Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Heckscherstraße

Hoheluft-West (1948): Dr. Joh. Gustav Wilhelm Moritz Heckscher (26.12.1797 Hamburg - 7.4.1865 Wien), Reichsaußenminister, Anwalt, Mitglied der Nationalversammlung.


Siehe auch: Hallerstraße
Siehe auch: Arningkai
Siehe auch: Edgar-Roß-Straße
Siehe auch: Ernst-Merck-Brücke
Siehe auch: Salomon-Heine-Stieg

Die Nationalsozialisten benannten den vor 1933 nach Moritz Heckscher im Stadtteil Hamm/Horn benannten Heckscherweg 1938 um in Alemannenweg. Eine Rückbenennung erfolgte nicht. Stattdessen wurde 1948 in Hoheluft-West nach Moritz Heckscher die Heckscherstraße benannt. Diese hieß früher Düppelstraße, benannt 1903 „in Erinnerung an die Eroberung der Düppeler Schanzen durch deutschen Truppen im deutsch-dänischen Krieg 1864.“ (vgl.: Staatsarchiv Hamburg, Registratur Staatsarchiv AZ. 1521-1/5 Band 3-5: Straßennamen (neue Kartei), alphabetisch geordnet mit Hinweisen).

1145 Heckscher
J. G. Heckscher von Hamburg; Quelle: Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg, gemeinfrei, via Wikimedia Commons

In der Datenbank „Hamburger Persönlichkeiten“ heißt es über Johann Gustav Heckscher: „Johann Heckscher wurde am 26.12.1797 als Sohn eines jüdischen Bankiers in Hamburg geboren.“ 1) Der Vater hieß „Marcus Abraham, n. d. Taufe (1815) Martin Anton (1770–1823).“ 2) Und natürlich hatte Heckscher auch eine Mutter. Diese hieß Eva (1768–1851), T d. Jak. Moses Schlesinger, Kaufm. u. Gemeindevorsteher in H., u. d. Gütte Oppenheimer“. 3)

Marcus Abraham Heckscher (1770-1823) war im Wechselgeschäft tätig – er vergab Kredite in Form von Wechseln an Kaufleute. Er führte das Unternehmen, das unter dem Namen Heckscher et Heine firmierte, gemeinsam mit Salomon Heines (siehe: Salomon-Heine-Weg) Bruder Samuel Heine. Später trat auch Salomon Heine als Teilhaber in dieses Geschäft ein.

Marcus Abraham Heckscher ließ seinen Sohn Johann Gustav Wilhelm Moritz Heckscher 1808 taufen.

Heckscher Junior „studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg und Göttingen, wo er 1820 promovierte. Als Student war er Mitglied mehrerer Burschenschaften und war 1817 Teilnehmer am ersten Wartburgfest.“ 4)

In der Neuen Deutschen Biographie heißt es über Heckschers weiteren beruflichen Werdegang: „Nach Reisejahren in der Schweiz, Italien, Frankreich, England und Rußland ließ er sich in Hamburg als Anwalt nieder und brachte es dank seiner gediegenen Kenntnisse und seiner Rednergabe, die er in den mündlichen Verhandlungen des Handelsgerichts erprobte, bald zu einem der angesehensten Advokaten der Hansestadt. 1847 präsidierte er der Versammlung Hamburger Anwälte.“ 5)

Heckscher war aber nicht nur beruflich aktiv. Er hatte sich auch der Politik verschrieben „Neben seiner Berufsarbeit beschäftigte er sich viel mit staatsrechtlichen Fragen, trat in der hannoverischen Verfassungsfrage und bei andern Gelegenheiten als Schriftsteller auf, war eine Zeitlang Redakteur der ‚Neuen Zeitung‘ und später Mitarbeiter am politischen Teil der weit verbreiteten Hamburger ‚Wöchentlichen Gemeinnützigen Nachrichten‘. In der Märzbewegung 1848 schloß sich H. dem liberal-konservativen Flügel der Hamburger Reformfreunde an, doch fand seine Wahl zu einem der Abgeordneten Hamburgs in die Frankfurter Reichsversammlung auch die Zustimmung der Radikalen. Als Mitglied des Frankfurter Vorparlaments bekämpfte er entschieden dessen Permanenzerklärung; er saß auch in dem überleitenden Fünfzigerausschuß und in der eigentlichen Nationalversammlung vom 18.5.1848 bis Ende April 1849, wo er seinen mäßigendem Einfluß im Zentralwahlausschuß und im Völkerrechtlichen Ausschuß geltend machte und zu den namhaftesten, wenn auch wegen seiner Unverbindlichkeit wenig beliebten Rednern zählte.“ 6)

Bei der Nationalversammlung in Frankfurt a. M. vertrat Heckscher die Interessen Hamburgs mit Edgar Roß (siehe: Edgar-Roß-Straße) und Ernst Merck (siehe: Ernst-Merck-Brücke).

Heckscher wurde zum Reichsverweser gewählt, dann zum Reichsjustiz- und später zum Reichsaußenminister. In der Neuen Deutschen Biographie steht dazu: „Als Mitglied der Reichsverweserdeputation überbrachte er Erzherzog Johann von Österreich die Nachricht von seiner Wahl zum Reichsverweser nach Wien und begleitete ihn nach Frankfurt. Dieser berief ihn in das erste Reichskabinett, Juli/August als Reichsjustiz-, August/September 1848 als Reichsaußenminister, doch stürzte H. in der Malmö-Krise. Oktober 1848 – Februar 1849 wirkte er als Reichsgesandter in Turin und Neapel. Zurückgekehrt, widmete er sich im Parlament dem Abschluß der entscheidenden Verfassungsfrage, stimmte aber, obwohl Mitglied der Mittelpartei des Casino, als überzeugter Großdeutscher nicht für das Gagernsche Programm eines preußischen Erbkaisertums. Nach Ablehnung der Kaiserkrone durch Friedrich Wilhelm IV. kehrte H. Ende April 1849 nach Hamburg zurück und nahm seine Anwaltspraxis wieder auf. Wohl wegen zunehmender Sehstörungen verzichtete er jedoch auf deren weiteren Ausbau und nahm 1853 die Berufung zum hanseatischen Ministerresidenten in Wien an. Besonders in der Handelskrise 1857 leistete er seiner Vaterstadt durch die Vermittlung eines österreichischen Silberdarlehens große Dienste.“ 7)
Heckscher heiratete 1846 im Alter von 49 Jahren die damals 22jährige Marie Antoinette Bräutigam (1824–1906). Das Paar bekam drei Kinder. Als Marie Antoinette Heckscher 41 Jahre alt war, wurde sie Witwe. Sie überlebte ihren Ehemann um 41 Jahre.