Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Elly-Heuss-Knapp-Ring

Bergedorf, seit 1991, benannt nach Elly Heuss-Knapp (25.1.1881 Straßburg – 19.7.1952 Bonn), Sozialpolitikerin, Gründerin des Müttergenesungswerkes. Motivgruppe: Verdiente Frauen. Tochter des Nationalökonomen Georg-Friedrich Knapp. Lehrerin, dann Studium der Volkswirtschaft bei Friedrich Naumann in Berlin. Ehefrau des Bundespräsidenten Theodor Heuss


Siehe auch: Anna-von-Gierke-Ring
Siehe auch: Theodor-Heuss-Platz, Rotherbaum, seit 1965: Theodor Heuss (1884 - 1963), Bundespräsident. Bundespräsident von 1949 bis 1959
Siehe auch: Albert-Schweitzer-Ring, Tonndorf, seit 1975: Albert Schweitzer (1875-1965), Arzt, ev. Theologe, Musiker, Kulturphilosoph. Friedenpreis des deutschen Buchhandels, 1952 Friedensnobelpreis
Siehe auch: Friedrich-Naumann-Straße, Heimfeld (1929): Dr. Friedrich Naumann (1860-1919), Mitbegründer der DDP (Deutsche Demokratische Partei), Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, Reichstagsabgeordneter

0650 Dbp 1981 Elly Heuss Knapp
Briefmarke der Deutschen Bundespost 1981, Gedenkmarke zum hundertsten Geburtstag von Elly Heuss-Knapp; Quelle: via Wikimedia Commons

Kurz nach der Geburt von Elly Knapp erlitt deren Mutter eine psychische Erkrankung und lebte seitdem in einem Sanatorium. Elly Knapp wurde deshalb von ihrem Vater allein großgezogen. Nach dem Lehrerinnenexamen 1899 gründete Elly Knapp in Straßburg eine Fortschrittsschule für Mädchen mit, die nur die siebenjährige Volksschule besucht hatten. Ab 1905 studierte sie Volkswirtschaftslehre in Freiburg und Berlin. Ihr politisches Vorbild war Friedrich Naumann (siehe: Friedrich-Naumann-Straße). Sie hielt Vorträge zu den Themen Tarifverträge und Mindestlöhne.

1908 heiratete sie den damaligen Journalisten und Mitarbeiter Friedrich Naumanns Theodor Heuss (siehe: Theodor-Heuss-Platz), der später Bundespräsident wurde. Getraut wurde das Paar in Straßburg von Elly Heuss-Knapps Jugendfreund Albert Schweitzer (siehe: Albert-Schweitzer-Ring).

Elly Heuss-Knapp unterstützte ihren Mann in seiner publizistischen Tätigkeit. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag aber bei der Sozialarbeit. 1910 wurde ihr Sohn Ernst Ludwig geboren. Wegen der sehr schweren Geburt, konnte sie danach keine Kinder mehr bekommen.

Elly Heuss-Knapp unterrichtete auch nach der Heirat weiter, so in Berlin an sozialen Frauen- und Fortbildungsschulen die Fächer Bürgerkunde und Volkswirtschaftslehre. Außerdem arbeitete sie ehrenamtlich als Wohlfahrtspflegerin. Während des Ersten Weltkrieges gründete sie in Heilbronn die erste Arbeitsbeschaffungsstelle des Roten Kreuzes. 1919 ließ sie sich als Kandidatin der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) zum Reichstag aufstellen.

In den 1920-er Jahren verstärkte sich ihr Interesse an theologischen Fragen. Sie arbeitete in der evangelischen Gemeinde von Pastor Otto Dibelius mit.

Mit der Machübernahme der Nationalsozialisten wurde ihr Mann seiner Ämter enthoben. Elly Heuss-Knapp übernahm nun das Geldverdienen für die Familie. Sie wurde im Bereich Werbung tätig und hier eine Wegbereiterin der Schallplatten- und Rundfunkwerbung. „Elly Heuss-Knapp gilt als Erfinderin des Jingles als akustisches Warenzeichen eines Unternehmens. Diese Idee ließ sich Heuss-Knapp patentieren und setzte sie auch für andere Unternehmen und Produkte ein: etwa für Nivea, Erdal, Kaffee Hag, Blaupunkt und Persil.“ (wikipedia: Elly Heuss-Knapp: Stand 19.10.2014)

Während der NS-Zeit trafen sich im Hause Heuss-Knapp Verfolgte und GegnerInnen des NS-Regimes, unter ihnen z. B. auch Pastor Martin Niemöller.

Nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima am 6. August 1945 entwickelte Elly Heuss-Knapp zusammen mit der Atomphysikerin Freda Wuesthoff und anderen Frauen ein Netzwerk von Friedensgruppen. Zwischen 1945 und 1949 war sie – wie ihr Mann – Mitglied des württembergisch-badischen Landtages und zwar zunächst für die DVP (Deutsche Volkspartei) und dann für die FDP. Politisch war sie im sozialpolitischen Ausschuss tätig. Als ihr Mann Bundespräsident wurde, legte sie ihr Landtagsmandat nieder und wurde Deutschlands erste First Lady. Gemeinsam mit ihrem Mann wirkte sie 1949 auch an der Gründung des Deutschen Rates der Europäischen Bewegung mit, dessen Vizepräsidentin sie wurde.

1950 gründete sie zusammen mit Antonie Nopitsch - mit einem Anfangskapital von 20.000 DM - das Deutsche Müttergenesungswerk (Elly-Heuss-Knapp-Stiftung – Deutsches Müttergenesungswerk). Der Ehrenname Elly Heuss-Knapps lautet: Mutter der Mütter.