Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Werner-Schroeder-Straße

Allermöhe (2002): Werner Schroeder (1916-1993), Bäcker, Kommunist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.


Siehe auch: Annemarie-Ladewig-Kehre
Siehe auch: Catharina-Fellendorf-Straße
Siehe auch: Erika-Etter-Kehre
Siehe auch: Erna-Behling-Kehre
Siehe auch: Gertrud-Meyer-Straße
Siehe auch: Hanne-Mertens-Weg
Siehe auch: Helene-Heyckendorf-Kehre
Siehe auch: Katharina-Jacob-Weg
Siehe auch: Lisbeth-Bruhn-Stieg
Siehe auch: Margarete-Mrosek-Bogen
Siehe auch: Margit-Zinke-Straße
Siehe auch: Marie-Fiering-Kehre
Siehe auch: Thüreystraße
Siehe auch: Tennigkeitweg
Siehe auch: Mitglieder der Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen: Ernst-Mittelbach-Ring; Ernst-Mittelbach-Stieg; Karl-Kock-Weg; Kurt-Schill-Weg; Rudolf-Klug-Weg

Werner Schroeder wurde am 8. Juli 1916 in Hamburg geboren, 1923 bis 1931 Schulbesuch in Altona, daran anschließend Lehre zum Bäcker. Direkt nach der Schule, mit Beginn der Lehre, trat Werner Schroeder in die Gewerkschaft „Nahrung und Getränke“ ein sowie in den Kommunistischen Jugendverband Deutschlands KJVD. Wegen Verteilung illegaler Druckschriften wurde der damals Siebzehnjährige am 15. Juni 1933 vom Jugendgericht Altona zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Die Strafe wurde durch Amnestie vom 7. August 1934 erlassen. Noch im selben Monat der Amnestie kam Werner Schroeder vom 30. August bis 11. Oktober 1934 in „Schutzhaft“. Er wurde im Stadthaus, dem Gestapo-Hauptquartier, verhört und gefoltert. Am 27. Dezember 1934 hieß es in der Anklageschrift, dass Werner Schroeder und andere „in nicht rechtsverjährter Zeit, nämlich von 33 bis Juni 34 fortgesetzt und gemeinschaftlich handelnd das hochverräterische Unternehmen, mit Gewalt die Verfassung des Reiches zu ändern, vorbereitet zu haben, wobei die Tat sämtlicher Beschuldigter darauf gerichtet war, zur Vorbereitung des Hochverrates einen organisatorischen Zusammenhalt herzustellen oder aufrechtzuerhalten, sowie auf Beeinflussung der Massen durch Herstellung oder Verbreitung von Schriften: Verbrechen gegen…“. Weiter heißt es in der Anklageschrift: „Die vorliegende Anklage beschäftigt sich mit dem Wiederaufbau des Kommunistischen Jugend-verbandes (KJVD) in Hamburg-Altona in der Zeit von 1933 bis Juni 34. Wie gerichtsbekannt ist, hat die KPD auch nach der Machtübernahme durch die NSDAP kein Mittel unversucht gelassen, die Verfassung des Reiches zu ändern und eine Arbeiter- und Bauernregierung nach russischem Muster, die ‚Diktatur des Proletariats‘ zu errichten. Die Geldmittel zur Durchführung dieser Ziele bezieht die KPD zum Teil aus den noch illegal bestehenden Verbänden. Gleichzeitig sind aber diese Organisationen auch geschaffen worden, um durch die kommunistischen Hetzschriften hochverräterischen Inhalts herzustellen und zu verbreiten.“ 1)

Werner Schroeder wurde ins Konzentrationslager Fuhlsbüttel überstellt. Nach weiterer Haft im Untersuchungsgefängnis Holstenglacis wurde er am 26. November 1935 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ zu zwei Jahren Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft von vier Monaten und drei Wochen verurteilt und ins Jugendgefängnis Hannöversand gebracht. Insgesamt war er zwei Jahre und fünf Tage in Haft. Nach seiner Entlassung im September 1936 wurde er zum Arbeitsdienst verpflichtet, zunächst in der Müllverbrennung, dann auf der Howaldtwerft. Dort schloss er sich der „Jacob-Bästlein-Abshagen-Gruppe“ an, einer Vereinigung von KPD-Mitgliedern, Sozialdemokraten und einigen Parteilosen mit dem Ziel der Bekämpfung des faschistischen Regimes und der Schaffung einer sozialistischen Ordnung. Zu ihren Aktivitäten zählten Sabotageaktionen in der Rüstungsindustrie sowie Hilfestellung an sowjetischen Kriegsgefangenen. Auch hier beteiligte sich Werner Schroeder an der Herstellung, Verteilung und dem Verkauf antifaschistischen Schriftmaterials und wurde erneut verhaftet.
Im Jahr 1944 heiratete er. Mit seiner Frau Hertha war er 49 Jahre lang, bis zu seinem Tod, verheiratet. Sie bekamen zwei Kinder.

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete Werner Schroeder bei der ČSPL (Tschechoslowakische Elbe-Schifffahrtsgesellschaft), wo er im Betriebsrat aktiv war. Er trat nach deren Gründung in die ÖTV (Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr) und die KPD, später DKP, ein. Er war Gründungsmitglied des VVN BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten), wo er sich für die Aufklärung der Verbrechen der Nationalsozialisten und das Gedenken an die Opfer einsetzte. Besonders wichtig war ihm hierbei die Jugendarbeit: Er nahm als Zeitzeuge an den Alternativen Stadtrundgängen für Jugendliche teil, war Gästeführer in den KZ-Gedenkstätten Neuengamme und Fuhlsbüttel sowie der Gedenkstätte für die ermordeten Kinder der ehemaligen Schule Bullenhuser Damm.

Text: Nina Krienke/Dr. Rita Bake