Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Helenenstraße

Altona-Nord, seit 1893, benannt nach Helene Donner, geb. Schröder (27.12.1819 Hamburg – 30.11.1909 Hamburg), Etatsrätin


Siehe auch: Helenenstieg
Siehe auch: Augustenpassage
Siehe auch: Auguste-Victoria-Kai.
Siehe auch: Donnerstraße, Ottensen, seit 1865, nach der Familie Donner, besonders nach C. H. Donner (1774 - 1854). Der Kaufmann Conrad Hinrich Donner gründete 1798 die Handelsfirma „Conrad Hinrich Donner“ und dann die „Conrad Hinrich Donner Bank“.
Siehe auch: Schröderstiftstraße, Rotherbaum, seit 1858 und Schröderstiftweg, Rotherbaum, seit 1973: Johann Heinrich Schröder (1784-1883), Gründer des Schröderstiftes, Kaufmann, Bankier, Gründer der Firmen J. Henry Schröder & Co., London und J. H. Schröder & Co. Liverpool.
Siehe auch: Moltkestraße, Hoheluft-West (1873): Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), Generalfeldmarschall.
Siehe auch: Kaiserhöft (1888), Kaiserkai (1871), Kaiser-Wilhelm-Höft (1902), Kaiser-Wilhelm-Platz (1888), Kaiser-Wilhelm-Straße (1890), benannt nach Kaiser Wilhelm I.

1893 wurde in Hamburg erstmals eine Straße nach einer Stifterin und Wohltäterin benannt, und zwar nach der aus dem Hamburger Großbürgertum stammenden Helene Donner.

Es ist verwunderlich, dass verhältnismäßig wenige Straßen nach Wohltäterinnen und Mäzeninnen benannt sind, agierten doch besonders Frauen seit Jahrhunderten in diesen Bereichen. Schon seit dem Spätmittelalter sind uns Wohltätigkeit praktizierende Hamburger Frauen bekannt. So z. B. die Stifterinnen aus wohlhabendem, bürgerlichem Stand, die allein oder gemeinsam mit ihren Ehemännern testamentarisch Geld und/oder Häuser und Grundstücke für mildtätige Zwecke bestimmten und/oder wohltätige Stiftungen ins Leben riefen. Erinnert sei an Emilie Jenisch, nach der noch keine Straße benannt wurde, die aber durch eine Mit-Benennung posthum und ohne viel Aufwand zu dieser Ehre gelangen könnte: So könnte die 1908 nach Senator Martin Jenisch (1793-1857) benannte Jenischstraße ergänzt werden um: Emilie (Emily) Auguste Jenisch (1838 – 1899), Nichte von Martin Jenisch und Stifterin der Anscharhöhe.

Die individuellen Gründe für das soziale Engagement von Wohltäterinnen lassen sich oft nicht mehr rekonstruieren

Da es in der Oberschicht zum guten Ton gehörte, sich als wohltätig zu erweisen, ist diese Beschäftigung nicht immer als uneigennütziger Dienst am Nächsten zu werten. Frau und Mann erwiesen sich mit ihrem sozialen Engagement auch einen Dienst am eigenen Ich, denn für viele Damen und Herren der Hamburger Oberschicht bot die Wohltätigkeit ein Betätigungsfeld zur gesellschaftlich legitimierten Selbstbestätigung. Dabei blieben der gesellschaftliche Status quo, der Unterschied zwischen Arm und Reich unangetastet und die Wurzeln des eigenen hohen Einkommens sozialkritisch unhinterfragt.

Die Presse feierte die wohltätige Hamburger Oberschicht und wirkte so als Promotor solchen Engagements.

Sicherlich waren häufig auch ganz persönliche Motive für eine soziale Betätigung ausschlaggebend. Bei Frauen, deren Ehe kinderlos blieb, liegt diese Vermutung nahe: Sie steckten ihr Geld verstärkt in wohltätige Einrichtungen für Kinder. Für andere Frauen des Bürgertums waren christliche Nächstenliebe oder Patriotismus die treibenden Kräfte, sich wohltätig zu engagieren. Andere Formen des sozialen Engagements boten die Kirchen und religiösen Gemeinschaften.

Um die Jahrhundertwende gewann die Rolle der Frau als Mäzenin von Künstlern und Künstlerinnen zunehmend an Bedeutung. Als Auftraggeberin, Käuferin und Sammlerin unterstützte sie ihre Schützlinge nicht nur finanziell, sondern trug auch zu deren gesellschaftlicher Anerkennung bei. Doch nicht immer stand das Interesse an der Kunst im Vordergrund. Neben spekulativen Zwecken, Kunst als einträgliche Kapitalanlage zu begreifen, wurden mit Kunstsammlungen auch gesellschaftliche Ziele verfolgt.

1197 Helene Donner
Helene Donner etwa 1860; Quelle: via Wikimedia Commons

Helene Donner stammte aus der Hamburger Familie des Freiherrn von Schröder (siehe: Schröderstiftstraße). Sie war die Tochter von Henriette Schröder (siehe Schröderstiftstraße). Mit achtzehn Jahren heiratete sie den damaligen Chef des großen Handelshauses C. H. Donner (siehe: Donnerstraße), den dänischen Etatsrat Bernhard Donner (1808-1865), Sohn von Conrad Hinrich Donner, und wurde fortan „Etatsrätin Donner“ genannt. Das Paar bekam sieben Kinder. Ihr Haus, das Donner-Schloss an der Flottbeker Chaussee, welches nach dem von Bernhard Donner veranlassten Abriss des Sieveking‘schen Landhauses erbaut worden war, wurde der Mittelpunkt der Gesellschaft. Offiziere, Künstler, Gelehrte und Adlige waren dort zu Gast, so z. B. General Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (siehe: Moltkestraße), Kaiser Wilhelm I. (siehe: Kaiser-Wilhelm-Straße), Kaiserin Auguste Viktoria (siehe: Augustenpassage und Auguste-Victoria-Kai).

Nachdem Helene Donners Ehemann 1865 verstorben war, widmete sich die damals 46-Jährige verstärkt der Wohltätigkeit. So stiftete sie die Sonntagsschule in Altona, gründete 1882 an der Allee, der heutigen Max-Brauer-Allee das Helenenstift – ein Krankenpflegerinnenheim und eine Ausbildungsstätte für Krankenschwestern – und ließ 1894 auf dem Gelände des Helenenstiftes eine Kapelle (heute: Kirche der Stille) einweihen, die einen eigenen Seelsorger bekam. Als die Stadt Altona 1885 mit dem Ausbau des Neumühlener Strandweges begann, gab Helene Donner den benötigten Teil ihres Geländes ab.

Helene Donner gehörte dem Vorstand der Ottensener Krippe an und wurde 1870 in den Vorstand des „Vaterländischen Frauenvereins zu Altona“ gewählt. „Er hatte zum Zweck, im Frieden Vorkehrungen für die im Kriegsfall benötigte Pflege verwundeter und kranker Soldaten zu treffen, und sollte außerdem bei Notständen die Stadt Altona und die Orte der näheren Umgebung unterstützen. ‚Alle unbescholtenen Frauen und Jungfrauen ohne Unterschied des Glaubens und Standes‘ konnten Mitglied werden.‘“, 1) schreibt Andrea Brinckmann. Und über Helene Donners Anliegen bezüglich einer Ausbildung für Krankenpflegerinnen fährt Andrea Brinckmann fort: Helene Donner verfolgte „das Ziel, Krankenpflegerinnen ausbilden zu lassen und sie in Krankenhäusern und in der Privatpflege einzusetzen. Es dauerte jedoch fünf Jahre, bis die 1. Vorsitzende 1874 in der Funkstraße eine kleine Wohnung für die ersten ausgebildeten Pflegerinnen anmieten konnte. Ein Jahr später zog die Schwesternschaft in eine größere Wohnung in der Breitenstraße. Wie die Hamburger Schwestern unterhielten auch die Altonaner Rotkreuz-Frauen seit 1879 eine Poliklinik, in der sich die Armen kostenlos behandeln ließen. Dank der regelmäßigen großzügigen Unterstützung durch Helene Donner war der Verein finanziell gut ausgestattet. Schließlich überreichte sie 1880 dem Verein 50.000 Reichsmark für den Bau eines Mutterhauses an der Allee 161 (heute Max-Brauer-Allee). Bei seiner feierlichen Eröffnung 1882 wurde er zu Ehren seiner Spenderin ‚Helenenstift‘ getauft.“ 2)

1894 ließ Helene Donner auf dem Gelände des Helenenstiftes eine Kapelle (heute: Kirche der Stille) einweihen, die einen eigenen Seelsorger bekam. Als die Stadt Altona 1885 mit dem Ausbau des Neumühlener Strandweges begann, gab Helene Donner den benötigten Teil ihres Geländes ab.

Helene Donner wurde Ordensdame des Luisenordens am Band und Besitzerin des Wilhelm-Ordens am Band. Letzteren Orden überreichte ihr Kaiser Wilhelm II. am 18. Juni 1889 anlässlich der Enthüllung des Denkmals seines Großvaters in Altona. Außerdem erhielt sie den Orden des Roten Kreuzes.