Griegstraße
Ottensen (1951): Edvard Grieg (15.6.1843 Bergen/Norwegen – 4.9.1907 Bergen), norwegischer Komponist.
Siehe auch: Ibsenweg
Siehe auch: Holbergweg
Die Straße könnte auch nach seiner Ehefrau Nina Grieg, geb. Hagerug mitbenannt werden. Sängerin und Interpretin seiner Kompositionen. (Siehe dazu in der Rubrik "Verschwiegene Frauen" auf der Startseite der Straßennamendatenbank)
Vor 1951 hieß die Straße Brahmsstraße, benannt 1900. In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Roostraße umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen gekommen war Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bis 1951 bei Brahmsstraße und wurde dann in Griegstraße umbenannt.
Geboren wurde Edvard Grieg in Bergen als viertes von fünf Kindern des Kaufmanns (Fischhandel) Alexander Grieg und der Musikerin Gesine, geb. Hagerup (1814-1875). Diese erhielt bereits als junges Mädchen eine musikalische Ausbildung bei Albert Methfessel (1785-1869) (siehe: Methfesselstraße) in Altona. In Bergen avancierte sie zu einer bedeutenden Pianistin und zur besten Klavierlehrerin. In ihrem Haus lud sie allwöchentliche zu Musizierkreisen ein.
Als ihr Sohn Edvard sechs Jahre alt war, bekam er von ihr Musikunterricht. „Es wird erzählt, dass sie Gedichte und kleine Schauspiele schrieb. Gesine war eine sehr aktive und sozial engagierte Frau. In den letzten Jahren ihres Lebens war sie eigentlich völlig erschöpft. Ihr Sohn Edvard bemerkte das und komponierte im Jahre 1873 als Huldigung an seine Mutter zu einem Text von A. O. Vinja das Lied ‚Alte Mutter‘. Zwei Jahre später starb sie.“1)
1867 heiratete Edvard Grieg in Kopenhagen seine Cousine Nina Hagerup (24.11.1845 Bergen – 9.12.1935 Kopenhagen) eine Sängerin, Gesangspädagogin und Pianistin für die Grieg mehrere Lieder komponierte. Sie hatte einen großen und entscheidenden Anteil am Welterfolg ihres Mannes.
Die Eltern von Nina waren gegen die Verbindung, deshalb wurde die Verlobung geheim gehalten. Zur Hochzeit erschienen weder die Eltern noch die Schwiegereltern. Zehn Monate später wurde die gemeinsame Tochter Alexandra geboren, die allerdings bereits im Alter von 13 Monaten starb.
Über Nina Hagerups Herkunft schreibt Lena Haselmann: „Nina Grieg wurde 1845 als zweite von drei Töchtern des Malzkontrolleurs Herman Didrik Hagerup (1816-1900) und der Schauspielerin dänischer Abstammung Luise Adeline Werligh Hagerup, geb. Falck (1813-1907), in Bergen geboren und entstammte damit einer wohlhabenden Familie. Diese pflegte an den kulturellen Ereignissen der Stadt teilzunehmen, so auch an musikalischen Gesellschaften von Nina Hagerups Tante Gesine Grieg, der Mutter Edvards. (…) Seit Kindertagen kannten sich Nina Hagerup und ihr Cousin Edvard Grieg. Die Familie Hagerup zog indes 1853 nach Kopenhagen. Dort erhielt Nina Hagerup ihre Gesangsausbildung bei Carl Adolph Helsted (1818-1904). (…).“ 2)
Lena Haselmann berichtet über Nina Griegs weitere Berufstätigkeit, die sie nach der Hochzeit ausübte: Nach der Hochzeit zogen: „Edvard und Nina Grieg (..) nach Christiania, um sich dort eine berufliche Existenz aufzubauen. In den ersten Jahren verdiente das junge Ehepaar seinen Lebensunterhalt vorrangig mit der Erteilung von Klavier- bzw. Gesangsunterricht. Schnell verbreitete sich der Ruf des Komponisten und Dirigenten Edvard Grieg, und das öffentliche Leben des Paares begann. Nina Grieg trat in diesen Jahren nicht nur als Interpretin der Lieder ihres Mannes auf, sondern auch mit ersten Liedkompositionen der noch unbekannten Komponistin Agathe Backer Grondahl. Durch ihre eigene Bekanntheit vermochte sie schon zu diesem Zeitpunkt das Interesse am Schaffen der norwegischen Komponistin zu stärken.“ 3)
In einer anderen Kurzbiografie über Nina Grieg wird der Anteil, den sie am musikalischen Erfolg ihres Mannes hatte, besonders betont. Hier heißt es: „Die junge Frau stellte ihre Stimme (…) allein in den Dienst am Werk ihres noch unbekannten Mannes und erreichte nach schweren Kämpfen, Rückschlägen und Depressionen seinen künstlerischen Durchbruch. Ein Brief Franz Liszts [Lisztstraße], der von Griegs Violin-Sonaten begeistert war, verschaffte dem Paar ein Stipendium der Stadt Oslo zu einem Aufenthalt in Rom, und die Konzertabende Ninas brachten den beiden die endgültige Anerkennung, den Weltruhm und materielle Sicherheit.“ 4)
Nina und Edvard Grieg bekamen am 10. April 1868 eine Tochter mit Namen Alexandra. Diese starb bereits im Alter von dreizehn Monaten an einer Hirnhautentzündung. Dazu Lena Haselmann und über das weitere Schaffen des Ehepaares Grieg: „ In der Zeit der Trauer wandten sich beide Eltern intensiv ihrer musikalischen Arbeit zu. Insbesondere Edvard Grieg schöpfte Trost und Kraft aus dem Komponieren. Es folgten Jahre der regen Konzerttätigkeit, häufig stand das Ehepaar Grieg gemeinsam auf dem Podium, u. a. auch als am Klavier vierhändig auftretendes Paar. Besondere Aufmerksamkeit erreichte Nina Grieg indes vor allem mit der Interpretation der Liedkompositionen ihres Mannes.
Nina Grieg trat in privaten Musiksalons ebenso wie in großen Konzertsälen wie der St. James‘ Hall in London auf. (…)“ 5)
Trotz des enormen Schaffens der beiden Musikschaffenden war es um ihre finanzielle Situation nicht sehr gut bestellt. Erst als Edvard Grieg ab 1874 eine staatliche Künstlergage erhielt, verbesserte sich die finanzielle Lage.
Das Eheleben war nicht immer eitel Sonnenschein. Es gab immer mal wieder Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Während einer Ehekrise im Jahr 1883 ging Grieg allein auf Konzerttournee durch Europa. „Mehrfach wurde eine mutmaßliche Affäre mit der norwegischen Malerin Leis Schjelderup als Ursache für diese erstmals ohne seine Frau unternommene Tournee genannt. Jüngere Forschungen ergaben, dass Edvard Grieg den brieflichen Kontakt zu seiner Frau kontinuierlich auch in jener Zeit aufrecht erhalten hat. Im Januar 1884 kam es zu einer Versöhnungsreise des Ehepaares. Sie trafen sich in Leipzig und fuhren nach Rom, wo sie sich vier Monate lang aufhielten,“ 6) so Lena Haselmann in ihrem Artikel über Nina Grieg.
Achtzehn Jahre lang tourte das Ehepaar Grieg gemeinsam durch die Lande, dann wurden es sesshaft und ließ sich eine Villa in der Nähe von Bergen errichten. Das Haus nannten sie „Troldhaugen“ und bezogen es 1885.
Ab dieser Zeit trat Nina Grieg nur noch selten öffentlich auf. Ein vermuteter Grund hierfür soll in einer stimmlichen Beeinträchtigung gelegen haben, die sie seit ihrer Jugendzeit begleitete.
Als Grieg dadurch nun gezwungen war, andere Interpretinnen seiner Lieder zu suchen, „wurde Grieg erstmals bewusst, welche Bedeutung die Darbietungen seiner Frau für die Verbreitung seiner Liedkompositionen hatte. Darüber hinaus realisierte er, dass sie ihre sängerischen Fähigkeiten nahezu ausschließlich in seinen Dienst gestellt hatte. Bedauernd äußerte er in einem Brief vom 17. Juli 1900 an seinen amerikanischen Biografen Henry T. Finck: ‚Sie hat niemals irgend etwas für eine sogenannte europäische Berümtheit [sic] gethan. Wohl bin ich mir bewusst, dass dieses hauptsächlich meine Schuld ist. Ich verstand früher nicht, wie bedeutend das war, was sie leistete. Mir kam es so ganz natürlich vor, dass sie so schön, so sprechend singen musste, - aus der vollen Brust, aus der tiefsten Seele.‘ (Brief von Edvard Grieg an Henry T. Finck, 17. Juli 1900) (…).“ 7)
Wie es bei vielen Ehefrauen berühmter Männer üblich war und ist, kümmerten sie sich nach dem Tod ihrer Gatten um deren Nachlässe, so auch Nina Grieg, die nach dem Tod ihres Mannes 1907 nach Kopenhagen zurückkehrte und dort mit ihrer ledigen Schwester Antonie Hagerup zusammenwohnte.
Nina Grieg hatte als Verwalterin des Nachlasses ihres Mannes viel zu tun: Sie, so Lena Haselmann: „arbeitete mit Verlegern an neuen Ausgaben und nahm Einfluss auf die Entstehung biografischer Darstellungen. Darüber hinaus wachte sie über die Qualität von Aufführungen. Nach wie vor hatte Nina Grieg zahlreiche Schülerinnen und Schüler und begleitete diese bei deren Konzerten am Klavier. Viele Musikerinnen und Musiker suchten ihren Rat hinsichtlich einer originalgetreuen Interpretation der Werke Griegs.
In den letzten Lebensjahren war Nina Grieg, die schon lange unter einer Beeinträchtigung ihrer Sehkraft gelitten hatte, nahezu blind. Außerdem wurde sie von einem Nierenleiden geplagt Nachdem sie ihren Mann um achtund-zwanzig Jahre überlebt hatte, starb sie 1935, nur wenige Tage nach ihrem 90. Geburtstag, in Kopenhagen. Ihre letzte Ruhestätte fand sie neben der Urne ihres Mannes in einem Felsengrab nahe ihres Anwesens Troldhaugen“ 8).
Lena Haselmann fasst in ihrem Artikel über Nina Grieg die Bedeutung dieser Frau wie folgt zusammen: „Für ihren Mann war Nina Grieg künstlerische Beraterin, Assistentin und Ehefrau in einer Person. Weniger bekannt ist, dass sie eine versierte Pianistin war, die mit ihrem Mann öffentlich vierhändig konzertierte. Vor allem aber war sie eine hervorragende Sängerin, die über einen hohen lyrischen Sopran verfügte. Nina Grieg trat in zahlreichen Konzertsälen Europas auf, meist mit ihrem Mann als Begleiter, (…). Eine eigenständige Konzerttätigkeit für seine Frau wünschte sich Grieg nicht. Über diese Haltung äußerte er sich in seinen späteren Jahren bedauernd. (…)
Für Edvard Griegs kompositorisches Werk sollte ihre Funktion als Ratgeberin nicht unterschätzt werden, was aus zahlreichen Korrespondenzen des Komponisten hervorgeht. Grieg widmete ihr seine Lieder op. 4 und op. 18. Der englische Komponist Frederick Delius widmete Nina Grieg seine in den Jahren 1888 bis 1890 herausgegeben Sammlungen der ‚Five Songs from the Norwegian‘ sowie ‚Seven Songs from the Norwegian‘. (…)9)