Gödeke-Michels-Weg
Neugraben-Fischbek (1940): Gödeke Michels (hingerichtet 1402), Seeräuber
Siehe auch: Kersten-Miles-Brücke
Siehe auch: Störtebekerweg
Siehe auch: Karpfangerstraße
Siehe auch: Simon-von-Utrecht-Straße
Siehe auch: Störtebeker Ufer
Die Verkehrsfläche wurde in der Zeit des Nationalsozialismus benannt, und zwar in einer Gegend, von der man damals annahm, dass sich dort einst auf dem Falkenberg eine Burg des Gödeke Michels befunden habe. Später wurde diese Annahme archäologisch widerlegt.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Mythos um Störtebeker und Gödeke Michels für die Zwecke der Nationalsozialisten instrumentalisiert. Die beiden Piraten wurden „in die Propaganda Hitlerdeutschlands eingeflochten als ‚nordischer Rebell‘ mit dem Recht zur ‚Plünderung der Nachbarvölker‘.“ 1)
Gödeke Michels soll wie auch Klaus Störtebeker auf Rügen aufgewachsen sein. Es wird angenommen, dass er ein Bauernsohn war und später als Knecht auf einem Gut gearbeitet hat.
Mit Klaus Störtebeker (siehe: Störtebekerweg) war der Schiffshauptmann Gödeke Michels, einer der Anführer der Vitalienbrüder, die in der Ost- und Nordsee ihr Piratenwesen trieben. „Sie besaßen schnelle Schiffe, die blitzartig die Koggen der Hanse aufbrachten und enterten. Dabei ging es ihnen in erster Linie darum, Beute zu machen, und nicht um den Kampf, sodass diejenigen, die sich nicht wehrten, meist ‚nur‘ über Bord geworfen wurden.“ 2)
Die Vitalienbrüder waren eine Bruderschaft und damit genossenschaftlich organisiert. Sie waren nicht nur Piraten. „Im Grunde genommen waren sie Fehdehelfer Mecklenburgs, mit all den Pflichten und Freiheiten, die eine Fehde zur See mit sich brachte, nur mit dem Unterschied, dass ihre Kaperbriefe sie meist nicht schützten.“ 3) „Sie betrieben Seeraub als Gewerbe – entweder mit Bestallung durch Kaperbriefe oder ohne diese.“ 4) und teilten „ihre Beute nach Abzug aller Kosten gerecht unter sich“ 5) auf.
Woher die Vitalienbrüder kamen, ist bis heute nicht genau geklärt. Alain Felkel erklärt das Aufkommen der Vitalienbrüder wie folgt: „Seine Entstehung verdankte es der hochexplosiven Konfliktdynamik, die sich infolge von Kriegs- und Fehdewirren, Hungersnöten und innerstädtischen Machtkämpfen herausgebildet hatte. Innerhalb nur weniger Jahre hatten sich regelrechte Aufstandsketten in den Hansestädten entzündet“ 6), so zum Beispiel in Bremen unter den nichtzünftigen Handwerkern und Tagelöhnern, in Braunschweig rebellierten die Zünfte gegen den Rat und die Knochenhauer in Lübeck verteidigten ihre Marktrechte. „Die Niederschlagung der Aufstände führte dazu, dass viele ‚Vervestete‘ (Geächtete) und Flüchtlinge auf den Straßen vagabundierten. Hinzu kam, das sprunghafte Wiederaufleben des Raubrittertums (…). Entlaufene oder dienstlose Söldner taten ihr Übriges. Sie gesellten sich ebenfalls zu den Raubscharen.“ 7). Und diese machten die Straßen unsicher, räuberten und plünderten. Nachdem einige Hafenstädte wie Wismar und Rostock „ihre Häfen den Kaperfahrten öffneten, zogen sie einen Großteil der Räuber von den Straßen auf die See“. 8)
1401 stachen die Hamburger Englandfahrer mit einer Strafexpedition auf der Suche nach Gödeke Michels in See. Sie überraschten ihn beim Plündern einer Kogge; es kam zum Kampf, die Piraten unterlagen. Gödeke Michels sowie 79 seiner Piraten wurden gefangen genommen und nach Hamburg gebracht, wo sie verhört und verurteilt wurden. Auf dem Grasbrook, der damaligen Hinrichtungsstätte, wurden ihnen 1401 die Köpfe abgeschlagen.