Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Biernatzkistraße

Altona-Altstadt (1950): Familie Biernatzki, hier besonders die Geistlichen und Gelehrten aus der Familie.1) Im Wikipedia Eintrag zu Karl Biernatzki (28.12.1815 Altona – 23.1.1899 Altona) heißt es, dass die Biernatzkistraße nach ihm und seiner Frau Charlotte benannt sei.2)


Siehe auch: Emma-Poel-Straße
Siehe auch: Wichernsweg (Karl von B. arbeitete eng mit Wichern zusammen)
Siehe auch: Theodor-Schäfer-Damm

Bereits in der NS-Zeit wurde die Biernatzkistraße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Sonninstraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.

Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. So entschloss sich das NS-Regime 1938, „insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ bei der neuen Straßennamenvergabe zu berücksichtigen.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Biernatzkistraße 1950 benannt.

Zu einigen Familienmitgliedern:
Der Theologe Karl Biernatzki (28.12.1815 Altona – 23.1.1899 Altona) war Pfarrer an der Hauptkirche Altona. Zuvor hatte der studierte Theologe als Rektor in Friedrichstadt, dann in Kassel als Sekretär des Zentralvereins für China-Mission und schließlich ab 1855 als Generalsekretär des Centralausschusses für die Innere Mission gearbeitet. 1859 übernahm er die Pfarrstelle an der Hauptkirche in Altona, wo er bis 1895 verblieb.
Biernatzki gehörte 1867 zu den Gründungsmitgliedern der Altonaer Diakonissenanstalt, „die sich am Vorbild der Diakonissenanstalt Kaiserwerth orientierte und jungen Frauen eine entsprechende Ausbildung bot. Bei den Vorbereitungen nutzte der Theologe vorhergehende Aktivitäten eines von Emma Poel [siehe unter: Emma-Poel-Straße] gegründeten Frauenvereins. In den Anfangsjahren bildete die Einrichtung insbesondere Schwestern aus und erweiterte die Einrichtungen zur Krankenpflege. (…) Neben dem Engagement für die Diakonissenanstalt leistete Biernatzki in seiner Altonaer Gemeinde weitere Sozialarbeit. 1870 gründete er eine Gemeindepflegestation, in der neben seiner Frau Charlotte eine Diakonissin mitarbeitete. Die Einrichtung betreute Kranke in deren Wohnungen und versorgte Hungernde mit warmen Mahlzeiten und Kleidung. Ein Förderverein übernahm 1881 dessen Trägerschaft, später die Diakonissenanstalt in Altona. Sein Privathaus, in dem seit 1881 eine ‚Stopf- und Flickschule für schulpflichtige Mädchen‘ für 80 Mädchen entstand, vermachte Bienatzki 1897 seiner Kirchengemeinde. Um berufstätige Mütter zu entlasten, gründete der Theologe 1890 einen Hort, der Platz für 40 Kleinkinder bot. Hinzu kam ein Wohnheim für 18 ältere, alleinstehende Frauen. (…)

Biernatzkis Ehefrau [Charlotte, geborene From] (* 23. August 1820 in Faaborg) [gestorben 28.8.1892 Altona] war die Tochter eines Segelmachers. Als Kinderbuchautorin schrieb sie unter dem Pseudonym ‚C. J.‘. Das Ehepaar hatte am 13. August 1845 in Faaborg geheiratet. Aus der Ehe gingen fünf Töchter und vier Söhne hervor,“ 2) ist in Wikipedia nachzulesen.

Im Gegensatz zu den Söhnen erhielten die Töchter keine gute Bildung. „Die Annahme eines standesgemäßen Berufes war ihnen somit nicht möglich. Die sie zudem keine nennenswerte Mitgift erhielten, konnten sie sich nicht durch eine passende Eheschließung sozial sichern. Die älteste Tochter Maria lebte von 1846 bis 1900, arbeitete als Haushälterin und starb unverheiratet. Die Tochter Herminie (1848–1924) arbeitete als Hauslehrerin, Reisebegleiterin und unterhielt ein Pensionat. Auch sie blieb ledig. Die Tochter Fernanda (* 1859) wurde früh taub und starb unverheiratet. Genauso die Tochter Sophie (* 1862). Die Tochter Johanna († 1851) wirkte als Diakonisse und später Gemeindeschwester. Sie pflegte danach ihre beiden jüngeren Schwestern und heiratete ebenfalls nicht,“ 3) heißt es in Wikipedia.

Die Söhne hingegen – wie z. B. Johannes B. (1849-1935) und Wilhelm B. (1855-1940) wurden Geistlicher (Kunsthistoriker) und Landwirt (Journalist und Verbandsfunktionär)

Auguste Biernatzki (1793-1862), die Schwester des Theologen Johann Christoph Biernatzki (17.10.1795 Elmshorn – 11.5.1840 Friedrichstadt) leitete eine Mädchenschule in Altona und blieb unverheiratet. Ihr zur Erinnerung wird die Straße nicht mitbenannt worden sein.