Hamburger Straßennamen -
nach Personen benannt

Simon-von-Utrecht-Straße

St. Pauli (um 1948): Simon von Utrecht (Um 1370 Harleem/Niederlande – 14.10.1437), Bürgermeister von 1433-1437, Seeheld.


Siehe auch: Störtebekerweg
Siehe auch: Kersten-Miles-Brücke
Siehe auch: Gödeke-Michels-Weg
Siehe auch: Karpfangerstraße
Siehe auch: Ditmar-Koel-Straße

Bereits 1943 wurde die Simon- von- Utrecht-Straße als neuer Straßenname (alter Straßenname: Eckernförderstraße) in der Liste „Umbenannte Straßen“ aufgeführt. Die Liste wurde im Hamburger Adressbuch von 1943 veröffentlicht und listet alle in der NS-Zeit umbenannten Straßen auf, auch diejenigen, bei denen die konkrete Umbenennung noch nicht vollzogen wurde. Bereits umbenannte Straßen wurden mit einem Stern gekennzeichnet.
Nach der Einführung des Groß-Hamburg-Gesetzes im Jahre 1937, durch das z. B. Altona, Wandsbek, Harburg-Wilhelmsburg, Lokstedt, Niendorf, Schnelsen, Rahlstedt, Bramfeld, Lohbrügge und andere Gebiete, die heute Hamburger Stadtteile sind, nach Hamburg eingemeindet wurden, ergaben sich bei den Straßennamen häufig Doppelungen. „Insbesondere Namen aus dem niederdeutschen Raum“ und „Personen der schleswig-holsteinischen Geschichte“ sollten bei der neuen Straßennamensvergabe berücksichtigt werden.

Viele der für eine Umbenennung in Frage kommenden alten Straßennamen wurden in der NS-Zeit aber nicht mehr umbenannt. Eine Umbenennung nach den 1943 aufgelisteten neuen Straßennamen erfolgte für diverse Straßennamen dann nach der Befreiung vom Nationalsozialismus. So wurde die Simon-von-Utrecht-Straße 1948 benannt.

Simon von Utrecht war ein holländischer Kaufmann und Englandfahrer und stammte aus dem Gebiet des Erzstiftes Utrecht. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts kam er mit einer Ladung von Tuchen, Ölen und Mandeln nach Hamburg.

In erster Ehe war er mit einer Frau verheiratet, die den Nachnamen Swartekopp trug. Heino Swartekopp, Vater dieser Frau und damit Schwiegervater von Simon von Utrecht, bürgte um 1401 für ihn, „damit Simon von Utrecht das Hamburger Bürgerrecht erwerben konnte“. 1)

1405 heiratete Simon von Utrecht in zweiter Ehe die Witwe des Nicolaus Holste, Tibbeke, eine nahe Verwandte von Heino Swartekopp. Sie brachte einen Sohn und ein großes Vermögen mit in die Ehe. Die Ehe mit Simon von Utrecht blieb kinderlos.

In Wikipedia heißt es über Simon von Utrecht: „Am 22. April 1401 nahm er als Kommandant eines hamburgischen Friedeschiffs an dem letzten Kampf gegen Klaus Störtebeker [siehe: Störtebekerweg] bei Helgoland teil. 1425 wurde Simon von Utrecht in den Rat der Stadt Hamburg gewählt. 1428 nahm er am Seezug der Hanse gegen die dänischen Inseln und Flensburg teil. Von 1432 bis 1433 befehligte er die Hamburger Flotte gegen Piraten in der Nordsee. Er schlug die Strandfriesen zur See, zwischen der Weser und Ems, und danach auch auf dem Festland. Er zerstörte ihr Hauptquartier, die Sibetsburg, und nahm nach weiteren Siegen bei Norden und Lütetsburg die Hauptstadt Emden ein. Für seine Verdienste wurde er 1433 zum bislang einzigen Hamburger Ehrebürgermeister ernannt. (…).“ 2)

Alain Felkel schreibt in seinem Buch „Operation Piratenjagd“ über Simon von Utrechts Einsatz in den 1430er Jahren gegen die Piraten (Vitalienbrüder): „Zusammen mit Nikolaus Langhe befriedete er 1430 erst die Elbmündung, dann verfolgte er die Vitalier bis Ostfriesland, wo sie wie zu Störtebekers Zeiten ihre Basishäfen hatten. (:..)

Die Strafaktionen der Hamburger waren erfolgreich, blieben jedoch ohne nachhaltige Wirkung. So oft Simon von Utrecht die Vitalienbrüder schlug, so oft stellten sie sich erneut zum Kampfe.“ 3)

Alain Felkel berichtet auch von Niederlagen, die Simon von Utrecht hinnehmen musste, so zum Beispiel im Jahre 1432. „Obwohl es Simon zusammen mit den Bremern gelang, bei einem (…) Gefecht 48 Piraten gefangen zu nehmen, entkamen 14 von diesen aus dem Winserturm in Hamburg. Die anderen 34 hatten weniger Glück. Sie endeten, wie so viele ihrer Kollegen, auf dem Grasbrook, von wo aus nach einigen Wochen ihre abgeschlagenen Schädel der Elbe die Zähne entgegenbleckten.“ 4)

Und weiter äußert Alain Felkel über die Piraterie: „Trotz ihrer Anfangserfolge konnten die hansischen Flottenkommandeure ein Ausufern der Piraterie nicht verhindern. Anfang 1433 war die Zahl der Seeräuber so gestiegen, dass die Hamburger die preußischen Städte, Danzig und auch Göttingen um finanzielle oder militärische Hilfe baten. (…) Die preußischen Städte ignorierten die Hilfsgesuche. Danzig spielte auf Zeit und wollte die Beschlüsse der anderen Städte in dieser Sache abwarten. Hansische Binnenstädte wie Göttingen und Hildesheim fanden Ausflüchte. (…) Einzig Lübeck und Bremen steuerten einen kleinen Anteil am Kampf gegen die Piraten bei.“ 5)

Doch auch ohne diese Unterstützung waren die Hamburger 1433 im Kampf gegen die Piraten erfolgreich. Dazu Alain Felkel; „Mitte Juni verließen 21 Schiffe (…) Hamburg. Die Strafexpedition von 1433 war politisch und strategisch gut vorbereitet.“ 6)

Zusammen mit dem Friesischen Freiheitsbund, der sich „von der Tyrannei des ostfriesischen Häuptlings Focko Ukena befreit hatte (…) belagerten die Hamburger Emden, das sie am 20. Juli 1433 eroberten. (…)

Die Erfolge der Hamburger und ihrer Verbündeten riefen Sibet Lubbe auf den Plan. Im Jahr 1433 rüstete der Seeräuberhauptmann mithilfe der Vitalienbrüder und der Truppen seines Bundesgenossen Udo Fockena zum Gegenschlag.“ 7) Dabei wurde Sibet getötet und sein Halbbruder Hayo Harlda übernahm das Kommando. Er und die Vitalienbrüder verschanzten sich in der Sibetsburg (heute: Wilhelmshaven). Nun galt es für die Truppen von Simon von Utrecht diese Burg zu erobern, was nach 14 Tagen Belagerung auch gelang. Dazu Alain Felkel: „Der Fall und die Zerstörung der Sibetsburg bedeuteten eine Zeitenwende. Die vorläufige Besetzung Emdens durch die Hamburger und die Vereinigung Ostfrieslands unter der Herrschaft der Häuplingsdynastie der Cirksenas beendete diesmal endgültig die organisierte Piraterie der Vitalienbrüder in der Nordsee.

Dies war zum Großteil Simon von Utrecht zu verdanken (…). Zum Dank erhielt er ein Jahr darauf den Titel eines Ehrenbürgermeisters.“ 8)
An der Kersten-Miles-Brücke erinnert ein Denkmal an Simon von Utrecht. Dazu heißt es auf der Webmap von „hamburg global“: „1895-1897 erbaut, verband die über die Helgoländer Allee führende Kersten-Miles-Brücke die zwei Flanken der repräsentativen Hafenkrone. Die Statuen von vier Hamburger Seehelden säumen die Brücke, darunter Simon von Utrecht, der 1401 den Seeräuber Störtebeker fasste. Die Auswahl der Figuren verweist auf die von der Hansestadt vertretene Haltung, dass ihr Anspruch als Seemacht auch gewaltsam durchzusetzen sei.“ 9)