Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Ernst-Eger-Straße

Harburg (1950): Ernst Eger (25.9.1837 Ditfurt bei Quedlinburg – 27.4.1913 Harburg), Industrieller, Wirtschaftsführer, Grundbesitzer


Siehe auch: Konsul-Francke-Straße

Vor 1950 hieß die Straße Ernststraße, nach dem Grundbesitzer Ernst. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Ernst-Eger-Straße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Ernststraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)

Ernst Eger war der Sohn von Sophie Caroline Eger, geb. Haupt und des Kaufmanns Friedrich Christian Gottlob Eger. In den 1850er Jahren wurde Eger „Mitarbeiter der Firma Behne & Co. 1863 erwarb er das Bürgerrecht der Stadt und machte sich am 1.11.1863 unter der Firma ‚Eger & Co., Commissions- und Speditionsgeschäft‘ selbstständig. Die Firma betrieb ferner Handel mit Eisen, Steinkohlen und Düngemitteln.“ 1)

1865 heiratete Ernst Eger Emma Maria Emilie Riesel, 2) die Tochter des Harburger Krameramtmanns und Spediteurs Christian Ludwig Riesel. Gemeinschaftlich mit seinem Schwiegervater erwarb er Ländereien in Harburg, die auf dem Gelände der heutigen Ernst-Eger-Straßen lagen.

1884, damals war Ernst Eger 47 Jahre alt, gründete er mit seinem Freund, den österreich-ungarischen Vice-Konsul Robert Francke (siehe: Konsul-Francke-Straße) die „Harburger Salpeterfabrik Francke & Eger“. Die Fabrik ging zehn Jahre nach der Gründung in den alleinigen Besitz von Ernst Eger über.

Unter afrika-hamburg.de Harburg postkolonial www.afrika-hamburg.de/harburg.html heißt es über Salpeter und die Firma von Ernst Eger:
„(…) Hamburger Kolonialkaufleute wie Sloman, [siehe Slomanstraße] Fölsch und Ohlendorff [siehe: Ohlendorffstraße] gründeten mehrere Salpeterminen in der Atacama-Wüste in Nordchile. 1926 importierten die deutschen Unternehmen insgesamt zwei Millionen Tonnen Salpeter pro Jahr.

In den chilenischen Hafenstädten schwelgten die Handelsherren im Luxus - prunkvolle Theatergebäude und herrschaftliche Villen zeugen vom einstigen Glanz. In der Wüste schufteten die Ärmsten der armen Bevölkerung in den über 100 Salpeterminen zu katastrophalen Arbeitsbedingungen - rund 71.000 Wanderarbeiter_innen, mehrheitlich aus der indigenen Bevölkerung.

(…). 1907 kam es zu ausgedehnten Streiks, die von Militärtruppen niedergeschlagen wurden und die in einem Blutbad, in Haft, Folter und Pressezensur endeten.

Chile war zwar keine Kolonie, doch die Herrschaftsstrukturen ähnelten sich. Die chilenische Regierung war vollständig abhängig von den ausländischen Konzernen, die diese nach Belieben absetzen konnten. Die chilenische Armee kämpfte in preußischen Uniformen. In der NS-Zeit sorgten die nazifizierten Deutschen in Chile mit ihren Aufmärschen für Unruhe. Der Diktator Pinochet nutze später die verlassenen Salpeterminen in der Wüste als Lager für inhaftierte politische Oppositionelle.

Salpeter als natürlich vorkommendes Nitrat wurde als Dünger auf den Latifundien, den großen Landwirtschaftsflächen im Süden Chiles eingesetzt, ebenso zu Sprengstoff und Schießpulver verarbeitet. Schießpulver zählte neben Gewehren und Schnaps zu den wichtigsten Importartikeln in die deutschen Kolonien in Afrika, China und der Südsee.

Auch die Harburger Spediteure brachten 'das weiße Gold der Wüste' in die Fabriken. 1884/1885 gründeten Robert Francke und Ernst Eger die Harburger Salpeterfabrik in der Schlossstraße. 1900 brannte die Salpeterfabrik Francke & Eger nieder, wahrscheinlich griff das Feuer von der Ölfabrik Thörl [siehe:Thörlstraße] hinüber. (…)
Nach dem Brand 1900 bauten Francke & Eger eine neue Salpeterfabrik in der Bahnhofstraße, heute Schellerdamm. (…)“3)

Ernst Eger war Mitglied des Nationalliberalen Vereins und der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, der er seit ihrer Gründung angehörte. Von 1881 bis 1887 fungierte er auch als Bürgervorsteher.

Schon 73-jährig, wurde Ernst Eger in Harburg 1910 der Titel Kommerzienrat verliehen. Dies auch wegen seiner Verdienste für die Schaffung der Krankenunterstützungskasse und einer Pensionskasse für die Arbeiter seiner Fabrik in Harburg.

Ernst Eger starb 1913.

Seinen acht Kindern hinterließ er die Salpeterfabrik, die dann als „Harburger Salpeterfabrik E. Eger mbH“ firmierte. Konnte die Firma die ersten Jahre der Inflation recht gut überstehen, wurde die Firma bald aus anderem Grund unrentabel: Die Einfuhr von Natronsalpeter aus Chile war nicht mehr wirtschaftlich, da in der I.G.-Farben-Industrie die synthetische Herstellung von Salpeter entwickelt worden war. 1927 wurde die Fabrik geschlossen.