Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Cilli-Cohrs-Weg

Finkenwerder, seit 1941, Romanfigur von Gorch Fock


Siehe auch: Gorch-Fock-Straße, Eimsbüttel, seit 1921 und Gorch-Fock-Wall, Neustadt (1933). Johann Kinau (Gorch Fock, Pseudonym) (1880-1916), Dichter
Der Gorch-Fock-Wall wurde 1933 von den Nationalsozialisten benannt, die dafür die dort verlaufende Friedrich-Ebert-Straße umbenannten.
Siehe auch: Ohnsorgweg, Groß Flottbek, seit 1950: Dr. Richard Ohnsorg (1876-1947), Gründer der Niederdeutschen Bühne, später benannt: Ohnsorg-Theater

Der Cilli-Cohrs-Weg wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt. Die Werke von Gorch Fock wurden von den Nationalsozialisten für ihre ideologischen Zwecke vereinnahmt.

Der Kulturwissenschaftler Ulf-Thomas Lesle äußert zu der Romanfigur Cilli Cohrs:
„Weibliche Hauptfigur des gleichnamigen einaktigen ‚irnsthaftig Spill‘ von Gorch Fock [siehe Gorch-Fock-Straße und Gorch-Fock-Wall], am 24. Januar 1914 uraufgeführt von dem Laienensemble, ‚Gesellschaft für dramatische Kunst‘ unter der Leitung des Hamburger Bibliothekars Dr. Richard Ohnsorg [siehe: Ohnsorgweg]. Die titelgebende Rolle ist eine Hommage des Autors an die von ihm tief bewunderte Aline Bußmann, die schon einige Zeit zum Ohnsorg-Spielkreis gehörte. Thema und Handlungsaufbau des Einakters waren in Absprache mit Ohnsorg entstanden, der den Autor zum schnellen Abschluss der Niederschrift drängte. Fock schrieb nach der Uraufführung euphorisch an die Bußmann: ,Die Sonnenkraft Ihrer Seele gab mir die Kraft, die ,Cili Cohrs‘ zu entwerfen.‘

Die Figur der ,Cili Cohrs‘ ist der von der Heimatkunst inspirierten Vorstellung geschuldet, dass sich in dieser zugleich harten und heldischen Frau besondere Stammesmerkmale verkörpern.

Nach der Uraufführung von Focks ,Doggerbank‘ (1912) bedeutete die Inszenierung und Aufführung der ,Cili Cohrs‘ schon kurze Zeit später so etwas wie den ,Durchbruch‘ des Versuches von Richard Ohnsorg, Niederdeutsches Theater als ein Segment von kultureller Öffentlichkeit in Hamburg zu etablieren. Die Uraufführung wurde nicht nur im engeren Zirkel der ,Niederdeutschen‘ mit viel Zustimmung rezensiert.“ 1)

Im Theaterstück wird der Vorname von Frau Cohrs mit einem „l“ geschrieben.

In Finkenwerder erzählt man sich über Cilli Cohrs, die hier mit zwei „l“ geschrieben wird, eine andere Geschichte: Cilli Cohrs war das älteste Kind von Greta Cohrs, geb. Horstmann, die bereits im Alter von 30 Jahren, wenige Tage vor der Geburt ihres fünften Kindes Maria, welches ihr Leben lang kränklich bleiben sollte, Fischerswitwe geworden war. Um sich und ihre fünf kleinen Kinder zu ernähren, nähte Greta Cohrs für andere Leute Festtagskleidung. Ihre Tochter Cilli war das blühende Leben und sehr schön. Gorch Fock verliebte sich in sie. Cilli Cohrs starb jedoch bereits im Alter von achtzehn Jahren an einer Mandelentzündung. Gorch Fock setzte ihr mit seinem Roman „Cilli Cohrs“ ein bleibendes Denkmal.