Helene-Heyckendorf-Kehre
Bergedorf, seit 1987, benannt nach Helene Heyckendorf (15.11.1893 Hamburg – 21.4.1945 KZ Neuengamme), Widerstandskämpferin der Bästlein-Jacob-Abshagen- Gruppe. Schneiderin. Motivgruppe: Verdiente Frauen
Stolperstein vor dem Wohnhaus Vereinsstraße 59.
Siehe auch: Annemarie-Ladewig-Kehre, Catharina-Fellendorf-Straße, Erika-Etter-Kehre, Erna-Behling-Kehre, Gertrud-Meyer-Straße, Hanne-Mertens-Weg, Katharina-Jacob-Weg, Lisbeth-Bruhn-Stieg, Margarete-Mrosek-Bogen, Margit-Zinke-Straße, Marie-Fiering-Kehre, Thüreystraße, Tennigkeitweg.
Siehe auch: Mitglieder der Widerstandsgruppe Bästlein-Jacob-Abshagen: Ernst-Mittelbach-Ring, Niendorf (1982): Ernst Mittelbach (1903-1944), Gewerbeoberlehrer, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Ernst-Mittelbach-Stieg, Niendorf (1987).
Siehe auch: Karl-Kock-Weg, Wilstorf ( (1988): Karl Kock (1908-1944), Gummifacharbeiter aus Harburg, Kommunist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Siehe auch: Kurt-Schill-Weg, Niendorf (1982): Kurt Schill (1911-1944), KPD- Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Siehe auch: Rudolf-Klug-Weg, Niendorf (1982): Rudolf Klug (1905-1944), Lehrer, kommunistischer Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Siehe auch: Werner-Schroeder-Straße, Allermöhe (2002): Werner Schroeder (1916-1993), Bäcker, Kommunist, Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Helene Bendixen wurde am 15. November 1893 in Hamburg geboren. Sie war seit dem 28. August 1920 mit Max Heyckendorf (geb. 11.7.1896 in Hamburg) verheiratet, der von Beruf Maschinenschlosser war. Das Ehepaar wohnte lange Jahre in der Susannenstraße 8. Später zog es in die Vereinsstraße 59 II. Helene und Max Heyckendorf waren Mitglieder der KPD. Sie war gelernte Schneiderin. In den Gedenkbüchern wird sie in der Liste der Opfer aus der Widerstandsorganisation um Bästlein u. a. aufgeführt. Über ihre Verhaftung liegen aber nur wenige Informationen vor. Sie stand im Zusammenhang mit der Verhaftung ihres Mannes, der am 18. November 1942 mit Angehörigen der Bästlein-Organisation festgenommen wurde.
Bevor es in Hamburg zur Prozesseröffnung gegen die inhaftierten Mitglieder der Widerstandsgruppe kam, wurde die Stadt vom 23. Juli bis 3. August 1943 von alliierten Luftstreitkräften in Tages- und Nachtangriffen bombardiert und großflächig zerstört; auch das Untersuchungsgefängnis wurde bei diesen Angriffen, in Mitleidenschaft gezogen. Die Generalstaatsanwaltschaft in Hamburg entschied, am Holstenglacis einsitzende Untersuchungsgefangene „auf Urlaub“ für sechs bis acht Wochen freizulassen, damit sie ihren Angehörigen in der Not zur Hilfe kommen konnten. Unter den Freigelassenen befand sich auch Max Heyckendorf. Er kam mit anderen Beurlaubten überein, sich nach dem Hafturlaub nicht wieder im Untersuchungsgefängnis zurückzumelden, so dass die Gestapo nach Ablauf der Frist (Oktober 1943) die Suche nach ihm und anderen Untergetauchten aufnahm. Es gelang ihm jedoch, sich nach seinem Untertauchen bis Kriegsende der Verhaftung durch die Gestapo zu entziehen. Diese konzentrierte sich auf die Beobachtung seiner Ehefrau Helene, da sie sich erhoffte, über sie eine Spur zu Max Heyckendorf ausfindig zu machen. Am 22. Dezember 1944 wurde Helene Heyckendorf verhaftet. Auch in den dann folgenden Vernehmungen machte sie keine Angaben zum Aufenthalt ihres Mannes.
Helene Heyckendorf saß ab dem 22. Dezember 1944 (nach anderen Angaben ab 12. Dezember 1944) im Gefängnis Fuhlsbüttel ein. Der Vorwurf lautete auf Vorbereitung zum Hochverrat – eine Beschuldigung, die die Todesstrafe nach sich ziehen konnte. Im April 1945 entschied die Gestapo, eine Gruppe der Inhaftierten, deren Prozessvorbereitungen so weit vorangetrieben waren, dass mit einer Prozesseröffnung in Berlin gerechnet werden konnte, den vorrückenden britischen Truppen zu entziehen und in das Gefängnis Kiel-Hassee zu überstellen; andere waren bereits früher in das Untersuchungsgefängnis Hamburg-Stadt eingeliefert worden und standen zur Verfügung der Hamburger Staatsanwaltschaft. In Fuhlsbüttel zurückgeblieben war eine Gruppe von 71 inhaftierten politischen Gefangenen (13 Frauen und 58 Männer). Über sie verfügte weiterhin die Gestapo. Da durch den Reichsführer der SS und Chef der deutschen Polizei, Himmler, angeordnet worden war, für den Fall der Annäherung alliierter Streitkräfte politische Häftlinge zu liquidieren, wurden die verbliebenen 71 Gefangenen jetzt auf Befehl des Höheren SS- und Polizeiführers Georg Henning Graf von Bassewitz-Behr am 18. April – nach anderen Informationen – am 20. April 1945 in das Konzentrationslager Neuengamme überführt. Am 21. oder 23. April 1945 wurden sie dort ermordet.
Michael Müller, als Mitglied der KPD am 7. Januar 1937 wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu sechs Jahren Zuchthaus und anschließender dauernder Polizeiaufsicht verurteilt, befand sich bis Kriegsende im Konzentrationslager Neuengamme. Er überlieferte Helene Heyckendorfs letzte Worte für ihre Angehörigen.
Sowohl die Ermordung der Frauen aus dieser Gruppe als auch der verzweifelte Aufstand der Männer und ihre anschließende Hinrichtung wurden beobachtet und in Zeugenaussagen festgehalten. Das „Komitee ehemaliger politischer Gefangener“ (Hamburg) erstellte darüber am 12. August 1945 einen Bericht, in dem das brutale Vorgehen der Henker im Konzentrationslager Neuengamme dokumentiert ist. Zu den Toten gehörte auch Helene Heyckendorf.
Text: Peter Offenborn, aus www.stolpersteine-hamburg.de