Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Zeppelinstraße

Fuhlsbüttel (1927): Ferdinand Graf Zeppelin (8.7.1838 Konstanz - 8.3.1917 Berlin), Erfinder des lenkbaren Starr-Luftschiffes


Siehe auch: Eckenerstraße
Siehe auch: Zeppelin-Park

In der NS-Zeit sollte die Straße im Zuge des Groß-Hamburg-Gesetzes in Ostfalenweg umbenannt werden, da nun das bisherige Staatsgebiet Hamburg um benachbarte preußische Landkreise und kreisfreie Städte erweitert worden war und es dadurch zu Doppelungen bei Straßennamen kam. Bedingt durch den Krieg kam es nicht mehr zu dieser Umbenennung und es blieb bei Zeppelinstraße. (vgl.: Staatsarchiv Hamburg: 133-1 II, 38. Anlage 2. Große Umbenennung von 1938. Die neu vorgeschlagenen Straßennamen nach Stadtteilen geordnet unter Angabe der verwendeten Benennungsmotive)

Ferdinand Graf Zeppelin besuchte auch Hamburg, so am 5.3.1910. Holger Tilicki schreibt dazu, dass Tausende ihm zujubelten. „Zeppelin residierte als Gast des Prinzen Heinrich von Preußen, dem Bruder Kaiser Wilhelms II., im ‚Hotel Vier Jahreszeiten‘ und nahm an einem Galadiner im Hause Edmund Siemers [Edmund-Siemers-Allee] zusammen mit dem Bürgermeister Max Predöhl [Predöhlkai] und Mitgliedern des Vereins für Luftschifffahrt teil. Im weiteren Verlauf des Abends diskutierten die Gäste mit dem Grafen Zeppelin über das Luftschiffwesen und eine Zeppelinhalle in der Hansestadt. Graf Zeppelin (…) war ursprünglich Offizier der württembergischen Armee. Als Beobachter des Amerikanischen Bürgerkriegs (1861-1865) hatte er gesehen, wie benannte Ballone zur Aufklärung und zur Lenkung von Artilleriefeuer eingesetzt wurden. Der dadurch inspirierte Bau des ersten Zeppelin-Luftschiffs begann 1898 in Friedrichshafen. Am 2. Juli 1899 erfolgte der Jungfernflug über den Bodensee. Aus dem Treffen bei Edmund Siemers resultierte ein Aufruf, der mit folgenden Worten endete: ‚Wir, die Unterzeichner, fordern (…) unsere Mitbürger auf, durch Zeichnung von Anteilsscheinen zu dem nationalen Unternehmen beizutragen.‘“ 1) Es wurde eine Hamburger Luftschiffhallen GmbH gegründet, deren Mitbegründer u. a. Edmund Siemers und Albert Ballin (Am Ballinkai]) waren. Die Zeppelinhalle wurde 1912 in Hamburg Fuhlsbüttel eingeweiht. Sie war „160 Meter lang, 45 Meter breit und 25 Meter hoch und für zwei Luftschiffe ausgelegt. (…) Am 16. September 1916 brannte die Fuhlsbüttler Luftschiffhalle mit zwei Marine-Luftschiffen völlig aus. Sie wurde zwar wieder aufgebaut, aber nicht mehr für Zeppeline genutzt, sondern an Karl Caspar vermietet, der dort seine Produktion von eigenen Flugzeugen und die Reparatur von ‚Großflugzeugen‘ bis zum Ende des Krieges weiterführte. (…) 1921 wurde die Luftschiffhalle in Fuhlsbüttel schließlich aufgrund der Bedingungen des Versailler Vertrages gesprengt. “ 2)

Auf der Website der Zeppelin-Stiftung ist die Biographie von Graf Zeppelin zu lesen. Im Folgenden Auszüge daraus: „1838, 8. Juli, Ferdinand Adolf Heinrich August Graf von Zeppelin wird als Sohn des Hofmarschalls Friedrich Graf von Zeppelin und dessen Frau Amélie (geb. Macaire) in Konstanz geboren. 1853, 18. Oktober, Umzug mit seinem Hauslehrer Robert Moser nach Stuttgart-Cannstatt. Besuch der obersten Klasse der Realschule und nach zwei Semestern Übertritt in die dortige Polytechnische Schule. Entschließt sich, der Familientradition folgend, für die Offizierslaufbahn. 1858, 20. September, Ernennung zum Leutnant im 8. Infanterie-Regiment in Stuttgart unter gleichzeitiger Kommandierung zum General-Quartiermeisterstab. Hauptaufgabe dort auf topographischem und verwaltungstechnischem Gebiet. 21. Oktober, Beurlaubung für ein Studium. In Tübingen studiert er neben Staatswissenschaft Maschinenbau und Chemie. 1859 Preußen macht im österreichisch-italienischen Krieg mobil, infolgedessen muss Zeppelin sein Studium abbrechen. Versetzung zum Ingenieurkorps nach Ulm. 1863 Beurlaubt als militärischer Beobachter des Sezessionskrieges in den USA. 19. August, erster Aufstieg in einem Fesselballon mit Prof. Steiner in St. Paul (Minneapolis). November, Rückkehr aus Amerika. 1865 10. April, Kommandierung in die Adjutantur des Königs Karl I. von Württemberg mit der Bestimmung, die Uniform der Adjutanten des Königs zu tragen. Ein Jahr später Beförderung zum Hauptmann und Ernennung zum Adjutanten des Königs. 1869, 7. August, Heirat mit Isabella Freiin von Wolff aus dem Hause Alt-Schwanenburg (Livland). Trauung in der St.-Matthäi-Kirche in Berlin.“ 3)

Isabella Freiin von Wolff-Alt-Schwanenburg (4.5.1846 Alt-Schwanenburg – 2.1.1992 Stuttgart) „war eine Cousine von Sophie Freiin von Wolff-Stomersee (1840–1919), welche ein Jahr zuvor Ferdinands Bruder Eberhard von Zeppelin geheiratet hatte. Aus der Ehe von Ferdinand und Isabella ging als einziges Kind Helene (Hella) von Zeppelin (1879–1967) hervor.“ 4)

„1870, zu Beginn des Deutsch-Französischen Krieges führt Graf Zeppelin einen berühmt gewordenen Ritt hinter die französischen Linien zur Erkundung von Truppenbewegungen an. Dieser so genannte Schirlenhof-Ritt macht den Namen ‚Graf Zeppelin‘ erstmals bekannt. Als Kavallerie- und Generalstabsoffizier nimmt er am Deutsch-Französischen Krieg teil. Während des Krieges beobachtet er, wie auf der französischen Seite Ballons zur Aufklärung und zur Sicherung der Verbindung zwischen dem belagerten Paris und dem Hinterland eingesetzt werden. (…) 1879, 28. November, Geburt der Tochter Helena (Hella) Amalie Marie Henriette Karoline, Gräfin von Zeppelin, in Ulm. 1885, 29. September, nach langer Zeit als Regimentskommandeur, Ernennung zum Württembergischen Militärbevollmächtigten in Berlin. 1891 (…) 23. Juni, erste Patentanmeldung durch Graf Zeppelin für ein lenkbares Luftfahrzeug (Chiffre: P.A. Nr. 38010), die jedoch zurückgezogen wird. 1895 Weitere Patentanmeldung, die 1898 in der Klasse „Sport“ eingetragen wird. (…). 1898, 28. Juni, Gründung der AG ‚Gesellschaft zur Förderung der Luftschifffahrt‘, Sitz Stuttgart. Vorstand: Ingenieur Hugo Kübler, kaufmännischer Leiter: Ernst Uhland. Von den 800.000 Mark Grundkapital zeichnet Graf Zeppelin allein 441.000 Mark. 1900, 2.Juli, Start des ersten lenkbaren Luftschiffes LZ 1 in Manzell am Bodensee. Trotz der technischen Bewährung des Luftschiffs ist das Interesse an einer Weiterfinanzierung gering. Die Aktiengesellschaft wird liquidiert, da das Kapital aufgebraucht ist. 1905 Den Bau seines zweiten Zeppelin-Luftschiffes finanziert Graf Zeppelin schließlich durch den Erlös einer Geldlotterie. (…) 1906, 17. Januar, Aufstieg des Luftschiffs LZ 2. Auf dem Landeplatz in Kißlegg im Allgäu wird es durch einen Orkan zerstört. 9. Oktober, erstmalige Erprobung des LZ 3, dessen Bau durch den Einsatz des Familienvermögens Zeppelins möglich geworden war. 1908, 4. August, Start des LZ 4 zur 24-Stunden-Fahrt Friedrichshafen – Mainz – Friedrichshafen. 5. August, Unglück bei Echterdingen, nahe Stuttgart. Nach der Notlandung wegen Motorschadens wurde das Luftschiff von einer Gewitterböe erfasst und verbrannte. Anschließende ‚Zeppelinspende des deutschen Volkes‘ erbringt in kurzer Zeit nahezu 6,5 Millionen Mark. 8. September, Gründung der Firma ‚Luftschiffbau Zeppelin GmbH‘, (…). 1913 (…) 23. September, Gründung der Zeppelin-Wohlfahrt GmbH in Friedrichshafen. Mit Beginn des Ersten Weltkrieges nahm der Zeppelin-Konzern mit seinen Tochterfirmen einen bedeutenden Aufschwung aufgrund eines staatlichen Großauftrags zum Bau von Militärluftschiffen. Von 1914 bis 1918 fuhren rund 100 Zeppelin-Luftschiffe annähernd 1.500 Kriegseinsätze für Marine und Heer. Bei den Bombardierungen durch die Luftschiffe gab es zahlreiche Opfer unter der Zivilbevölkerung. 1917, 8. März, Graf Zeppelin stirbt nach einer Operation in Berlin-Charlottenburg. (…).“ 5) So nachzulesen auf der Website der Zeppelin-Stiftung.

Ferdinand von Zeppelin und seine Einstellung zum Krieg
In ZEIT spezial Nr. 8 vom Februar 2014 schreibt Tobias Engelsing auf S. 20 über Ferdinand Graf Zeppelin u. a.: „Bereits im Oktober 1914 fordert er einen uneingeschränkten Luftkrieg gegen England. Luftschiffe sollen dabei große Bombenlasten über feindlichen Hafenanlagen, Marinestützpunkten und Industriezentren abwerfen. Zeppelin träumte auch von ‚Unterwassersprengbomben‘ und wirbt eifrig für die ‚Hydroschock-Theorie‘, der zufolge die Druckwelle großer Bomben Schiffe zerstören könnte. Schließlich fordert er den uneingeschränkten U-Boot-Krieg gegen Handelsschiffe der Gegner. Seine Luftschiffe, so prahlt er, könnten im Seekrieg ‚bedeutungsvolle Aufgaben‘ übernehmen, etwa die Vernichtung ‚eines großen Teils der englischen Flotte‘.

Der alte Graf ist weder der Erste noch der Einzige dieser Zeit, der glaubt, dass künftige Kriege vom Himmel aus gewonnen werden. Neben Aviatikern und Militärs beschäftigen sich kurz vor dem Ersten Weltkrieg auch große Rüstungskonzerne wie Krupp mit der Frage, wie man Luftschiffe und Flugzeuge optimal bewaffnen könnte. Seit der Jahrhundertwende erscheinen in Deutschland zudem futuristische Romane, die solchen Luftkriegsfantasien Vorschub leisten und etwa die Bombardierung des Eiffelturms beschreiben. Bereits nach der Jungfernfahrt des ersten Zeppelin-Luftschiffs im Juli 1900 zeigt ein amerikanisches Sonntagsmagazin einen diabolisch dreinblickenden Grafen Zeppelin, der aus seinen Luftschiffen Dynamitladungen auf das Kapitol in Washington herabwerfen lässt: Count of Zeppelin- King of the Earth.

Der Graf fühlt sich davon geschmeichelt. Doch als frommer württembergischer Pietist erkennt er auch die moralische Ambivalenz seiner Luftkriegsfantasien. Bereits vor dem Krieg fragen ihn Reporter, ob er verantworten könne, dass Bomben unbeteiligte Frauen und Kinder träfen. Das ‚Tod und Verderben bringende Bombenwerfen in bewohnte Orte‘ solle, ‚wenn immer möglich‘, unterbleiben, antwortete er. Aber: ‚Jedes Mittel zur Abkürzung eines blutigen Krieges muss angewandt werden.‘

Solche Äußerungen bringen dem Grafen 1916 ein öffentliches Redeverbot ein. Reichskanzler Bethmann Hollweg hält Zeppelins Gedanken zur Kriegsführung für zu radikal. Ohne Zustimmung der Reichsregierung darf sich der ‚Eroberer der Lüfte‘ öffentlich nicht mehr zu Kriegsfragen äußern.

Währenddessen spielen Zeppelins Luftschiffe als ‚Wunderwaffe‘ tatsächlich ihre Rolle im Kampf: Bereits am 21. Januar 1915 bombardiert ein Luftschiffgeschwader die Hafenanlagen von London und verbreitet dort Angst und Schrecken, wie Zeppelin es sich erhofft hat. Im Laufe des Krieges werden auf deutscher Seite 88 Zeppelin-Luftschiffe für den Kriegseinsatz produziert. Sie unternehmen 51 Angriffsfahrten und werden 197 Tonnen Bomben ab, die 557 Menschen töten und 1358 verletzen. Etwa 1200 Mal rücken die Prallluftschiffe zu militärischen Aufklärungsfahrten aus.

Der Mythos der deutschen Wunderwaffe zerbricht erst, als Flugzeuge der Alliierten neue Brandmunition verschießen und die mit Wasserstoff gefüllten Zeppeline brennend vom Himmel stürzen. Graf Zeppelin erlebt diesen Niedergang noch mit. In seinen letzten Lebensmonaten setzt er auf die Entwicklung von Großflugzeugen mit tonnenschwerer Bombenlast.“ 6)