Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Lyserstraße

Bahrenfeld (1929): Johann Peter Theodor Lyser (4.10.1803 Flensburg -29.1.1870 Altona), Schriftsteller, Maler, Illustrator.


Mit Geburtsnamen heißt Johann Peter Lyser Lud(e )wig Peter August Burmeister. Er veröffentlichte u. a. unter den Pseudonymen Hilatius Paukenschläger und Luca fa presto.

Johann Peter Lyser war der Sohn der Schauspielerin Louise Catharina Marie Burmeister, geborene Janßen und des Hofschauspielers Friedrich Burmeister. Die Eltern trennten sich 1805. Nach der Heirat seiner Mutter mit dem Schauspieler und Theaterdirektor des Altonaer Stadttheaters Friedrich Lyser, nahm Johann Peter den Namen seines Stiefvaters an.

Johann Peter Lyser trat bereits als Kind bis 1814 am Altonaer Nationaltheater auf und auch 1815/1816 in Köln und Aachen, wo er eine musikalische Ausbildung erhielt.

1819 zog er mit seinen Eltern nach Schwerin, wo sein Stiefvater am großherzoglichen Hoftheater auftrat. Dort „wirkte [Johann Peter Lyser] als Kostümzeichner, Dekorationsmaler und Theaterpoet [und] begegnete dem (Theatergrafen) Karl v. Han (wieder) und wurde von jenem protegiert.“ 1)

„Aufgrund der ca. 1820 erfolgten fast gänzlichen Ertaubung des vielseitig begabten Künstlers war eine Theaterlaufbahn unmöglich geworden und Lyser nachfolgend gezwungen, vom Verkauf seiner literarischen (bzw. feuilletonistischen) Arbeiten und Illustrationen bzw. als Musikkritiker zu leben (erste Rezensionen 1827 in der Hamburger Zeitschrift Freischütz)

Für die Jahre zwischen 1823 und 1827 existieren sich gegenseitig widersprechende Aussagen Lysers über angebliche Aufenthalte in Flensburg (als Zeichenlehrer und Autor) bzw. Sonderburg (als Buchdrucker) sowie seine Tätigkeit als Matrose.“ 2)

Lyser soll in dieser Zeit in Schulden geraten sein „und wurde von Felix Mendelssohn Bartholdy [siehe: Geschwister-Mendelssohn-Stieg] aus der Schuldhaft befreit“ 3)

Johann Peter Lyser lebte von 1827 bis 1831 in Hamburg und „verfasste (…) trotz seiner Taubheit Musikkritiken und erhielt vom Buchhändler und Verleger Julius Campe [siehe: Julius-Campe-Weg] zahlreiche Aufträge. Er zeichnete eine Vielzahl von Buchillustrationen, sodass der mit Heinrich Heine [siehe: Heinrich-Heine-Straße] befreundete ‚Malerpoet‘ im literarischen Hamburg zu einer bekannten Größe wurde“, 4) schreibt Hans-Werner Engels in seiner Kurzbiografie über Lyser.

Lyser verdiente nun sein Geld als Novellist und Karikaturist, arbeitete in Leipzig und Dresden und schrieb auch einen autobiographischen Roman „Benjamin. Ein Roman. Aus der Mappe eines tauben Malers“, dessen Veröffentlichung durch die Fürsprache Heinrich Heines zustande kam. Außerdem wurde Lyser Mitarbeiter der Zeitschrift „Komet“.
1836, im Alter von 33 Jahren, heiratete er in Dresden die Schriftstellerin Caroline Leonhardt (6.1.1811 Zittau – 2.4.1899 Coswig). Sie schrieb unter dem Pseudonym Edmund Hahn und war die Tochter von Caroline Wilhelmine Leonhardt, geborene Pfeiffer und des Kaufmanns Carl Gottlob Leonhardt.

Ihre Mutter starb kurz nach der Geburt der Tochter. Der Vater, der 1814 eine neue Frau geheiratet hatte, starb, als Caroline drei Jahre alt war. Ihre Stiefmutter Christiane Caroline Henriette Noack heiratete einen sächsischen Hauptmann und Caroline wurde von ihren Stiefgroßeltern aufgezogen.

„Nach der Schule ging sie nach Dresden und war hier schriftstellerisch tätig. Sie fand Anerkennung und Förderung (… u. a. von) Ludwig Tieck [siehe: Tiecksweg]. 1834 trat sie mit einer Sammlung ihrer Gedichte unter dem Titel Liederkranz an die Öffentlichkeit. (…); Für die Opern Conradin von Schwaben (1834, Musik von C. E. Hering) und Bertha von Bretagne (1835, Musik von Joseph Rastrelli) schuf sie die Libretti.“ 5)

Mit Lyser bekam Caroline drei Kinder. Die Ehe war jedoch nicht glücklich. 1842 kam es zur Scheidung, nachdem sich Caroline Lyser 1840 in den englischen Komponisten Henry Hugo Pierson verliebt hatte, mit dem sie ein Liebesverhältnis begann. In dieser Zeit war sie schriftstellerisch sehr produktiv. Sie „verfasste (…) zahlreiche Novellen und Dramen. Ihre Beschäftigung mit dem Leben von Anna Louise Karsch ermutigte sie, als Stegreifdichterin tätig zu werden. Von 1839 bis 1843 trat sie mit großem Erfolg als Improvisatrice auf und tourte durch die Bühnen und Höfe Mitteleuropas.“ 6)

Doch nachdem sie 1844 Pierson geheiratet hatte, gab sie ihre Arbeit als Stegreifdichterin auf. Der Gatte wollte es so. Sie lebte nun für die Familie, gebar vier weitere Kinder. So hatte sie sieben Kinder (drei aus der ersten Ehe mit Lyser) zu erziehen. Die Familie zog mehrmals um, lebte „in Wien, Mainz, Würzburg, Stuttgart, Hamburg und zuletzt in Leipzig“. 7)

Ab 1860 wurde Caroline wieder schriftstellerisch tätig. „unter dem Pseudonym R. Edmund Hahn veröffentlichte sie eine ganze Reihe von Romanen. Ein Artikel in der Gartenlaube von 1874 beschrieb ihren Werdegang und feierte sie als Deutschlands Corinna.“ 8) (bedeutende griechische antike Dichterin)

Nachdem Caroline Pierson 1878 Witwe geworden war, zog sie nach Dresden und verbrachte ihre letzten Lebensjahre im Sanatorium Lindenhof, das ihr Sohn Reginald Henry Pierson betrieb.

Johann Peter Lysers Werdegang nach der Scheidung verlief u. a. wie folgt. „Anfang 1844 hielt er sich in Leipzig auf und zählte zum Kreis der Personen, die sich regelmäßig mit Schumann in der Restauration zum Kaffeebaum trafen. Clara Schumann [siehe: Schumannstraße] vertonte seine Lieder eines wandernden Malers. Durch sein ganzes Leben zieht sich sein Schaffen für das Kinderbuch, wie Nanette, die junge Waise aus seinem Band Das Buch der Märchen oder Der dumme Gottlieb in Des Knaben Wunderhorn (1834).“ 9).

Von 1845 bis 1853 lebte Lyser in Wien, kehrte nach Norddeutschland zurück und nahm seinen Wohnsitz in Altona. Hans-Werner Engels schreibt über diese Zeit: „Zusammen mit dem Hamburger Druckereibesitzer Johann Friedrich Kayser gab er 1856 ein ‚Mozart-Album‘ heraus. Aufsehen erregte seine 1860 entstandene Parodie der Oper ‚Dinorah‘ des Komponisten Giacomo Meyerbeer [siehe: Meyerbeerstraße] . Aufgeführt unter dem Titel ‚Linorah oder die Wallfahrt nach der Oelmühle‘ am Theater von Carl Schultze in St. Pauli, wurde sie zu einer der erfolgreichsten Hamburger Volkspossen. Beliebt war auch sein Werk ‚Vetter Kirchhof‘ (1861/62), mit dem er an das Hamburger Original erinnerte (…).“10)

Doch der Erfolg hielt nicht lange. Lyser bekam immer weniger Aufträge und schließlich verarmte er und musste von Almosen leben. „Er starb im Krankenhaus von Altona, wo er auf Kosten des Armenhauses aufgenommen worden war.“11)