Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Am Wesselhoeftpark

Nienstedten (1960): Carl Johannes Wesselhoeft (13.10.1816 Hamburg-21.1.1903 Hamburg), Vorbesitzer des Geländes


0086 Am Wesselhoeftpark
Am Wesselhoeftpark; Quelle: Günter Stello

Der Kaufmann Carl Johannes Wesselhoeft war Besitzer des südlichen Quellentals, das seit 1953 als Wesselhöft Park öffentlich zugänglich ist. Er erwarb das Anwesen, das nach ihm benannt wurde, 1864. Zuvor hatte hier im 17. Jahrhundert die Familie van der Smissen (siehe: Van-der-Smissen-Straße) eine Öl- und Graupenmühle betrieben. Später übernahm Bürgermeister Garlieb Sillem (siehe: Sillemstraße) das Grundstück und ließ einen Park anlegen. Nach seinem Tod übernahmen die Familien Roosen (siehe: Roosenbrücke, Roosens Park, Roosens Weg) und Vidal das Anwesen. 1)

Als Carl Johannes Wesselhoeft geboren wurde, starb seine Mutter bei dessen Geburt. Zur zweiten Frau seines Vaters Carl Johann Friedrich Wesselhoeft (19.3. 1790, Jensum – 2 6. 1862, Hamburg), Susette Hudtwalcker (18.1.1800 Hamburg – 12.5.1883), fand er nicht die rechte Beziehung. So kam er bereits im Alter von acht Jahren in die Köhnckesche Erziehungsanstalt an der Elbchaussee 398. Nach seiner Lehre trat er 1835 mit 19 Jahren in die Firma seines Onkels Nicolaus Hudtwalcker ein. Dieser war Assekuranzmakler.

Carl Johannes Wesselhoeft heiratete 1848 Maria Theresia Charmont (1824 Frankfurt a. M.- 29.1.1908 Hamburg), Tochter des Frankfurter Kaufmanns George Ernst Charmont. Kennengelernt hatten sie sich im Hause Hudtwalckers in der Hermannstraße. Bei Wesselhoeft war es Liebe auf den ersten Blick. Nach zwei Begegnungen mit ihr schrieb Wesselhoeft an Maria Theresia Charmont: „Verehrtes Fräulein, Der Mensch empfängt oft Eindrücke, gegen die er nicht an kann, je plötzlicher, um so unmöglicher sind sie zu bannen. So steht es mit mir. Seit ich das Glück hatte, Sie zuerst bei meinen Eltern zu sehen, und als nun gar am letzten Sonnabendnachmittag bei unserer lieben Susette mir in Ihrer unmittelbaren Nähe die volle Liebenswürdigkeit Ihres regen Geistes aufging, die jene unnennbare Grazie verleiht, wenn sie wie bei Ihnen von lieblicher Natürlichkeit begleitet ist, als ich im Laufe unserer Unterhaltung Anklänge fand, die mich freundlich überraschten, da war es um mein Herz geschehen. Und dieses Herz, es schlägt Ihnen seitdem so voll und warm entgegen, es hat jeden Nerv meines Wesens mit dem Gegenstand, dem es sich mit seiner Verehrung hingegeben, erfüllt, daß es sich jetzt nicht länger beschwichtigen ließ, und nun zählt es schon in seiner Erregung jede Stunde, wo ihm Erlösung von einer peinigenden Ungewißheit wird, die ihm schließlich Heil oder Verderben bringen muß. Was ich Ihnen da gestanden, mein Fräulein, läßt ja keinen Zweifel mehr, was ich von ihnen erbitten will: Ihre Hand, muß ich mich auch wohl gleichzeitig jenes weiteren kühnen Gedankens, auch schon Ihr Herz besitzen zu wollen, entschlagen, kennen Sie mich doch kaum erst. Und doch ist es schon so unendlich viel, was ich von Ihnen fordere, es ist aber wenigstens nicht leichtsinnig erbeten. Den Muth dazu gab mir einzig und allein das Bewußtsein ehrlich mich geprüft zu haben. (…) Meine bürgerliche Stellung betreffend, so ist das Pecuniäre der Art, daß ich allen gerechten, wenn auch nicht übermüthigen Ansprüchen genügen kann. Unser Name ist schlicht aber ohne Makel, ein Stolz, dessen der Mann sich wohl bewußt sein darf. (…).“ 2)

Carl Johannes Wesselhoeft wurde erhört. Die Hochzeitsreise ging nach Paris. Nach der Heirat wohnte das Paar am Alsterdamm 35. In den Sommermonaten lebte es in Groß Borstel in einem Bauernhaus.

1848, 1850 und 1851 wurden die ersten drei Kinder geboren, zwei Mädchen und ein Junge. Der Junge Carl starb im Alter von 27 Jahren. 1855 wurde der ersehnte zweite Sohn geboren. Er starb jedoch wenige Monate nach der Geburt. 1858 kam eine dritte Tochter auf die Welt, 1862 dann ein weiterer Sohn, so der Chronist des Buches über Carl Johannes Wesselhoeft. Insgesamt gebar Maria Theresia Wesselhoeft zwischen 1848 und 1862 sechs Kinder.

Trotz des Glücks über den Kindersegen „fielen der jungen Frau die langen einsamen Stunden während der geschäftlichen Gebundenheit ihres Mannes oft schwer auf die Seele. Dann fühlte sie sich verlassen in der großen, fremden Stadt. (…) Noch drückender machte sich die Stille um sie her bemerkbar, wenn ihr Mann an Sonntagen auf der Jagd war. (…) Aus den erträumten Ausritten mit meinem Vater wurde nicht viel, denn die kleinen Kinder ließen ihrer Mutter nur wenige Stunden der Muße und auch meinem Vater gebrach es bald an der genügenden Zeit (…).“ 3) schreibt G. M. Johannes Wesselhoeft in seinem Buch über seinen Vater „Carl Johannes Wesselhoeft und seine Verwandtschaft“.

Nach den Wochenbetten fuhr Maria Theresia Wesselhoeft stets zur Erholung zur Kur. In solchen Zeiten, wenn zu Hause die Familienmutter fehlte, bemerkte Wessehoeft, welchen wichtigen Part seine Frau in der Haushaltsführung übernommen hatte. So schrieb er ihr einmal, als sie in der Kur weilte: „Glaube mir, ich sehne mich nachgerade aus dieser steten Unordnung und dem Mangel allen Regimes im Hause heraus und bin froh, wenn ich Dich wieder als waltenden und schaltenden – nicht scheltenden – Geist auf unserer Etage weiß.“ 4)

„Der Lebenszuschnitt im Elternhaus erforderte naturgemäß eine beträchtliche Dienerschaft. Im Haushalt waren angestellt: ein Diener, eine Kammerjungfer, ein Hausmädchen, ‚Kleinmädchen‘ genannt, eine Köchin, ein Kindermädchen für die kleineren Kinder und eine französische Gouvernante für die größeren. (…) Eine der ersten Morgenbeschäftigungen meiner Mutter war die Besprechung mit der Köchin über den Küchenzettel für den Herrschaftstisch und für den Dienstbotentisch,“5) so der Sohn Johannes Wesselhoeft.

Obwohl Wesselhoeft seiner Frau eine gewichtige Rolle in der Haushaltsführung einräumte, behielt Carl Johannes Wesselhoeft die Oberaufsicht und die Oberhand über den privaten Haushalt. Sein Sohn beschreibt dies wie folgt: „Der Haustyrann, als welchen sich mein Vater schon in seinem Briefchen vom 17. Mai 1848 proklamiert hatte, hielt das Szepter in fester Hand, (…). Gleich nach ihrer [Maria Theresias] Rückkehr aus Düsternbrook [dort hatte sie sich nach der Entbindung des dritten Kindes erholt, R. B.] sollte meine Mutter es wieder einmal spüren. Wegen eines Vorkommnisses im Haushalt, das nach ihrer langen Abwesenheit gewiß zu entschuldigen gewesen wäre, verließ er grollend die Wohnung. Ihm folgten diese Zeilen meiner Mutter ins Kontor nach: ‚Mein lieber John, bitte komme recht mit guter Laune nach Hause. Ich habe so viel gute Vorsätze. Du sollst sehen, ich will eine bessere Hausfrau werden. Ich war nach dem Frühstück sehr traurig und habe bitterlich über unser erstes Frühstück auf dem Alsterdamm geweint. Darum laß das Mittagessen anders werden. Warum ist es aber auch so schwer einzugestehen, wenn man Unrecht hat! Es ist ein großer Fehler von mir, doch nicht wahr, mein guter Mann. Du glaubst mir, wenn ich Dir sage, daß ich mir Mühe geben werde, ihn abzulegen. Auf Wiedersehen um fünf, mein guter John. (…)‘ Mama hat mir später einmal gesagt: ‚Ich erkannte bald, es hieß biegen oder brechen, und ich habe das Biegen gewählt.‘

Ihr wurde aber auch Anerkennung zuteil. Zu Weihnachten 1853 bewilligte mein Vater eine Erhöhung des Betrages für sie und die Kinder: ‚Als Lohn für musterhafte Sparsamkeit und Ordnung.‘“ 6)

„Mit der Zeit hatte sich bei meinen Eltern ein ziemlich fest umrissener Lebenszuschnitt herausgebildet. Infolge der günstigen Entwicklung des Geschäfts waren die gesellschaftlichen Verpflichtungen so gestiegen, daß Mama beschloß, sie auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. Zu diesem Zweck stellte sie folgenden Grundsatz auf, der auch befolgt wurde: an erster Stelle hat der Verkehr zur Pflege wahrer Freundschaft und geistiger Anregung zu stehen, an zweiter der Verkehr aus geschäftlichem Interesse, was nicht hierunter fällt, bedarf keiner besonderen Pflege, es sei denn aus Gründen der Nächstenliebe. In das Jahresprogramm wurde eine Erholungsreise für Papa eingeplant. Als Mama nicht mehr durch die Sorge für kleine Kinder im Hause festgehalten wurde, legte mein Vater größten Wert auf ihre Begleitung. Ihre frische Beobachtungsgabe, ihre Aufnahmefähigkeit für alles Schöne, die Lebhaftigkeit ihrer Unterhaltung, die zärtliche Liebe, mit der sie ihn umgab, alles das machte ihm ihre Gesellschaft unentbehrlich.“ 7)

Die Wessehoefts zogen noch mehrmals um, so an den Plan Nr. 10. Auch die Sommerwohnung in Borstel wurde, nachdem mehrere Kinder geboren waren, aufgegeben und ein größeres Haus genommen. Diesmal an der Elbchaussee. Die Wesselhoefts mieteten 1854 von Herzog Christian August von Schleswig-Holstein-Augustenburg das Landhaus an der Elbchaussee 398, in dem bis 1835 das Erziehungsinstitut, in dem Wesselhoeft seine Kindheit verbracht hatte, untergebracht gewesen war. Auf dem parkartigen Grundstück wurde ein englischer Park angelegt. Wesselhoeft begeisterte sich für Gartenarchitektur. Nachdem er nach dem Tod seines Onkels dessen Haus mit Maklerfirma in der Hermannstraße geerbt hatte, erwarb Wesselhoeft 1864 in Teufelsbrück den großen Mühlenbesitz der Firma van der Smissen. Dieses Anwesen war 1825 in den Besitz des Senators Sillem übergegangen, der dort ein Landhaus errichten ließ, in das die Wesselhoefts zogen. Hier an der Elbchaussee 325 verbrachten die Wesselhoefst die Monate von Ostern bis Oktober. Und hier ließ Wesselhoeft auf seinem 40 Morgen großen Grundstück einen französischen Garten mit Teppichbeeten anlegen und eine künstliche Wildnis mit Bach und Wasserfall erbauen.

In der Stadt hatten die Wesselhoefts neben ihrem Privathaus in der Hermannstraße, in dem sich auch das Kontor/Firma befand, ganz in der Nähe noch ein Etagenhaus in der Rosenstraße 6. Dort waren der Kutscher, die Wagen und Pferde untergebracht.

Nach dem Tod von Carl Johannes Wessehoeft wurde das Haus in der Hermannstraße abgerissen. Der Straßenlärm dort war durch die Einführung der Straßenbahnen zu laut geworden. Frau Wesselhoeft zog in eine Parterrewohnung mit Blick auf die Moorweide, ganz in die Nähe des Winterhauses ihres jüngsten Sohnes in der Heimhuderstraße 5.