publizist, geb. 1868, gest. 1923; früher Anhänger des Nationalsozialismus und Ideengeber Adolf Hitlers). (Registratur Staatsarchiv Az. 1520-3/0. Antwort auf Schriftliche Kleine Anfrage des Abgeordneten Prosch (CDU), Straßen mit Namen jüdischer Bürger, Bürgerschaftsdrucksache 11/2389 vom 7.5.1984.)
Die Nationalsozialisten wollten alle von ihnen als „jüdisch“ eingestuften Straßennamen beseitigen. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße 1945 rückbenannt in Heinrich-Heine-Straße.
Weitere Straßen, die vor 1933 nach Henrich Heine benannt waren und die 1933 bzw. 1938 umbenannt wurden:
- 1938: Umbenennung der Heinestraße im Stadtteil St. Pauli in „Hamburger Berg“. Eine Rückbenennung nach der Befreiung vom Nationalsozialismus erfolgte nicht.
- 1933: Umbenennung der Heinestraße in Rahlstedt in „Dietrich Eckartstraße“. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus 1945 wurde die Straße in „Egilskamp“ umbenannt.
- 1933: Umbenennung des Heinewegs in Altona in „Dietrich-Eckart-Weg“. Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde die Straße 1945 umbenannt in „Schopenhauer Weg“.
Über Heinrich Heine ist viel geschrieben worden. Hier soll es gemäß der Intention dieser Datenbank hauptsächlich um die Frauen um Heine gehen. Beginnen wir mit Fanny Lewald.
Heinrich Heine war nie Gast in Fanny Lewalds (siehe: Fanny-Lewald-Ring) Salon gewesen. Sie besuchte den damals schon sehr kranken Heine in den Jahren 1848, 1850 und 1855 in Paris.1848 war Fanny Lewald erstmals nach Paris gereist, um der bürgerlichen Revolution nahe zu sein. Bei einem weiteren Besuch, den sie mit ihrem Mann Adolf Stahr bei Heine absolvierte, sprachen Heine und Lewald über Lewalds Buch „Die Abenteuer des Prinzen Louis-Ferdinand“. In diesem Gespräch befand Heine, an Fanny Lewald gewandt: „Sie haben viel gedacht, Sie denken überhaupt viel, und Sie haben doch das Herz einer Frau! Das überrascht mich (…). Im allgemeinen ist Denken nicht der Frauen Sache.“
Über Heinrich Heines Einstellung zu Frauen schrieb Alice Schwarzer ihrem Henri 1997 in der Zeitschrift „Emma“ eine kritische Liebeserklärung: „Lieber Henri, 58 Jahre bis du alt geworden; die Hälfte deines Lebens hast du, verfolgt von der deutschen Zensur, im französischen Exil verbracht. Deine letzten Jahre in der ‚Matratzengruft‘ waren hart. Doch auch wenn es bitter zugeht – und gerade dann – darf bei dir gelacht werden. Deine leidenschaftliche ‚Liebe zur Menschengleichheit‘ hat dich bis zuletzt lebendig gehalten. Wie schade, daß ausgerechnet ich zu einer Gattung gehöre, die in deiner alles umfassenden Menschenliebe keinen Platz hat. Denn für einen wie dich bin ich kein Mensch, ich bin nur eine Frau. (…) Ich gebe zu, Henri, daß ich mein eternelles Untermenschentum in deiner neuen Weltordnung nicht gleich bemerkt hatte. Wann ich zum ersten Mal stutzig wurde? Als mir klar wurde, wie ungleich dir deine Lebensgefährtin und spätere Ehefrau Mathilde war. Du warst doppelt so alt, als du die 20-jährige Pariser Schuhverkäuferin trafst, und einer der kultiviertesten Männer Europas. Es scheint dich trotz inniger Liebe nie gestört zu haben, daß sie das Wichtigste in deinem Leben, deine Texte!, kaum lesen und verstehen konnte. Du, der glühende Verfechter der Menschengleichheit, empfandest die Ungleichheit des weiblichen Menschen nicht nur als nicht störend, sondern es war dir gerade recht. Du hattest mit Frauen anderes im Sinn. Männer waren für dich Persönlichkeiten, Frauen waren Schablonen. Dein Motto lautete: ‚Mein Herz wird immer lieben, solange es Frauen gibt. Erkaltet es für die eine, so erglüht es für die andere.‘ (…) 1791 starb Olympe de Gouges auf dem Schafott für ihre ‘Erklärung der Menschenrechte für die Frauen’ mit dem Aufschrei: ‚Die Frau ist frei geboren!‘ Sechs Jahre später kamst du als Sohn einer sehr gebildeten, modernen Mutter zur Welt. Sie war eine entschiedene Anhängerin der Ideen der Französischen Revolution. Sie war es, die dich anhielt zum Lesen und Denken! Doch wie verächtlich behandelst du sie im ‚Wintermärchen’ - noch nicht einmal eine Antwort ist sie dir wert. (…). 1) Heinrich Heine wies seiner Mutter Betty (Peira), geb. van Geldern (27.11.1771 Düsseldorf – 3.9.1859 Hamburg) die Hauptrolle in seiner Entwicklung zu, dem Vater Samson Heine, einem jüdischen Kaufmann für Luxusgüter, bekannte er seine Liebe. Peira van Geldern, die ihren Vornamen später in Betty umwandelte, stammte aus einer prominenten jüdischen Familie von Hoffaktoren und Ärzten in Düsseldorf. Sie besaß die damals für Frauen höherer Schichten übliche Bildung, beherrschte das Lateinische, Französische und Englische so weit, dass sie die Literatur in der jeweiligen Originalsprache lesen konnte, und spielte Flöte. Rousseau und Goethe waren die Lieblingsautoren der dem aufklärerischen Gedankengut verpflichteten jungen Frau. Ihr Sohn Heinrich Heine schreibt über sie: „Ihr Glauben war ein strenger Deismus, der ihrer vorwaltenden Vernunftrichtung ganz angemessen. Sie war eine Schülerin Rousseaus, hatte dessen ‚Emile‘ gelesen, säugte selbst ihre Kinder, und Erziehungswesen war ihr Steckenpferd. Sie selbst hatte eine gelehrte Erziehung genossen und war die Studiengefährtin eines Bruders gewesen, der ein ausgezeichneter Arzt ward, aber früh starb. Schon als ganz junges Mädchen musste sie ihrem Vater die lateinischen Dissertationen und sonstige gelehrte Schriften vorlesen, wobei sie oft den Alten durch ihre Fragen in Erstaunen setzte.“ (Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Hrsg. von Hans Kaufmann. Bd. 7. Berlin, 1980.) Das in ihrer Zeit weit verbreitete empfindsame Schwärmertum lehnte sie ab. Auch war sie nicht bereit, sich Konventionen zu fügen, wenn diese gegen ihre Überzeugung standen. Auch politisch bezog sie eine eigene Position. Ihre Kinder warnte sie aufgrund der zerrütteten Verhältnisse im damaligen Deutschland vor der Misere der Kleinstaaterei. Eine aufgeweckte, gebildete und freidenkerische junge Frau also, deren eigenständige Entfaltungsmöglichkeiten allerdings „durch die streng patriarchalische Struktur der jüdischen Gesellschaft, die den Lebensraum der Frauen auf Familie und Familienhaus begrenzt“. 2) Auch Heinrich Heines Haltung zu Frauen war – „trotz seiner frühen Distanzierung vom Judentum – [von dieser gesellschaftlichen Struktur] geprägt. Die jüdische Tradition stützt und legitimiert Heines unverhohlen patriarchalisches Auftreten gegenüber den ihm nahestehenden Frauen“. 2) Ihre Unabhängigkeit und Selbstständigkeit hatte die junge Betty unter Beweis gestellt, als im Sommer 1796 der zweiunddreißigjährige Samson Heine in Düsseldorf auftauchte. Betty verliebte sich in den schönen, sanften jüdischen Kaufmann, der mit Luxusgütern handelte. Er befreite sie aus einer tiefen seelischen Krise, in der sie seit dem rasch aufeinanderfolgenden Tod von Vater und Bruder steckte. Als die jüdische Gemeinde dem von auswärts kommenden Samson Heine die Heirats- und Niederlassungserlaubnis verweigerte, setzte Betty Himmel und Hölle in Bewegung und erreichte schließlich ihr Ziel: Die Hochzeit fand am 1. Februar 1797 in Düsseldorf statt. Betty Heine ließ sich fortan in der jüdischen Gemeinde kaum noch sehen. Sie erzog ihre Kinder nicht orthodox, sondern aufklärerisch-liberal und schickte sie aufs Lyzeum bzw. Gymnasium, wo sie die einzigen Juden Düsseldorfs auf einer höheren Schule waren. Während Betty Heine sich hauptsächlich um die Erziehung der Kinder kümmerte, baute Samson Heine sein Geschäft auf, was sich zunächst ganz erfolgreich anließ, wie auch die zunehmend komfortablen Wohnverhältnisse der Familie zeigen. Bettys Verdienst am Wohlstand lag darin, dass sie ihren verschwenderischen Mann in seinen Herren- und Militärallüren bremste. In der Erziehung ihrer Kinder hatte sich Betty Heine vorgenommen, ihnen den Weg zur Assimilierung und Nobilitierung zu ebnen, was bei dreien von ihnen auch nach ihren Vorstellungen gelang. Die einzige Tochter, Charlotte (geb. 1800), heiratete den angesehenen Hamburger Kaufmann Moritz Embden und wohnte mit ihm in der Esplanade. Maximilian (geb. 1806) wurde Militärarzt im russischen Dienst, heiratete eine russische Adlige und wurde in den persönlichen Adel erhoben. Nur der älteste Sohn, Heinrich (geb. 1797), widersetzte sich ihren Plänen. Statt eine Laufbahn als Höfling Napoleons, Bankier oder Jurist einzuschlagen, wählte er den Weg, den sie am meisten als brotlose Kunst fürchtete, den des Poeten. Da hatte es auch nichts genützt, dass die ökonomisch denkende Betty Heine jegliche Begegnung ihres Sohnes mit der Welt der Poesie zu unterbinden gesucht hatte. Dazu schreibt Heinrich Heine: „Ihre [Betty Heines] Vernunft und ihre Empfindung war die Gesundheit selbst, und nicht von ihr erbte ich den Sinn für das Phantastische und die Romantik. Sie hatte (…) eine Angst vor Poesie, entriß mir jeden Roman, den sie in meinen Händen fand, erlaubte mir keinen Besuch des Schauspiels, versagte mir alle Teilnahme an Volksspielen, überwachte meinen Umgang, schalt die Mägde, welche in meiner Gegenwart Gespenstergeschichten erzählten, kurz, sie tat alles Mögliche, um Aberglauben und Poesie von mir zu entfernen. (…) Sie war überhaupt nicht damit zufrieden, daß ich Verse machen lernte, und seien es auch nur französische. Sie hatte nämlich damals die größte Angst, daß ich ein Dichter werden möchte; das wäre das Schlimmste, sagte sie immer, was mir passieren könne. Die Begriffe, die man damals mit dem Namen Dichter verknüpfte, waren nämlich nicht sehr ehrenhaft, und ein Poet war ein zerlumpter, armer Teufel, der für ein paar Taler ein Gelegenheitsgedicht verfertigt und am Ende im Hospital stirbt. Meine Mutter aber hatte große, hochfliegende Dinge mit mir im Sinn, und alle Erziehungspläne zielten darauf hin. Sie spielte die Hauptrolle in meiner Entwicklungsgeschichte, sie machte die Programme aller meiner Studien, und schon vor meiner Geburt begannen ihre Erziehungspläne. Ich folgte gehorsam ihren ausgesprochenen Wünschen, jedoch gestehe ich, daß sie schuld war an der Unfruchtbarkeit meiner meisten Versuche und Bestrebungen in bürgerlichen Stellen, da dieselben niemals meinem Naturell entsprachen (…).“ 3) Trotz dieser Kritik an seiner Mutter lobte er ihre Freigebigkeit und war gerührt von ihrer Aufopferung. „Welche Aufopferung bewies sie dem Sohne, dem sie in schwieriger Zeit nicht bloß das Programm seiner Studien, sondern auch die Mittel dazu lieferte! Als ich die Universität bezog, waren die Geschäfte meines Vaters in sehr traurigem Zustand, und meine Mutter verkaufte ihren Schmuck, Halsband und Ohrringe von großem Werte, um mir das Auskommen für die vier ersten Universitätsjahre zu sichern.“ (Heinrich Heine: Werke und Briefe in zehn Bänden. Hrsg. von Hans Kaufmann. Bd. 7. Berlin, 1980.) Die Differenzen bezüglich der beruflichen Laufbahn führten zu keiner Trübung des Verhältnisses zwischen Mutter und Sohn. Der späte Briefwechsel mit dem Sohn, von dem aufgrund einer Vernichtungsaktion Heines leider nur noch wenige Briefe der Mutter erhalten sind, zeugt von einer starken emotionalen Bindung zwischen Mutter und Sohn, nicht aber von einer intellektuellen Teilhabe Betty Heines an seinem Denken und Schaffen. Sie durfte, während er in Paris war, allenfalls kleine Besorgungen bei seinem Verleger Campe in Hamburg erledigen oder ihm aus einer örtlichen Leihbibliothek Bücher zusenden. Er bedankte sich mit Geschenken aus Paris, z. B. mit einem modischen Seidenkleid. Welchen Einfluss die emotionale Bindung an die Mutter hatte, darüber bestehen in der Forschung Meinungsverschiedenheiten. Ob das Verhältnis im Bereich einer starken, eher positiven Mutter-Sohn-Beziehung anzusiedeln ist oder sich auf die fatale Einstellung des Sohnes zu Frauen auswirkte, der die Frauen in der Kunst stilisierte und sublimierte, im Leben aber nur Prostituierte und Grisetten begehren konnte, ist ohne eine differenzierte Beschäftigung mit dem Leben und Werk Heinrich Heines nicht zu beurteilen. An seinem Lebensende diagnostizierte Heine „die Folgen seiner letztlich unaufgelösten Bindung an die Mutter. Und er stellt einen unmittelbaren Zusammenhang her zwischen ihr und seinen Frauen- und Liebesbeziehungen. Die ‚Pocken des Herzens‘, die stigmatisierenden Verletzungen also, die er daraus davongetragen hat, versteht er als Folge der mütterlichen Liebe und als Preis, den er für diese überstarke Bindung zu zahlen hat. Der Preis ist hoch, Harry bleibt – trotz äußerer Trennung und Abgrenzung von den mütterlichen Lebenszielen – von der Mutter lebenslang emotional abhängig. Letztlich hält er fest an der Rolle des Sohnes, des Kindes. So kann er Mutters Liebling bleiben, auch ihr unartiger Liebling, eine Rolle, die ihr Pendant in Heines literarischem Image als unartiger Liebling der Grazien hat, und von der es nicht weit ist in die anarchistische Freiheit des Narren. Dies sind die Rollen, die Betty bereits von ihrem Bruder Simon kennt, schon bei Harrys Vater toleriert hat und die der Sohn von beiden übernimmt“, 4) schreibt die Literaturwissenschaftlerin Edda Ziegler in ihrem Buch „Heinrich Heine. Der Dichter und die Frauen“. Betty Heines weiterer Lebensweg war von dem wirtschaftlichen Bankrott ihres Mannes überschattet. Der Handel mit Luxusgütern war ein gegen Wirtschaftskrisen empfindliches Geschäft; zudem hatte der lebenslustige Samson Heine keinen rechten Kaufmannssinn. Im Frühjahr 1819 musste er Bankrott anmelden – der Anfang vom Ende für ihn. Betty Heine folgte ihrem Mann im März 1820 über Hamburg nach Oldesloe, 1821 oder 22 nach Lüneburg und schließlich 1828 nach Hamburg, wo Samson Heine am 2. Dezember 1828 starb. Der Bankier Salomon Heine (siehe: Salomon-Heine-Weg), der die Familie seines Bruders schon seit dem Bankrott finanziell unterstützt hatte, setzte seiner Schwägerin eine Rente von 1.000 Mark jährlich aus. Betty Heine starb am 3. September 1859, dreieinhalb Jahre nach ihrem Sohn Heinrich Heine. Unter Heinrich Heines drei Geschwistern stand ihm seine Schwester Charlotte am nächsten. Charlotte Embden, geb. Heine (18.10.1800/1804 Düsseldorf – 14.10.1899 Hamburg), die mit ihrem Mann Moritz, einem reichen Textilkaufmann, und den gemeinsamen vier Kindern in einem Haus an der Hamburger Esplanade 39 wohnte, arbeitete ihrem Bruder zu, beschaffte ihm aus Hamburger Bibliotheken notwendige Bücher und führte häufig die Verhandlungen mit Heines Verleger Julius Campe (siehe: Julius-Campe-Weg). Heine war ihr „lebenslang in Zuneigung und Vertrauen verbunden. Sie läßt er – anders als die Mutter – teilhaben an seinen Sorgen und Geheimnissen“. 5) Nach Heinrich Heines Tod besuchten viele Schriftsteller und Literaturhistoriker und 1887 sogar Kaiserin Elisabeth von Österreich Charlotte Embden, um mehr über ihren Bruder zu erfahren. Es können im Folgenden nicht alle der vielen Beziehungen, die Heine zu Frauen hatte, dargestellt werden – deshalb richtet sich der Blick nur auf einige Damen, in erster Linie auf diejenigen, die in Beziehung zu Hamburg standen, und auf einige seine Dichterfreundinnen, die in dieser Publikation an anderer Stelle erwähnt sind, weil nach ihnen in Hamburg Straßen benannt wurden. Heines erste große Liebe war seine Hamburger Cousine Amalie (1800-1838), von ihm Molly genannt, und Tochter seines Onkels Samson Heine. Damals, 1816, war Heine nach Hamburg gekommen und wohnte bei der Witwe Robertus in den Großen Bleichen. Als er Molly bei seinem Onkel sah, verliebte er sich Hals über Kopf in die zwei Jahre jüngere Cousine und erkor sie zu seiner Muse. Er sprach von ihr als dem „hübschgeputzten Sonntagspüppchen, bey dessen Fabrikation der himmlische Kunstdrechsler sich selbst übertroffen“ habe. Die Liebe war kurz, und sie war platonisch. Samson Heine unternahm alles, damit es überhaupt gar nicht erst zu einer Beziehung zwischen seinem armen Verwandten Heinrich Heine und seiner Tochter kam. Diese heiratete 1821 den ostpreußischen Gutsbesitzer Jonathan Friedländer. Als Heine sie elf Jahre nach dieser Episode 1816 wieder sah, sprach er über sie nur noch von der „dicken Frau“. Heine schwärme aber nicht nur für diese Tochter seines Onkels Samson Heine. Er hatte auch ein Auge auf Friederike und 1823 auf Samson Heines jüngste Tochter Therese (1897-1880) geworfen. Aber auch die bekam er nicht. Therese z. B. wurde mit dem Handelsrichter Dr. Christian Adolf Halle verheiratet und machte 1866 aus dem Haus ihres Vaters am Jungfernstieg 34 ein Frauenwohnstift mit 45 Freiwohnungen für alleinstehende Damen. Für diese wurde 1901 am Holstenwall ein neues Wohnhaus erbaut, das heutige Heine’sche Wohnstift. Außerhalb seiner Liebesbeziehungen pflegte Heine Kontakt zu Seelenfreundinnen, Gönnerinnen, Schriftstellerkolleginnen, so auch zu Rahel Varnhagen (siehe: Rahel-Varnhagen-Weg) und Fanny Hensel, geb. Mendelssohn (siehe: Geschwister-Mendelssohn-Stieg).
Fanny Mendelssohn (siehe:Mendelssohnstieg) lernte Heine 1829 in Berlin kennen. Fanny war gar nicht begeistert von ihm: „(…) er ziert sich sentimental, erziert sich geziehrt, spricht ewig von sich und sieht dabei die Menschen an, ob sie ihn ansehn. (…) Trotz dieser „emotionalen Differenzen bleiben die Mendelssohns mit Heine in Kontakt“. 6) Fanny schätzte Heine als Schriftsteller und vertont einige seiner Gedichte.
Rahel Varnhagen (siehe: Rahel-Varnhagen-Weg) und Heine lernten sich 1821 in Berlin kennen. Sie wurde für den fünfundzwanzig Jahre jüngeren Heine zur mütterlichen Freundin, aber auch zum Vorbild. Er verehrte sie, und ihre Freundschaft blieb bis zu Rahels Tod im Jahre 1833 bestehen. „In Rahel Varnhagen begegnet Heine einer Frau, die das Korsett der geltenden gesellschaftlichen Konventionen sprengt. Sie lebt die Idee der Emanzipation – sei es in der Gleichheit der Geschlechter, sei es in der Religion – in ihrer eigenen Existenz vor, einschließlich der damit verbundenen Anfeindungen. Und er begegnet in Rahel Varnhagen zugleich einer Frau, deren Nähe und Umgang ihm Ersatz bietet für die familiären Defizite, denen er sich ausgesetzt fühlt. (…) unter der verständnisvoll-kritischen Anleitung Rahel Varnhagens entwickeln sich Heines literarische Fähigkeiten. Hier [in Berlin] macht er die ersten Schritte hin zu seiner Karriere als Berufsschriftsteller. (…) Heines Denken erfährt im Varnhagenschen Salon eine Horizonterweiterung, die dazu beiträgt, das er sich zum bedeutenden politischen und religionsphilosophischen Essayisten seiner Zeit entwickelt.“ 7)
Die bereits erwähnte Fanny Lewald (siehe:Fanny-Lewald-Ring) bezeichnete Heine als „literarische Schwester“. „Und schwesterlich verbunden ist sie ihm; in Herkunft und literarischer Intention, in der Bewunderung für sein Werk und dem Vertrauen, das Heine zu ihr entwickelt, als sich die beiden im März 1848 persönlich kennenlernen. (…) Ein Tabuthema allerdings scheint es trotz des regen geistigen Austauschs gegeben zu haben: die Frauenfrage. Heines Vorurteile gegen emanzipierte Frauen sind der klugen Lewald nicht verborgen geblieben. (…) ‚ Ich bin nicht für diese schrankenlose Emancipation. Es geht mir mit den Frauen wie Napoleon mit den Schwarzen. ‚Warum wollen Sie die Schwarzen nicht emancipieren, Sire?‘ fragte man ihn. ‚Je vous le dirai en deux mots parceque je suis blanc!‘ Und ich – ich bin verheiratet. Wir vertrauen ja den Frauen die ganze Zukunft, die künftige Generation: da können wir sie doch nicht ohne weiteres auf die Gasse umherlaufen lassen. Vor sozialen Ungerechtigkeiten müssen wir sie beschirmen durch unsere Institutionen – im Uebrigen für sie sorgen. Das ist die Sache.‘ Fanny Lewald versteht es, das strittige Thema souverän zu umgehen. Dennoch registriert sie Heines frauenfeindliche Äußerungen genau – seine Ausfälle gegen die äußere Erscheinung von Schriftstellerinnen oder seine pauschalisierenden Bemerkungen über die vermeintliche weibliche Irrationalität: ‚Im Allgemeinen ist Denken nicht der Frauen Sache‘.“ 8)
Seit 1836 lebte Heinrich Heine in Paris mit Crescentia Eugénie Mirat (1815-1883) in der Cité Bergère Nr. 3 zusammen. Fünf Jahre später heiratete das Paar. Über seine Ehefrau schrieb Heine: „Sie ist mir mehr als je mit Treue und Liebe ergeben und vielleicht auch die einzige Ursache, warum ich dieses hundsföttische Leben noch mit Geduld ertrage.“
Birgit Rühe-Freist schreibt in „fembio“ über Heinrich Heines Ehefrau: „Mathilde (diesen Namen gab ihr Heine) behauptete lebenslang ihre eigene Welt neben der des berühmten Dichters. Sie liebte Tiere über alles, sammelte Blumen, Früchte, Muscheln und begoß die Beete ihres Gartens, auf dem Kopf den großen braunen Strohhut. Ihr gefiel das Wohlleben im Hier und Jetzt, gutes Essen, schöne Kleider. Sie gab viel Geld für Spitzen und teures Leinen aus. Heine flanierte gern mit seiner bildschönen Frau durch die Pariser Boulevards und über die Promenaden der Badeorte, oder er begleitete sie ins Theater und zum Ball. Eine züchtig-waltende Hausfrau wurde Mathilde nie. Auf Heines Frage, was es zum Mittagessen gäbe, antwortete sie ‚Hammelbraten‘, denn er haßte Hammelbraten und lud sie dann zu Vefour zum Champagner-Essen ein.“ 9)
Über die Herkunft Von Crescentia Eugénie Mirat und das Kennenlernen mit Heine berichtet Birgit Rühe-Freist: „Sie hatten sich 1834 in der Panorama-Passage beim Justizpalast kennengelernt, damals als Standort für Prostituierte stadtbekannt. Mit 15 Jahren war das Mädchen von ihrer Mutter - einer verwitweten Bäuerin - zur Tante nach Paris gegeben worden, um in deren Schuhgeschäft zu arbeiten. Eine Grisette, wie viele junge Arbeiterinnen damals, ohne Bildung und Ausbildung. Die illegitime Tochter eines schönen, reichen besseren Herrn, der sich nie um sie gekümmert hatte, war wohl mit ihrem ungezügelten Temperament (…) auch nicht zum Kühehüten geeignet. Heines Entscheidung für Mathilde war eine bewußte (…). Zunächst floh er auf das Schloß der befreundeten Fürstin Belgiojoso, um dort in einem Kreis geistreicher und harmonischer Geselligkeit zur Ruhe zu kommen. Dann jedoch kehrte er überstürzt nach Paris zurück, Blumen im Arm und mit einem Drosselpaar für Mathilde, um 20 Jahre bei ihr zu bleiben.“ 10)