Ohlendorffstraße
Hamm (1885): Johann Heinrich Ohlendorff (23.6.1788 Deutsch-Evern - 1.5.1857 Hamburg), Gärtnereibesitzer, Grundeigentümer.
Siehe auch: Heinrich-von-Ohlendorff-Straße
Siehe auch: Ohlendorffs Tannen
Johann Heinrich Ohlendorff war der Sohn des Landwirtes Johann Heinrich Ohlendorff senior und dessen Gattin, die mit Namen nicht erwähnt wird. Nach seiner Konfirmation musste Johann Heinrich junior in die Gärtnerlehre von Johann Georg Isermann, der der Chef der Gewächshäuser der Wallmodenschen Gärten bei Hannover war. Weitere Ausbildung erhielt er bei „Johann Konrad Sckell, Garteninspektor des Weimarer Schlossparks Belvedere, der dort die berühmte tropische Pflanzensammlung betreute und die Umformung des barocken in einen Landschaftsgarten mit sentimentalen und architektonischen Elementen nach englischem Muster betrieb. Der Großherzog Karl August persönlich übertrug dem Eleven Ohlendorff diejenigen Arbeiten des Projekts, die besonders künstlerische Empfindsamkeit und praktischen Schönheitssinn erforderten“, 1) schreibt Karin von Behr. Und über Ohlendorffs weiteren beruflichen Werdegang heißt es bei Karin von Behr: „Der 1811 von Ohlendorff eingerichtete ‚Russische Garten‘ in Weimar veranlasste die am Hof lebende Großfürstin Anna von Russland, Ohlendorff mit der Anlage eines ähnlichen Parks auf ihrem schweizerischen Besitz in Elfenau bei Bern zu betrauen. Nachdem er diesen Auftrag erfüllt hatte, bereiste er Gartenanlagen in Wien, Rokokogärten in Frankreich, denn südenglischen Schlosspark von Claremont und setzte seine Studien in Berlin Schönefeld fort, wo er sich am Botanischen Garten speziell südafrikanischen und westaustralischen Pflanzen widmete.“ 2)
Als Ohlendorff sich entschied, nach Amerika auszuwandern, kam er nach Hamburg. „Hier bot sich unerwartet die Chance, in St. Georg eine selbstständige Handelsgärtnerei zu gründen. Johann blieb.“ 3) Bald bekam er erste private Aufträge die Gärten z. B. von Georg Friedrich Vorwerk (siehe: Vorwerkstraße) und Senator Heinrich Johann Merck zu gestalten. Aber damit nicht genug des beruflichen Glücks. 1819 entschied der Hamburger Senat, einen botanischen Garten für Lehr- und Studienzwecke einzurichten. Das Gelände dazu bot sich zwischen Dammtor und den damaligen Dammtor-Kirchhöfen. Ohlendorff wurde 1821 als Garteninspektor des Botanischen Gartens eingestellt, den er nach seinen Plänen gestaltete. Gleichzeitig war er mit dieser beruflichen Stellung in die Lage versetzt worden, eine Familie zu gründen, denn nach wie vor wurden Männer als Familienernährer angesehen. Der 34jährige Johann Heinrich Ohlendorff heiratete 1822 die damals 19jährige Johanna Wilhelmine Theodora Krause, genannt Minchen (3.7.1803 Hamburg – 30.5.1886 Hamburg). Das Paar bekam neun Kinder (geboren: 1823, 1826, 1827, 1830, 1832, 1834, 1836, 1838, 1843). Die Familie lebte in einem Strohdachhaus im Botanischen Garten.
„Durch Tauschhandel, Züchtung und mit großem Sachverstand getätigte Ankäufe vermehrte Johann Ohlendorff den Bestand. 1826 reiste der botanische Gärtner und Pflanzenforscher im Auftrag der Gartendeputation (…) nach London und kehrte mit seltenen Pflanzen zum Tauschen zurück.“ 4)
Johann Ohlendorff gestaltete auch das einstige Mustergut von Caspar Vogt (siehe: Caspar-Vogt-Straße), dass Martin Johann Jenisch (siehe Jenischstraße) erworben hatte.
„1844 führten Unstimmigkeiten über den Zucht- und Tauschhandel zu Ohlendorffs Abschied vom Botanischen Garten. Andere Quellen nennen Personalkosten als Grund dafür, dass ein jüngerer Inspektor eingestellt wurde. Der 56-Jährige zog sich auf seine Hammer Ländereien zurück, erweiterte den Betrieb und widmete sich hier der Hammer Baumschule J. H. Ohlendorff & Söhne, die mit der Niederlassung in Volksdorf expandierte.“5)
Nach dem Tod von Johann Heinrich Ohlendorf blieb dessen Witwe auf dem Gärtnergelände in Hamm (Mittelstraße 56) wohnen.