Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Daimlerstraße

Ottensen (1950): Gottlieb Daimler (17.3.1834 Schorndorf – 6.3.1900 Cannstadt), Maschinenbauingenieur, schuf Autotyp


Siehe auch: Maybachstraße
Siehe auch: Benzstraße
Siehe auch: Daimlertwiete

Bereits in der NS-Zeit wurde die Daimlerstraße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Moortwiete) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Daimlerstraße 1950 benannt.

Zu den Aktivitäten des Daimler-Benz Konzern während der NS-Zeit heißt es auf Wikipedia: „Nach der Machtergreifung der NSDAP engagierte sich die Wirtschaft verstärkt im Bereich Rüstung, um von der Aufrüstung der Wehrmacht zu profitieren. Daimler-Benz entwickelte und produzierte Militärfahrzeuge, Panzer, Schiffs- und Flufmotoren. Der Konzern besaß damals die drei Werke der früheren Daimler-Motoren-Gesellschaft in Stuttgart-Untertürkheim, Sindelfingen und Berlin-Marienfelde, das in drei Teilwerke gegliedert war, und die ehemaligen Werke von Benz & Cie in Mannheim und Gaggenau sowie ab 1938 das neue Werk Königsberg. Das Flugmotorenwerk Genshagen der Tochterfirma Daimler-Benz Motoren GmbH entstand 1936; die Flugmotorenwerke Ostmark wurden 1941 von den Junkers Flugzeug- und Motorenwerken übernommen. (…). [das Unternehmen] beschäftigte Ende 1932 nur noch 9148 Mitarbeiter, 1928 waren es noch 14.281. Bis 1944 wuchs die Belegschaft auf 74.198 Personen, davon waren zirka 6,6 % Kriegsgefangene und 37 % angeworbene oder zwangsverschleppte Ausländer. 1941 arbeiteten 150 KZ-Häftlinge für Daimler-Benz. 1944 waren es 5648 KZ-Häftlinge. In den Betrieben waren verstärkt auch Frauen tätig, da die Männer an der Front standen. Der Konzernumsatz wuchs von 65 Millionen Reichsmark im Jahr 1932 auf 942 Millionen Reichsmark im Jahr 1943. Über ein Drittel des Umsatzes wurde 1943 mit Flugmotoren erwirtschaftet. 1941 machten 76 % des Umsatzes der Aktiengesellschaft, d. h. ohne die Beteiligungsgesellschaften, Wehrmachtaufträge aus, der Rest der Aufträge war von Behörden, Parteiorganisationen, der Kriegswirtschaft und für den Export.

Am Ende des Krieges gingen im Osten Deutschlands die Niederlassungen sowie die Werke Königsberg und Genshagen verloren. Auch die in den besetzten Ländern im Krieg gegründeten Werke Colmar, Neupaka, Reichshof und das Flugmotorenwerk Ostmark musste der Konzern abschreiben. Im Westen waren die Produktionsstätten teilweise stark beschädigt. Das Stammwerk Untertürkheim wurde bei einem Luftangriff auf Stuttgart am 5. September 1944 durch alliierte Bomber zerstört. Im Werk Sindelfingen war außer dem Presswerk kein überdachtes Gebäude mehr vorhanden und das Werk Mannheim war zu einem Drittel zerstört.“ 1)

Auf der Website der Mercedes-Benz Group steht über die Behandlung von Zwangsarbeitenden bei Daimler-Benz und deren Entschädigung: „Auch wenn nur wenige Unterlagen vorhanden sind, die konkrete Hinweise auf die Behandlung der als Zwangsarbeiter eingesetzten KZ-Häftlinge bei Daimler-Benz geben, so muss doch davon ausgegangen werden, dass sich diese vor allem zum Ende des Krieges kaum von den Praktiken in den Konzentrations- und Arbeitslagern der SS unterschieden haben. Denn die SS war es auch, die für die Bewachung der neu errichteten, werknahen Außenlager zuständig war. Mit zunehmender Kriegsdauer und der damit einhergehenden Verschärfung der Versorgungslage für die deutsche Zivilbevölkerung verschärfte sich auch die Lage der Arbeitshäftlinge zunehmend. Die Ernährung war in jeder Hinsicht unzureichend und eine medizinische Versorgung praktisch nicht mehr gegeben. Bis zur Befreiung durch die anrückenden alliierten Truppen waren die Zwangsarbeiter nicht nur menschenunwürdigen Bedingungen ausgesetzt, sondern auch ständig vom Tod bedroht. Viele bezahlten den Einsatz mit ihrem Leben.

Schätzungen zufolge mussten in den Kriegsjahren rund 13,5 Millionen Deportierte und Häftlinge im Deutschen Reich und den eroberten Gebieten Zwangsarbeit verrichten. Bei Daimler-Benz war Ende 1944 fast jeder zweite der über 63.000 in der Produktion und Verwaltung Beschäftigten ein Zwangsarbeiter, Kriegsgefangener oder KZ-Häftling. Ohne ihre Ausbeutung wäre es den Machthabern in Berlin nicht möglich gewesen, ihren Vernichtungs- und Eroberungskrieg bis zur Kapitulation am 8 Mai 1945 fortzuführen. Zwangsarbeiter legten letztlich auch den Grundstein für das sogenannte ‚Wirtschaftswunder‘ in der 50er Jahren, weil sie zum Wachstum der Unternehmen in den Kriegsjahren beitrugen.

Dennoch dauerte es Jahrzehnte – bis weit in die 1980er Jahre hinein – ehe die deutsche Wirtschaft ihre Mitschuld an den Verbrechen der Nationalsozialisten anerkannte und Entschädigungen an die noch lebenden Opfer zahlte. Im Vorfeld der Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag des Automobils im Jahr 1986 war Daimler-Benz eines der ersten deutschen Unternehmen, das seine Vergangenheit während des Nationalsozialismus von einer unabhängigen Expertenkommission wissenschaftlich untersuchen und aufarbeiten ließ und darüber hinaus den regelmäßigen Austausch mit ehemaligen Zwangsarbeitern suchte. Am 13. Juni 1988 sicherte die damalige Unternehmensleitung die Zahlung von 20 Millionen D-Mark als Entschädigung für Zwangsarbeiter zu. Die Aufarbeitung wie der monetäre Ausgleich wurden von Seiten der Öffentlichkeit begrüßt und waren auch Vorbild für andere Unternehmen, die Zwangsarbeiter in ihren Reihen hatten.

Kurz vor der Jahrtausendwende war Daimler Mitinitiator der Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ und brachte sich personell und finanziell ein. Vorrangig ging es dabei um humanitäre Hilfe für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie um weitere Gruppen von NS-Opfern, die unter Mitwirkung von Wirtschaftsunternehmen Gesundheits- und Vermögensschäden in der Zeit des Nationalsozialismus erlitten hatten. Die Unternehmen der Stiftungsinitiative warben neben eigenen Beiträgen bei über 6.500 deutschen Unternehmen insgesamt fünf Milliarden DM ein. Zusammen mit den von der öffentlichen Hand aufgebrachten weiteren fünf Milliarden DM verfügte die Stiftung somit über insgesamt 10,1 Milliarden DM. Neben Entschädigungszahlungen wurden damit auch Projekte gefördert, die sich für Völkerverständigung und für die Wahrung von Menschenrechten einsetzten. Im Jahr 2007 wurden die Auszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter abgeschlossen. Das Kapitel der Entschädigungen wurde damit zwar formal geschlossen, die Mahnung an die heute Lebenden aber bleibt bestehen – und damit auch die Verantwortung, die Daimler als Unternehmen für alle Zeiten tragen wird.“ 2)

Leben und Wirken von Gottlieb Daimler
Auf der Website der Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte steht über Daimlers Leben geschrieben, ohne dabei jedoch ihn auch als Ehemann und Vater darzustellen: „Daimler stammt aus Schorndorf, wo seine Vorfahren eine kleine Bäckerei und Weinstube betrieben. Aus persönlichem Interesse erlernte er den Maschinenbau, anfangs als einfacher Fabrikarbeiter, dann am Polytechnikum in Stuttgart. Die Lehrjahre führten Daimler häufig ins Ausland, nach Paris, nach London, Manchester und Leeds. Bezüglich der Anlage von Fabriken und der Organisation von Produktionsprozessen erwarb er sich dabei ein überlegenes Wissen.

Seine erste leitende Stelle trat Daimler in der Maschinenfabrik des Bruderhauses Reutlingen an (1863), einer gemeinnützigen Stiftung für verwaiste Jugendliche. Hier lernte er den jungen, glänzend begabten Wilhelm Maybach [siehe: Maybachstraße] kennen, der als König der Konstrukteure in die Geschichte einging. Zwischen beiden entwickelte sich eine lebenslange, kongeniale Zusammenarbeit. Daimlers Lebenswerk ist ohne Wilhelm Maybach undenkbar.

Nach einer Anstellung bei der Maschinenbau-Gesellschaft in Karlsruhe waren Daimler und Maybach 1872 in der Gasmotorenfabrik Deutz tätig. Sie zogen sich 1882 nach Meinungsverschiedenheiten in der Gasmotoren-Fabrik von Deutz zurück. Im gleichen Jahr erwirbt Daimler seine Villa in der Taubenheimstraße in Cannstatt.

Das zu einer Werkstatt umgebaute Gartenhaus mit Werkzeugbank und Schmiede wird das Refugium der beiden Ingenieure. Hier entsteht der leichte, schnelllaufende Benzinmotor, der die Welt bewegen wird. Daimler und Maybach arbeiten Tag und Nacht unter strengster Geheimhaltung. Selbst die Familie und die Hausangestellten wissen nicht, was im Gartenhaus vor sich geht. Der misstrauische Gärtner holt die Polizei, weil er glaubt, im Gartenhaus befände sich eine Falschmünzerwerkstatt Die Überraschung ist groß, als die Polizei zu nächtlicher Stunde statt einer Münzpresse nur Werkzeuge und Motorteile findet. Daimler und Maybach konnten fortan ihr Werk unbehelligt fortsetzen. Dies geschah gleichzeitig mit Karl Benz [siehe: Benzstraße], der gleichzeitig im nur 130 km entfernt liegenden Mannheim an seinem Patent-Motorwagen arbeitete. Beide wussten nichts voneinander.
1885 lief dieser erste brauchbare Fahrzeugmotor, ein stehender Einzylinder Viertakter mit offener Glührohrzündung, Kurvennutensteuerung und Schwimmervergaser, die sogenannte ‚Standuhr‘. Er leistete 1 PS bei 650/min. Schon im November 1885 hatte Adolf, Gottlieb Daimlers jüngster Sohn, mit dem ‚Reitrad‘ - dem ersten Motorrad der Welt - die drei Kilometer lange Strecke zwischen Cannstatt und Untertürkheim problemlos zurückgelegt.

Im Sommer 1886 bauen Daimler und Maybach den Motor in eine Kutsche ein, womit sie erfolgreiche Fahrversuche zwischen Esslingen und Cannstatt durchführen. Gleichzeitig kommt der Motor auch im ersten Motorboot der Welt, der ‚Neckar‘, zum Einsatz. Das Gartenhaus wird jetzt schnell zu eng. Im Juli 1887 bezieht Daimler ein Fabrikgebäude am Seelberg. Zu dieser Zeit treibt der Motor Draisinen und Lokomotiven, Feuerspritzen, Straßen- und Ausstellungsbahnen (1887/88) an. Dann sogar ein Luftschiff, das sich 1888 von Daimlers Fabrikhof erhob und damit die Geschichte der lenkbaren Luftschifffahrt in Deutschland eröffnete.

Da Leistung und Kühlung der ersten Motoren noch unvollkommen waren, schuf Maybach im Auftrage Daimlers in rascher Folge den ersten Zweizylinder-V-Motor (1889), den ersten Vierzylinder-Reihenmotor, das Vorbild aller heutigen Reihenmotoren (1890), das erste Zahnradgetriebe der Automobilgeschichte (1889), die Wasserkühlung (1890) und den Vergaser (1893), auch erste konstruktiv eigenständige Automobile wie den Stahlradwagen (1889) und den ersten Lastwagen (1896). Sie stehen - mit den ersten Benz-Fahrzeugen - am Anfang der Produktion der Daimler-Benz AG.

Daimler selbst widmete sich finanziellen und unternehmerischen Aufgaben, der Gründung der Daimler-Motoren-Gesellschaft (1890) und der Anknüpfung internationaler Geschäftsbeziehungen. Die Anfänge der französischen (Panhard, Levassor, Peugeot, 1890) und der britischen Automobilindustrie (Daimler Coventry 1896) basieren auf Lizenzen für Daimler-Motoren. In den USA wurden die ersten Motoren nach Daimler-Lizenz in Hartford/ Connecticut gebaut (1891); gleichzeitig bot Steinway/New York über einen Katalog und eine Ausstellung Daimlers Produkte auf dem ganzen Kontinent an.
Als Vater des Automobils hoch geehrt, starb er am 6. März 1900 in Bad Cannstatt.“ 3)

Gottlieb Daimler: Der Ehemann und Vater
1867, im Alter von 33 Jahren heiratete Daimler die damals 24jährige Emma Kurz (1843–89), Tochter eines Apothekers. Das Paar bekam fünf Kinder. Daimler konnte ungehindert seine Forschungen als Vater von fünf Kindern weiterbetreiben. Nachdem seine Frau im Alter von 46 Jahren verstorben war, heiratete der damals 59jährige Daimler 1893, vier Jahre nach dem Tod seiner ersten Frau und nun Witwer von fünf Kindern die damals 38jährige Lina Hartmann, geborene Schwend (16.5.1855–14.6.1932), die Witwe des Hotelbesitzers Hartmann in Florenz. Lina Hartmann brachte eine Tochter mit in die Ehe. Das Paar bekam zwei Kinder.

An Emma Daimler erinnert heute ein gleichnamiges Restaurant in Schorndorf – das EMMA’s. Auf ihrer Website heißt es zu Emma Daimler: „Emma Daimler, die erste Ehefrau von Gottlieb Daimler, war eine passionierte Frau und hervorragende Köchin, die gerne ihre Familie und Freunde mit ihrem kulinarischen Geschick liebevoll bewirtete. Sie hielt trotz der fünf Kinder ihrem Mann stets den Rücken frei und zauberte dabei immer wieder Gerichte, die mit Produkten aus dem eigenen Garten zubereitet wurden. Trotz Ihrer Vorliebe für schwäbische Gerichte, die sie in einem Kochbuch handschriftlich verewigte, verlor sie den Blick in die Ferne nicht aus den Augen.“ Die Daimler Bigband widmete Emma Daimler das Musikstück „Sweet Emma“.