Konsul-Francke-Straße
Heimfeld (1950): Robert Francke (8.3.1830 Wanzleben – 22.1.1904 Harburg), Mitbegründer der Harburger Salpeterfabrik und Gründer der Palmkernölfabrik Robert Francke.
Siehe auch: Ernst-Eger-Straße
Siehe auch: Thörlstraße
Vor 1950 hieß die Straße Franckestraße. Bereits in der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Konsul-Francke-Straße (Motivgruppe: Großdeutschland Länder, Orte, Flüsse und Berge in Österreich, Helden und Opfer der Bewegung und des volksdeutschen Gedankens in Österreich; Sudeten- und Karpatendeutschtum, Industrielle und Industrie. Sächsische Herrschergeschlechter. Harburger Persönlichkeiten, Flurnamen) umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1950 bei Fanckestraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg 133-1 II, 26819/38 Geschäftsakten betr. Straßennamen B. Die große Umbenennung hamb. Straßen 1938-1946. Ergebnisse der Umbenennung in amtlichen Listen der alten und neuen Straßennamen vom Dez. 1938 und Dez. 1946)
Der „westlichste, durch den Kasernenbau abgetrennte Teil der Franckestraße“ wurde 1935 in Hansingweg umbenannt. (siehe unter: Hansingweg). (Adalbert Holtz und Horst Homann: Die Straßennamen von Harburg nebst stadtgeschichtlichen Tabellen und einem Straßenplan. Stand November 1970. Hamburg 1970, S. 42)
Robert Francke war der Sohn von Karoline Bernhardine Emilie Francke, geborene Graahof und des Notars Heinrich Karl Francke. Verheiratet war er mit Pauline Luise Bertha Ebers (1831 Elmen – 28.3.1916 Harburg).
Er war ein Harburger Fabrikant und Mitbegründer der Harburger Salpeterfabrik E. Eger m. b. H.
Unter afrika --------hamburg.de Harburg postkolonial heißt es über Salpeter: „(…) Hamburger Kolonialkaufleute wie Sloman [siehe: Slomanstraße] Fölsch und Ohlendorff [siehe: Ohlendorffstraße] gründeten mehrere Salpeterminen in der Atacama-Wüste in Nordchile. 1926 importierten die deutschen Unternehmen insgesamt zwei Millionen Tonnen Salpeter pro Jahr.
In den chilenischen Hafenstädten schwelgten die Handelsherren im Luxus - prunkvolle Theatergebäude und herrschaftliche Villen zeugen vom einstigen Glanz. In der Wüste schufteten die Ärmsten der armen Bevölkerung in den über 100 Salpeterminen zu katastrophalen Arbeitsbedingungen - rund 71.000 Wanderarbeiter_innen, mehrheitlich aus der indigenen Bevölkerung.
(…). 1907 kam es zu ausgedehnten Streiks, die von Militärtruppen niedergeschlagen wurden und die in einem Blutbad, in Haft, Folter und Pressezensur endeten.
Chile war zwar keine Kolonie, doch die Herrschaftsstrukturen ähnelten sich. Die chilenische Regierung war vollständig abhängig von den ausländischen Konzernen, die diese nach Belieben absetzen konnten. Die chilenische Armee kämpfte in preußischen Uniformen. In der NS-Zeit sorgten die nazifizierten Deutschen in Chile mit ihren Aufmärschen für Unruhe. Der Diktator Pinochet nutze später die verlassenen Salpeterminen in der Wüste als Lager für inhaftierte politische Oppositionelle.
Salpeter als natürlich vorkommendes Nitrat wurde als Dünger auf den Latifundien, den großen Landwirtschaftsflächen im Süden Chiles eingesetzt, ebenso zu Sprengstoff und Schießpulver verarbeitet. Schießpulver zählte neben Gewehren und Schnaps zu den wichtigsten Importartikeln in die deutschen Kolonien in Afrika, China und der Südsee.
Auch die Harburger Spediteure brachten 'das weiße Gold der Wüste' in die Fabriken. 1884/1885 gründeten Robert Francke und Ernst Eger die Harburger Salpeterfabrik in der Schlossstraße. 1900 brannte die Salpeterfabrik Francke & Eger nieder, wahrscheinlich griff das Feuer von der Ölfabrik Thörl [siehe: Thörlstraße] hinüber. (…)
Nach dem Brand 1900 bauten Francke & Eger eine neue Salpeterfabrik in der Bahnhofstraße, heute Schellerdamm. (…) Die Produktion wurde 1927 eingestellt.“1)
1891 rief Robert Francke gemeinsam mit Friedrich Thörl (siehe Thörlstraße) die Palmölfabrik Robert Francke ins Geschäftsleben. 1894 wurde diese Firma der Harburger Oelfabrik F. Thörl angegliedert. 2)
Robert Francke fungierte auch als österreichisch-ungarischer Vizekonsul in Harburg.