Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Friedrich-Naumann-Straße

Heimfeld (1929): Dr. Joseph Friedrich Naumann (25.3.1860 Störmthal – 24.8.1919 Travemünde), Mitbegründer der FDP, Mitglied der Weimarer Nationalversammlung, Reichstagsabgeordneter


Siehe auch: Naumannplatz
Siehe auch: Emmy-Beckmann-Weg
Siehe auch: Gertrud-Bäumer-Stieg
Siehe auch: Elly-Heuss-Knapp-Ring
Siehe auch: Theodor-Heuss-Platz
Siehe auch: Wichernsweg

Friedrich Naumann war der Sohn des Pfarrers Friedrich Hugo Naumann und seiner Frau Agathe Marie, einer Pfarrerstochter.

Nach dem Theologiestudium arbeitete Neumann ab 1883 am Rauhen Haus in Hamburg und wurde dann 1886 Pfarrer. In dieser Zeit heiratete Naumann 1889 Maria Magdalena, geb. Zimmermann (1859-1938), Tochter eines Pfarrers und dessen Ehefrau. Das Paar bekam 1894 die Tochter Elisabeth. Theodor Heuss (Theodor-Heuss-Platz) schrieb über die Ehe des Ehepaares Naumann, dass es eine Friedrich Naumann völlig lähmende Ehe gewesen sein soll. „Die Ehe selber war nicht frei von tapferer Resignation, gegen die er [Friedrich Naumann] sich lange wehrte; sie forderte manche nachsichtige Geduld und Fürsorglichkeit. Mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit habe Maria versucht, an der Arbeit ihres Mannes teilzunehmen. Naumann habe diesem Mühen ‚zarten und freundlichen Dank‘ erwiesen.“ 1)

Ab 1890 war Naumann in der Inneren Mission in Frankfurt am Main tätig. 1896 gründete er den Nationalsozialen Verein.

Friedrich Naumann und Frauenbewegung
„Friedrich Naumann engagierte sich schon während der Jahrhundertwende für die Frauenemanzipation. Gemeinsam mit Helene Lange [Helene-Lange-Straße] und vielen anderen prominenten Frauenrechtlerinnen setzte er sich für die politischen Rechte der Frauen ein. Inhaltlich behandelt Naumann die Frauenfrage mehr als eine soziale und wirtschaftliche Frage denn als Rechtsfrage. Dabei geht er von einer natürlichen Arbeitsteilung der Geschlechter aus, und zwar insofern, als bei allen notwendigen Verschiebungen im Beruf der Frau doch immer der ‚Mutterberuf‘ bleiben werde,“ 2) ist in Wikipedia nachzulesen.

Befreundet war Friedrich Naumann mit Gertrud Bäumer (Gertrud-Bäumer-Stieg). „Gertrud Bäumer gehörte zu den Vertreterinnen eines Feminismus, die dem ‚weiblichen Prinzip‘ die Aufgabe zuschrieben, zur Humanisierung des Lebens beizutragen. Politisch identifizierte sie sich mit dem durch seine soziale Note bestimmten Liberalismus Friedrich Neumanns, mit dem sie ab 1906 eng zusammenarbeitete; ab 1912 war sie für den Kulturteil seiner 1894 gegründeten Zeitschrift Die Hilfe redaktionell verantwortlich, nach seinem Tod 1919 wurde sie zeitweilig die alleinige Herausgeberin. Auch mit Friedrich Naumann verband sie nicht nur eine Arbeitsgemeinschaft, sondern eine intensive Freundschaft. Friedrich Naumann kam durch seine Tätigkeit als Pfarrer mit den ärmeren Bevölkerungsschichten in Berührung. Er verschloss sich deren Problemen jedoch nicht, sondern suchte nach Lösungsmöglichkeiten, die er in einer Verbindung von ‚national‘ und ‚sozial‘ fand. Er war der Überzeugung, dass nur eine nationale Machtpolitik nach außen die sozialen Reformen im Innern sichern könnte. Diesen Zielen war der 1896 von ihm gegründete National-soziale Verein verpflichtet. (…) Die Sogwirkung, die die Sozialdemokraten auf die Arbeiterklasse ausübten, betrachtete Naumann mit Argwohn. Er wollte die Arbeiterschaft für Staat, Nation und ‚soziales Kaisertum‘ gewinnen. Der Verein löste sich aber schon 1903 wieder auf, nachdem er bei der Reichstagswahl 1903 gescheitert war, und Naumann wechselte mit seinen Gesinnungsgenossen in die Freisinnige Vereinigung über. Nach Abschaffung des preußischen Vereinsrechts im Jahre 1908 (das Frauen bis dahin den Eintritt in politische Parteien verbot), traten Gertrud Bäumer und Helene Lange der Freisinnigen Vereinigung, später der daraus hervorgegangenen linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei (FVP) bei. Im Jahr 1919 gründete Gertrud Bäumer gemeinsam mit Friedrich Naumann und anderen die Deutsche Demokratische Partei (DDP). Theodor Heuss gehörte zu ihren ersten Mitgliedern. (…),“ 3) heißt es im Wikipedia-Eintrag zu Gertrud Bäumer.

Jürgen Frölich schreibt über Friedrich Naumann und die Anfänge liberaler Frauenpolitik: „Bereits im von ihm 1896 gegründeten ‚Nationalsozialen Verein‘ war der ‚persönlichen und wirtschaftlichen Stellung der Frau‘ ein eigener Programmpunkt gewidmet. (…)

An Naumann lässt sich auch sehr gut ein Einstellungswandel nachvollziehen: Während er 1896 das Frauenwahlrecht noch als unzeitgemäß verwarf, hielt er es 1903 bei einem Aufsehen erregenden Vortrag über ‚Die Frau im Maschinenalter‘ für in naher Zukunft durchaus realisierbar. 1912 schließlich sah er die Forderung danach für ‚selbstverständlich‘ und kritisierte dabei seine eigene Partei und deren ‚undeutlich geratene‘ Frauenpolitik.

In der Tat fiel es auch den Linksliberalen schwer, sich mit dem Gedanken der politischen Gleichberechtigung anzufreunden: Zwar hatten sie großen Anteil daran, dass Frauen ab 1908 zugestanden wurde, sich politisch zu betätigen. Über den Zuzug der neuen ‚Parteifreundinnen‘ brachen aber längst nicht alle im freisinnigen Lager in Begeisterung aus. Und als kurz darauf ein neues Parteiprogramm verabschiedet wurde, konnte man sich nicht auf ein klares Bekenntnis zum Frauenwahlrecht einigen.

Das führte natürlich auch bei sehr liberal-affinen Frauen zu Enttäuschungen. Gerade auch Naumanns Wirken und Ausstrahlung war es dann auch zu verdanken, dass dennoch viele Protagonistinnen der bürgerlichen Frauenbewegung ‚bei der Stange‘ blieben. 1919 kam dann der Lohn der Anstrengungen: Auf liberaler Seite zogen insgesamt sieben Frauen – sechs für Naumanns DDP und eine für die DVP Gustav Stresemanns – in die Nationalversammlung ein. Damit nahm die DDP unter den bürgerlichen Parteien die Spitzenstellung ein.“ 4)

Naumann war Reichstagsabgeordneter: 1907 (12. Wahlperiode) für die Freisinnige Vereinigung; 1916 (13. Walperiode) für die Fortschrittliche Volkspartei; ab 1919 Mitglied der Nationalversammlung für die Deutsche Demokratische Partei. 5)

Naumann und Antisemitismus
Der Historiker Felix Sassmannshausen schreibt in seinem für das Land Berlin verfassten Dossier über Straßen- und Platznamen mit antisemitischen Bezügen in Berlin: „Naumann stand in seiner Jugend dem Antisemitismus Adolf Stoeckers nahe. 1881 war er Mitbegründer des antisemitischen Vereins Deutscher Studenten. Später ging Naumann auf Distanz zur antisemitischen Bewegung.“ 6) Sassmannshausen gibt die Handlungsempfehlung für den Umgang mit diesem Straßennamen: „Kontextualisierung“ 7)