Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Trübnerweg

Groß Flottbek (1936): Wilhelm Trübner (3.2.1851 Heidelberg -21.12.1917 Karlsruhe), Maler.


Siehe auch: Slevogtstieg
Siehe auch: Troplowitzstraße
Siehe auch: Liebermannstraße
Siehe auch: Hans-Thoma-Weg
Siehe auch: Leiblstieg
Siehe auch: Corinthstraße
Siehe auch: Feuerbachstraße

Die Verkehrsfläche wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt.

Der Trübnerweg könnte auch nach der ebenso bedeutenden Ehefrau, der Malerin Alice Trübner (24.8.1876 Bredford - 20.3.1916 Berlin) mitbenannt werden.

Über Wilhelm Trübners Malstil heißt es in arthistoricum.net: „Der gebürtige Heidelberger Wilhelm Trübner gilt als bedeutender Vertreter der deutschen Avantgarde um 1900. Doch entzieht sich sein Werk einer eindeutigen kunsthistorischen Klassifizierung. So wurde er denn auch als ‚Grenzgänger zwischen Realismus und Impressionismus‘ bezeichnet. Nach dem Studium in Karlsruhe und München machte Trübner 1871 die Bekanntschaft mit Wilhelm Leib [siehe: Leiblstieg], der für sein Schaffen prägend wurde. Zudem pflegte er engen Kontakt zu Hans Thoma [siehe: Hans-Thoma-Weg], Lovis Corinth [siehe: Corinthstraße], Max Slevogt [siehe: Slevogtstieg] und Max Liebermann [siehe: Liebermannstraße]. Der ‚Realismus‘ der Kunst Trübners äußert sich insbesondere in der ungeschönten, sachlich-nüchternen Wiedergabe seiner Porträts. [siehe dazu das Portrait seiner Frau, welches er 1902 gemalt hatte, R. B.] Auch die Wahl scheinbar zufälliger, ausschnitthafter und alltäglicher Motive verbindet ihn mit den realistischen, aber auch den impressionistischen Tendenzen seiner Zeit. Trübners Landschaftsgemälde gehen aus intensiven Freilichtstudien in der Natur hervor. Sie geben atmosphärische Licht- und Wetterstimmungen wieder. (…)“ 1)

Über Trübners Werdegang ist in Wikipedia nachzulesen: „Wilhelm Trübner wollte ursprünglich den Beruf des Vaters ergreifen und dessen Goldschmiede-Werkstatt übernehmen und hatte deshalb nach dem Abitur eine Ausbildung als Goldschmied begonnen. 1867 lernte er Anselm Feuerbach [siehe: Feuerbachstraße] kennen, der ihn ermutigte, einer Karriere als bildender Künstler nachzugehen, und dies auch bei Trübners ursprünglich skeptischem Vater befürwortete. (…)..“ 2)

„Mit [Albert] Lang und Hans Thoma führte Trübner in München eine Ateliergemeinschaft. Ab 1872 begab sich der Maler für drei Jahre auf eine Studienreise, die ihn nach Italien, Holland und Belgien führte. Nach 1877 widmete sich Trübner zeitweise mythologischen und literarischen Bildthemen im naturalistischen Stil. Der enge Austausch mit den Künstlerkollegen Lovis Corinth, Max Slevogt und Max Liebermann war in dieser Zeit prägend für sein Schaffen. Eine große Einzelausstellung der Galerie Gurlitt in Berlin war gefolgt von einer Rückbesinnung Trübners auf die Landschaftsmalerei.“ 3)

1895 zog Trübner nach Frankfurt, „um dort am Städelschen Kunstinstitut zu lehren, wo ihm 1898 der Professorentitel verliehen wurde. Seine Schriften zur Kunsttheorie wurden 1892 und 1898 veröffentlicht.

1900 heiratete er seine Schülerin, die Malerin Alice Auerbach (1874-1916), 1903 kam ihr Sohn Jörg (1903–1930) zur Welt. 1901 trat er der Berliner Secession bei. Von 1903 bis 1917 war er Professor an der Kunstakademie Karlsruhe, wo er von 1904 bis 1910 auch die Funktion des Direktors wahrnahm. (…)1911 widmete der örtliche Kunstverein ihm eine große Ausstellung, der 1913 eine weitere Ausstellung der Berliner Secession folgte.

Trübner war ein „glühender Kriegsanhänger (…) Zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges 1870 hoffte er darauf, eingezogen zu werden. In den folgenden Jahren zeigte er in seinem Werke auffallendes Interesse an militärischen Rängen, Uniformen und Rüstungen sowie eine präzise Umsetzung dieser in repräsentativen Porträts.“ 4)

Trübner war 1914 Mitunterzeichner des Manifestes der 93.“ 5) In Wikipedia wird erklärt, was dieses Manifest beinhaltet, das „im September 1914 von Ludwig Fulda als Schriftführer verfasst, von 93 Wissenschaftlern, Künstlern und Schriftstellern Deutschlands unterzeichnet und im Oktober 1914 veröffentlicht wurde. Das Manifest richtet sich in erster Linie an die im Ersten Weltkrieg noch neutralen Staaten und bestreitet die Vorwürfe, welche die Kriegsgegner gegen Deutschland erhoben.

Im Zuge des deutschen Einmarsches in das neutrale Belgien bei Beginn des Ersten Weltkrieges war es zu zahlreichen Übergriffen deutscher Militärs auf die belgische Zivilbevölkerung gekommen. Der deutsche Vormarsch stand unter erheblichem Zeitdruck, da das strategische Konzept des Schlieffen-Plans die militärische Niederwerfung Frankreichs in kürzester Zeit vorsah, um anschließend gegen die russische Offensive im Osten vorgehen zu können. Vielfach reagierten deutsche Militärs drastisch auf tatsächliche oder vermeintliche Sabotageakte belgischer Zivilpersonen. Dabei kamen insgesamt mehrere Tausend belgische Zivilisten zu Tode (…). Besondere Bestürzung bis Empörung erregte auch im neutralen Ausland die Zerstörung der Universitätsstadt Löwen, als unter anderem ein unersetzlicher Bestand an mittelalterlichen Büchern und Handschriften der Universitätsbibliothek Löwen in Flammen aufging. Die deutschen Armeen wurden daher vor allem im angelsächsischen Raum als kulturzerstörende Barbaren und ‚Hunnen‘ porträtiert.

Als Reaktion auf diese alliierten Vorwürfe beschlossen führende deutsche Publizisten und Intellektuelle ein Manifest abzufassen, in dem die Vorwürfe als ungerechtfertigt und die deutschen Maßnahmen als Selbstverteidigung in Notwehr dargestellt wurden. Der Tenor des Manifestes widerspiegelt die nationalistisch erregte Stimmung (…). Hinsichtlich der Anzahl der Unterzeichner, aber auch der Radikalität der Aussagen wurde das Manifest von der Erklärung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches mit mehr als 3000 Unterzeichnern vom 16. Oktober 1914 noch übertroffen. (…).“ 6)

Die Ehefrau: die Malerin Alice Trübner (24.8.1876 Bredford – 20.3.1916 Berlin)

1900 heiratete der damals 49-jährige Wilhelm Trübner seine damals 25-jährige Malschülerin Alice Auerbach. In arthistoricum.net steht über sie: „Als Tochter eines Deutschen und einer Engländerin wurde sie im englischen Bradford geboren. Bereits ein Jahr später siedelten ihre Eltern nach Frankfurt a. M. über. Nach einer künstlerischen Ausbildung in München lernte sie 1899 Trübner kennen, der zu dieser Zeit eine private Malschule mit rund 35 Schülerinnen und Schülern in Frankfurt unterhielt. Alice bekam zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter, von denen das Mädchen 1901 früh verstarb. Der Sohn Jörg wurde 1903 geboren.

Alice war Trübner eine geistig ebenbürtige Partnerin und eine eigenständige Künstlerin. Neben Bildnissen und Landschaften schuf sie vor allem kompositionell und koloristisch fein austarierte Stillleben, die häufig einen rätselhaften Charakter haben.

Trübner malte mehrere Porträts seiner Frau, in denen sie dem Betrachter zumeist frontal, mit ernster Miene und unbewegten Gesichtszügen entgegentritt.“ 7)

Ausführlicher wird Alice Trübners Leben in Wikipedia beschrieben: „Zum Studium der Malerei zog sie 1896 nach München, wo sie 1897–1898 Schülerin beim Münchner Künstlerinnen Verein war. Sie lernte dort beim Leiter der Zeichenklasse Ludwig Schmid-Reutte und auch bei Max Slevogt. Ab 1898 arbeitete sie in einem eigenen Atelier. Von Alice Auerbach stammen aus dieser Zeit Bilder mit robusten und kraftstrotzenden Frauen- und Männerköpfen. In den Ferien fuhr sie nach Frankfurt, wo sie den Impressionisten Wilhelm Trübner (1851–1917) kennenlernte und auf Einladung mit seiner Gruppe auf Studienfahrt ging. Dann erweiterte sie ihr Können in Frankfurt am Städelschen Kunstinstitut Malerei bei Wilhelm Trübner. (…). Wilhelm Trübner schloss mit seinem Studienangebot auch eine Lücke in der Ausbildung von jungen Frauen, die im normalen Kunststudium von einem eingeschränkten Lehrplan betroffen waren. In seinem Unterricht gab es für die Schüler beiderlei Geschlechts u. a. die Themen Akt, Tierstudien und Exkursionen in den Odenwald, (…).

Bereits im Sommer 1899 stellte sie erstmals in der Münchener Sezession aus. Im Jahr 1900 heiratete Alice Trübner ihren 24 Jahre älteren Professor. Nachdem ihre gemeinsame Tochter schon 1901 verstarb, kam 1903 Sohn Jörg (1903–1930) zur Welt. Kurz nach der Geburt zog Trübner mit ihrem Ehemann nach Karlsruhe, weil er an die Großherzogliche Kunstakademie berufen worden war.

Während Trübners Maltechnik bei Landschaftsbildern der ihres Lehrers sehr ähnelt, hat sie ihre Persönlichkeit bei Werken der Ateliermalerei in die Bilder einfließen lassen. Trotz starken Einflusses wahrte sie sich ihre künstlerische Selbständigkeit und Eigenart. So bevorzugte sie eine eher dunkle Farbharmonie, wohingegen ihr Ehemann helle Bilder mit luminaristischen Motiven bevorzugte. Sie wählte aparte, gebrochene Farben mit etwas melancholischem Ausdruck. (…) Die Pinselführung wurde als 'fast männlich, kräftig' beschrieben.

Der Fokus ihrer Arbeiten lag auf Stillleben (Blumenmalerei, „Interieur“-Malerei, Figurenmalerei) und Personen-Bildnismalerei im Stil eines Stillleben. Die Bilder zeigten häufig ein eigenartige, humoristische, auf Pikantes anspielende oder Frauenthemen andeutende Motivkomposition. Auf ihrer Suche nach dem, das noch nie gemalt wurde, fand sie Motive, die auch als abstoßend empfunden werden konnten. Alice konnte eigentlich langweilige Alltagsgegenstände durch Farbauswahl und Maltechnik interessant gestalten.

Mit ihrem Wissen über Kunst und Kunstverständnis war sie ihrem Mann mindestens ebenbürtig und wurde als überaus intelligent und begabt beschrieben, (…)

Trübners plötzlicher Tod im Alter von nur 40 Jahren beendete einen vielversprechenden Karrierestart. Ihr Tod wurde in den zeitgenössischen Medien als tragischer Unfall oder Unglücksfall bezeichnet. Die Familie Trübner war sehr gut bekannt mit der Familie von Schauspielerin Tilla Durieux (1880–1971) (…). Nach Aussage der Schauspielerin besuchte Alice die in Berlin lebende Familie zu jeder Tages- und Nachtzeit. Eines Tages folgte Trübner der Schauspielerin Durieux nach Breslau zu einem Gastspiel und stieg im selben Hotel ab, wo sie sich die Pulsadern aufschnitt. Nach Auffassung von Tilla Durieux wünschte sich Trübner eine Liebesbeziehung mit ihr. Danach sollte Durieux auf Bitten ihres Ehemannes Cassirer ein letztes Mal Trübner treffen. Die Frauen trafen sich im Berliner Hotel Esplanade, wo sich Trübner mit einem Revolver in Gegenwart der Schauspielerin erschoss. Nach Aussage von Durieux waren die letzten Worte der Malerin eine philosophische Betrachtung des Ursprungs der Liebe. Wilhelm Trübner glaubte bis zu seinem Lebensende, dass Durieux seine Frau im Streit erschossen hätte und die Behörden vermuteten aufgrund des Zeitpunktes während des Ersten Weltkriegs Inlandsspionage für England. (…).

Einundzwanzig Monate nach Trübner starb ihr Ehemann an einem Herzinfarkt. Die Kunstwerke aus Wilhelm Trübners Nachlass, der auch Werke aus dem Nachlass seiner Frau enthielt, wurden am 4. Juni 1918 in Rudolph Lepke’s Kunst-Auctions-Haus versteigert.“ 8)

Elsa Lasker-Schüler schrieb ein Portraitgedicht über Alice Trübner:

Alice Trübner
(Ihrem lieben Jungen)

Ihr Angesicht war aus Mondstein
Darum mußte sie immer träumen.

Durch die Seide ihrer Ebenholzhaare
Schimmerte Tausendundeinenacht.

Ihre Augen weihsagten.
Ein goldenes Bibelblatt war ihr Herz.

Sie thronte einen Himmel hoch
Über die Freunde.

O sie war eine Sternin –
Sonnengold streute sie von sich.

Eine Herzogin war sie
Und krönte den armseligsten Gast.

Manchmal aber kam sie vom West:
Ein Wetter in Blitzfarben;

Die sind gefangen über Burgzacken
Im harten Rahmen.

Ihre Bilder viele,
Pietätvolle, bunte Briefe;

Viele aufbewahrt unter Glas
An den Wänden.

Aber auch Gläser und Gräser
Malte Alice Trübner.

Irgendwo zwischen sitzt ein Schelm,
Ein altmodisch dicker Puppenporzellankopf.

Oder sie malte huldvoll die Köchin
Als Frau Lucullus gelassen im Lehnstuhl.

Verwandelte strotzende Früchte in Rosen
Auf weißem Damast.

O, sie war eine Zauberin. 9)