Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Droste-Hülshoff-Straße

Osdorf, seit 1929, benannt nach Annette (Anna Elisabeth) Freiin Droste zu Hülshoff (10.1.1797 Schloß Hülshoff bei Münster/Westf. – 24.5.1848 im äußeren Gartenturm des Alten Schlosses Meersburg/Bodensee), Dichterin


Siehe auch: Schlegelsweg
Siehe auch: Schopenhauerweg
Siehe auch: Schumannstraße

Siehe auch: Grimmstraße, Iserbrook (1930): Brüder Grimm, Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859)

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Daguerreotypie der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, Urheber: Friedrich Hundt, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Annette von Droste-Hülshoff entstammte einer adligen, katholischen, streng konservativen Familie. Sie war die Tochter des Gutsbesitzers Clemens August II. von Droste-Hülshoff (1760-1826) und der Freiin Therese Luise, geb. von Haxthausen (1772-1853) und wurde auf dem Wasserschloss Hülshoff bei Münster geboren. „Die Pflege des kaum lebensfähigen Siebenmonatskind übernahm die Amme Catharina Plettendorf, der Droste zeitlebens eng verbunden blieb. Wohlbehütet wuchs sie auf, wurde erzogen in der Enge und Abgeschlossenheit der westfälischen Adelswelt.“ 1) Annette erhielt gemeinsam mit ihren drei Geschwistern einen häuslichen Unterricht: den Elementarunterricht durch die Mutter, später ab 1807 dann Unterricht durch einen Theologen.

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Burg Hülshoff; Alexander Duncker (1813-1897), gemeinfrei, via Wikimedia Commons

Schon im Alter von sieben Jahren begann Annette mit ersten literarischen Versuchen (kleine Gelegenheitsgedichte, Stammbuchverse). Die Familie war begeistert. Ihr Onkel Werner von Haxthausen nannte sie eine „zweite Sappho“. Zwischen 1812 und 1819 erfuhr sie literarische Beratung und Unterricht durch Anton Matthias Sprickmann, einem ehemaligen Mitglied des Göttinger Hainbundes und Professor für Staatsrecht in Münster. 1814 entstand das Fragment „Berta“.

Ein Jahr später erkrankte Annette schwer. „Es ist überliefert, daß Droste schon als Kind immer wieder von beständigen Krankheiten heimgesucht wurde, insbesondere konstatierte man schon früh eine starke nervliche Überreiztheit. Die lebenslange Krankengeschichte der Dichterin, die literarisches Arbeiten manchmal monatelang unmöglich machte, läßt sich in ihren Briefen nachverfolgen. (…)

In ihrer Jugendzeit hatte Droste nur selten Gelegenheit, den engen Grenzen des Elternhauses zu entfliehen. Neben kleineren Ausflügen in die Umgebung sorgten nur einige Besuche in Bökendorf bei Brakel für Abwechslung. Hier (…) hatte die Vewandtschaft ihrer Mutter, die Familie von Haxthausen, ihren Wohnsitz. Auf Schloß Bökelhof traf sich der ‚Bökendorfer Märchenkreis‘ um die Brüder August und Werner von Haxthausen und Wilhelm Grimm (siehe: Grimmstraße). Auch Droste beteiligte sich in dieser Zeit an der Sammlung von Sagen, Märchen und literarischem Volksgut.

Im Jahr 1820 wurde der Bökerhof Schauplatz der sogenannten Jugendkatastrophe der Annette von Droste-Hülshoff, ihrer unglücklichen Beziehung zu dem Göttinger Jura-Studenten Heinrich Straube. In Absprache mit Straube hatte August von Arnswaldt versucht, die Liebe Drostes auf die Probe zu stellen und auch kurzfristig ihre Zuneigung gewonnen. Hierauf kündigten beide in einem gemeinsam verfaßten Brief der Droste die Freundschaft. Das so durch eine Intrige herbeigeführte Scheitern der Verbindung zu Straube war für die 23jährige ein mit vielerlei Demütigung verbundenes traumatisches Erlebnis.“ 1)

Neben der Schriftstellerei beschäftigte sich Annette von Droste-Hülshoff auch mit Musik und Komposition. Auch ihr Vater war ein begeisterter Musiker und spielte Violine. Mit zwölf Jahren erhielt Annette Klavierunterricht und gab 1820 ihr erstes öffentliches gesangliches Konzert. Durch ihren Onkel Maximilian-Friedrich von Droste, der Komponist war, erhielt sie 1821 eine Ausgabe seiner Kompositionslehre – und begann ebenfalls zu komponieren. 74 Lieder für Singstimme und Klavier sind von ihr erhalten.

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Haus Rüschhaus bei Münster; Quelle: via Wikimedia Commons

Nach dem Tod des Vaters im Jahre 1826 übernahm Annettes Bruder den Familienbesitz und Annette zog mit ihrer älteren Schwester Jenny und der Mutter auf deren Witwensitz Rüschhaus – einer Mischung aus Bauernhaus und Herrensitz - bei Münster. Hier lebte sie zurückgezogen in ihrem Schneckenhäuschen, wie sie ihr Wohnzimmer nannte, las, träumte, dichtete und schrieb.

Auch wenn sich Annette von Droste-Hülshoff als Dichterin berufen fühlte, unterbrach sie stets ihre literarische Arbeit, wenn sie von der Familie als Krankenpflegerin gebraucht wurde.

1838 erschien in Münster/Westfalen ihr erster, aus Rücksicht auf die Familie anonymer Gedichtband mit dem Titel „Gedichte von Annette Elisabeth von D...H...“. Nur 74 von 500 Exemplaren wurden verkauft.

Um der häuslichen Zurückgezogenheit, in der sie mit ihrer Mutter auf Rüschhaus lebte, zu entfliehen, unternahm Annette Reisen, so z. B. an den Rhein, wo ihr Cousin Clemens-August von Droste zu Hülshoff lebte. Dort befreundete sie sich u. a. mit Johanna und Adele Schopenhauer (siehe: Schopenhauerweg) an und lernte in Bonn August Wilhelm Schlegel kennen (siehe: Schlegelsweg).

Nachdem ihre Schwester Jenny den Freiherrn Joseph von Laßberg geheiratet hatte und in den Kanton Thurgau auf Schloss Eppishausen gezogen war, besuchte Annette 1835 dort ihre Schwester.

Hauptansprechpartner in Literaturfragen war in den 1830-er Jahren der Münsteraner Philosophiedozent Christoph Bernhard Schlüter. Später wurde der siebzehn Jahre jüngere Levin Schücking, der Sohn ihrer Freundin Catharina Busch, ihr literarischer Vertrauter und engster Freund. Er kannte sich im Literaturbetrieb aus, knüpfte für sie Verbindungen, spannte sie aber auch für seine eigenen Projekte ein.

Besonders literarisch produktiv wurde Annette, als sie 1841/42 ihre Schwester besuchte, die seit 1838 mit ihrem Mann auf Schloss Meersburg am Bodensee lebte. „Meersburg wurde für Annette von Droste-Hülshoff zum Dreh- und Angelpunkt einer neuen Welt. Hier konnte sie freier atmen, hier war sie befreit von vielen Pflichten und Drangsalierungen unter denen sie in der Heimat litt, hier erholte sie sich gesundheitlich und fand mannigfache Anregungen und Abwechslung.“ 1)

Auch Schücking war auf Meersbusch, da er dort, durch Vermittlung von Annette von Droste-Hülshoff, bibliothekarische Aufgaben übernommen hatte. Annette von Droste-Hülshoff verbrachte insgesamt drei Mal längere Zeit auf Schloss Meersburg. In dieser Zeit schrieb sie über 50 Gedichte.

1842 wurde in den Cottaschen Morgenblättern die Novelle „Die Judenbuche“ veröffentlicht. Im selben Jahr erschienen bei Cotta „Gedichte“.

Von dem Vorschusshonorar, das der Verlag ihr gezahlt hatte, kaufte sich Annette von Droste-Hülshoff während ihres zweiten Aufenthalts auf Meersburg, der von September 1843 bis September 1844 dauerte, im November 1843 das „Fürstenhäuschen“ mit Rebgut oberhalb Meersburgs.

Im Mai 1844 besuchte Schücking Meersburg in Begleitung seiner jungen Frau Louise von Gall. Annette von Droste-Hülshoff soll wohl in Schücking verliebt gewesen sein, so dass „die Heirat Schückings [sie] nicht unbeeindruckt gelassen [hatte] – in ihren Briefen hat sie ihn immer wieder vor einer überstürzten Heirat gewarnt. Obwohl die Beziehung zwischen Droste und Schücking nun abkühlte und eine Entfremdung eintrat, blieb er bis 1845 wichtiger Anreger und Initiator weiterer literarischer Texte.“ 1) 1844 gaben sie sogar zusammen eine Sammlung lyrischer Gedichte heraus. Im selben Jahr verließ Annette von Droste-Hülshoff Schloss Meersburg und kehrte nach Westfalen zurück. „Obwohl gesundheitlich stark angeschlagen, hat sie dort literarisch noch einiges schaffen können. Belastend war die Pflege ihrer Amme, die inzwischen im Rüschhaus wohnte und 1845 dort starb.“ 1) Im selben Jahr bat die Komponistin und Pianistin Clara Schumann (siehe: Schumannstraße) Annette um ein Libretto, damit ihr Mann, der bereits ein Gedicht von ihr vertont hatte, auch dieses vertonen könne.

Mit ihren Musikwerken war Annette von Droste-Hülshoff nie öffentlich aufgetreten. Erst knapp dreißig Jahre nach ihrem Tod – sie starb 1848 auf Schloss Meersburg – veröffentlichte Christoph Bernhard Schlüter einige Werke aus ihrem Nachlass.

Als Annette von Droste-Hülshoff starb, waren ihre Werke kaum bekannt. Sie selbst hatte zu Lebzeiten einmal formuliert: „Ich mag und will jetzt nicht berühmt werden, aber nach hundert Jahren möchte ich gelesen werden.“ Das scheint gelungen zu sein. Besonders die „Judenbuche“ wurde ein viel gelesenes Werk.

Ihr Portrait, gemalt von ihrer Schwester Jenny, zierte später die Vorderseite des 20-DM-Scheins. Auch auf zwei Briefmarken aus den Jahren 1961 und 2002 wurde sie abgebildet. Außerdem gibt es u. a. den Droste-Preis der Stadt Meersburg und die Annette von Droste zu Hülshoff-Stiftung.