Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Gerstenbergstraße

Osdorf (1834): Heinrich Gerstenberg (3.1.1737 Tondern -1.11.1823 Altona), Dichter


Gerstenberg war der Sohn von Elsabe Gerstenberg, geborene Schröling und des Rittmeisters Heinrich Wilhelm Gerstenberg.

Gerstenberg studierte Jura. Doch das Studium brach er nach zwei Jahren ab, denn sein großes Interesse galt der Literatur. Er wurde Mitglied der Deutschen Gesellschaft. Hier knüpfte er für sich wertvolle literarische Kontakte. Sein Gedichtband „Tändeleyen“ war seine erste Veröffentlichung; sie erschien 1759.

Nach fünf Jahren im Armeedienst (1760-1765) wurde Gerstenberg in Kopenhagen Regierungsbeamter. Seine Besoldung war weitaus geringer als die vorherige bei der Armee. Im Jahr seiner Anstellung heiratete er Margrethe Sophie, geb. Trochmann (1744-1785), Tochter eines Weinhändlers und Ratsverwandten aus Schleswig und dessen Ehefrau, der außerdem ein Verwandte von Gerstenberg war. Das Paar lebte bis 1775 in Kopenhagen, wo es ein Haus führte, das zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Kopenhagen wurde, besonders auch deshalb, weil Margrethe Sophie Gerstenberg in ihrem Haus sehr erfolgreich musikalische Veranstaltungen bestritt. Das Paar bekam acht Kinder.

„Durch seine hochmusikalische Ehefrau tatkräftig unterstützt, konnte Gerstenberg 1767 seine Kantate Ariadne auf Naxos veröffentlichen.“ 1)

In dieser Zeit in Kopenhagen „entstanden auch seine wichtigsten Werke, zuerst das Gedicht eines Skalden (1766), sodann die Schleswiger Literaturbriefe (1766/67/70), in denen er unter anderem die altnordischen Dichtungen und die Dramen Shakespeares behandelte. Er entwickelte den Genie-Begriff und argumentierte gegen eine rationalistische, an Regeln orientierte Literaturkritik für eine solche, die das Verständnis eines Werks aus diesem selbst zu gewinnen sucht.

Mit seinen Literaturbriefen und der Tragödie Ugolino, die 1768 erschien und als sein dramatisches Hauptwerk gilt, bereitete Gerstenberg dem Sturm und Drang den Boden,“ 2) heißt es in Wikipedia.

Nach 1775 lebte das Paar mit seinen Kindern in Lübeck. Gerstenberg arbeitete dort als dänischer Resident und Konsul, musste aber „dieses Amt 1783 wegen hoher Verschuldung verkaufen“.3) Gerstenberg plagten schon seit langer Zeit Schulden. Der Diplomat Bernstorff [siehe: Bernstorffstraße] und der Minister Ernst Heinrich von Schimmelmann [siehe: Schimmelmannstraße] hielten ihn für „… unzuverlässig in Geldsachen und arbeitsscheu“. 4)

1783 kündigte Gerstenberg seinen Dienst in Lübeck und zog mit seiner Familie nach Eutin, wo seine Ehefrau zwei Jahre später verstarb.

Nach dem Tod seiner Frau im Jahre 1785 zog Gerstenberg Anfang 1786 mit seinen Kindern nach Altona, wo er bis zu seiner Pensionierung 1812 als Justizdirektor des königlichen Zahlenlottos tätig war.

1796 heiratete der 59-Jährige die 24 Jahre jüngere Sophie Ophelia Stemann (1761–1852), Tochter eines deutschen Kaufmanns in London und einer Engländerin. Sie hatte einige Jahre als Mustermalerin für eine Cattunfabrik gearbeitet.

„Während dieser Zeit beschäftigte er sich vermehrt mit der Philosophie Immanuel Kants [siehe: Kantstraße] und führte dazu einen regen Briefwechsel mit Friedrich Heinrich Jacobo, Charles de Villers und den Brüdern Christian und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg [siehe: Stolbergstraße]. Er veröffentlichte auch philosophische Schriften, so Zwei Kammern im Staat? oder Eine? (1792) und Die Kategorien entwickelt und erläutert (1795). Eine Vielzahl seiner philosophischen Arbeiten vernichtete er jedoch.“ 5)