Donnerstraße
Ottensen (1865), nach der Familie Donner, besonders nach Conrad Heinrich Donner (11.4.1774 Altona – 1.1.1854 Altona)
Siehe auch: Helenenstieg
Siehe auch: Helenenstraße
Siehe auch: Behrenberg-Gossler-Weg
Siehe auch: Schröderstiftstraße
Siehe auch: Berenberg-Gossler-Weg
Siehe auch: Siemssenstraße
Der Etatsrat Conrad Hinrich Donner errichtete hier 1855 eine schlossartige Villa, nachdem er das Grundstück von der Familie Sieveking erworben hatte. Im Volksmund wurde das Haus „Donnerschloss“ genannt. 1943 wurde die Villa durch Bomben zerstört.
Der Kaufmann Conrad Hinrich Donner gründete 1798 die Handelsfirma „Conrad Hinrich Donner“ und dann die „Conrad Hinrich Donner Bank“.
Da in dieser Publikation die Donnerstraße in Bezug zur Helenenstraße gesetzt ist, wird im Folgenden nur auf den Schwiegervater von Helene Donner Conrad Hinrich Donner und auf Helene Donners Ehemann Bernhard Donner sowie und auf Helene Donners Sohn Conrad Hinrich Donner, der die Firma von seinem Vater übernahm, eingegangen.

Conrad Hinrich Donner (1774-1854), der Schwiegervater von Helene Donner, geb. Schroeder, war seit 1804 verheiratet mit Elisabeth Willink (17.10.1784 Hamburg – 14.6.1826 Neumühlen ), Tochter des Hamburger Kaufmanns Barend (Bernhard) Willink (siehe: Willinks Park) und Sophia Elisabeth, geb. Beets (siehe: Beetsweg) Das Paar hatte fünf Kinder. Zwei von ihnen starben bereits im Kindesalter.
Conrad Hinrich Donner trat nach seiner Lehre bei dem Altonaer Handelsherrn Johann Daniel Lawaetz (siehe: Lawaetzweg) als Kaufmann in die Dansk Asiatisk Kompagni (Dänisch-Asiatische Handelskompanie) ein und reiste wiederholt nach Süd- und Südostasien (in das einstige Ostindien), außerdem nach Madagaskar und Saint Thomas, einer Karibikinsel, die zur damaligen Kolonie Dänisch-Westindien gehörte. Handelskompanien waren staatlich geschützte, privilegierte und monopolisierte Zusammenschlüsse von Großkaufleuten, die in Übersee befestigte Stützpunkte mit eigener Flotte, Münz- und Gerichtshoheit unterhielten. Sie setzten ihre Handelspolitik durchaus auch mit Gewalt durch, was von bewaffneten Raubüberfällen bis hin zur Ermordung von Bewohnerinnen und Bewohnern kleinerer Inselstaaten reichte. Außerdem waren sie am Sklavenhandel beteiligt.
1798 gründete der damals 24-jährige Conrad Hinrich Donner in Altona die Firma C. H. Donner und betätigte sich fortan als Merchant Banker: Er besaß eigene Schiffe, handelte mit Tabak, Zucker und Kaffee, die unter Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung aus Übersee nach Hamburg kamen, und sicherte als eine Art Bürge den Warenhandel finanziell ab. Als besonders einträglich erwiesen sich nach dem Ende des Dritten Koalitionskrieges 1805 das Zucker- und das Kaffeegeschäft. Conrad Hinrich Donner zählte bald „zu den reichsten Leuten der Hamburger Börse“. Darüber hinaus betrieb er Lager für Wein, Branntwein und Essig und gründete um 1811 an der großen Elbstraße eine „Tobacksfabrik“.
Mit der Zeit wurde das Bankgeschäft immer wichtiger, bis die Firma C. H. Donner nur noch als Bankhaus unter dem Namen „Conrad Hinrich Donner Bank“ tätig wurde, die u. a. Staatsanleihen für den dänischen König auflegte. Donners Reichtum ermöglichte es ihm, großzügig für wohltätige Zwecke zu spenden. Er unterstützte u. a. die Altonaer Sonntagsschule zur fachlichen Weiterbildung von Handwerkern und Künstlern (siehe dazu auch: Helenenstraße).
Sein Firmennachfolger wurde sein Sohn Bernhard Donner (30.11.1808 Altona -27.11.1865 Neumühlen). Als dieser 1865 im Alter von 57 Jahren verstarb, bedachte er in seinem Testament seine Frau Helene (27.12.1819 Hamburg – 30.11.1909 Neumühlen, siehe: Helenenstraße) mit einer großzügig bemessenen Rente, verbunden mit dem Wohnrecht im Haus an der Palmaille und in Neumühlen. Seinen beiden Töchtern Harriet, geboren 1841, und Esther, geboren 1851, vermachte er je eine halbe Million Banco: auszuzahlen nach Vollendung ihres 40. Lebensjahrs. Seine zwei jüngeren Söhne Bernhard Carl, geboren 1849, und Richard Henry, geboren 1855, erhielten je eine Million Mark Banco, die sie nach Ablauf ihres 26. Lebensjahres ausgezahlt bekommen sollten. Der älteste Sohn Conrad Hinrich, geboren 1844, bekam die Firma und zwei Millionen Mark Banco sowie den Grundbesitz in Altona, Neumühlen, Bredenbek und Rethwisch.
Conrad Hinrich Donner (21.8.1844 Neumühlen – 3.31911 Rom) war beim Tod seines Vaters Bernhard Donner noch nicht volljährig und befand sich auch noch in der kaufmännischen Ausbildung. Erst nachdem er 25 Jahre alt und damit volljährig geworden war, konnte 1870 die Firma an ihn übergeben werden. Bis dahin wurde sie von der verwitweten Frau Etatsrätin Helene Donner in Gütergemeinschaft mit ihren Kindern betrieben, d. h. die Arbeit übernahmen die beiden Firmen-Prokuristen.
1871 verlegte Conrad Hinrich Donner die Bank nach Hamburg. Zwei Jahre später heiratete er Bodil Gräfin von Holstein-Holsteinborg, eine Enkelin von Sophie Elisabeth Donner, der Tochter seines Großvaters Conrad Hinrich Donner. Einen Monat vor seiner Hochzeit erhielt er den preußischen erblichen Adelstitel.
Geschäftlich stand die Wareneinfuhr aus Übersee weiterhin an wesentlicher Stelle. Später wurde die Reederei aufgegeben, es kam der Handel mit Petroleum hinzu. 1894 war Conrad Hinrich maßgeblich an der Gründung der Hamburgischen Electricitäts-Werke beteiligt. Inzwischen war auch sein jüngere Bruder Henry Firmenteilhaber geworden.
1899 gründete Conrad Hinrich Donner mit anderen Kaufmännern in La Paz die Vereinigung zur Ausbeutung der Gummivorkommen in Bolivien. Hinzu kam der Handel mit Baumwolle, importiert aus den Südstaaten der Vereinigten Staaten von Amerika, aus Indien und Ägypten; Kaffee kam aus Brasilien und Häute aus China und Argentinien. Gleichzeitig entwickelte sich die Bank bis 1914 zu einem der größten deutschen Geldhäuser. Um 1900 gehörte Conrad Hinrich Donner zu den zwanzig reichsten Männern der Welt mit einem Vermögen von 400 Millionen Mark.
Wie auch seine Mutter Helene Donner und viele der durch Waren- und Geldwirtschaft zu Reichtum gekommenen Kaufleute, gab Conrad Hinrich Donner einen Teil seines erwirtschafteten Geldes für wohltätige Zwecke aus. Als seine Mutter schwer erkrankte, gelobte der zum Freiherrn geadelte Sohn im Falle ihre Genesung, Altona ein Krankenhaus zu schenken. Nachdem Helene Donner genesen war, lehnte die Stadt Altona das Angebot dankend ab, weil sie solch einen Bau als ihre eigene Angelegenheit betrachtete. So ließ Conrad Hinrich Donner gemeinsam mit seiner Frau Bodil für das Kirchspiel Othmarschen die Christuskirche errichten, für die bereits seine Mutter Helene eine Geldsumme gegeben hatte. Auch übernahmen er und seine Mutter für mehrere Jahre die Besoldung des Pfarrers.
Conrad Hinrich Donner ließ auch das Erholungsheim in Döse an der Nordsee erbauen und dem Altonaer Kinderhospital übereignen. Für den Unterhalt der dort untergebrachten Kinder kam die Etatsrätin-Donner-Gedächtnis-Stiftung auf, die der Sohn eigens für diesen Zweck errichtet hatte.
Text: Frauke Steinhäuser und Rita Bake