Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Schröderstiftstraße

Rotherbaum (1858): Johann Heinrich von Schröder (8.12.1784 Hamburg – 28.6.1883 Hamburg), Gründer des Schröderstiftes. Kaufmann, Bankier, Gründer der Firmen J. Henry Schröder & Co., London, und J. H. Schröder & Co., Liverpool.


Siehe auch: Schröderstiftweg
Siehe auch: Helenenstraße
Siehe auch: Dethlefstwiete
Siehe auch: Mutzenbecherweg
Siehe auch: Donnerstraße
Siehe auch: Godeffroystraße

Johann Heinrich von Schröder war der Sohn des Hamburger Kaufmanns und Bürgermeisters (ab 1816) Christian Matthias Schröder (1742-1821) und dessen Ehefrau Louise, geborene Mutzenbecher (1755-1813) (siehe: Mutzenbecherweg).

1767 gründete er das Handelshaus Christ. Matthias Schröder & Co. Er handelte mit Wein, Spirituosen, Kaffee, Zucker, Lachs, Heringen, Zitronen, Gewürzen, Teer und Holz. Mit diesem Handel profitierte er vom Kolonialismus.

Sein Sohn Johann Heinrich, nach dem die Schröderstiftstraße benannt ist, wurde ebenfalls Kaufmann und ging nach London, wo er 1804 die Handelsbank „J. Henry Schröder & Co.“ gründete. 1) „Weitere Firmen wurden in Triest und Petersburg errichtet. Der Hauptsitz der Familie blieb jedoch Hamburg.“ 2)
Neben dem Handel mit Kaffee, Zucker, Baumwolle und Indigo aus Übersee nach Mittel- und Osteuropa wurde die Handelsfinanzierung ein immer wichtiger werdender Geschäftszweig; J. Henry Schröder wurde zunehmend zu einer Handelsbank und profitierte sowohl mit seinem Handel als auch in seiner Eigenschaft als Merchant Banker vom Kolonialismus.

Die Professorin für American Cultural Studies an der Universität Würzburg, Heike Raphael-Hernandez, erwähnt in ihrem Aufsatz „Deutsche Verwicklungen in den transatlantischen Sklavenhandel“ 3) auch die Firma Schröder, und zwar als eine der Finanziers des Dreieckshandels: „Mehrere deutschstämmige Unternehmer wurden erst durch ihren Umzug nach London finanziell aktiv, wie der aus Hamburg stammende Peter Meyer oder die Hamburger Kaufmanns- und Senatorenfamilie Rücker. Die Hamburger Handelsfirma Schröder wurde in London zur erfolgreichen Bank Henry Schröder & Co.“ 4)

Der Historiker Kim Sebastian Todzi, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Globalgeschichte an der Universität Hamburg und Wissenschaftlicher Koordinator des Projektverbundes „Forschungsstelle ‚Hamburgs (post-)koloniales Erbe/ Hamburg und die frühe Globalisierung, erklärt: „Bereits in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Hamburg zum größten Zuckerraffinationszentrum Europas. Der Rohzucker wurde vor allem in der Karibik auf Plantagen von versklavten Menschen angebaut und dann über London, Liverpool, Bordeaux, Cádiz und Amsterdam nach Hamburg verschifft, wo er für die europäischen Märkte weiterverarbeitet wurde. Hamburger Kaufleute und Gewerbetreibende waren so direkte Nutznießer*innen des sogenannten ‚Dreieckshandels‘, in welchem versklavte Menschen als ‚Waren‘ aus Afrika in die Karibik, von dort produzierte Rohstoffe wie Rohzucker nach Europa und von Europa wiederum Manufakturwaren, Stoffe, Waffen und Alkohol nach Afrika gehandelt wurden. Ende des 18. Jahrhunderts waren in Hamburg die wichtigsten Gewerbe neben dem Handel die Zuckersiederei und die Baumwollveredelung. Produkte und Gewerbe also, die ganz elementar mit dem europäischen Kolonialismus, mit Plantagenwirtschaft und dem Versklavungshandel verbunden waren. Im Lauf des 19. Jahrhunderts konnten Hamburger Kaufleute durch die Ausbreitung des Freihandels (…) unter der Hegemonie des britischen Empire ihre Handelsaktivitäten weltweit ausdehen, (…). “5)

Verheiratet war Johann Heinrich von Schröder seit 1819 mit der vierzehn Jahre jüngeren Henriette von Schwartz (7.6.1798 Hamburg – 5.1.1889 Hamburg). Tochter des preußischen Generalkonsuls in Hamburg Heinrich Wilhelm von Schwartz (6.2.1763 Braunschweig – 10.12.1832 Hamburg), Geheimer Kommerzienrat und Kaufmann zu Hamburg, und Henriette Lütkens (5.2.1777 Hamburg – 18.101835 Hamburg). Das Paar bekam zwölf Kinder (sechs Töchter und sechs Söhne).

1824 erwarb Johann Heinrich Schröder das Anwesen Elbchaussee 201. Das Stallgebäude, in Form eines Halbmondes, steht heute noch und wird als Wohnhaus genutzt.

Drei der Töchter des Ehepaares Schröder heirateten einen Verwandten aus der Schröderlinie. Ihre älteste Tochter Helene vermählte sich mit Bernhard Donner (siehe: Donnerstraße). Nach ihr wurde die Helenenstraße benannt (siehe: Helenenstraße). Eine weitere Tochter, Clara (1829-1910), war mit Johann Rudolph Schröder (1821-1867) verheiratet und wird in der zeitgenössischen Literatur als Frau Rud. Schröder bezeichnet. Sie unterstützte die Innere Mission und leitete u. a. das Damenkomitee des CVJM (Christlicher Verein Junger Männer). Die Tochter Harriet (1836–1899) war in zweiter Ehe mit dem Überseekaufmann Adolph Godeffroy verheiratet (siehe Godeffroystraße, benannt nach dessen Bruder). 6)

Auch Henriette Schröder betätigte sich in der christlich motivierten Wohltätigkeit. Viele ihrer Pläne und Anregungen fanden Förderung durch ihren Ehemann. 1850 kam ein seit langem gemeinsam vorbereiteter Plan des Ehepaares zur Ausführung. Schröder rief mit einer Million Mark Banko das Schröderstift ins Leben. Es wurde für finanziell schwach gestellte Frauen gebildeter Stände errichtet, um ihnen Freiwohnungen zu überlassen.

Die Stadt Hamburg gab den Bauplatz von 1281 qm auf dem Papen-Lande, an der heutigen Schröderstiftstraße, wo das Stiftsgebäude errichtet wurde.

1865 wurde ein zweites Gebäude mit weiteren 54 Freiwohnungen errichtet. Neben den Freiwohnungen wurden jährliche Pensionen und andere Unterstützungen an Bedürftige, vorzugsweise an die Bewohnerinnen des Stiftes, vergeben.

1868 bekam Johann Heinrich Schröder für seine Verdienste um das Allgemeinwohl die erbliche Freiherrenwürde verliehen. Als das Ehepaar ein Jahr später seine Goldene Hochzeit feierte, erhielt Johann Heinrich von Schröder vom Hamburger Senat die Hamburgische Ehrendenkmünze in Gold. Ob Henriette Schröder anlässlich dieses nur gemeinsam mit der noch lebenden Ehehälfte zu begehenden Anlasses auch etwas verliehen bekam, ist unbekannt.

Die Stiftung vermietete seit 1971 Wohnungen im Schröderstift an StudentInnen. Seit 1980 gibt es ein Selbstverwaltungsmodell der BewohnerInnen.

Weiteres zu Johann Heinrich Schröder, in: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Personenlexikon, Bd. 2. Hamburg 2003, S. 381f.