Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Deliusweg

Wellingsbüttel (1950): Johannes Matthäus Delius (gestorben 30.9.1565), Rektor des Johanneums


Bereits in der NS-Zeit wurde der Deliusweg als neuer Straßenname (alter Straßenname: Mittelweg) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet worden waren, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. „insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ sollten bei der neuen Straßennamensvergabe berücksichtigt werden.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde der Deliusweg 1950 benannt.
In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es über Matthäus Delius u. a.: „(…). das Geburtsjahr unseres D. ist nicht bekannt; da sein ältester Sohn im J. 1523 geboren ist, so können wir auch bei Annahme einer frühen Verheirathung seine Geburt doch nicht später als 1500 und müssen sie wahrscheinlich einige Jahre früher ansetzen. In Wittenberg hat er sich besonders an Melanchthon angeschlossen, (…).“ 1)

In Wittenberg heiratete Delius eine Freundin von Melanchthon's (siehe: Melanchthonstraße) Frau. „(…). Wahrscheinlich am Ende des J. 1528 ging er von Wittenberg nach Hamburg, wo er Bugenhagen [Bugenhagenstraße] traf, der seit dem 9. Oct. 1528 dort weilte. (…).

Es gewinnt danach den Anschein, als wenn D. in Wittenberg doch nicht recht eine geeignete Stellung finden konnte. Auf Bugenhagen's Empfehlung hin, (…), wurde D. also im J. 1529 in Hamburg Conrector (d. h. zweiter Lehrer) an dem neugegründeten Johanneum; hernach, als der Rector, M. Theophil Freytag, wahrscheinlich wegen seines Alters, der Schule nicht mehr vorstehen konnte, wurde D. erst im J. 1534 sein Adjunct und hernach 1536 oder 1537, als jener pensionirt wurde, sein Nachfolger (Theophil starb am 21. Dec. 1537). Nun erst scheint D. sich in Hamburg wohl gefühlt zu haben, während er vorher (1532) ernstlich daran gedacht hatte, Hamburg wieder zu verlassen. Unter seiner Leitung gelangte das Johanneum auch schnell zu großer Blüthe und bildete tüchtige Männer heran. (…). Er starb 30. Sept. 1565 an der Pest, die auch seine Frau und mehrere Kinder dahinraffte.“ 1)