Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Morewoodstraße

Wandsbek (um 1843): Joseph Morewood (2.11.1757 Salfodr bei Manchester – 31.12.1841 Wandsbek), Kaufmann, Stifter, Morewoodstiftung.


Siehe auch: Josephstraße
Siehe auch: Lydiastraße

Siehe auch im Internet unter Koloniale Spuren im öffentlichen Straßenraum-Personen.
Die Morewoodstraße wird in der Liste der Straßennamen mit kolonialen Bezügen aufgeführt. Siehe unter: https://geschichtsbuch.hamburg.de/wp-content/uploads/sites/255/2017/07/AB-SEK-I-Stra%C3%9Fennamen-Projekt-1.pdf

Nicht aufgeführt wird der Straßenname in der Auflistung von Hamburger Straßennamen mit Kolonialbezug unter: www.wandsbektransformance.de/PDF_WT/Aufsatzsammlung.pdf

Geboren wurde Joseph Morewood in Pendleton, Lancashire. Er ließ sich, so steht es unter Wikipedia: „1783 auf Wunsch seines Vaters in Hamburg nieder mit dem Ziel, sich selbstständig zu machen. Er importierte aus England vor allem Stahl- und Manufakturwaren, ohne jedoch das Hamburger Bürgerrecht zu erwerben. Bei Ausflügen und Ausritten – Morewood war ein großer Pferdefreund – lernte er den Landort Wandsbek kennen und nahm hier eine Wohnung. Seine Geschäftsräume – ab 1797 zusammen mit seinem Landsmann William Hodskinson – lagen in der Hamburger Innenstadt am Rödingsmarkt, Großer Burstah und Große Bleichen. Während der französischen Besetzung hatte er von 1807 bis 1815 keine Geschäftsräume in Hamburg. Aufgrund seiner vielfältigen Kontakte nach London gelang es ihm dennoch vor allem während der Zeit der Kontinentsperre, gute Geschäfte zu machen und ein ansehnliches Vermögen zu erwerben.“ 1)

Im Hamburger Adressbuch wird die Firma mit Verkauf von „englischen Manufacturwaaren en gros“ angegeben.

Englische Manufakturwaren sind im Zusammenhang zum Kolonialismus zu sehen. Zum Beispiel bezog: „Großbritannien (…) aus Indien wichtige Bodenschätze (Edelmetalle und Edelsteine), landwirtschaftliche Erzeugnisse, aber auch Tee und Seide. (…). Die britische Afrikakompanie setzte sich zunächst an der Goldküste fest, um sich einen Anteil am Sklavenhandel zu sichern. Im Zusammenhang mit dem Sklavenhandel entwickelte sich ein für die Briten sehr profitabler Dreieckshandel: Baumwollstoffe und andere Manufakturwaren wurden von britischen Häfen nach Westafrika verschifft und dort gegen versklavte Afrikaner eingetauscht. Diese wurden zu den Plantagenkolonien auf den karibischen Inseln transportiert. Auf dem Rückweg brachten die Schiffe durch Sklavenarbeit erzeugte Produkte wie Tabak, Rum, Baumwolle und Zucker nach Großbritannien.“ 2)

Siehe zum Thema auch den Beitrag von Nicolay Kamenov: „Globale Geld- und Warenströme. Kolonialisierungsprozesse hatten in nahezu all ihren Erscheinungsformen eine wirtschaftliche Dimension. Die Warenketten von Silber, Zucker, Tee, Baumwolle und Getreide verdeutlichen zentrale Aspekte des Kolonialismus und der Globalgeschichte zwischen dem 16. und 20. Jahrhundert“ (1.8.2016, Bundeszentrale für politische Bildung, unter: www.bpb.de/themen/kolonialismus-imperialismus/postkolonialismus-und-globalgeschichte/231933/globale-geld-und-warenstroeme/)

1790 zog Morewood nach Wandsbek. 1799 heiratete er die 21-jährige Wandsbeker Apothekertochter Sophie Margarethe Dallmer. Das Paar bekam elf Kinder, zwei von ihnen starben nach der Geburt.

Morewood kaufte Ländereien zwischen Morewood- und Schädlerstraße „und errichtete an der Stelle des alten Bauernhauses, das er abreißen ließ, eine Villa im klassizistischen Stil, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg Wohnblocks in der Neumann-Reichardt-Straße weichen musste.“ 3)

In Wikipedia heißt es: „Er vergrößerte seinen Besitz durch Kauf von Land im adeligen Gutsteil von Wandsbek und in Eilbek. An der heutigen Morewoodstraße ließ er mehrere kleine Häuser errichten, die er preiswert an Bedürftige vermietete bzw. in Erbpacht vergab und die zum Teil bis nach dem Zweiten Weltkrieg existierten. (…)

1815 wurde die Firma Joseph Morewood wieder in Hamburg ansässig in Gemeinschaft mit B. H. Hummels. Die Geschäftsräume lagen 1816 in der Katharinenstraße und 1820 am Hopfensack.“4)

Joseph Morewood gründete 1820 mit 22 weiteren Wandsbekern, so mit Peter von Lengercke jun. (siehe: Lengerckestraße), Bove (siehe: Bovestraße), Litzow (siehe: Litzowstraße), Luetkens (siehe: Luetkensallee) eine Ersparniß-Kasse. „Es war eine gemeinnützige Einrichtung, ‚in welcher die von den Handwerkern, Kattundruckern, Dienstboten, Tagelöhnern und Kindern gemachten und zu machenden Ersparungen sicher und zinsbar‘ angelegt werden konnten. Es bot den sozial Schwachen Hilfestellung. Die Kasse strebte keine Gewinne an. Vorsitzender wurde Morewood, Hauptkassierer Lengercke und einer der Revisoren Bove. Erst nach 34 Jahren regen Zuspruchs wurde eine Leihkasse angegliedert. Die Wandsbeker Spar- und Leihkasse von 1820 (…) wurde später in Sparbank von 1820 umbenannt. Sie ging 1931 in der Städtischen Sparkasse Wandsbek auf“, 5) schreibt Georg-Wilhelm Röpke.

Als Morewood 69 Jahre alt war, zog er sich 1826 aus dem Geschäftsleben zurück.

1834, im Alter von 77 Jahren setzte er ein Testament auf. Sein Grundeigentum sollte seine gut zwanzig Jahre jüngere Witwe bekommen und nach deren Tod die beiden unverheirateten Töchter Lydia [siehe: Lydiastraße) und Nelly. Die Töchter ließen 1872 die Morewood Stiftung errichten. (Siehe dazu unter Lydiastraße).

Sophie Margaretha Morewood war 63 Jahre alt, als sie Witwe wurde. Über sie schrieb 1963 die Zeitschrift „Der Wandsbeker“ und gab damit gleichzeitig ein Bild nicht nur von einer trauernden Ehefrau, die ihren Mann nach langjähriger Ehe durch den Tod verloren hatte, sondern auch von einer Ehefrau, die – wie es damals und auch noch 1963 – üblich und gewollt war, ihren Lebensmittelpunkt und ihre Lebensaufgabe im ausschließlichen Haus-, Ehefrauen- und Mutterdasein sah. „Für Mutter Morewood war mit dem Tode ihres Gatten, obgleich sie erst 63 Jahre zählte, der Zweck des Lebens genommen. Sie war während ihrer über 40-jährigen Ehezeit so eng und innig mit ihm verwachsen gewesen, daß es ihr jetzt vorkam, als ob ein Stück ihres eigenen Ichs von ihr gerissen sei. Immer war sie auf sein Wohl und auf seine persönlichen Bedürfnisse bedacht gewesen und hatte sich in den letzten Jahren, als die Kinder ihrer Fürsorge nicht mehr bedurften, fast ausschließlich dem alternden Gatten gewidmet. Jetzt war ihr diese Lebensaufgabe genommen, sie vermißte den treuen Lebenskameraden am schmerzlichsten und zog sich in der ersten Zeit nach seinem Tode vollständig vom gesellschaftlichen Leben zurück.

Die verheirateten Töchter kamen regelmäßig, um der Mutter etwas Abwechslung und Zerstreuung zu bieten; sie freute sich an den Enkelkindern, aber so recht froh wurde sie ihres Lebens doch nicht wieder.“ 6)