Amsinckufer
Kleiner Grasbrook (1976): Martin Garlieb Amsinck (23.9.1831 Hamburg – 10.4.1905 Hamburg), Reeder Segelschiffswerft
Siehe auch: August-Bolten-Weg
Siehe auch: Laeiszstraße
Siehe auch: Goßlers Park
Siehe auch: Beim Amsinckpark
Martin Garlieb Amsinck war der Sohn von Emilie Amsinck, geborene Goßler (siehe: Goßlers Park) und des Kaufmanns und Inhabers der Firma Johannes Schuback & Söhne, Johannes Amsinck (siehe: Schubackstraße). Einer seiner Brüder war Wilhelm Amsinck, nach dem die Verkehrsfläche Beim Amsinckpark benannt ist. (siehe: Beim Amsinckpark).
Martin Garlieb Amsinck trat nicht ins väterliche Geschäft ein. Maria Möring schreibt: „Er hatte wie alle Brüder den Kaufmannsberuf erlernt. Die Überlegungen über seine künftige Betätigung kamen zu einem erfolgreichen Abschluß, als auf dem Kleinen Grasbrook eine Segelschiffswerft zum Verkauf angezeigt wurde. Johannes Amsinck erwarb sie für den Sohn.“ 1)
Bereits in vorherigen Jahren hatte Vater Johannes Amsinck mehrere Segler besessen, die unter der Schubackschen Hausflagge fuhren. Da das Geschäft mit dem Handel blühte, wollte Johannes Amsinck wieder Frachtschiffe haben. Und so trat sein Sohn Martin Garlieb Amsinck ins Reederei- und Werftgeschäft ein. Auch seine Brüder Wilhelm und Heinrich Amsinck beteiligten an der Reederei und der Werft.
Im selben Jahr, als Martin Garlieb Amsinck seine Segelschiffswerft eröffnete, heiratete er 1857 Susanne Katharina, geb. Goßler (1.10.1835 Hamburg – 9.11.1901 Hamburg). Das Paar lebte am Harvestehuder Weg 20 und hatte acht Kinder. Das erste wurde 1858, das letzte 1875 geboren.
„Als zu Beginn der 1870er Jahre die hölzernen Segelschiffe mehr und mehr von solchen aus Eisen und Stahl verdrängt wurden, gab er den Schiffbau auf und widmete sich in Gemeinschaft mit seinen Brüdern Wilhelm und Heinrich ganz der Reederei. Die Firma M. G. Amsinck gehörte bald zu den größten Segelschiffsreedereien der Stadt. (…) Darüber hinaus hatte er eine Reihe von bürgerlichen Ehrenämtern inne: Er fungierte unter anderm als Handelsrichter (1880-85), als beeidigter Schiffstaxatore (1876-85) und als Beisitzer des Seeamtes. Von 1877 bis 1886 gehörte er der Bürgerschaft ab, seit 1882 war er Mitglied der Deputation für Handel und Schiffahrt.“ 2) Ebenso war er im Verwaltungsrat der „Hamburg Südamerikanische Dampfschifffahrts-Gesellschaft“ (Hamburg Süd), in den er 1883 gewählt worden war.
Sein Bruder, Heinrich Amsinck, war seit Entstehen (1871) der Hamburg Süd erster Vorsitzender der Gesellschaft gewesen. Auch der Reeder August Bolten, nach dem der August-Bolten-Weg benannt ist, hatte Kapital in die Gesellschaft eingebracht.
Nachdem Heinrich Amsinck 1881 aus gesundheitlichen Gründen seinen Vorsitz in der Gesellschaft abgegeben hatte, übernahm Ferdinand Laeisz den Vorsitz. Nach ihm ist die Laeiszstraße benannt. Er gab den Vorsitz nach wenigen Jahren an seinen Sohn Carl ab.
Nach dem Tod von Heinrich Amsinck (1824-1883) vertrat dann Martin Garlieb Amsinck die Familie Amsinck im Verwaltungsrat der „Hamburg Süd“. 3)
Der Straßenname „Amsinckufer“ hat koloniale Bezüge. Siehe dazu im digitalen Geschichtsbuch unter: https://geschichtsbuch.hamburg.de/wp-content/uploads/sites/255/2017/07/AB-SEK-I-Stra%C3%9Fennamen-Projekt-1.pdf
Die Schiffe der Hamburg Süd verkehrten im monatlichen Liniendienst zwischen Hamburg und Brasilien sowie und Argentinien und transportierten „Kolonialwaren“ wie Kaffee und Fleisch und brachten u. a. Saisonarbeiter zu die Kaffeeplantagen z. B. nach Brasilien.
Kim Todzi, Historiker am Arbeitsbereich Globalgeschichte der Universität Hamburg, schreibt: "Hamburg stieg (...) zur Kolonialmetropole des Kaiserreichs auf. Der Hafen verband die Kolonien mit dem Deutschen Reich. Zahlreiche Reedereien – wie die Woermann-Linie oder Deutsch-Ost-Afrika-Linie –, Handels- und Plantagenunternehmen hatten hier ihren Sitz. Kolonialwaren wie Palmöl, Elfenbein, Kaffee, Zimt, Kakao, Bananen und Tee wurden seit 1888 in der neu erbauten Speicherstadt, dem damals größten zusammenhängenden Lagerkomplex der Welt, gelagert und von dort weiterverkauft. Vom Hamburger Hafen liefen die Schiffe aus, auf denen Produkte in die (deutschen) Kolonien exportiert wurden. Das waren neben einem großen Teil hochprozentigen Alkohols vor allem Kleidung und Stoffe aus Baumwolle, Waffen und Munition sowie Salz." 3)
Kolonialismus ist - wie Kim Todzi zitiert: "eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt werden. Damit verbinden sich in der Neuzeit in der Regel sendungsideologische Rechtfertigungsdoktrinen, die auf der Überzeugung der Kolonialherren von ihrer eigenen kulturellen Höherwertigkeit beruhen..“ (Osterhammel, Jürgen: Kolonialismus. Geschichte – Formen – Folgen, München 2009 6 , S. 21.)
1901 „trat Martin Garlieb Amsinck aus Gesundheitsrücksichten von seinem Posten im Aufsichtsrat der Hamburg-Süd-amerikanischen Dampfschiffahrts-Gesellschaft zurück.“ 5)